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Grasnutzungs-Verpachtung Die Grasnutzungen an den Bahnböschungen, sowie der vorhandenen Wiesenstreifen von Haltestelle Niederhermsdorf bis Haltestelle Kesselsdorf, sollen Montag, den 14. ds. Mts., 8 Uhr Vormittags von Haltestelle Riederhermsdorf anfangend, desgleichen die von Kesselsdorf bis Wilsdruff, Dienstag, den 15. ds. Mts., 8 Uhr Vormittags von Haltestelle Kesselsdorf anfangend, unter den im Termin bekannt zu gebenden Bedingungen an Ort und Stelle öffentlich verpachtet werden. Wilsdruff, am 7. Mai 1888. Mmgliche Bahnverwaltung. Aolzauction. Von den auf dem ApechtSbausencr Forstrevier aufbereiteten Hölzern sollen Donnerstag, den 17. Mai ds. Ihrs., von Vormittags s Uhr an im Gasthofe zu Spechtshaufen 209 Stück weiche Stämme bis mit 15 om Mittenstärke i Einzelnen in den Abtheilunqen 4, 10 - - - 23^29 - I j 10, 24, 38, 43, 44 und 48, 8 - kieferne Klötzer - 16—23 - Oberstärke, in Abth. 10, 2 Rm. fichtene Nutzscheite » 51 - harte ) Brennscheite / 135 - welche ) k 10 - harte ) Px^nknüLvel V 65 - weiche ) ^eunrnuppcr X auf dem Schlage der Abth. 28 14 - harte Zacken j 62 - - Aeste 35,z Hdrt. weiches Brennreistg, I 490 Rm. weiche Stöcke / einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter den sonst vor Beginn der Auction bekannt zu gebenden Bedingungen an die Meist bietenden versteigert werden. Wer die Hölzer vorher besehen will, hat sich an den unterzeichneten Revierverwalter zu wenden. Königl. Forstrevierverwaltung Spechtshausen und Königl. Forstrentamt Tharandt, am 7. Mai 1888. Schumann. Bachmann. Dagesgeschichte. Noch immer nehmen in allen Tagesblättern die Nachrichten über das Befinden Sr. Mas. des Kaisers die erste Stelle ein. Es sind nunmehr ca. 3 Wochen, seit die ersten Kunden über die Verschlimmerung in dem Zustande des hohen Kranken eintrafen und allerorten das tiefste Mitleid, die herzlichste Besorgniß erregten und wach halten. Den trüberen Be richten folgten zeitweilig lichtere, aber leider ist von wirklicher anhaltender Besserung noch nicht zu sprechen. Das am Dienstag Vormittag über das Befinden Sr. Mas. ausgegebene Bulletin lautet: „Se. Mas. der Kaiser hatte eine bessere Nacht und fühlt sich heute kräftiger. Das Fieber ist geringer geblieben." Am Montag war der Zustand des Kaisers nicht eben günstig gewesen. Es lag keine bedrohliche Verschlimmerung der Krankheit selbst vor, aber die Mattigkeit war recht stark geworden. An der Luftröhre hatten sich zudem neue Abscesse gebildet und die Eiterung war erheblich gestiegen. Husten und Auswurf störten den Schlaf in der Nacht zum Montag sehr und der hohe Kranke fühlte sich Vormitlags ziem lich matt. Auch der Appetit hatte nachgelassen. Die Fiebertemperatur stieg in der Nacht zum Montage auf über 39 Grad und sank Vormittags auf 38,3 Grad. Während der Kaiser am Sonntag thatsächlich von 1—3 Uhr außer Bett gewesen war, durfte er letzteres am ganzen Montag nicht ver lassen. Alle sieben Aerzte nahmen an der Konsultation Theil, sie hoffen, auch dieser Anfall werde vorübcrgehen, verhehlen sich indessen nicht, daß - außerordentliche Schonung geboten ist, um die sehr herabgegangenen Kräfte des Kaisers wieder zu heben. Die Arbeitslust ist groß, der Kaiser muß sich aber auf die Unterschriften beschränken, die allein von ihm vollzogen werden dürfen. So hörte er am Montage auch im Bett mehrere Vorträge. Nachmittags wurde das Befinden besser, auch die Mattigkeit legte sich. Kronprinz Wilhelm und der Reichskanzler statteten kurze Besuche ab. Vom Dienstag Abend: Wesentliche Aenderungen sind nicht eingetreten, die leichte Besserung hält im Ganzen an. Seit Einführung der Kanüle ist aller dings ein Fortschreiten des Kehlkopfleidens zu verzeichnen, aber dieses Fort schreiten ist durch wiederholte Stillstandspausen unterbrochen worden. Nie mand kann herausrechnen, wie lange es dauern wird, bis das Leiden eine bedrohliche Ausdehnung gewinnt, und jedenfalls unrichtig ist es, wenn für Mitte Mai bestimmt eine schwere Krisis angekündigt wird. Was kommt, muß ertragen werden, aber heute noch ist kein unzweifelhaftes Anzeichen vorhanden, welches bestimmt auf so nahe, schwere Zeiten hinweist. Um die Lungen zu schützen, sind besondere Maßnahmen zur Entfernung des Eiters getroffen, aus die wir indessen des Näheren einzugehen verzichten. Irgend etwas direkt Bedrohliches ist auch hier zur Stunde nicht vorhanden; das mag genügen. Man schreibt einem Frankfurter Blatte folgendes aus Berlin: Ent gegen anderweitig verbreiteten Nachrichten bin ich in der Lage, auf das Be stimmteste zu berichten, daß am Hoflager zu Charlottenburg Disposition dahin getroffen ist, dieHeirath des Prinzen Heinrich mit der Prin zessin Irene von Hessen, falls irgend der gegenwärtig befriedigende Zustand des Kaisers noch andauert, in der allerkürzesten Frist statt finden zu lassen. Die Hochzeit soll im engsten Familienkreise in Char lottenburg gefeiert werden, ohne daß weitere Einladungen dazu ergehen. Das junge Paar wird sich dem Vernehmen nach von hier aus alsbald nach dem Fürstenlager Seeheim bei Darmstadt begeben, um dort einige Zeit zu verweilen. Der Großherzog von Baden leidet seit acht Tagen an einer katarrha lischen Affection der Luftröhre mit allgemeinem Erkältungszustand, welcher denselben nöthigt, zeitweise im Bette zu bleiben, jedenfalls aber das Zim mer nicht zu verlassen. Alle Vorträge, Meldungen und Audienzen sind abbestellt. Ueber die russischen Umtriebe auf der Balkanhalbinsel schreibt die in Sofia erscheinende „Swoboda" Folgendes: „Die Jntriguen der rus sischen Agenten haben die kleinen Staaten auf der Balkanhalbinsel in eine sehr ernste Lage versetzt. Kein einziger dieser Staaten kann mit seinen inneren Angelegenheiten sich befassen oder aber zur Ruhe gelangen. Die Aufgabe der russischen Agenten besteht lediglich darin, Komplott gegen die Häupter dieser Länder zu organisiren. Eine jede dieser Regierungen, die eme unabhängige nationale Politik anstrebt, wird von diesen Agenten durch allerlei Mittel bekämpft und verfolgt. Bulgariens, das ehedem schon von Rußland zum Tode verurthcilt ist, gar nicht zu gedenken, befinden sich Ru mänien, Serbien und Griechenland gleichfalls in keiner günstigeren Lage. Alle diese normalen Zustände und Dinge aber können so lange nicht wieder in ihren natürlichen Gang kommen, als Rußland von Europa nicht der Platz zugewiesen wird, wohin es eben gehört. Bei einem Bankette in Tirnowa hielt Fürst Ferdinand, nachdem der Ministerpräsident Stambuloff in einer Tisckrede den Patriotismus der Ein wohner rühmend hervorgehoben hatte, eine Ansprache, in der er sagte: Die jüngsten Ereignisse in meinem Vaterlande bezeugen die Stärke Bulgariens. Ausländer, welche die Bulgaren nicht kennen, glauben, daß die Sklaverei jedes Gefühl der Vaterlandsliebe verlöscht habe, aber die letzten Ereignisse zeigten der Welt, daß die bulgarische Nation, obgleich klein, doch stark sei und ihre Kräfte auf eine einzige Idee konzentrire. Die Idee der Unab hängigkeit Bulgariens und der Ergebenheit für das Vaterland, diese mo ralische Stärke waren namentlich die Ursache, welche mich bestimmten, die Wahl durch die große Sobranje anzunehmen. Diese Stärke flößt mir ein starkes Vertrauen auf eine glänzende Zukunft Bulgariens ein. Unter den Deutschen Nordamerikas macht gegenwärtig ein Auf ruf die Runde, welcher die Deutschen im allgemeinen, insbesondere aber die deutschen Turn-, Krieger- und Schützenvereine, Logen und Corpora- tionen zu Beiträgen für die Stiftung eines Erinnerungszeichens an Kaiser Wilhelm auffordert. Dieses Erinnerungszeichen soll aus einem silbernen Lorbeerkranze bestehen, auf dessen Blätter die Namen der Geber eingegra ben werden und den man auf dem Sarkophag des großen Kaisers nieder legen lassen will. Der Aufruf spricht eine so patriotische Sprache, daß es wohl angezeigt ist, einige Stellen daraus zu entnehmen: Ganz beson ders hier in Amerika beschlich die Herzen aller Deutschen tiefe, wirklich mitgefühlte Wehmuth und Trauer, als sie die traurige Kunde vernahmen, daß der Schöpfer des neu erstandenen deutschen Reiches, der erste deutsche Kaiser, der pflichtgetreue, der den Frieden über Alles liebende große Held zu seinen Vätern eingegangen sei! Die Deutschen dieses Landes, welche seit Jahrzehnten hier ihren Wohnsitz aufgeschlagen haben, gedenken noch der Zeit, wo st" dereinst ihre liebe Heimath als ohnmächtiges, im Aus lände kaum geachtetes Land verließen, und jubelten bei jedem wuchtigen Schlage, den der mächtige Kämpfer für die Größe, den Ruhm und die Einigkeit Deutschlands führte, demselben immer lauter zu! Und Dieje nigen, welche erst in jüngster Zeit die gastlichen Gestade dieses Landes aufsuchten, haben zum Theil mitgekämpft aus den Feldern der Ehre, wo es galt, deni deutschen Namen Ruhm und Achtung zu verschaffen, und haben sich deshalb ihren Stolz — ein geborener Deutscher zu sein — in ihrem Herzen treulich aufbewahrt!" London, 7. Mai. Indien war gestern, wie hier gemeldet wird, in einer Ausdehnung von vielen Hunderten von Meilen durch fürchterliche Stürme heimgesucht, die von phänomenalen Hagelschlägen begleitet wurden. Pfundschwere Hagelstücke von Faustgröße und mehr, wie sie noch niemals dort vorgekommen sind, fielen mehrere Minuten lang und tödteten viele Hunderte von Menschen, eine immense Anzahl von Thieren und zerstörten Hunderte der aus leichten Häusern bestehenden Dörfer vollständig. Ganze Strecken sind grauenhaft verwüstet und gleichen einem meilenlangen Leichen felde. Die Stadt Gudressur ist vollständig zerstört. Vor dem Sturme ertönte einige Minuten lang ein donnerähnlichcs Getöse; die Gewalt der Windstöße kann daraus ermessen werden, daß Schiffe vollständig aus dem Wasser und in die Luft emporgehoben wurden. Die Anzahl der Opfer, die dieser Tornado gefordert hat, ist ihrer genauen Höhe nach noch unbe kannt, ihrer flüchtigen Schätzung nach aber schon enorm. Vaterländisches. Wilsdruff. Am letztvergangenen Montag war cs wiederum einer hochachtbaren hiesigen Familie vergönnt, das seltene Fest der goldenen Hochzeit zu feiern; es war dies der Herr Privatns Friedrich Bret schneider und seine Gattin, welche diesen Ehrentag glücklich und zufrie den im Kreise lieber Kinder und Enkel feiern konnten. Möge ihnen ein recht sonniger Lebensabend beschieden sein! — Der für Neukirchen und Umgegend bestehende Zweigverein für äußere Mission feierte am vergangenen Sonntag Rogate in Dittmannsdorf sein Jahresfest. Um 2 Uhr begann der Festgottes dienst, dessen Glanzpunkt die Predigt des Herrn ?. Or. Friedrich aus Freiberg über Mtth. 28, 18—20 war. Die Andacht wurde wesentlich erhöht, durch den Chorgesang des Liedes: Ich hebe meine Augen auf —, sowie durch die lieblichen Stimmen der neuen Orgel. Die würdig verneuerte Kirche war bis auf den letzten Platz von andächtigen Zuhörern gefüllt und viele konnten nur stehend an den Eingangsthüren dem Gottesdienste beiwohnen. Bald nach demselben begannen im Saale des Gasthofes die Vorträge über Heidenmission vor einer so zahlreichen Zuhörerschaft, daß für diese nur mit Mühe Platz zu beschaffen war. Mit