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WM, Wn, ÄMW M die MMÜa. ArnLsbLcctt für die Kgl. Kmlshaupimannschciü zu Meißen, das Kgl. Umisgericht und den Stadiraih zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementvreis vierteljährlich I Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 6V. Freitag, den 27. Juli 1888. Bekanntmachung, das Asiatische Steppenhuhn'betr. Wie in anderen Gegenden Deutschlands, haben auch im hiesigem Verwaltungsbezirke neuerdings sich einzelne Paare des Asiatischen Steppen- huhnS gezeigt. Da es nicht nur im jagdlichen, sondern auch im volkswirthschaftlichen Interesse wünschenswerth erscheint, daß es gelingen möge, dem Steppen- hnhn bei uns eine bleibende Heimath zu schaffen, dieses Ziel aber nur dann erreicht werden kann, wenn dem eingewanderten Vogel vorerst nicht bloß die in § 3 unter 9 des Gesetzes, die Schonzeit der jagdbaren Thiere betr., vom 22. Juli 1876 für alle „wilden Vögel", zu welchen das Steppen huhn gehört, festgesetzte Schonzeit, sondern ein unbedingter Schutz gewährt wird, so ergeht an alle Diejenigen, in deren Händen die Pflege und Aus übung der Jagd liegt, hierdurch das Ersuchen, vorläufig das Fangen und Erlegen von Steppenhühnern ganz zu unterlassen. Meißen, am 21. Juli 1888. Königliche Amtshauptmannschaft. v. «Kirchbach. Nachdem in dem Konkursverfahren über das Vermögen des Gutsbesitzers Albert Gläntzel in BurkbardSwalde an Stelle des Rechtsanwalt Reinhard in Meißen der Kaufmann Clemens Krahl daselbst zum Konkursverwalter ernannt worden, ist zur Abnahme der von dem ersteren aufzustellenden Schlußrechnung Termin auf den 31. In» 1888, Borm. 1» Uhr, bestimmt. Königs. Amtsgericht Wilsdruff, am 23. Ju« 1888. vr. <4»NAloLk. Bekannt gemacht durch Busch, G.-S. Bekanntmachung^ Das 10. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1888 enthält: Po. 40. Bekanntmachung, die Errichtung eines Königlichen Aichamtes in Dresden betr., vom 1. Juli 1888; No. 41. Bekanntmachung, die Begründung und Abgrenzung des katholischen Pfarrbezirks zu -Sebnitz betr., vom 1. Juli 1888; No. 42. Verordnung, die Ausbildung und Prüfung lür den höheren technischen Staatsdienst im Baufachc betr., vom 1. Juli 1888; No. 43. Verordnung, die praktische Ausbildung der Techniker für den Staasdienst im Baufache betr., vom 1. Juli 1888; No. 44. Verordnung, die Frankirung der an die Organe der Berufsgenosfenschasten sowie an die Vorstände von Krankenkassen zu richtenden Postsendungen berr., vom 9. Juni 1888. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsicht in hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, am 24. Juli 1888. Der Stadtgemeinderath, Ficker, Brgmstr. Dagesqeschichte. Ueber die Reise Kaiser Wilhelm's an die skandinavischen Höfe äußert sich ein Petersburger Brief der „Politischen Korrespondenz", wie folgt: Die russischen Blätter geben der Ueberzeugung Ausdruck, daß diese Reise des jungen Herrschers einen doppelten Zweck verfolge: zunächst soll dadurch der friedliche Cbaractcr des neuen Regimes dargethan werden, des Weiteren zielen diese Reisen darauf ab, eine derartige Gruppirung der Mächte herbeizuführen, welche Deutschland in die Lage versetzen würde, für den Fall, daß ein Krieg mit Frankreich sich im ferneren Verlauf der Dinge einmal als unausweichlich erweisen sollte, die Gesammtheit seiner militärischen Streitkräfte gegen diese Macht in's Feld zu schicken. Es wäre zur Stunde, wenn man anders sich nicht in mehr oder minder ge wagten Vermuthungen ergehen mill, unmöglich, auch einigermaßen sichere Andeutungen darüber zu machen, in welcher Weise Rußland sich gegen über derartigen Bestrebungen Deutschlands verhalten dürfte. Es erscheint um so überflüssiger, sich gegenwärtig in Kombinationen bezüglich dieser Frage cinzulassen , als zuverlässige Eröffnungen über das Ergebniß der Zusammenkunft der Herrscher von Rußland und Deutschland gewiß nicht lange auf sich warten lassen werden. Unter allen Umständen kann aber neuerdings festgestellt werden, daß die öffentliche Meinung in Rußland sich für diese Entrevue um so mehr erwärmt, ja allgemeiner die Ueber zeugung von den friedlichen Zwecken der Monarchenbegegnung sich befestigt. In allen politischen Kreisen giebt man sich der Erwartung hin, daß die Entrevue ein allgemeines Nachlassen der bisherigen Spannung der inter nationalen Lage unausbleiblich zur nächsten Folge haben müsse. Briefe aus Petersburg von Personen, welche der Umgebung des Kaisers Wilhelm nicht fern stehen, wissen nicht genug die überaus glänzende Aufnahme zu rühmen, welche dem Kaiser in der russischen Hauptstadt bereitet worden. Nicht nur der Zar selber und die Mitglieder des Kaiser hauses sind dem hoben Besuche mit großer und, wie es scheint, ungcbeuchel- ter Herzlichkeit entgegengekommen, sondern auch die Bevölkerung von Peters burg hat überall, wo sich die Gelegenheit bot, in lebhafter Weise ihrer Freude und Sympathie Ausdruck gegeben. Die Berichte der Zeitungen bleiben nach den brieflichen Versicherungen von Augenzeugen weit hinter den Thatsachen zurück. Ueberrascht hat namentlich die ungekünstelte Liebens würdigkeit, mit welcher die Zarin den Kaiser Wilhelm und den Prinzen Heinrich bewillkommnet hat, und welche man von dieser Seite wohl am wenigsten hätte erwarten dürfen. Darüber, ob es sich bei dem Besuche wirklich nur um eine „Antrittsvisite" und den Austausch freundnachbarlicher Gefühle gehandelt hat, wie man nach offiziösen Aeußerungen der jüngsten Tage fast glauben muß, oder ob auch politische Verhandlungen in bestimmter Richtung gepflogen worden, wird man vor der Hand schwerlich etwas Zu verlässiges erfahren. Aus dem Umstande allein-, daß als Vertreter des Reichskanzler« Gras Herbert Bismarck den Kaiser begleitet hat, ist ein sicherer Schluß nicht zu ziehen, da ja für alle Fälle dem Kaiser ein politischer Beirath zur Seite sein mußte. Zeitungsnachrichten zu Folge soll es nicht wahrscheinlich sein, daß Graf Bismarck den Kaiser auch nach Stockholm und Kopenhagen begleiten werde, und es ist sogar schon bestimmt gemeldet worden, daß derselbe in diesen Tagen auf dem Landwege nach Berlin zurückkehren würde. Ist dies wirklich der Fall, so müßte solches auf einer Entschließung neueren Datums beruhen, denn bisher war auch die weitere Begleitung des Kaisers durch den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes in Aussicht genommen worden. Allerdings wird an den beiden genannten Höfen auf keinen Fall von politischen Verhandlungen dieRede sein. Zwischen Deutschland und Schweden bestehen bekanntermaßen seit Begründung des Reichs die freundschaftlicheren Beziehungen, aber keinerlei Fragen, die der Lösung harrten. Letzteres gilt auch von unseren Beziehungen zu Däne mark, denn die von den Nationaldänen immer wieder in den Vordergrund gezerrte sogen, nordschleswigsche Frage besteht thatsächlich nicht mehr. Seit der Verzichtleistung Oesterreichs auf die bezügliche Bestimmung des Prager Friedens ist dieselbe endgiltig entschieden, und Hof und Regierung in Kopen hagen wissen, daß diese Angelegenheit ein Rührmichnichtan ist. Die Abreise des Kaisers von Kronstadt mit dem Geschwader erfolgte Dienstag, den 24. d. M., früh. Infolge dessen trifft das Kaiser liche Geschwader erst am 26. Juli in Stockholm ein. Daselbst wird der Kaiser den 27. hindurch verweilen und am 28. die Fahrt nach Dänemark antreten. Am 29. Juli erfolgt" die Ankunft zu Kopenhagen und am nächsten Tage die Reise nach^Kiel. Dort dürfte wiederum ein Aufent halt von längerer Dauer cintreten. Die Ritterschaft der Provinz Schleswig- Holstein beabsichtigt nämlich einFest zu geben und hat eine Einladung an den Kaiser ergehen lassen. Man nimmt an, daß der Monarch dieser Einladung folgen werde. Darnach ist wahrscheinlich, daß die Rückkehr des Kaisers nach Potsdam erst am 31. Juli erfolgt. Von anderer Seite wird gemeldet, Kaiser Wilhelm werde von Kopen hagen nach Kiel segeln und auf dem Wege nach Potsdam dem Reichs kanzler Fürsten Bismarck einen kurzen Besuch in Friedrichsruh abstatten. Zweifelhaft sei es noch, ob Graf Herbert Bismarck mit nach Kopenhagen kommen werde, wahrscheinlich werde er von Petersburg direct nach Berlin zurückreisen. Kaiser Wilhelm hat dem russischen Minister des Auswärtigen, v. Giers, die Brillanten zum Schwarzen Adlerorden, dem russischen Kriegs minister Wannowski das Großkreuz des Rothen Adlerordens, und dem Unterstaatssecretär im Minsterium des Auswärtigen, Geheimrath Vlangli, den Rothen Adlerorden erster Elaste verliehen. Zwischen dem russischen Minister v. Giers, und dem Grafen Herbert Bismarck haben, wie hierher gemeldet wird, wiederholt längere Conferenzen stattgefunden, über welche letzterer ausführlich chiffrirte Berichte an den Fürsten Bismarck sandte.