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MMMM ft tU U«vt It WmM, Uchi, MkiW Md die wgrst»diL ArnLsbLcltL für die Kgl. Amtshauptmannschast zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu WilsdruL. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 71. Dienstag, den 4. September 1888. Bekanntmachung, die Trichinenschau betreffend. Die Königlicke Kreishauptmannschaft hat gemäß § 12 der Verordnung vom 21. Juli 1888 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 184 ff.) bestimmt, daß die Anordnungen der M 1—11 dieser Verordnung für den hiesigen Verwaltungsbezirk erst mit dem 1. Oetober dieses Jahres in Kraft treten. Indem dies hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird, erhalten die Herren Bürgermeister von Wilsdruff und Siebenlehn sowie die Herren Gemeindevorstände des Verwaltungsbezirkes zugleich Veranlassung, noch vor jenem Termine die Höhe der nach § 9 der Verordnung von ihnen festzusetzenden Untersuchungsgebühr im Wege der amtlichen Verkündigung W 4 u. 7 des Gesetzes vom 15. April 1884) bekannt zu machen sowie auch wegen der in § 13 der Verordnung vorgeschriebenen Beaufsichtigung der Trichinenschau das Erforderliche vorzukehren. Hierbei ist darauf aufmerksam zu machen, daß jene Untersuchungsgebühr zwar mehr, aber nicht weniger als die in § 9 der Verordnung be zeichneten Sätze betragen darf, örtliche Festsetzungen aber, welche bisher die Gebühr auf einen niedrigeren Betrag bestimmten, gemäß § 14 der Ver ordnung als hinfällig zu erachten sind, und daß Herr Bezirksthierarzt Schleg in Meißen bereit ist, auf Ansuchen der betreffenden Behörde die Beauf sichtigung der Trichinenschau zu übernehmen. Dafern die Untersuchungsgebühr auf andere als obgedachte Sätze bestimmt, oder die Beaufsichtigung der Trichinenschau einer anderen Person als Herrn Bezirksthierarzt Schleg übertragen werden sollte, sieht die Königliche Amtshauptmannschast einer Anzeige, bez. unter Beifügung des Nach weises der Befähigung der zur Aufsicht bestellten Personen, entgegen. Meißen, am 29. August 1888. Königliche Amtshauptmannschast. v. «Kirchbach. Königlich Sächsische Staatseisenbahnen. Auf der Schmalspurbahn Potsckappel - Wilsdruff treten am 15 September d. für .Hölzer des Speeialtarifs II, sowie für Stall- und Grubendünger in Wagenladungen von Dresden nach Wilsdruff MuSnahmetarife in Kraft, über deren Höhe sämmt- liche Stationen auf Verlangen Auskunft ertheilen. Dresden, den 31. August 1888. «Königliche Generaldireetion der sächf. StaatSeisenbohne«. zu Ende dieser Woche in Hannover zurückerwartet. Die Allianz Oesterreichs mit Deutschland war natürlich von jeher den Franzosen ein Dorn im Auge; da sie aber schon nahezu ein Jahrzehnt lang besteht und sich nirgends, weder in der österreichischen, noch der ungarischen Reichshälfte das Verlangen geltend gemacht, von dem Bündniß zurückzutreten, so hätte man glauben sollen, daß das offizielle Frankreich von jedem Versuche abstehen würde, das Bündniß zu erschüttern. In dieser Annahme sind wir durch einen Artikel eines dem Präsidenten Dagcsgesckichte. Der 1. September des Jahres 1870 ist unauslöschlich in die Bücher der Geschichte eingetragen und besonders in die unseres deutschen Volkes. Noch niemals war cs vor dem Tag der Schlacht bei Sedan vorgekommen, so lange Kriege geführt worden, daß ein so starkes Heer, wie das fran zösische, sammt seinem Oberhaupte auf dem Schlachtfelde selbst sich ergeben hätte. Zwei Kronprinzen, deren Einer leider jetzt bereits nach nur kurzer Regierung zum ewigen Leben eingegangen ist, während der Andere mit Weisheit, Gerechtigkeit und Milde unser Sachsenland regiert, hatten unter dem Oberbefehl des greisen Heldenkönigs und späteren Kaisers Wilhelm, dem es ebenfalls nicht vergönnt war, den heutigen Tag zu erleben, ihre Heere zu dem herrlichsten Siege geführt, und jeder Deutsche hatte einen ruhmvollen Antheil daran. Am 2. September erfolgte die Kapitulation. Als unter Glockengeläute und dem Donner der Kanonen die Nachricht von dem großen Siege bei Sedan verkündet wurde, fühlte das ganze deutsche Volk, daß es auf der Höhe seines weltgeschichtlichen Berufes stehe und daß cs nicht nur gelte, einen Sieg der deutschen Waffen zu feiern, sondern daß deutsche Treue und Tapferkeit, deutsche Einsicht und Kraft den Sieg davon getragen hatten über den gottlosen Hochmuth und Dünkel, die Raub- und Ränkesucht der Feinde. Und deshalb erhob sich jener un ermeßliche Freudenjubel in Stadt und Land, in Schlössern, Palästen, Bürgerhäusern und Hütten, der auch heute noch, nach 18 Jahren, lebendig wird in der dankbaren Erinnerung an die Großthaten unserer siegreichen Heere. Was Deutschland seit dem Sedantage geworden, welchen Auf schwung der Wohlstand in Stadt und Land genommen, wie insbesondere die deutsche Reichshauptstadt aufgeblüht in jener langen Zeit des Friedens, das wird für alle deutschen Volksschichten ein mächtiger Sporn sein, in demselben Geiste und mit derselben Pflichterfüllung, wie bisher weiter zu wirken und zu streben, in Treue und Hingebung zu Kaiser und Reich zu stehen und das stolze Gebäude, was Dank den Errungenschaften der beiden letzten Weltkriege im Herzen Europas errichtet, aufrecht zu erhalten und auszubauen und das Errungene gegen die ganze Welt zu veriheidigen, wenn es sein muß. Deutschland gelüstet heute nicht nach fremdem Gute, es hat kein anderes Ziel sich gesetzt, als das Erworbene festzuhalten, sich und Europa die Segnungen des Friedens zu bewahren. Die seit dem Sedantage verflossenen achtzehn Jahre haben der Welt den Beweis ge liefert, daß Deutschland seine gewaltige Waffenmacht gegen Niemanden mißbraucht, daß es weder die kleinen, noch die großen Nationalitäten be droht und in ihrer Entwickelung gestört, daß es diese Macht nur in den Dienst des Friedens gestellt hat. Daß wir an dieser bewährten Friedens politik festhalten, daß wir jeder Versuchung und Verlockung, aus den Bahnen dieser Friedenspolitik herauszutreten, wiederstehen, wird die Vcrläumder Lügen strafen, die uns anklagen, nach neuen Ruhmesthaten und Lorbeeren auf dem Schlachtfelde zu streben; das dürfen wir mit felsenfester Zuversicht hoffen und in diesem Geiste wird das deutsche Volk den glorreichen Fest tag stets begehen. Handlung zugegen; von auswärtigen Fürstlichkeiten waren der König von Schweden, der König und die Königin von Sachsen — als Taufpathen — ferner Erzherzog Karl Ludwig als Vertreter des Kaisers von Oester reich und seine Gemahlin, Erzherzogin Maria Theresia, sowie der Groß- Herzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin anwesend. Der Taufakt fand in dem in eine Kapelle umgewandelten Bibliothekszimmer Friedrichs des Großen statt und ward die Taufe vom Oberhofprediger vr. Kögel vollzogen. Die Königin von Sachsen und der König von Schweden hielten hierbei den hohen Täufling. Nach der heiligen Handlung erfolgte im Theezimmer Friedrichs des Großen Defilirkour vor der regierenden Kaiserin, woran sich eine Galatafel im Marmorsaale schloß. In dem Reiseprogramm des Kaisers ist eine Aenderung eingetreten. Der Besuch in Rom wird erst nach dem Besuche in Wien stattfinden. Der Kaiser geht also von hier nach Karlsruhe, Stuttgart München und dann sofort nach Wien. Berlin. Die politische Bedeutung der Ernennung des Herm von Bennigsen zum Oberpräsidenten der Provinz Hannover kann nicht verkannt werden, so sehr auch übelwollende Stimmen von links und rechts sich bemühen, die Tragweite dieser Ernennung zu verkleinern. Die „Nat.- Lib. Korresp." spricht sich über das Ereigniß folgendermaßen aus: Wenn der langjährige 'ührer der nationalen Partei, dem angesichts seines ganzen öffentlichen Lebens auch die Gegner nicht vorwerfen werden, daß er zur Erlangung eines hohen Staatsamtes von seinen politischen Grundsätzen je im geringsten abzuweichen fähig sei, jetzt eine hervorragende Stellung im Staatsdienst annimmt, so darf man gewiß sein, daß er die Ueberzeugung gewonnen hat, für den gemäßigten Liberalismus, wie er ihn sein Leben lang vertreten, sei unter den jetzigen Verhältnissen der Boden zu einer ersprießlichen Wirksamkeit vorhanden. Die Hoffnungen und Besorgnisse, Welchs von der äußersten Rechten und Linken vielfach geäußert worden sind, als ob wir einem Regiment der Reaktion entgegengingen, werden durch den Eintrit des nationalliberalen Parteiführers in eine hohe Re gierungsstellung in erfreulicher Weise widerlegt. Die Ernennung ist eine hohe persönliche Anerkennung der patriotischen Verdienste von Bennigsen's, sie ist aber auch eine mit Genugthung zu begrüßende Anerkennung der politschen Bestrebungen der gemäßigtliberalen Partei. Um so weniger wird für von Bennigsen eine Veranlassung vorliegcn, von der leitenden Stellung in dieser Partei zurückzutreten. Zu von Bennigsen's Er nennung zum Oberpräsidenten bemerkt der „Hann. Cour", daß am Tage, wo die Ernennung publizirt wurde, ein von dem Kaiser an vr. v. Bennigsen gerichtetes Telegramm in Hannover eintraf, „in welchem ohne Zweifel Se. Majestät dem Landesdirektor seine Ernennung zum Operpräsidenten kund gethan hat." Da von Bennigsen noch in Marienbad sich befindet, so ist das Telegramm dorthin gesandt worden. Der Operpräsidmt wird Ein auserlesener Kreis von Fürstlichkeiten war am Freitag im königl. Stadtschlosse zu Potsdam versammelt, um dem bedeutungsvollen Akte der Taufe des ersten unter der Kaiserkrone geborenen Hohenzollern, des fünften Sohnes unseres Kaiserpaares, beizuwohnen. Die gesammte königliche Fa milie, in ihrer Mitte die drei Kaiserinnen — die Mutter, die Großmutter , - - ,— und die Urgroßmutter des jüngstgeborenen Prinzen — war bei der heiligen der Republik nahestehenden Blattes, „La Paix", überrascht worden, in