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des Militärvereins, um ebenfalls den Geburtstag ihres geliebten Protektors und Landesvaters zu feiern. Hierzu hatten sich auch die Spitzen der königl. und städtischen Behörden als Gäste eingefunden. Seitens des Vorsitzenden des Vereins, sowie der Herren Pastor Ficker und Bürgermeister Ficker wurden begeisterte Ansprachen gehalten und daran anschließende Hochs ausgebracht, sowie auch „Den König segne Gott" gesungen. Und somit hat auch die Stadt Wilsdruff, gleich dem ganzen Sachsenlande, den 60. Geburtstag des geliebten Landesvaters in rechter Sachsentreue gefeiert. — Wer ein gutes kräftiges Stück Mastochsenfleisch essen will, der kann solches jetzt in der gutrenommirten Fleischerei von E. Gast hier haben; derselbe hat einige Prachtexemplare von Mastochsen von dem wahre Musterwirthschaft treibenden Rittergut Limbach erworben und ver kauft das Fleisch zu einem billig zu nennenden Preise. — Am Montag Vormittag hat sich ein der Tollwuth verdächtiger Hund in hiesiger Stadt Herumgetrieben und dabei eine große Anzahl Hunde gebissen, ebenso sind von demselben im benachbarten Kaufbach mehrere Hunde gebissen worden. Der Vorsicht halber haben die Besitzer dieser Hunde die selben erschießen lassen. An demselben Nachmittag sind auch aus der Brühl'schen Terrasse in Dresden 8 Personen von einem ebenfalls der Tollwuth ver dächtigen Hunde gebissen worden; möglicher Weise ist dies derselbe Hund gewesen, der sich hier Herumgetrieben hat. Jedenfalls wird hier Hunde sperre angeordnet werden. — Weistropp, 23. April. Den seit 30, bez. 35 und 43 Zähren auf hiesigem Rittergute in Diensten stehenden Karl Traugott Rückert, Kutscher, und den Arbeitern Karl Gottlob Straube und Johann George Lehmann wurde vom Königl. Ministerium des Innern die silberne Medaille „für langjährige treue Dienste", beziehentlich „für Treue in der Arbeit" verliehen. Diese Auszeichnungen wurden dem Genannten am vergangenen Freitage von dem zu diesem Behufe im hiesigen Schlosse erschienenen Herrn Amtshaupt mann v. Kirchbach aus Meißen unter entsprechender Feierlichkeit ausgehändigt. — Dem Bezirksfeldwebel Demnitz in Nossen wurde zu Königs Geburtstage für 30jährige treue Dienste das ihm von Sr. Majestät dem Könige verliehene Ehrenzeichen durch die Bezirkskommandantur in Anwesen heit der gesammten Mannschaft mit einer Ansprache überreicht und nach dieser feierlichen Handlung Sr. Majestät dem König ein begeistertes Hoch gebracht. — Siebenlehn. Mit der im Juni d. I. hier stattfindenden Ge werbe- und Industrieausstellung wird auch eine Ausstellung landwirthschaft- licher Maschinen und Geräthe verbunden sein. — In der Umgebung von Zwickau haben sich seit einiger Zeit Hausirer eingefunden, auf welche im allgemeinen Interesse öffentlich hin gewiesen wird. Unter dem Vorgeben, dringend Geld zu brauchen und um jeden Preis verkaufen zu müssen, werden gewöhnlich drei schön aussehcnde Tuchstücke zu drei Anzügen vorgelegt. Es wird die Sache so gedreht, daß 50 bis80Mk. herausgeschlagen werden. Die Tuche sind jedoch sogenannte englische Schoddy-Waare, die aus der Wolle alter Tuchlumpen gefertigt und mit Eisengarn zusammengesponnen sind. Die Schneider wollen die Waare nicht verarbeiten, weil der Wollstaub böse Augen macht. Auch merkt der Käufer bald, daß die Sachen, sobald sie in's Reißen kommen, förmlich vom Leibe fallen. Der Meter solcher Waare hat einen reellen Werth von nur 2 Mark. — Borna, 23. April. Dem „Dr. Anz." schreibt man: Unweit des im Besitze der hiesigen Stadtgemeinde befindlichen Gutes Bockwitz war am Sonnabend Nachmittag ein Knecht mit dem Pflügen eines Feldes beschäftigt. Plötzlich bemerkte derselbe, wie das eine Pferd mit den Hinterfüßen im Erdboden versank. Schnell entschlossen, löste er die Stränge der beiden Zugthicre von dem Pfluge, als mit einem Male das Erdreich im Umfange von etwa zwei Meter sich löste und in der Tiefe verschwand. Das zuerst eingebrochene Pferd stürzte nach und auch das andere vermochte sich nicht auf der Oberfläche zu erhalten. Sich selbst und den Pflug rettete der Knecht durch schnelles Zurückspringen. Es hat an der Unglücksstelle vor 17 Jahren ein Kohlenabbau stattgefunden; bereits seit fünf Jahren wird das Feld wieder bebaut, ohne daß in diesem Zeiträume die geringste Bodensenkung zu bemerken gewesen wäre. Aller Wahrscheinlichkeit nach hnt die überaus große Feuchtigkeit des verflossenen Winters die Lockerung und Lostrcnnung des Bodens begünstigt. Die beiden Pferde erstickten; während das zuletzt in die Oeffnung gestürzte nach mehrstündiger Arbeit zu Tage gefördert werden konnte, gelang es bisher nicht, das zuerst versunkene herauszuschaffen. Dasselbe liegt 8—10 Meter tief, von dem nachgerollten Erdreich voll ständig bedeckt. — Bei einem am 22. April vorüberziehenden Gewitter hat der Blitz in eine, unweit der Königsteiner Cellulosefabrik auf Gohrischer Flur stehende Tanne eingeschlagen und dieselbe vollständig zersplittert. Die elek trische Entladung ist mit so furchtbarer Gewalt niedergegangen, daß der ca. 35 in starke Baum ungefähr 2 in über der Erde abgeschlagen ist und bis 3 n> lange Holzstücke bis auf die Wipfel der umstehenden Bäume ge schleudert worden sind, während kleinere Stücke und Splitter zu Tausenden im Umkreise bis zu 50 Schritten umhcrlagen. MermischtcS. * Kaiser Wilhelm und seine Diener. Mit welcher Sorgfalt Kaiser Wilhelm seiner treuen Diener gedacht hat, geht aus den Kabinets- ordres hervor, die nach seinem Tode vorgefunden wurden und den Garderoben intendanten Engel und die Kammerlakaien Krause und Uckermärker betreffen. Diesen drei treuen Dienern, von denen die beiden erstgenannten schon recht bejahrte Herren sind, ist von Kaiser Wilhelm als Pension nach seinem Hinscheiden das volle Gehalt festgesetzt worden. Dieses beträgt bei Gar derobenintendant Engel 4500 Mk., bei den beiden anderen Herren je 3600 Mk. Für den Fall, daß die alten Diener ihre Dienstwohnungen zu räumen gezwungen würden, soll ihnen noch ein jährlicher Wohnungsgeldzuschuß in Höhe von 540 Mk. bewilligt werden. Engel versieht heute noch seine Dienste über die Garderobe seines verstorbenen Herrn, bis die kaiserliche Entscheidung ergangen sein wird. Er sowohl, wie Krause, werden sich, wenn Alles geregelt ist, zurückzichen, während Uckermärker das Amt eines Kastellans im Charlottenburger Schloß versieht. * Große Feuersbrunst. Wie der „Jndöp. beige" aus Madrid gemeldet wird, ist die Stadt San Fernando auf den Philippinen durch eine Feuersbrunst vollständig zerstört worden. Der angerichtete Schaden beläuft sich auf 5 Millionen. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Sonntag Cantate Vorm. 8 Uhr Gottesdienst mit Predigt, Mitfeier des Geburtstags Sr. Maj. unseres Königs. Nachm 1 Uhr Christenlehre mit der confirmirten männlichen Jugend-