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2 Hs! MM auf dem Fuß. Kaum hatte sie das Zimmel sie draußen eine rauhe Stimme hört: durchleuchteten Himmelsraume schwebt. Gerade so, niit dem selben freundlichen Gesicht hat er gestern auf ein thörichtes, unbeholfenes Mädchen herabgeschaut und auf einen Anderen, dessen dunkle Augen in dem silbernen Licht wundersam glänzten. Sonderbar, sie will gar nicht mehr daran denken und doch — glücklicherweise kommt eben etwas über den Flur gepoltert: Finchen, die kleine Stürmische, läßt sogar bei der nächtlichen Wanderung die nöthige Vorsicht außer Acht; sie reißt die Thür- hastig auf, und ehe Käthe Zeit hat, ihre Stellung zu verlassen, sitzt die Cousine neben ihr auf dem Fensterbrett, den einen Arm um das Fensterkreuz geschlungen. „Na, endlich sind die Beiden fertig geworden mit ihren Reden! Käthe, Du thust mir zwar eigentlich leid; aber ich kann Dir nicht helfen; Du mußt mich auch noch anhören und mir beistehen. Die Großen haben mir zwar weis machen wollen, sie hätten irgend etwas unten im Wohnzimmer liegen lassen, aber ich kenne ihre Schliche und weiß, daß keine Macht der Erde die jetzt im Dunkeln und noch dazu in der Geister stunde hinunter gebracht hätte. Sie denken immer noch, sie können mir als der Jüngsten ein L für ein U machen; — aber so dumm bin ich mit meinen siebzehn Jahren doch nicht mehr. Nrcht wahr, Käthe, sie waren doch auch hier bei Dir?" „Wenn das nun Amtsgeheimniß wäre, Kleine?" „Nun gut, dann will ich nicht danach fragen. Du mußt dafür aber noch einen Augenblick Geduld haben. Denke nur, Käthe, ich bin tief empört: Mama sprach doch heut' davon, daß Vetter Karl eine Frau braucht, und sie sagte mir in einer geheimen Unterredung, die ich noch von früher her so hasse, weil sie mir dabei immer irgend welche Sünden vorzu halten hatte, daß sie annehme, seine Wahl werde auf mich fallen. Kannst Du Dir das vorstellen?" „So recht eigentlich nicht, aber wenn die Tante es meint, wird sie wohl wissen warum." „Ja, das hat sie mir auch gesagt: sie denkt, weil es so oft vorkommt, daß gerade Männer, die schon viel in der Welt gesehen und erfahren haben, meist gerade an einem kindlichen, weltfremden Wesen gefallen finden. Aber da soll er sich schön täuschen! Ich konnte das ,Dame sein' durchaus nicht leiden; von übermorgen an werde ich aber ganz lallMko austreten! Sie sollen sich Alle wundern, und dem Vetter wird die Lust schon vergehen, mit mir anbandeln zu wollen! Wenn ich nur erst das dumme Sonett fertig hätte; ich dichte es nicht etwa ihm zu Ehren, sondern nur, um Mama keine Schande zu machen, die sich mit unserer Erziehung so viel Mühe gegeben hat." „Und wozu brauchst Du meine Hilfe, liebstes Finchen; wenn ich mich nicht irre, sprachst Du erst davon?" „Gewiß, Käthchen, darum kam ich ja eigentlich zu Dir. Sieh mal, ich bin in der größten Verlegenheit. Ich habe mir schon den Kopf darüber zerbrochen und komme doch nicht ins Reine. Die bösen Gedanken wollen sich nicht glätten und fügen, obgleich ich den redlichsten Willen dazu habe. Ich finde mich allein nicht mehr zurecht." Auch Du, mein Sohn Brutus, denkt Käthe, und es thut ihr fast leid, daß selbst das junge Herz schon mit Kämpfen zu thun hat; denn was der rosige Mund da hervorsprudelt, klingt ihr schwieriger als Tinchens Zweifel und der Kummer Minchens. „Da ich kein Gedankenleser bin, Kind, wirst Du mir wohl mit gesetzen Worten sagen müssen, um was es sich handelt," kommt's etwas herbe von Käthe's Mund. Erschrocken blickt Finchen zu der Cousine auf. „Ach, liebste Käthe, Du bist doch sonst so gut, warum willst Du mir denn nicht helfen, ich brauche es diesmal so nothwendig, und übermorgen ist's schon zu spät." „Womit kann ich Dir denn behilflich sein, Adolphine," fragt Käthe immer noch kälter als gewöhnlich. „Nein, Käthchen, wenn Du so bist, kann ich Dir's gar nicht sagen; ich schäme mich ja so schon. Und wenn ich keine Hilfe bekomme, ist mein guter Ruf dahin." „Aber Kind, was redest Du nur da, Dein guter Ruf soll dahin sein?" Käthe ist ganz entsetzt über ihr drittes Beicht kind, da tönt'S ganz leise und schüchtern: „Nun ja, mein guter Nus als Dichterin. Wenn ich mein Sonett nicht fertig kriege, glaubt kein Mensch mehr an mein Talent, und ich kann doch die vierten Reime nicht dazu finden! Ich habe schon unsere sämmtlichen GedichMn^s du um wenigstens eine Anregung zu haben und dB ° Ml » alles nichts. Es ist rein zum Verzweifeln!" Damit fährt sie sich mit der Linken blonden Locken. Käthe mag fürchten, die jugcs/ könne von ihrem luftigen, etwas gefährlichen den darum zieht sie die leichte kleine Gestalt aus it/r^e gebW sucht nun mit ihr nach den fehlenden Neunen gesW Käthe nie Anspruch auf die Gunst der M»P> Wie ein W dauert es doch gar nicht lange, bis die pafsciENa, ist W fanden sind. Nach einem Vierlelstündchen gäsi gerade W künftige Sappho seelenvergnügt auf ihr Zinn»" rl, werd' iW noch in fliegender Eile die fertigen Verse aus s.«Ach, waW Die Zurückbleibende bittet im Stillen d/ GekW Verdacht ab, den deren dunkle Worte anfaHG'M) soW hatten. Es muß doch wohl an dem wundeck/B^a- liegen, daß sie selbst heut' immer auf romautiDeW -wo« Drum schnell das Fenster verhallt und ins Les gcW schmalen Spalt zwischen den Vorhängen mte ein neugieriger Mondstrahl in das kleine und huscht scheu über das weiße Gesicht urMnu ue>M bewimperten, geschlossenen Augen hin und /Mw Ang« schlummernde Seele eia bärtiges Antlitz mit gkäE/aj Ein Lächeln fliegt über die Züge der Schla/V" friedigt stiehlt sich der Mondstrahl aas dem 3"^"^ L« Jetzt gleitet er hinunter in das untere GÄ'. miW Frau Auguste mit Hellen Augen auf den w/aHu M sicht hinein in das blinkende Licht und winkt W lichen Gruß zu. Sie ist heute so zufrieden ns ^i: W zugleich. Zufriedenheit fühlt sie mit sich; weil fff er Zubcl M Mutter ihrer Meinung nach, ihr Möglichstes erbau fiuM der Töchter gethan hat. Als kluge Frau/, ihrem pedal einer geheimen Unterredung, die Finchen so/ die sichere Anwartschaft auf den Vetter. Sie des - sie der aM werden sich in dieser gewissen Voraussetzung ne zum biM in dieser Sicherheit des Erfolges von ihrer des/ Nachdem I und so doch wenigstens Eine dem Vetter ij hängt mW Armer Vetter! Wie wenig ahnst Du die Md w« die Deiner Freiheit hier von einer Vorsicht/.^lles hat I gelegt werden. Unruhe bereitet der Frau Ml »erbcmiwl mögliche Wahl, die ihr Kandidat treffen wis/ und gew« nicht, welcher von den Töchtern sie eigentlich 'M» Aul gönnen möchte; sie wünscht es in mütterlicherer, oder W jeder, und das läßt sie nicht schlafen. Naum giaV Der Mondstrahl hat ihr aber einen guterI Wenn ihr Otto es nicht hören kann (jmd kräftig neben ihr), ist Frau Auguste nämli/M// abergläubisch. Darum beschließt sie, den Ausspruch zu befragen. An der Wand links''?. // hängen die Familienbilder, und nun wartet f^M/ Strahl eines derselben beleuchten wird. Di/I" trägt, wird die Auscrwählte sein. Gespannt /R"" 'jZ der Helle Lichtstreif weiter und weiter über / V" m Mcl jetzt erreicht er die vcrhängnißvolle Stelle: i glänzt hinüber zu den spähenden Augen, o s p /' alte Tante Lotte, die gefürchtete Pathin FrauM , / erkennt sie das faltenreiche. Gesicht und dw stech'M., , die alte Frau bis zum heutigen Tage zu tra/kj, was das Schlimmste ist: dies Bild hängt Kinder; sie weiß, nun kann der Strahl diese i^M 1 Eine bange Ahnung steigt in ihrem Herzen ' sj, zwar trotz dieser Erkeuntmß immer noch; do/M, t ihr zu Liebe nicht von seiner gewohnten Bahn j,'M/-., ihr endlich die müden Augen zu, ohne daß sie chch.f Antwort auf ihre Schicksalsfrage erhalten hak AH , Am andern Tage kann man sich gar n/ und viclleü in dem sonst so gemüthlichcn Forsthause. NMllen preist scheltende Stimme Frau Augustes, überall »"Hinde Heun und helfend emgreifen. In ihrem Aerger ül/Mm Men täuschung des gestrigen Abends hat sie heute! e, und sie I erst Tante Lottes Bild von der Wand gch,Wetters gen eine Schnblade gepackt; doch der bösen That siZ