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Beilage zu No. 40. Freitag, den 18. Mai 1888. Pfingsten. Gekommen ist das Fest der Maien, Die Birke grünt, im Wiesengrund Schlingt frohe Jugend ihren Reihen Und Jauchzen geht von Mund zu Mund. Der Flieder duftet im Gehege, Die stolze Tulpe flammt und glüht, Und selbst der Dornenstrauch am Wege, Der arme, graue Dornstrauch blüht. Du siehst rings um dich her ein Sprießen, Du athmest Duft und Sonnenschein — Will sich das Herz dir nicht erschließen? Zieht nicht der Frühling dir hinein? Fühlst du beim Schall der Lerchenlieder Nicht, daß ein Wunder ist geschehn, Und daß vom hohen Himmel nieder Sich senkt ein stilles, frommes Wehn? Faßt deine Seele nicht ein Ahnen Von jenem großen, beil'gen Geist, Der allmachtsvoll auf cw'gen Bahnen In seiner Schöpfung wirkt und kreist? Du sollst in seinen Tempel treten, Den er dir herrlich ausgeschmückt, Und sollst, die Hände faltend, beten, Wenn seine Welt dein Herz entzückt. Dann wird es Pfingsten in der Seele, Du ahnest freudig im Gebet, Daß, was das Herz auch immer quäle, Vor Gottes Sonnenschein vergeht; Daß selbst im kleinsten Blüthentriebe Der Odem deines Schöpfers lebt, Und daß der Geist der ew'gen Liebe Still über allen Welten schwebt. (CH. Tgbl.) 2. Sitzung des Bezirksausschusses der Kal. Ämtshanpt- nmnnschaft Meißen am 2. Mai 1888. Der Vorsitzende, Herr Amtshauptmann v. Kirchbach, eröffnete die Sitzung mit der Mitteilung, daß das außengebliebene Außschußmitglied, Herr Gcmeindevorstand Geißler in Schmicdewalde, wegen Krankheit sich an dieser Sitzung nicht betheiligen könne. Mit Eintritt in die 44 Numinern aufweisende Tagesordnung ver schütt man 1. Zur öffentlich-mündlichen Verhandlung über den Widerspruch des Grundstücksbesitzers Ferdinand Kielhorn in Lommatzsch gegen die von dem Caviller Ferdinand Saß beabsichtigte Anlegung einer Cavillerei und Flcisch- düngcrfabrik in der Flur Altlommatzsch, in deren Verfolg p. Kielhorn unter Auferlegung der antheiligen Kosten des Verfahrens mit seinem Widerspruche zurückgewiesen und die Erlaulmiß zu der gedachten Gewcrbsanlage beding ungsweise nach Maßgabe der sofort bekannt gemachten Entscheidung des Bezirksausschusses ertheilt wurde. 2. Nach Vorlegung und Uebergabe der aus das verflossene Jahr ab gelegten Rechnung über Verwaltung des Bezirksvermögcns wurden zur Revision derselben die Ausschußmitglieder Bürgermeister Pilz und Ge- meindevvrstand Blümich mit dem Ersuchen gewählt, in der nächsten Sitz ung des Bezirksausschusses über das Ergebniß Bericht zu erstatten. 3. Von dem auf oie beabsichtigte Befürwortung eines staatlichen Bei trages zu den Kosten der Unterhaltung und Reinhaltung des Fußweges aus hiesiger Bahnhofstraße bezüglichen Dankschreiben des hiesigen Stadt- ratheö nahm der Ausschuß Kenntniß. 4. Die unter die Bestimmung des 8 16 der Neichsgewerbcordnung fallenoen Veränderungen an der Stauanlage der Robschützer Papierfabrik in der kleinen Triebisch wurden nach Erledigung der anfanglick, dagegen erhobenen Einsprüche mit Vorbehalt der von sachverständiger Seite vorge schlagenen Bedingungen zur gewerbspolizcilichen Genehmigung empfohlen. Ebenso fanden die von dem Lohgerbermeister Sidon Haubold in Sieben- lehn projectirte Anlegung einer Lohgerberei, ferner die Schlachthausanlage des Gasthofsbesitzers Schubert in Neucoswig und des Fleischermeisters Johne in Siebenlehn — gegen welche innerhalb der gesetzlichen Frist Ein sprüche nicht erhoben worden waren, — unter den von den betreffenden Sachverständigen vorgeschlagenen Bedingungen Genehmigung, und betreffs der von dem Hausbesitzer Heimbold in Niederau beabsichtigten Schlacht- hausanlage, gegen welche zwar ebenfalls Widersprüche nicht Vorlagen, zu der jedoch noch eine Vervollständigung der Unterlagen sich erforderlich macht, wurde die Kgl. Amtshauptmannschaft zur eventuellen Genehmigungs- erthcilung ermächtigt. 5. Die rücksichtlich der beabsichtigten Zergliederung des Freyer'schen Grundstückes in Zscheila (Riesenstein und der Grundstücke Gierisch's in Limbach, Mehlig's in Kötitz, Micrisch's in Priesen, Hanns' in Coswig, Mende's in Niederfähre und Lehmann's in Vorbrücke angebrachten Dis pensationsgesuche gaben in volkswirthschaftlicher Hinsicht und bez. vom Standpunkte des Interesses der Gemeinde zu Bedenken keine Veranlassung; der Ausschuß sprach sich daher für deren Genehmigung aus, machte jedoch dieselbe hinsichtlich der zuletzt gedachten zwei Grundstücke von der Beding ung abhängig, daß die betreffenden Trcnnstücke mit den bezüglichen Stamm grundstücken der Erwerber nach Maßgabe der Verordnung vom 26. Febr. 1853 consolidirt würden. 6. Des Gasthofsbesitzers Bahrmann in Ockrilla Gesuch um Erlaub- niß zur Veranstaltung von Singspielen, deklamatorischen Vorträgen, Schau stellungen und theatralischen Vorstellungen wurde zur bsdingungswcisen Genehmigung empfohlen, bezüglich des gleichen Gesuches des Gasthofsbe- sitzerS Friedrich in Starrbach aber die Genehmigung auf die Abhaltung von Singspielen beschränkt. 7. Ueber die Gesuche Heise'S zum Schankbetrieb in dem sogenannten Buschbade bei Meißen (Dobritz), ferner p. Gebauer's zum Sckankbetrieb 'u. s. w. in dem Elbschlößchen zu Cölln, Matthes' in Großdobritz zur Fort setzung des von seinem Vorvesitzer betriebenen Schankes und des gleichen Gesuches der Wittwe Thieme in Oberau sprach sich der Bezirksausschuß in Mangel Bedenkens, bez. vorbehältlich gewisser Bedingungen, beifällig aus. Weiter erklärte er sich mit der erbetenen Erlaubnißertheilung zum Schankbetriebe in den Kalkwerken Schmutzlcr's in Burkhardswalde und Zschalig's in Blankenstein an die Kalkbrenner Fest und bez. Noack unter den früheren Beschränkungen und insbesondere unter Festsetzung der Schlußzeit auf 8 Uhr Abends einverstanden und genehmigte auch, jedoch ebenfalls unter den gewissen Beschränkungen, das Gesuch des Grubensteigers Kneisel in Oberjahna betreffs des Branntweinschankes auf der dortigen Thongrube. Was hiernächst vie Gesuche des Hausbesitzers Rühle in Niederau um Er laubnis; zum Bier- und Weinschänke, des Hausbesitzers Mühlbach in Kö titz zum Schanke, einschließlich des Branntweinschankes, der Kaufleute Rey u. Lahl in Coswig zum Weinschänke und des Schmiedemcisters Jehm- lich in Göltzscha zum Bicrschanke anlangt, so vermochte sich der Ausschuß auf Grund der vorliegenden Erörterungen, nach denen theils die Bedürf- nißfrage bez. mit Rücksicht auf die bereits im Orte vorhandenen Schank stätten zu verneinen war, theils aber auch Bedenken wegen der Schwierig keit der polizeilichen Ueberwachung und bez. in straßenpolizeilicher Hinsicht Vorlagen, für eine Erlaubnißertheilung nicht auszusprechen. 8. Die Genehmigung des auf die bei Bssitzverändcrungen zur Ge meindekasse in Röhrsdorf zu entrichtende Abgabe bezüglichen Gemeinderaths- bcschlusses fiel unbedenklich, da es sich nur um eine geringe Erhöhung dieser Abgabe handelt. 9. Die von den Gemeinden Schrebitz, Zella, Rothschönberg, Nieder wartha und Piskowitz bei Schieritz erfolgte Festsetzung des Gemeindevor standsgehaltes — welche als ortsstatutarische Bestimmung anzusehen ist und daher ohne Genehmigung der Gemeindcaufsichtsbehörde nicht abgeän dert werden darf — wurde allenthalben genehmigt. 10. Genehmigt wurde ferner der Beschluß der Gemeinde Rauba über Aufbringung der Anlagen, ingleichen die Uebernahme der in § 4 des Vertrages über den Wasserbedarf der Pfarre zu Reinsberg bezeichnete blei bende Verbindlichkeit Seiten der politischen Gemeinde daselbst und die von dem Armenverbande Saultitz und Radewitz beschlossene Vereinnahmung der Hundesteuer bei der Gemeindekasse. 11. Das Gesuch des Schänkwirthes Wolf in Obermuschütz um Er- laubniß zum Krippensetzen und Ausspannen fand bedingungsweise, vor behältlich der in straßenpolizeilicher Hinsicht etwa noch zu -rtheilenden Vorschriften, Genehmigung. 12. Die von den Gutsbesitzern Gäbel und Mertig in Klessig bezüg lich ihrer Vertretung im Gememderathe erhobene Beschwerde wurde als un begründet verworfen. 13. Die Genehmigung des ersten Nachtrages zum Statute der Dienst botenkrankenkasse des Verbandes Cölln fand man für unbedenklich und 14. der beantragten Einziehung des in der Flur Proschwitz gelegenen Verbindungsweges zwischen dem Gröbern-Dieraer und dem Bohnitzsch- Dieraer Cvmmunikationswegc (des sogen. Mittelweges) als öffentlichen Fahrweges stimmte man unter der Voraussetzung zu, daß dieser Weg als öffentlicher Fußweg aufrecht erhalten bleibe. 15. Hiernächst sand aus die in Verfolg einer von dem Kgl. Mi nisterium des Innern an die Kgl. Kreishauptmannschaft Dresden erlassene diesfallsige Verordnung von dem Herrn Vorsitzenden dem Bezirksausschüsse vorgelegte Frage rücksichtlich der an Sonn- und Festtagen stattfindenden Neveillen der Schützengesellschaften eine Aussprache statt, bei welcher ver schiedene Meinungen über deren Angemessenheit und Statthaftigkeit ge äußert wurden. 16. Endlich brachte der Herr Vorsitzende noch die von einer großen Anzahl von Grundstücksbesitzern bez. Einwohnern des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff und insbesondere des Triebischthales und seiner Umgebung an die Königliche AmtShauptmannschast hier gerichtete Petition um Herstellung einer Bezirksstraße von Munzig nach Herzogswalde zum Vortrage. Der Bezirksausschuß erkannte zwar einstimmig an, daß die fragliche Straßen- verbindung eine wirthschaftliche Bedeutung für die betreffende Gegend habe und daher höchst wünschenswerth sei, daß sich aber der Bezirksverband zur Zeit um so weniger in der Lage befinde, zu deren Ausführung seine Mitwirkung in Aussicht zu stellen, als Seiten der nächsten Interessenten bisher irgend welche Opfer zu dem Ende nicht zugesichert worden seien, im klebrigen aber nicht nur die Kosten des Baues der Straße die Kräfte des Bezirksverbandes übersteigen würden, sondern auch die Unterhaltung derselben den betheiligten Flurgemeinden und exemten Grundstücksbesitzern überlassen werden müßte. "Das UrthettScrWclti Original-Roman von Emmy Rossi. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Nein, die Dame war in eleganten, schwarzem Seidenkleid und Plüschdollinan mit grauem Pelz, — ich denke mir, sie gehört zur Gesell schaft und traf sie dort nur heimlich mit ihm, der sie „liebste Freundin" nennt." „Lu konä, was geht es uns an;" Thea affectirte Gleichgültigkeit während sie den Entschluß faßte, um jeden Preis herauszubekommen, wer in komiuo war, die ihr das Herz des angebetenen Mannes raubte, — und Bella, die sich nur insofern für Tiefenbach interessirte, als er der intimste Freund Lothars war, sagte auch achselzuckend: „Jder Chacun hat seine Chacun, — weshalb soll denn gerade Tiefenbach ein Heiliger sein!" Nack dem Souper machte Lothar mit einem liebenswürdigen Scherz seinem Rivalen der L,belle abspenstig. Ec hatte nie zuvor so schmerzlich gefühlt, daß nur der Mangel an irdischen Gütern ihn von seiner Liebe trennte. Als sie vorhin am Arme Alvers dahingeflogen war, hätte er auf sie znstürzen und sie davontragen mögen, in ein anderes Land, in eine Oase, auf eine Insel der Seligen, wo nur er und sie lebten und sich liebten bis an der Tage Ende.