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NHM st-UMnff WrM, Wi, Mkilctz M die UMA». AmLsbLcltL Mr die Kgl. Umtshauptmannschaft zu Meißen, das Kgl. Umisaerichi und den Siadkath zn Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 73. Dienstag, den 18. September 1888. Kommenden Donnerstag, den 20. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. Wilsdruff, am 17. September 1888. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. TageSgeschichte. Nachdem es feststeht, daß Kaiser Wilhelm am 4. Oktober in Wien eintrifft, wird jetzt offiziell auch der Tag seiner Ankunft in Rom bekannt gegeben, woselbst der deutsche Kaiser nach einer Mittheilung der„Agenzia Stefani" am 11. Oktober, Nachmittags 2 Uhr eintreffen wird. Von bemerkenswerthen Ereignisfen auf dem Gebiete der innern Po litik hat die abgelaufene Woche nichts gezeitigt; höchstens wäre als ein Nachklang zu der Ernennung v. Bennigsens zum Oberpräsidenten der Provinz Hannover die Bekanntmachung zu erwähnen, in welcher der neue Oberpräsident die Uebernahme seines Amtes anzeigt und verspricht, des selben gerecht, unparteiisch und ohne Ansehen der Person zu walten. Die Verlobung des Kronprinzen von Griechenland mit der Prin zessin Sophie hat König Georg von Griechenland durch den Minister präsidenten Trikupis seinen Unterthanen mit folgenden Worten bekannt gegeben: „Ich freue mich, Ihnen die Verlobung des Thronfolgers mit der Prinzessin Sophie, Schwester des deutschen Kaisers, mitzutheilen." Wie aus Athen geschrieben wird, beabsichtigt der König, ein in der un mittelbaren Nähe des königlichen Schlosses gelegenes palastartiges Gebäude für den Kronprinzen anzukaufen. Die Civilliste des Kronprinzen, welche alljährlich von der Kammer von Neuem bewilligt werden muß, beträgt 200,000 Drachmen (das sind 150,000 Mark). Außerdem sind dem Kronprinzen aus Veranlassung seiner Großjährigkeitserklärung vor an nähernd 2 Jahren sehr werthvolle und fruchtbare im nordwestlichen Po- loponnes belegene Ländereien von Staatswegen überwiesen worden. Die Vermählung deS jungen Paares soll, wie der „Messager d'Athenes" Mel det, schon im Monat Dezember d. I. gefeiert werden. Zugleich weiß das Blatt darüber folgende Einzelheiten mitzutheilen: König Georg, der schon in 14 Tagen nach Athen zurückkehrt, wünscht persönlich diese Beschleu nigung. Die Trauung soll im Berliner Dom stattfinden und zwar im Beisein aller Mitglieder des deutschen Kaiserhauses, des griechischen und dänischen Königspaares, der Czarewna, der Prinzessin von Wales und — falls bezügliche vertrauliche Schritte in Berlin und Gmunden Seitens des dänischen Hofes von Erfolg gekrönt sein würden, auch der Herzogin von Cumberland, welche wie bekannt sein dürfte, die Tante des griechischen Kronprinzen ist. In der Hauptstadt Pommerns war vom Dienstag bis mit Donnerstag der deutsche Juristentag versammelt. Die Berathungen desselben galten u. A. auch dem in Vorbereitung befindlichen bürgerlichen Gesetzbuche für das deutsche Reich, an dessen Entwürfe der Juristentag eine im Allgemeinen wohlwollende Kritik übte. Weiter befaßte sich die Versammlung auch mit der Frage, ob der Verrath von Geschäfts- und Fabrikgeheimniffen als strafbares Versehen anzusehen und das Strafge setzbuch demgemäß zu ergänzen sei und kam man zu einem bejahenden Beschlusse, unter Voraussetzung, daß sich der Verrath als Untreue charak- terisire. — Gerade während der Juristentag in Stettin versammelt war, ist das juristische Deutschland von einem schmerzlichen Verluste betroffen, indem der Präsident zur Vorberathung des allgemeinen deutschen bürger lichen Gesetzbuches, Wirkl. Geh. Rath v. Pape, in Berlin nach längerem Leiden verschied. Von den Landtagen der österreichischen Reichshälfte, welche in Kurzem werden eröffnet werden, wird der böhmische Landtag die Hauvtaufmerksamkeit aus sich ziehen. Allerdings werden die Bänke der deutschen Abgeordneten in diesem Landtage noch immer leer stehen, weil die Czcchen die Majorität, über welche sie verfügen, dazu be nutzen, um das deutsche Element in diesem Kronlande rücksichtslos nieder zuhalten und die Deutschen im böhmischen Landtage also gar keine Aus sicht haben, ihre Forderungen und Interessen zur Geltung bringen zu können. Nichtsdestoweniger werden die Debatten sehr stürmisch sein, weil die czechische Majorität an sich sehr gespalten ist. Das numerische Uebergewicht der Altczechen unter Führung Rieger's wird neuerdings von den Jungczechen sehr bedroht. Bei den fünf Neuwahlen, die seil einem Jahre sich voll zogen, haben die Jungczechen den Altczechen nicht weniger als vier Sitze abgenommen, so daß man vielfach annimmt, die öffentliche Meinung unter den Slaven sei den Jungczechen günstiger als den Altczechen. Der Grund dieser Erscheinung ist darin zu suchen, daß die Jungczechen im Gegensatz zu den Altczechen, die sich mit den Clerikalen und den Conservativen unter der deutschen Bevölkerung verbunden und im Reichsrath mit den Vertretern der letzteren stimmen, jeden Compromiß mit den Deutschen verwerfen. Ihr politisches Programm ist ein sehr einfaches; sie fordern, daß ihr Land die selbe Stellung in der österreichisch-ungarischen Monarchie einnimmt, wie Ungarn, das ein autonomer selbstständiger, nur durch den Föderativbund mit Oesterreich verbundener Staat ist, der zu den gemeinsamen Ausgaben seinen Beitrag zahlt, im Uebrigen aber seine eigenen Gesetze, sein eigenes Parlament und sein Spezialbudget hat. Wenn das Programm der Jung czechen würde verwirklicht werden, dann muß es in Böhmen nur eine nationale Sprache wie in Ungarn geben, die czechische. Die deutsche Sprache würde ebenso wie in Ungarn behandelt werden. In der Verwaltung, der Justiz und der Schule würde die Sprache der herrschenden Raffe, der czechische», gesprochen werden. Glücklicherweise wird es weder für die nächste Zukunft und vielleicht je so weit kommen, daß die Deutschen in eine so inferiore Stellung gegenüber den Czechen gerathen werden. Denn selbst wenn die Jungczechen die Majorität im böhmischen Landtage erhielten, so müßten sie doch noch den Widerstand der Ungarn besiegen, die niemals zugeben werden, daß der Dualismus in Oesterreich-Ungarn in eine Trias verwandelt wird, bei welcher die Magyaren reine Seide spinnen würden, weil die Slaven in Böhmen mit den Slaven in Croatien gemeinsame Sache machen und die Grundlagen der magyarischen Herrschaft also nach und nach zerstören würden. Immerhin aber wird man mit dem Programm der Jungczechen rechnen müssen, weil es von der Stärke der slavischen Agitation Zeugniß oiebt, welche auf die Schwächung bez. Vernichtung des deutschen Elements gerichtet ist und darum auf die Haltung der Deutschen in Oesterreich nicht ohne Rückwirkung bleiben kann. Wien. Der Minister des Auswärtigen, Graf Kalnoky, ist nach Friedrichsruh abgereist. Das halbamtliche „Fremdenblatt" sagt: Die all jährlich regelmäßig wiederkehrende Zusammenkunft des Ministers des Aus wärtigen, Grafen Kalnoky, mit dem Reichskanzler Fürsten von Bismarck erscheint keinem Politiker mehr als ein Symptom oder Vorbote irgend einer Action; die allgemeine Lage weist sicherlich eher einen Fortschritt auf dem Wege zu einer dauerhafteren Beruhigung auf. Beide Staatsmänner wer den die Gesammtlage nur von dem Gesichtspunkt der Befestigung des Friedens betrachten und neuerlich eine gegenseitige und volle Uebereinstimmung hin sichtlich der Grundzüge der Politik konstatiren. Zürich, 14. September. Die gegenwärtige Rheinüberschwemmung ist die grüßt?; die seit Menschengedenken vorgekommen ist. Von Koblach- Meiningen bis zum Bodensee ist die ganze weite fruchtbare Rheinebene zur ungeheuren Wasserwüste geworden; fünf Stunden lang und anderthalb Stunden breit. Es ist ein unsäglich trauriges, grausiges Bild. Das ganze Besitzthum der dortigen Bevölkerung ist vernichtet, der Schaden unermeß lich. In Lustenau sind von 900 Häusern nur 32 wasserfrei. Viele Häuser stehen bis zum Dach unter Wasser. Der schweizer Rheinuferdamm hat Stand gebalten. Nirgends ist ein Durchbruch vorgekommen, der eine Ka tastrophe zur Folge haben könnte. Der Rheindurchstich ist österreichischer seits endlich energisch in die Hand genommen. Der König von Italien hat die Gelegenheit der Vermählung seines Bruders, des Herzogs von Aosta, mit der Tochter des Prinzen Napoleon nicht ohne Kundgebung seiner friedlichen Gesinnungen vorübergehen lassen. König Humbert empfing nämlich am Donnerstag die französischen Hoch zeitsgäste des Prinzen Napoleon und sagte ihnen u. A.: Es giebt beider seits Mißverständnisse; sie müssen verschwinden und die Zeitungen müssen dazu behilflich sein. Piemont insbesondere kann nicht im Unfrieden mit Frankreich leben' oder 1859 vergessen. Italien will den Frieden; es bedarf seiner zu seiner gewerblichen undHandelsentwickelung. Wir wollen keinen Krieg, und ich wie meine Regierung werden alle Anstreng ungen machen, um Europa möglichst lange den Frieden zu wahren. In Petersburg mißt man der bevorstehenden Reise des Zaren nach dem Kaukasus eine hohe politische Bedeutung bei. Besonderes Gewicht wird auf die Zusammenkunft des Zaren mit dem Schah von Persien ge legt. Man glaubt, daß von der Zusammenkunft eine bedeutsame Rück wirkung auf die Entwickelung der Dinge in Centralasien datiren werde. Der französische Dampfer „La France" lief bei der Einfahrt in den Hafen von Port Luz (Canarische Inseln) auf den italienischen Dampfer „Süd-Amerika", welcher alsbald sank. 81 Passagiere und 6 Mann von der Besatzung sind ertrunken. Zum Kapitel der Spionirerei in Frankreich wird bemerkt, daß das Spioniren in keinem Lande überflüssiger ist, als bei unseren westlichen Nachbarn, weil sie alle ihre Geheimnisse selbst ausplaudern und ihnen die größte Publicität geben. Wie ost hat man nicht Zeter und Mordio ge- schrieen, daß deutsche Spione Lebelgewehre entwendet haben und nun ist, wie das „Petit Journal" meldet, vom Kriegsministerium eine überall käuf liche Broschüre herausgegeben worden, welche dieses Gewehr und seinen Mechanismus eingehend beschreibt, Anweisungen zu seiner Handhabung enthält und in 32 Abbildungen die einzelnen Theile der Waffe dem Leser veranschaulicht. Wer wollte sich bei solchem Entgegenkommen noch die Mühe nehmen, ein Lebelgewehr zu stehlen. In Peking ist amtlich bekannt gemacht, daß der junge Kaiser von China, welcher jetzt 18 Jahre alt ist, am 24. Tage des ersten Monats des Jahres 1889 eine Ehe eingehen wird. Zwei Millionen Taels (10 Millionen Mark) sind von den öffentlichen Einkünften für die Hochzeits feier bewilligt und die doppelte Summe ist durch freiwillige Beiträge auf gebracht worden. Ob diese letzteren freilich in der That so freiwillig ge wesen sind, mag dahinstehen, da Kuriere in der letzten Zeit das weite Reich durchstreift und die Behörden auf die Nothwendigkeit aufmerksam gemacht haben, die nöthige Beisteuer bis zum Schluffe des Jahres zu leisten. — Gleichzeitig mit der legitimen Gemahlin erhält der Kaiser von Amtswegen einen Harem. Wie aus Aokohama gemeldet wird, hat die Kaiserin-Mutter in eigener Person für den kaiserlichen Harem sechs Man darinentöchter ersten Ranges und 20 zweiten Ranges aus den angesehensten Mantschu-, mongolischen und chinesischen Familien ausgesucht.