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WM, Wi, Zitdenichi md Re WMiRn. Amts b tcctt ftir die Kgl. UmLshauptmannschaft zu Weißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 97. Dicnsag, den 4. Tecember 1888. Zwangsversteigerung. Das im Grundbliche auf den Namen Ernst Bruno Kuntze eingetragene Grundstück Folium 15 des Grundbuchs für Herzogswalde, vormal. Wilsdruffer Antheils, No. 56 dcS Brandkatasters, No. 696, 70u, 70s, 7I, 97, 98, 473, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 480, 481, 482, 564, 565, 566, 567, 568, 569, 570, 57l, 572 des Flurbuchs, 16 Hectar 59,8 Ar groß, mit 509,28 Steuereinheiten belegt und ortsgerichtlich ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 28 579 Mark geschätzt, soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der 13. Dezember 1888 Vormittags 10 Uhr als Versteigerungstermin, sowie der 2S. Dezember 1888 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündigung -rS BertheilungSplaneS anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreibereidesunterzeichneten Amtsgericht« eingesehen werden. Wilsdruff, am 10. October 1888. Königliches Amtsgericht, vr. OnllAlvir. - Auetion. Kommenden S ck. Vormittags 10 Uhr, gelangen in hiesiger Stadt 2 Zugpferde (1 brauner Wallach und 1 schwarze Stute), sowie 1 Kutschwagen gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieter wollen sich im Hotel zum weißen Adler allhier versammeln. Wilsdruff, am 28. November 1888. Der Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Komwtvveu Donnerstag, öen 6. dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Sladtaemeinderalhssitzuna. Wilsdruff, am 3. Dezember 1888. Der Stadtgemeinderath. Ficker» Brgmstr. Bekanntmachung. Das 15. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1888 enthält: No. 58. Bekanntmachung, eine Anleihe der Baumwollspinnerei und Warperei Furth (vorm. H. C. Müller) betr., vom 11. October 1888; No. 59. Verordnung, die Expropriation von Grundeigenthum für Erweiterung der Leipzig-Dresdner-Eisenbahn betr., vom 15. October 1888; No.'60. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Erweiterung der Bahnlinie Reitzenhain-Flöha betr., vom 24-October 1888; No. 61. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zur Erbauung einer normalspurigen Secundärbahn von Schlettau nach Crottendorf betr., vom 25. October 1888. No. 62. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes auf der schmalspurigen Sckundäreisenbahn Mügeln bei Oschatz — Nerchau- Trebsen betr., vom 29. October 1888; No. 63. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zu Erbauung einer normalspurigen Secundäreisenbahn von Freiberg nach Halsbrücke betr., vom 29. October 1888; No. 64. Verordnung, die Befreiung der Berufsgenossenschaften u. s. w. von Anlagen betr., vom 2. November 1888. Gedachtes Stück des Geietz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsicht auf hiesiger Nathsexpedition aus. Wilsdruff, am 1. Dezember 1888. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. DagkSgesckichte. Die erste Lesung des Reichshaushalts ist so recht eigentlich in einer großen, weit ausschauenden Rede des Abg. v. Bennigsen auSgeklungen. Die kurzen Erklärungen, welche am Schluffe der Verhandlungen noch von dem StaatSsecretär im ReichSschatzamt, sowie vom neuen Chef der Admi- ralidät abgegeben wurden, trugen mehr das Gepräge persönlicher Be merkungen. Den Eingang der bedeutsamen Ausführungen Bennigsens bildete eine Antwort auf die Klagen und Beschwerden des sozialistischen Führers Liebknecht, der auch diesmal wieder seinem Groll über die Tbor- heit und den Unverstand dieser Welt, die sich noch immer gegen die Vor schriften der sozialistischen Heilkünstler sträubt, in sattsam gekannter Weise Ausdruck gegeben hatte. Wir bedauern, die Rede des Abg. v. Bennig- sen'S Raummangels wegen nicht in ihrem vollen Wortlaute geben zu können, denn sie gehört zu dem Besten, was über und gegen die so- cialistische Gefahr gesagt worden ist. Wir geben die Rede deshalb nur ihrem Hauptinhalte nach wieder. Der Abgeordnete v. Benningsen sagt: Der Abg. Liebknecht malte die Zustände in Deutschland so schwarz wie möglich und behauptete, wie viel herrlicher das Alles sein würde, wenn die Entwickelung demokratisch-revolutionär, von unten aus das Deutsche Reich gestaltet hätte und diese freiheitliche, großartige, soziale Entwickelung in Deutschland ermöglicht hätte. Eins hat dabei aber Herr Abg. Lieb knecht wohl vergessen: eine solche Entwickelung haben wir schon einmal vor etwa hundert Jahren in einem Nachbarlande (Frankreich) gehabt. Da wurden die polischen Zustände auf revolutionär-demokratischer Basis gründlich umgestaltet. Was war die Folge? Ruhe im Innern, eine friedliebende Politik nach Außen? Keineswegs, sondern fortgesetzte Re volution und gewaltsame Umwälzung mit Hinrichtungen und Druck durch viele Jahre hindurch im Innern und fortwährende Kriegszüge, welche die französischen Fahnen mehr als 20 Jahre durch ganz Europa getragen haben, nicht etwa unter dem Kaiser Napoleon, nein, unter der demo kratischen Republik, wo für die Verbreitung revolutionärer Grundsätze die Rheinlante, die Schweiz, Italien besetzt, erobert und festgehalten wurden für Frankreich. Sehe verführerisch würde diese Entwickelung wohl nicht erscheinen. Und wenn jemals ein Land — von Deutschland will ich gar nicht reden -- es erleben sollte, daß die Sozialdemokratie sich der Herr schaft in demselben bemächtigte, so würde schon aus dem Gefühl der Selbsterhaltung die nothwendige Folge sein, daß, ebenso wie damals die französische Demokratie, sie die Fahnen der revolutionären sozialdemokra tischen Propaganda durch die ganze Welt trügen. Denn nur wenn die ganze Welt dieser zunächst in einem Lande aufgerichteten Sozialdemokratie unterworfen werden würde, dann würde überhaupt die Möglichkeit und Aussicht einer Aufrechterhaltung solcher Zustände auch nur in einem ein zigen Lande gegeben sein. In Deutschland haben wir trotz des angeblich entsetzlichen Druckes unvernünftiger Waffenrüstungen wenigsten 18 Jahre den Frieden erhalten. In Frankreich ist der Einwohner durchschnittlich mit 62 Pfg. pro Kopf, in Preußen nur mit 42 Pfg. belastet. Dabei hat sich bei uns der Wohlstand entwickelt, namentlich in den letzten Jahren in einer ganz ungewöhnlichen Weise; Handel, Schiffahrt und In dustrie blühen, so wie es noch vor wenigen Jahren kaum gehofft werden konnte, und wenn irgend etwas unserer weisen Politik von Kaiser und Kanzler es ermöglicht hat, 18 Jahre den Frieden zu erhalten, dann war es eben diese starke Waffenrüstung und die wesentlich auf dieselbe gestützte Möglichkeit so sicherer Bündnisse auch mit demjenigen, der 1866 besiegt ist und mit dem wir jetzt in einem einträchtigen Verhältnisse dieses cen trale Bündniß mit seiner Machtstellung für Mitteleuropa hergestellt haben. (Beifall.) Die Soziademokratie malt Alles schwarz, um den Arbeitern jede Hoffnung auf Besserung zu nehmen. Heute hat der Abgeordnete Liebknecht, um dies zu erreichen, von den sozial-politischen Entwürfen, Gesetzen und Vorbereitungen der Reichsgesetzgebung ganz wegwerfend als von untergeordneten, nichtssagenden Dingen gesprochen und daneben als etwas ganz Leichtes und Einfaches die Verwirklichung des sozialdemokratischen Programms empfohlen. Dieses beruht im Wesentlichen ja darauf, daß die ganzen Produktionsmittel, Grund und Boden, Gebäude, Instrumente, Maschinen, Betriebskapitale, den Händen des Privateigenthums entnommen und auf die Gemeinschaft, sei es Staat, fei es Gesellschaft, übertragen wird. Diese kleine Aenderung ist nur erforderlich, damit diese soziale Umgestaltung