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WM, W», Acckh» M die MMN». Arnts b L'crLL für die Kgl. Mmlshauplmannschaft zu Meißen, das Kgt- Mmisaevichl und den Siadtrath zu Wilsdruff. Erscheint ivöchentüch Dreimal, DieuStaas und Freitags. — Abonuementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nv. 65. Dienstag, den 14. Augnst - 1888. Bekanntmachung. Die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden hat beschlossen, das dem Schiffshanptcr Raphael Leo Kühn in Schöna ausgestellte Schisser- patent nebst Lootscnbeschcinigung auf Grund der Bestimmungen in M 24 und 27 der Verordnung, die ström- und schifffahrtspolizeilichen Vorschriften für die Schifffahrt und Flößerei auf der Elbe betreffend, vom 2. Januar 1864, zurückzuziehen und somit denselben von der Führung von Schiffen und Holzflößen auf der Elbe für die Zukunft völlig auszuschließen, was anordnungsgemäß hierdurch öffentlich bekannt gemacht wird. Meißen, am 7. August 1888. Königliche Amlshanplmaunschaft als Elbstromamt. Da^oöqeschichte. , ! Nock wirkt in allen Gemüthern die Nordlandsfahrt Sr. Majestät > Kaiser Wilhelms nack und schon wenden fick die Blicke der nun feststehen den zweiten Reise zu, die den jungen Kaiser im kommenden Herbste über Wien nach Rom zum Besuch des Königs Humbert führen soll. Obwohl der deutsche Kaiser jedenfalls erst im October in der „ewigen Stadt" er scheinen wird, so geht man daselbst doch schon jetzt an die Vorarbeiten zu einem großartigen Empfange des kaiserlichen Gastes und so wird denn auch die Romfahrt unseres Kaisers den Augen der Welt glanzvolle Bilder entrollen. Die poltiscke Bedeutung aber dieser angekündigten Kaiserreise nach Süden, fielst im Voraus fest, sie crgiebt sich sckon aus der Thatsache, daß sie dem Besuche der Herrscher gilt, deren Reiche mit Deutschland in einem festen und innigen Bündnißverhältnisse stehen und somit kann der Beluch Kaiser Wilhelms in Wien und Rom nur die Besiegelung und weitere Stärkung der deutsch-österrsichisch-italienischen Allianz bedeuten. Soeben aber ist es von Berlin wie von Petersburg aus von authentischer Seite erklärt worden, daß die Kaiserentrevue von Petcrhof ein vollständig friedliches Resultat ergeben habe und die Welt darf sich der freudigen Gewißheit hingeben, daß die Reise unseres Kaisers nach Wien und Rom die Tragweite der Kaiserbegegnung im Norden nur noch umfassender und verheißungsvoller gestalten wird. Wiederum sind blühende deutsche Länderstriche sckwer von der Wuth der entfesselten Elemente heimgesucht worden und besonders haben die Gegenden am Riesengebirge und weitere Theile von Oberschlesien unter den jüngsten Ueberschwemmungen schwer zu leiden. Erschütternde Meldungen kommen aus den heimgesnckten Bezirken, die hoffentlich auf baldige thatkräftige Unterstützung und Hilfe von staatlicher wie privater Seite her rechnen dürfen. Der preußische Minister des Innern ist von seiner Reise in das Ueberschwemmungsgebiet Schlesiens zurückgekchrt. Wie cs heißt, Härten die Zustände im dortigen Ueberschwemmungsgebiet die schlimmsten Be fürchtungen noch übertroffen. Es sind umfassende Maßnahmen der Staats- regierung zur thunlichen Linderung und Abwendung der entstandenen großen Schäden zu erwarrcn. Durch den gesckäftsführenden Ausschuß deS Cen tralkomitees für die Ueberschwemmten sind soeben 50 000 Mark Unter stützung bewilligt worden. Ferner hat der Vorstand des Vaterländischen FrauenvcreinS dem Verbände der schlesischen Frauenvereine auf die aus Schlesien eingetroffenen betrübenden Nachrichten hin sofort 10 000 Mark übersandt. Nach einer Mittbeilung des englischen Blattes „Truth" hat der Kaiser Friedrich seiner Gemahlin eine in englischen Siaatspapierm ange legte Summe von 150000 Pfd. Sterl, für lebenslänglichen Nießbrauch hinterlassen, welche später auf seine jüngeren Kinder nach der Verfügung der Kaiserin übergeht. Die Verwalter des Betrages sollen die Königin von England, der König der Belgier und der Herzog von Sachsen-Co burg-Gotha sein. Das Ergebniß der in Elsaß-Lothringen jüngst vorgenommenen Ernenerungswahlen für die Bezirks- und Kreistage kann in ganz Deutsch land nur mit Freude begrüßt werden. Mit vereinzelten Ausnahmen sind aus denselben Männer von ausgesprochen gemäßigter Richtung hervorge gangen. Auch dieses Resultat dürfte als ein Beweis dafür anzusehen sein, daß das Deutschthum in den Reichslanden doch allmählig das Ueberge- wicht zu erlangen anfängt. Der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen Graf Kalnoky wird, wie alljährlich, mit dem Fürsten Bismarck zusammentreffen, jedoch ist Zeit und Ort dieser Begegnung noch unbestimmt. Der jüngst abermals aufgetauchte Gedanke eines euroväischcn Kon gresses oder einer Botschafterkonferenz zur Lösung der schwebenden Balkanfragen findet, wie aus Pest berichtet wird, vor der Hand in dortigen Kreisen wenig Glauben. „Bisher hatten Fürsten- und Diplo matenkongresse den Sinn, eine bereits vorher getroffene grundsätzliche Ent scheidung durch praktische Anwendung ins Leben zu setzen. Als 1814 der Wiener und 1856 der Pariser Kongreß zusammentrat, batte das Schwert die Entscheidung schon zuvor getroffen. Der Berliner Kongreß wäre er folglos auseinander gegangen, wenn Rußland nicht einen Monat früher mit England eine Vereinbarung getroffen, welche den Berliner Vertrag um rißweise schon enthielt, und nicht schon vor seinem Einbrüche in die Balkan halbinsel die österreichische Okkupation Bosniens zugestanden hätte. Um Bulgariens willen ist aber bisher kein Krieg geführt, und eben so wenig ist über die Regelung der bulgarischen Frage eine grundsätzliche Einigung unter den Mächten herbeigeführt worden, wenngleich unter denselben amtlich kein Gegensatz im Augenblicke herrscht. Die Beziehungen zwischen den Höfen und Kabinetten von Wien und Petersburg sind äußerlich die freund schaftlichsten. Als Rußland im Vorfrühling forderte, daß die Regierung des Coburgers als eine vertragswidrige erklärt werde, sprach das Wiener auswärtige Amt gleich den anderen Kabinetten seine grundsätzliche Bereit willigkeit zu einer solchen Erklärung aus. Es hat nur seinen Anschluß an einen solchen Schritt davon abhängig gemacht, daß gegen eine Ruhe störung, die in Bulgarien in Folge einer solchen Aktion und der darnach zu erwartenden Thronentsetzung des Fürsten eintreten könnte, eine Bürg schaft geschaffen werde dadurch, daß die Mächte sich zuvor über einen neuen Fürsten einigen. Darauf hat die russische Regierung nicht geantwortet, und der österreichische Minister des Aeußeren Graf Kalnoky batte in der Zwischenzeit gar keine Gelegenheit, irgend einen russischen Vorschlag abzu lehnen, weil ein solcher Vorschlag nirgends gemacht worden. Seitdem hat die Diplomatie an Bulgarien nicht gerührt, und sie that sehr gut daran; denn jeder Versuch zu einem diplomatischen Eingreifen birgt in sich die Gefahr, daß die unter der glatten offiziellen Oberfläche ruhenden Gegen sätze zwischen den russischen Bestrebungen, über Bulgarien Gewalt zu ge winnen, und unserem Festbalten an der vertragsmäßigen Selbstständigkeit des Fürstenthums zum offenen Ausbruch gelangen könnten. Haben nun die Bulgaren zu ihrem schweren Mißgeschicke, englischen Einflüsterungen folgend, die Gelegenheit versäumt, ihre Wünsche schrittweise dem Ziele näher zu bringen, und durch eigene Ueberstürzung schwere Katastrophen über ihr Land heraufbeschworen, so sind sie, Dank der Haltung unserer Monarchie, welche von Italien und England getheilt wird, vor einer Gewaltigung von außen her immerhin bewahrt geblieben und werden voraussichtlich davor bewahrt bleiben, falls sie sich nicht durch fortgesetzten und verwilderten Parteihader muthwillig ins Verderben stürzen. Die Wellen der bulgarischen Parteiwogen gehen bereits so hoch, daß sie über dem Haupt des Prinzen von Coburg zusammenzubrechen drohen, aber noch nicht hoch genug, um den Weltfrieden in den Strudel zu verwickeln. In jenem Falle würde Europa immer nur einem leer gewordenen Fürstenthrone gegenüberstehen, und die diplomatische Lage ist jetzt keine so arge, daß eine Einigung der Machte über die Person des bulgarischen Fürsten für aussichtslos gehalten werden müßte. Vielmehr gehen alle Anzeichen darauf hin, daß eine solche Einigung unschwer sich h.rstellen ließe in einfachen Verhandlungen von Kabinct zu Kabinet. Was für ein Wirkungsgebiet dann aber für eine europäische Konferenz übrig bleiben soll, ist kaum abzusehen. Sollte ander seits in Bulgarien wider Erwarten die Macht der Trägheit siegen und der Froschmäusekrieg der bulgarischen Parteihäuptlinge um den wankenden Thron des Fürsten Ferdinand weiter sich abspielen, dann ist wiederum nicht ab zusehen, wie ein europäischer Areopag die bulgarische Frage über die Köpfe der Bulgaren hinweg lösen will. Denn das irgend eine ernst zu nehmende fürstliche Persönlichkeit in Europa einen factisch, wenn auch nichts rechtlich besetzen Fürstenthron, auch wenn ihm dieser von Europa angeboten würde, annehmcn sollte, läßt sich nickt leicht glauben. Ein Kongreß könnte höchstens die Union Bulgariens und Ostrumeliens einem nochmaligen Lösungsver suche unterziehen. Nun hat aber die Konstantinopler Botschafterkonferenz die Personalunion der beiden Provinzen bekanntlich mittelst Beschlusses vom 5. April 1886 geregelt. Eine Aufhebung dieses Beschlusses wurde bisher von keiner der Mächte gefordert. Die" Rückgängigmachung der Union liegt weder im europäischen, noch selbst im russischen Interesse, da nicht anzunehmen ist, daß Rußland der heißersehnten Versöhnung mit Bulgarien, falls es zu Stande kommen sollte, durch die Zerreißung der Union gleich wieder in Trümmer schlagen will. Mehr innere Wahrschein lichkeit als der Konferenzgedanke hat die mehrfach aufgetauchte Meldung, daß die befreundeten Monarchen die Besuche Kaiser Wilhelm's c rwi e dern werden. Man braucht indessen nicht schon heute mit der That sache einer Drcikaiserbegegnung in Berlin sich zu beschäftigen, und zwar aus dem sehr einfachen Grund, weil die Gegenbesuche erst nach der Rück kehr Kaiser Wilhelm's aus Rom, also gegen Ende Oktober oder gar erst im November, erfolgen könnten, also zu einer Zeit, da der Zar von Ko penhagen bereits wieder in Gatschina sein wird." London, 9. August. Bei dem Banket, welches der Lordmayor gestern zu Ehren des Kabinets gab, erklärte Salisbury, den Toast auf das Ministerium beantwortend: Im Ganzen herrsche hinsichtlich der aus wärtigen Angelegenheiten Ruhe, man könne allerdings nicht sagen, in welche Richtung die Nationen durch die Volksleidenschaften gedrängt werden könnten, nian könne aber mit größerer Zuversicht als je sagen, daß das Ziel aller Herrscher die Sicherung ununterbrochenen Friedens sei. In Aegypten herrschten noch Gefahren an der Grenze, im Innern seien aber alle Schwie rigkeiten überwunden, Aegypten sei solvent, Englands Politik in Aegypten bleibe unverändert. Was Bulgarien anlange, so deute , soweit die aus wärtigen Mächte in Frage kommen, Alles auf zukünftige Ruhe und Frieden hin. Bei den leitenden Staatsmännern Europas trete die Ueberzeugung