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Mr die Kgl. Kmtshauptmannschaft zu Meißen, das Kat. Amtsgericht und den Ltadtratb zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 73. Dienstag, den 11. Tepjcmber 1888. Auktion. In der Flur Herzogswalde gelangen Montag, den 17. September d. I., Nachmittags 2 Uhr, circa 60 Zeilen .Kartoffel« gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieterversammlung in der Küttner'schen Schankwirthschaft. Wilsdruff, am 7. September 1888. Matthes, Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Bekanntmachung. Nächsten Donnerstag, de« 13. dss. Mts,, Nachmittags 5 Uhr, sollen auf hiesigem Rathhause von dem unterzeichneten Stadt- gemcinderatbe folgende, der hiesigen Stadtgemeinde gehörigen Grundstücke unter den im Termine bekannt gemacht werdenden Bedingungen an den Meistbietenden öffentlich auf sechs Jahre anderweit verpachtet werden: 1 ., die an der Struth gelegene Feld- und Wiesenparcelle Nr. 919, eine Fläche von 7 Acker 267 oder 4 Hektar 36,Ar um fassend, in verschiedenen Theilstückcn; 2 ., die Parzelle No. 286, der sogenannte Rühle'sche Garten 53 ^It. oder 9,^ Ar groß, zwischen Schlätz's Gärtnerei und der Saubach; 3 ., die Wiesenparzelle hinter der ehemaligen Scheunenbrandstätte an der Noffner Straße und 4 ., die Wiesenparzelle Nr. 279, 71 oder 13,, Ar groß, zwischen dem Sachsdorfer Wege und dem Mühlgraben gelegen. Auch kommen die sämmtlichen diesjährigen Grummet««Hungen der hiesigen Stadtgemeinde am Schießhause ete. im ein gangsgedachten Termine zur Verpachtung. Pachtlustige werden hiermit dazu eingeladen. Wilsdruff, am 10. September 1888. Der Stadtgemeinderath. Kieker, Brgmstr. Bekanntmachung. In Vertretung des Vorstandes der land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenoffenschaft für das Königreich Sachsen wird hiermit bekannt gegeben, daß der Unterzeichnete als Vertrauensmann der Genossenschaft für die Stadt Wilsdruff mit Rittergut und Herr Stadtgutsbesitzer Friedrich August Uibrig hierselbst als Stellvertreter ernannt ist. Die gemäß der Vorschriften in W 21, 22 und 23 des Genossenschafts-Statuts, bezüglich der Nebenbetriebe nnd Gärtnereibetriebe und der Betriebsbeamten von den Betriebsunternehmern beim Unterzeichneten einzureichenden Nachweise sind, der vom Genossenschaftsvorstand beschlossenen Frist entsprechend, bis spätestens 13. September d. Js. beim Unterzeichneten abzugeben. Formulare zu diesen Nachweisen können bei mir unentgeltlich entnommen werden. Die für die Genossen verbindlichen Bestimmungen des Statuts sich durch Bekanntmachung im „Dresdner Journal" und der „Leipziger Zei tung" veröffentlicht worden; es können aber auch die Berufsgenosfen Druckexemplars gegen 10 Pfennige vom Unterzeichneten beziehen. Wilsdruff, den 7. September 1888. Max Kuatze, Stadtgutsbesttzer, Vertrauensmann der land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenossenschast. Die letztwilligen Aufzeichnungen «Kaiser Wilhelms I Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgende Verordnung Kaiser Wil helms II. an den Minister des königlichen Hauses: „Die letztwilligen Aufzeichnungen Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I., Meines in Gott ruhenden Herrn Großvaters, enthalten ein herrliches Zeugniß erhabener Seelengröße und edlen, frommen Sinnes, dessen Kenntniß ich Meinem Volke nicht vorenthalten will. Ich habe des halb an dem heutigen, für Mein Haus bedeutungsvollen Tage beschlossen, den beikommenden Auszug aus diesen Aufzeichnungen bekannt zu geben, als ein Denkmal zur Ehre des Entschlafenen, als ein Vorbild für mein Haus und für Mein Volk. Sie haben hiermit das Weitere zu veranlassen. Potsdam, den 31. August 1888. Wilhelm lt. An den Minister des königlichen Hauses." Es reiht sich nun folgender Auszug aus den letztwilligen Aufzeich nungen Kaiser Wilhelms I. an, der im gesammten Vaterlande mit tiefer Theilnahme ausgenommen werden wird: I. Koblenz, den 10. April 1857. Im Glauben ist die Hoffnung! Befiehl dem Herrn Deine Wege und hoffe auf Ihn, Er wird es wohl machen! Herr, Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden! — Wenn diese Schrift in die Hände der Meinigen fällt, gehöre ich zu den Abgeschiedenen! Möge es mir vergönnt sein in meinen letzten Lebensstunden, meinen Geist den Händen meines Gottes zu empfehlen! Möge es mir vergönnt sein, von meinen theuren mich Ueberlebenden Abschied nehmen zu können! Sollte ein jäher Tod mich ereilen, so möge mein ganzes Leben eine Vorbereitung für das Jenseits gewesen sein! Möge Gott mir ein barmherziger Richter sein! Ein viel bewegtes Leben liegt hinter mir! Nach Gottes unerforschlicher Fügung haben Leid und Freude in stetem Wechsel mich begleitet. Die schweren Verhängnisse, welche ich in meiner Kindheit über das Vaterland Hereinbrechen sah, der so frühe Verlust der unvergeßlichen, theuren, geliebten Mutter erfüllte von früh an mein Herz mit Ernst. Die Theilnahme an der Erhebung des Vaterlandes war der erste Lichtpunkt für mein Leben. Wie kann ich es meinem heißgeliebten König und Vater genugsam danken, daß er mich Theil nehmen ließ an der Ehre und dem Ruhm des Heeres! Seiner Führung, Liebe, seiner Gnade danke ich ja Alles, was er mir bis zu seinem Tode vertrauensvoll erwies! Die treueste Pflicht erfüllung war meine Aufgabe in liebender Dankbarkeit, sie war mein Glück! Dem Könige, meinem Bruder, welcher mir zugleich vertrauensvoller Freund ist, kann ich nie hinreichend für diese Stellung zu ihm dankbar sein. Wir haben schöne, aber auch schwere Zeiten zusammen durchlebt, die uns aber nur immer enger verbunden haben, vor Allem die jüngsten Jahre, wo Verrath und Irrungen das theure Vaterland dem Abgrund nahe brachten. Seiner Gnade und seinem Vertrauen danke ich es, daß ich in Deutschland auf seinen Befehl Ordnung und Zucht Herstellen konnte, nachdem er im eigenen Lande dies Beispiel gegeben hatte. Alle, die mit mir durch Freundschaft und Wohlwollen in Verbindung traten, — und ihre Zahl ist nach Gottes Weisheit nicht gering gewesen, — finden hier meinen heißen Dank und zugleich den letzten Dank für ihre Liebe, mit der sie mir begegneten. Viele sind mir in das Jenseits vorangegangen — wie wird unser Wiedersehen sein! Allmächtiger! Du kennst meine Dankbarkeit für alles, was mir hie- nieden Theueres und Schmerzliches begegnete! In Deine Hände befehle ich meinen Geist! Amen! Wilhelm. II. Berlin, den 31. Dezember 1866. Seitdem ich am 10. April 1857 meinen Abschiedsgruß meinen zu Hinterlassenden niederschrieb, hat das Schicksal mächtig in mein Leben ein gegriffen. Die Vorsehung bestimmte in einer ungeahnten Weise über die letzten Lebensjahre meines theueren Bruders und berief mich noch bei seinem Leben zu seinem Nachfolger. Als Gott den vielgeprüften König und Bruder von seinem schweren Leiden gnädig erlöste, mußte ich den Thron der Väter besteigen. Gegen meine Neigung schritt ich zur Krönung, in tiefster Demuth, um Preußen mit seinen neuen Institutionen die irdische Macht zu vergegenwärtigen, welche zu dessen Heil fest bestehen müsse. Dies? meine gewissenhafte Ueberzeugung hat mich geleitet und gestählt in den schweren Kämpfen, die ich mit jenen neuen Institutionen Jahre lang zu bestehen hatte. Diese Kämpfe haben mich tief erschüttert, weil ich Stand halten mußte gegen ein wirres Andrängen gegen jene irdische Macht, welche ich nicht aus den Händen geben durfte, wenn Preußens Geschichte nicht aufgcgeben wer den sollte. Ich vergebe Allen, welche wissentlich und unwissentlich sich meinen, auf Gewisfensüberzeugung begründeten Absichten zum Wohle des Vaterlandes, entgegensetzten, um die Macht der Krone zu schmälern, und die Herzen der Preußen derselben zu entfremden. Vergessen mögen meine Nachkommen es aber nicht, daß Zeiten mög lich waren, wie die von 1861—66!