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Ach, das war nur ein Traum, wie ihn der Champagner herauf- ! perlt! Er war so gut wie sie Sclave der gesellschaftlichen Verhältnisse, ! in denen sie geboren und erzogen waren. Ihm fehlte der Muth, den > Staatsdienst zu quittiren, und als ein einfacher Privatmann seine bedeu- ! tenden Kenntnisse kaufmännisch oder rechnisch zu verwerthen, und den § Spruch von einem Herzen und einer Hütte wahr zu machen. Und Bella die verwöhnte dsuuts, im schlichten Kleid als arbeitende Hausfrau sich zu denken, — das war einfach Unsinn — ihre Liebe würde mit den - entschwundenen Ballroben, Brillanten, den Zauberfesten der Elite und dem tausend Kris ü brao der Eleganz davonfliegen, die Libelle war nur zu § wirbelndem^ Tanz auf der Oberfläche des Lebens geboren, dahinzugaukeln ! im Hellen Sonnenschein des Glücks, auf Blumen sich zu wiegen, die Augen ! der Vorübergehenden zu entzücken. „Vorüber!" sagte er ganz laut zu sich. „Was halten Sie sich für innerliche Monologe, Vetter Lothar?" frug lachend Bella, als er sie mit dürstenden Augen betrachtete und darauf langsam den Kopf zur Erde neigte, als folge er der Leiche einer schönen Hoffnung. „Es war kein Monolog, Cousine, es war ein Zwiegespräch, den das Herz mit der Vernnft hielt, und" „Und?" sie lachte nicht mehr, sie sah ihn mit großen, sehnsuchtsvollen Augen an, als erwartete sie ein liebes Wort, ein Wort welches alle Schranken durchbrechen könne, welche die Welt des Convcntionellen um sie gezogen. Aber Alvers trat an sie heran und forderte seinen ersten Walzer nach der Tanzpause des Soupers. Lothar von Buchner fand seine volle Beherrschung wieder und das Be- ' wußtsein, allem Hangen und Bangen ein Ende machen zu müssen. „Pardon, Cousine," sagte er mit einer Festigkeit, die fast herbe wurde, es war kein Dialog, sondern ein Epilog, den ich einer närrischen Idee hielt." Sie verstand ihn, — die Schranken thürmten sich höher, sie wurden unübersteiglich. Ihr Stolz war herausgefordert. „Das ist Recht," nickte sie und zwang sich zu einem Lächeln, und dann zu Alvers gewandt, legte sie ihren Arm in den seinigen und fügte die bedeutungsvollen Worte hinzu: „Jetzt bin ich die Ihrige." Alvers sah ihr voll in die meerblaucn Augen, die sich vor seinem Blick senkten. Anstatt in den Ballsaal, führte er sie in das kleine Rauch- ! zimmer Theas, das im Halbdunkel seinen berauschenden Parfüm weiblichen ! Odems und feinen Tabaksrauchs aus den Polsterwänden und Divans ansströmte. „Fräulein Bella," sagte Alvers, indem er ihre Hand an seine Lippen führte, „was ich für Sie empfinde, wissen Sie längst, aber es muß ganz klar werden zwischen uns, ehe ich Sie um eine größere Gunst bitte, als ! bisher, wo Sie nur Blumen oder dergleichen Tand von mir anzunehmen ! geruhten. Ich weiß, daß Sie ihren Verwandten, Lothar von Buchner! sehr lieb haben, — materielle Verhältnisse anzudeuten, verbietet mir der ' Umstand, daß ich in dieser Beziehung Ihrem Vetter bedeutend überlegen bin, hier soll nicht der Verstand zum Verstand, sondern Herz zum Herzen sprechen, — entscheiden Sie, Bella, ob Sie mit sich einig sind, mir die Frage zu beantworten, ob Sie, ohne sich als ein Opfer zn betrachten, meine Frau werden wollen, ob Sie, ohne Rückblicke und künftiges Bedauern § um einen andern Mann, meine Hand annehmen können." Sie wurde ; unruhig, aber es war wie ein süßbetäubendes Rachegcfühl durch ihr Herz gezogen, als er so sprach; weshalb hatte Lothar nicht mit ihrem Herzen ! ein Zwiegespräch eröffnet, — vielleicht hätte sie jedes Opfer gebracht und i wäre still-selig seine Frau geworden. „Ein Epilog der Narrheit," hatte ! er gesagt, — gut, auch ihre Narrheit war zu Ende, sie liebte ihn nicht mehr. > „Noch eins, ehe Sie antworten, liebstes Mädchen," Alvers stand aus der halb knieenden Stellung auf und trat einen Schritt zurück. ! „Ich weiß, daß viele Andere an meiner Stelle ganz einfach ihre Werbung vorgebracht hätten, ohne darum zu fragen, was vorher war, — aber ich gehe nicht von der anspruchsvollen Voraussetzung fast aller Männer aus, ! daß das Herz des Mädchens, welches sie heimführsn, ein leeres Blatt bis > dahin gewesen sein soll, — ich gestehe meiner Frau ebenfalls ihre Mädchen- : schwärmereien, ihre Jdealgestalten bis zu dem Augenblick zu, wo sie mir! verspricht, die Meinige zu werden. Von diesen Moment an bin ich aller- ! dings der verkörperte Egoismus, wie ich denn, was Moral betrifft, das > Leben meiner Frau ebenfalls als ein weißes Blatt erkennen will. Wenn! Sie also mit gutem Gewissen Ihre Hand in die meinige legen können, ' mit dem Versprechen, daß ich künftig allein Ihre Zuneigung besitze, so - bitte ich Sie hiermit um diese kleine Hand zum Ehcbund." Er hatte die Hand ausgestreckt, sie war ebenfalls aufgestanden und! ihre Hand glitt in die seinige, die sich leise um das zarte Händchen schloß. > „Meine liebe Bella", er wollte, von dem Moment hingerissen, ihre ' Lippen küssen, aber da sie, tief erschauernd, die Augen schloß, küßte er sie nur auf die Augen. „Gestatten Sie, vaß ich Ihnen Thea schicke", bat er, da die auf- ! fallende Blässe des geliebten Mädchens ihn beunruhigte, und nach einem zweiten Kuß aus ihr silbernes Haar ging er langsam in den Ballsaal. Bella blieb mit den geschlossenen Augen sitzen, als ob die kalten Lippen des künftigen Gatten ihr dieselben für alle Pracht und Herrlichkeit des Lebens auf ewig versiegelt hätten, so fand ihre Cousine sie. „Bella, I Bella," rief die schöne Syrene freudig und erwartungsvoll, „habe ich; Alvers recht verstanden, er hat um Dich angebalten, Du hast ihm Deine > Zusage gegeben?" Bella hob die Augen langsam empor und sagte mit einer blechern j klingenden Stimme: „Ja, er bot mir seine Hand, ich legte die meinige hinein, — wir hatten Beide Glacehandschuh an." — 10. Capitel. Am Morgen nach dem Ball saß Lieutenant Lothar einsam uud allein ; bei Langlet Unter den Linden und versuchte ein schwermüthiges Gefühl! mit einem guten Glas Wein zu bannen. Thea hatte ihm beim Abschied i „die freudige Thatsache'' mitgethstlt, daß Alvers sich heute Abend von Bella ; das Jawort geholt habe, — und Lothar wartete nur auf die offizielle! Verlobungsanzeige, um dem Cousinchen ein Bouquet zur Gratulation! zu verehren. Doctor Paul hatte ihm versprochen, salls er so schnell mit seinen Krankenbesuchen zu Ende sei, bei Langlet vorzukommen, und gegen ein Uhr hielt fein Coups vor dem Restaurant an der Ecke der Wilhelmsstraße. ! Paul begrüßte den Freund herzlich, er wußte, daß diesem der Verzicht nicht leicht geworden war, aber Männer schweigen Gefühlssachen gerne todt, im Gegensatz zu Frauen, die sie todl sprechen. Sie unterhielten sich denn auch nur von gleichgültigen Dingen und überlegten, ob sie heute selbst in dem benachbarten Hause ihren Besuch nach dem Ball machen wollten, oder ob sie nur ihre Karte schicken würden. Lothar war für die Karten, — Paul, als Arzt, für den Besuch. Die vorüberrollende Equipage der Zedwitzens, in welcher Bella mit Alvers und Thea saßen, befreite sie aus ihrer Unentschiedenheit. propog," sagte Lothar, plötzlich auf eine Sacke verfallend, die ihn unbestimmt gequält und jetzt erst Gestaltung fand, „was ist denn das für ein Weiberklatsch, der sich da um Deine Person rankt, Alvers soll erzählt haben, er hätte Dich mit einer Dame in sehr compro- mittirender Einsamkeit in seinem Proletarierhause derVorstadt gefunden." Es wäre doch so ganz einfach gewesen, wenn der Arzt den genauen Verlauf, die ganze Wahrheit, dem Freunde mitgetheilt hätte, aber da er von Felicitas nichts erzählte hatte, und noch andere Gründe ihn zum Schweigen bestimmten, so frug er nur hastig: „Hat er die Dame erkannt?" „Nein," entgegnete Lothar, etwas verwundert, diese Frage, die Alles bestätigte, statt einer Wiederlegung zu hören, weil Paul aber ein anderes Gesprächsthema anschlug, frug er mit keiner Silbe weiter. „Ich habe noch einige Besuche zu machen, mein Wagen wartet" — Paul erhob sich und reichte dem Freunde die Hand, „treffen wir uns heute Abend?" „Bedaure — ich habe Dienst, ich besuche Dich in den nächsten Tagen." „Wird mich freuen — Adieu, Lothar." „Meine Empfehlung der Frau Mutter und Tante Irene." Paul bestieg sein Coupee und nannte eine der feinsten Straßen des Thiergartens — fünf Minuten später ließ er sich bei den Bewohnern der reizenden Villa, Rentier Liebermanns, melden. Frau Tilda Liebermann empfing ihn, — sie war das etwas verbreiterte und angealterte Ebenbild ihrer Tochter, dieselben klaren, grauen Augen sahen verständig aus dem leicht brünetten Gesicht hervor, der Mund hatte noch dieselbe Frische und tadellose Zahnreihen wie die ihrer Tochter, und der Timbre ihrer Stimme klang jugendhell und herzenswarm. „Ah, lieber Doctor, Sie kommen einen Moment zu spät, Käthchen glaubte bei dem schönen Mittagssonnenschein eine kleine Spazierfahrt mit dem Kind wagen zu dürfen, — wenn ich nicht irre, wird sie bei Ihrer Tante vorgefahren sein." „Da will ich direct nach Hause fahren," Paul griff nach dem Hut, den er eben aus der Hand gelegt hatte, „ich wollte Lita einmal gründlich untersuchen. Ihr Fräulein Tochter Hal mir eine gewisse Acngstlichkeit durch ihre gestrigen Besorgnisse eingeflößt, — was halten Sie von der Gesund heit des Kindes, gnädige Frau?" „Aber, das fragen Sie, der Arzt, mich? — Ich habe Kinder gekannt, die wie junge Eichen standen, und der erste Hauch einer Epidemie warf sie über den Haufen, ich habe Mädchen heranwachsen sehen, denen man kaum ein paar Jahre zugcstand, sie welkten bleichsüchtig durch ihre Werde- jahre hindurch, der Arzt zuckte die Achseln wenn man fragte, ob es wög- lich sei, ihnen das Heirathen zu gestatten. „Weshalb nicht, so oder so verloren! — Und nach ein paar Jahren waren cs dicke, runde Frauen geworden, die rosige Kinder wiegten und von Lebenskraft strotzten, — wenn kein organischer Fehler bei unserer reizenden Kleinen vorliegt, — denn reizend ist das liebe Geschöpf, so hoffe ich, sie noch blühend und gesund heranwachsen zu sehen." — „Sie trösten mich, gnädige Frau, und gestatten Sie mir zu gleicher Zeit, Ihnen meinen verbindlichsten Dank für die Güte auszusprechen, womit Sie dem armen Kind von der Gasse Ihr vornehmes Haus gastfrei geöffnet haben. — Meine Mama ist in letzter Zeit so mit ihren himmlischen Bestrebungen beschäftigt, daß sie für irdische Dinge kein Verständniß hat, — Tante Irene ist etwas leidend, ihr konnte ich das fremde Kind, welches ich ungern in diesem seelisch und körperlich kranken Zustand gemiethcten Herzen übergeben hätte, nicht aufbürden, durch Ihre Güte ist mein kleiner Schützling vorerst herrlich geborgen." Frau Liebermann lächelte nur: „Ich komme erst in zweiter Linie, zuerst ist es Käthcken, die Ihren Dank verdient, falls eine einfache Hand lung des Mitleids Dank überhaupt verdient. Das Kind ist so ungewöhnlich schön und liebreizend, eine so wirklich vornehme Natur offenbart sich in all ihrem Thun und Empfinden, cs ist ein so sicheres Taktgefühl in der Kleinen, daß von einer Erziehung in diesem Sinn gar keine Rede sein kann. Es handelt sich nur darum, ihren Geist weiter zu bilden, durch gute Leetüre ihr Wissen zu erweitern. — Wie und was ihr Beruf später sein wird, — haben L>ie schon daran gedachl, Herr Doctr? Ein mittel loses Mädchen muß doch zu irgend einem selbstständigen Beruf erzogen werden?" Paul war peinlich berüht, — ein Beruf, — diese Lilic, was sollte sie denn noch anders als blühen, und den Garten des Lebens mit ihrer Pracht zieren? War er nicht reich genug, für sie zu sorgen? Das sagte er der verehrten Frau mit marinen Worten, ehe er sich von ihr verabschiedete. Frau Liebermann sah ihm freundlich nach, als er in sein Coups stieg und fortfuhr. Und den klagt man im Hause an, ein Atheist, ein poesieloser Realist zu sein! — Wenn man denn an seinen Früchten den Baum erkennen soll, so werde ich den Realismus, der solche Früchte der Humanität und Herzensgüte zeitigt, ferner für kein stechendes Nadelholz erklären wie Frau Professor Tiefenbach! — Nur die bewußte Kraft führt zu bewußten Zielen, und ewig wahr bleibt des Dichters Wort: von den Empfindsamen, aus die er nie viel gehalten: „Es werden, kommt die Gelegenheit, nur schlechte Gesellen daraus." Empfindling, nicht Em pfindsamkeit, macht das Gemüth —" (Fortsetzung folgt.) Durch «Kampf zum Sieg. Ein jedes Unternehmen auf irgend einem Gebiete, dessen Erfolg un sere Bewunderung erregt, verdankt diesen vor allem Ausdauer und Energie. Auch ein Leidender, der jahrelang mit einer chronischen Krankheit zu kämpfen hat, wird nur dann den Sieg davon tragen, wenn er eine Kur nicht allem anfängt, sondern auch mit Ausdauer und großer Beharrlich keit ausführt, bis schließlich der wackere Kämpfer für die wiedererlangte Gesundheit als Sicgespreis errungen hat. Ein solcher Sieger ist Herr F. A. Müller in Lichtenberg bei Freiberg in Sachsen. „Wollte ich Ihnen alles schreiben, es würde die Epistel beinahe etwas zu lang werden. Nur soviel, daß ich vor nun bald 8 Jahren von Gicht und Rheumatismus fast ganz gelähmt und daß trotz mehrerer Aerzte, vieler Mittel und vieler Bäder ich mich nicht bewegen konnte. Ueberall und besonders an Händen und Füßen entstanden Gichtknoten, mein Körper wurde krumm gezogen und fo, daß, als ich wieder auf die Beine kam, ich den Körper nur bis zu einer Höhe von 45 Grad aufrichten konnte. Auch hatte ich fortwäh rend mit Brustkrankhelten, Wasseransammlungen, Schleimbeschwerden, Husten und Asthma zu kämpfen, litt auch zuweilen an Hämorrhoiden und vieles andres mehr. Bei den ersten 4 Flaschen spürte ich nickt vielAen- derung, wurde aber später gewahr, daß ich ein Geradewcrden meiner Finger, sowie ein Verschwinden der Gichtknoten an Händen und Füßen bemerkte. Ich konnte auch aufrechter gehen, bis ich fast ganz gerade wurde und meine Hände sind von denen eines Gesunden nickt zu unterscheiden. Die Wasseransammlungen im Körper verminderten sich und das Athmen wurde freier. Ihre Warner's Safe Cure hat auch bei dem Gutsbesitzer F. Schiller im nahen Burkersdorf, 66 Jahr alt, der an Blasen-Katarrh litt, in we nig Wochen mit 4 Flaschen vollständig geheilt, so daß er wieder wie früher ausgehen und sein Bier trinken kann. Ferner der Mühlen-Pächter W. Morgenstern, der in Dittersbach wohnt und 67 Jahre alt ist, der selbe litt an Urinverhaltungen und bekundet schon nach der ersten Flasche feine Freude über die merkliche, günstige Veränderung, und noch Andere mehr." — Verkauf und Verfandt nur durch Apotheken. Distrikt-Haupt- Niederlage: Apotheke in Wilsdruff. Redaktion, Druck und Verlag von H. A. Berger in Wilsdruff.