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zückt davon und studirte die für sie bestimmte Rolle ein. Am Abend vorher träumte sie noch mit mir von einem glänzenden Erfolge und am andern Tage war sie mit Franz verschwunden, der Elende hatte sie mir entführt." „Seien Sie froh. Ihr Vetter hat Ihnen einen großen Dienst er wiesen," rief der Provisor lachend; aber der Andere hörte nicht darauf, er sprang wieder von seinem Stuhle auf und krampfhaft die Lehne fest haltend, schrie er mit heißerer Stimme: „Der Schurke wußte, daß er mich damit ins Herz treffen würde. Ich hatte auf Aglaja so viel Hoffnungen gesetzt und dann — mein Meister werk, es war mit verloren." Der Sprecher starrte düster vor sich hin. „Sie brauchen sich das Alles nicht so zu Herzen zu nehmen," be merkte Hildenberg sogleich. „Glauben Sie mir, die schöne Sängerin wird Ihren Vetter schon gründlich für seine Thorheit bezahlt haben." „Nein, nein," entgegnete Bergrad heftig; „ihre Treulosigkeit hat mir das Herz gebrochen und mich beinahe meinen Verstand gekostet. Ja zu weilen fühle ich selbst, daß ich wahnsinnig bin," und der Unglückliche sank auf seinen Stuhl zurück, stützte den Kopf in beide Hände und stieß ein leises, krampfhaftes Schluchzen aus. Hildenberg konnte sich jetzt doch eines Gefühls von Mitleid nicht er wehren, er wollte schon die Hand auf seine Schulter legen und ihm aus aufrichtigem Herzen einige tröstende Worte sagen; aber der Musiker sprang plötzlich wieder in die Höhe, strich das lange Haar aus der Stirn, und ohne auf den Provisor zu achten, stürmte er durch das kleine Zimmer, heftig vor sich hinsprechend: „Ich hatte sie so glühend, namenlos geliebt, denn sie war von wunder barer Schönheit und ich würde sie vergöttert haben, auch wenn sie nichts weiter besessen, als ihre herrliche Stimme. In ihrem Besitz hoffte ich das Höchste zu erreichen, und während jeder meiner Athemzüge ihr gehörte, war sie elend genug, mich schändlich zu täuschen; aber sie war nicht schlecht, nur leichtsinnig; mein Vetter allein ist der Schurke, er heuchelte mir die größte Freundschaft, um mir heimtückisch Alles zu stehlen, Geliebte, Ruhm und Glück. Ich weiß jetzt, der Nichtswürdige hat Aglaja nur geheirathet, um sie ihrem hohen Berufe untreu zu machen, damit alle meine Hoffnungen zu zertrümmern und in den Besitz meiner Oper zu gelangen. „Ah, er hat sich auch Ihres großen Meisterwerkes bemächtigt?" fragte der Provisor ironisch. Der Andere nickte düster mit dem Kopfe. „Der Elende!" preßte er zwischen den bebenden Lippen hervor, „und als ich ihn verfolgte und meine Oper wiederhaben wollte, sagte er lachend: er habe den albernen Plunder verbrannt. Meine Oper!" Dieser Gedanke mußte noch jetzt für den Mann etwas Furchtbares haben, denn er sank, wie von der Vergangenheit über wältigt, auf seinen Stuhl zurück. Hildenberg hatte inzwischen die Gläser wieder gefüllt. „Trinken Sic, lieber Rath. Warum wollen Sie sich über die Vergangenheit noch Kopf schmerzen machen? Glauben Sie mir, Ihr Vetter Franz hat es sicher schon tausendmal bereut, daß er damals die Dummheit begangen und eine Sängerin geheirathet bat. Denn Ihre Aglaja hat längst die Stimme verloren, trägt ein falsches Gebiß und spielt gewiß den ganzen Tag Cla vier, anstatt ihrem Manne eine gute Suppe zu kochen." Bergrad hatte aufmerksam zugehört, er trank auch wirklich das Glas aus, das ihm der Provisor hinreichte. Die tröstende Beredtsamkeit seines Wirthes schien ihn ein wenig zu beruhigen. Aus diesem Gesichtspunkte hatte er die Vergangenheit noch nicht ansehen gelernt. „Ja er wird nicht glücklich mit ihr sein," sagte er grübelnd, „denn eine Sängerin verzehrt sich in krankhafter Sehnsucht, wenn sie nicht mehr der Bühne angehört." „Sehen Sie, jetzt sind Sie auf dem rechten Wege," rief Hildenberg triumphirend. „Jetzt wissen Sie endlich, daß Ihr Vetter schon manches Klagelied gesungen haben wird, während Aglaja längst verstummt ist." „Aber meine Oper! Mein unsterbliches Werk!" murmelte Bergrad plötzlich und sein Gesicht verfinsterte sich wieder. „Ach, diese unsterblichen Werke machen ihren unglücklichen Schöpfern so viel Schmerzen, denn die undankbare Welt findet niemals etwas Un sterbliches darin. Seien Sie froh, daß Vetter Franz Ihre Oper verbrannt hat, dieses Autodafe war ein Glück —" Weiter kam der Provisor nicht. Sein Gast sprang wie ein Rasen der vom Stuhle auf, stürzte auf ihn zu und ihn mit der Linken an der Brust packend, während er mit der Rechten ihm die Kehle zuschnürte, rief er mit zornfunkelnden Augen: „Elender! Das wagst Du!? Aber Dein Maß ist voll! Ich habe längst gewußt, daß Du zu meinen Todtfeinden gehörst und mich vollends in den Staub drücken willst. Jetzt sollst Du für all Deine Schändlichkeit die Bezahlung erhalten." (Schluß folgt.) Vermischtes * Ein interessanter Ehescheidungsprozeß hat vor dem Landge richt in Berlin diefer Tage seinen Abschluß gefunden. Ein dortiger Fabri kant hatte vor ungefähr zwei Jahren auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege der Heirathsannoncen eine junge Dame kennen gelernt, welche neben äußeren Vorzügen über ein Vermögen von 180,000 M. verfügte. Die Ehe gestaltete sich aber nicht besonders glücklich, da die junge Frau sich sehr bald von ihrem Gatten vernachlässigt fühlte. Letzterer hatte nämlich schon geraume Zeit vor der Hochzeit ein Liebesverhältniß mit einer seiner Fabrikangestellten unterhalten und war nicht im Mindesten geneigt, dieses Verhältniß nach der Hochzeit auszugeben. Um ungestörter seiner Neigung nachgehen zu können, unternahm der Fabrikant häufig Reisen, Geschäfts reisen, wie er seiner Frau mittheilte, auf welchen ihn seine Geliebte als Gattin begleitete. Die junge Frau ahnte zunächst von dieser Sachlage nicht das Geringste, bis ihr eines Tages durch Verwandte die Augen ge öffnet wurden. Die durch die Handlungsweise ihres Gatten so schwer verletzte Frau verlangte nun die Ehescheidung, aber diese war nicht leicht durchzusetzen, da für die Untreue des Ehemannes vollgültige Beweise fehlten. Es galt also, diese herbeizuschaffen. Zu diesem Behufe wandte sich die junge Frau an einen Berliner Privat-Gcheimpolizisten. Derselbe reiste bei einer neuerlichen Geschäftsreise, welche der Fabrikant mit seiner Ge liebten nach Kassel und Frankfurt a. M. unternommen hatte, diesem nach, um sich das nöthige Material zu schaffen. Ueberall hatte der Fabrikant seine Begleiterin als seine Frau ausgegeben und Beide hatten sich in den Fremdenbüchern des betr. Hotels als Mann und Frau eingeschrieben. Der Geheimpolizist ließ nun aus den Büchern photographische Facfimiles der Unterschriften anfertigen. Hierdurch wurde vor dem Richter die ehe liche Untreue des Fabrikanten erwiesen, und die gerichtliche Scheidung konnte nun stattfinden. * Eine gewaltige Feuersbrunst hat in Lebanon in New-Hampshire 80 Gebäude eingeäschert. Von den dortigen großen Fabriken sollen sämmt- liche bis auf eine niedergebrannt sein. Der Schaden wird auf 500,000 Dollars geschätzt. Eine Orgel aus Papier. In Mailand ist jetzt eine Orgel ausgestellt, die ganz aus Papier angefertigt ist. Erbauer derselben sind der dortige Priester und Lyceal-Professor Don Giovanni Crespi-Righizzo und der Arbeiter Luigi Colombo. Dieselben erhielten auch schon ein Pri vilegium auf ihre Erfindung. Ein deutsches Haus hat ihnen bereits 50,000 Lire für die Priorität ihrer Erfindung angeboten. * Räthselhafte Mvrdthaten. Aus Mährisch-Ostrau, 16.Mas wird gemeldet: An der Reichsstraße von Troppau nach Teschen, nächst der Bahnstation Schönbrunn, wurde gestern Mittag ein Arbeiter von eine« unbekannten Thäter erschossen. Am folgenden Morgen wurden genau an derselben Stelle wieder drei Leichen, ein Ehepaar und ein Mann, dm Arbeiterstande angehörig, erschossen und beraubt aufgefunden. Von den Thätern hat man keine Spur. Eine Gerichtskommission aus Ostrau kon- statirte, daß sämmtliche vier Opfer mit einem Revolver aus geringer Ent fernung getödtet worden sind. Die Aufregung über diese Verbrechen ist sehr stark. Eine Kompagnie Militär ist zur Durchsuchung der benach barten Wälder und zum Patrouillendienst Nachts aus Troppau hier ein getroffen. * Ein wahrheitsgetreues Zeugniß. Einer der bekanntesten Advokaten Kopenhagens hatte vor mehreren Jahren einen Gärtner für seine am Strande gelegene Villa engagirt, der wohl sehr tüchtig in seinem Fache war, aber ihn in grober Weise betrog. Müde dieser ewigen Prellereien entließ ihn der Advokat; als jedoch der Gärtner weinend erklärte, daß seine Zukunft vernichtet sei, wenn er von dem Advokaten nicht ein Zeug niß der Treue und Tüchtigkeit bekomme, wurde der Gesetzeskundige schließ lich gerührt und versprach ihm, das verlangte Attest zu geben. Nun galt es, dem Zeugniß eine solche Fassung zu geben, daß er als Jurist sein Gewissen rette, und nach einigem Nachdenken schrieb er folgendes Attest: „Auf Verlangen erkläre ich hiermit, daß der Gärtner N. N. mir fünf Jahre gedient hat und daß er während dieser Zeit so viel aus meinem Garten herausbrachte, wie ihm nur irgend möglich war." Die Debes', ihre Krankheiten und deren Heilung. Eine träge Leber ist die Grundursache unzähliger Krankheiten und ist sozusagen ein Universalleiden der Menschheit. Die Leber ist das große reinigende Organ des menschlichen Systems, die größte Drüse im Körper. Wenn dieses wichtige Orgau außer Ordnung geräth, muß unbedingt das ganze System erkranken. Die Leber liegt an der rechten Seite unter der Lunge und zieht sich nach der linken Seite hin, sich an den Magen und der rechten Niere anlehnend. Die Leber arbeitet wie ein Sieb oder ein Seiher, um das Blut von Unreinigten zu filtriren. Jeder Tropfen Blut passtrt durch die Leber um auf diese Weise gereinigt zu werden. Ihr Amt ist es, die Galle vom Blute auszuscheiden, welche zur Verdauung und Ausscheidung der Extremitäten nothwendig ist. Verrichtet die Leber diese Thätigkcit mangelhaft oder gar nicht, sodaß also Galle im Blute bleibt, so wirb die Haut gelblich — viele Krankheiten treten aus. Die Galle enthält Kohlwasserstoff, und ist noch ein anderes giftiges Element im Blute, „Stickstoff", welches die Nieren abzusondern haben. Wenn diese beiden Elemente im Blute zurückbleiben, so wird da durch der Organismus der Leber selbst angegriffen und ebenso derjenige der Nieren. Anstatt daß nun das Blut neue Lebenskraft und Stärke al len Theilen des Körpers zuführt korrumpirt es das ganze System, verur sacht mannigfaltige Krankheiten und schließlich den Tod. Die Krankheiten der Leber sind: Gelbsucht, Congestionen, Entzün dungen, Vergrößerung oder Zusammenziehung dieses Organs. Diefe Lei den, sowie auch die Nierenkrankheiten erzeugen Wassersucht, augenscheinliche Herzleiden, welche indessen verschwinden, sobald sich die Leber und Nieren wieder in normalem Zustande befinden. Ist die Leber gesund, so ist es auch der Magen, die Gesichtsfarbe, überhaupt der ganze Mensch. Erkrankt die Leber, so leidet mit ihr der ganze Körper. Siebenzehntel der Mensch heit, besonders die Frauen, sind mehr oder weniger mit Leberleiden behaftet. Die Leiden der Leber offenbaren sich durch folgende Erkennungszei chen: fauren Magen, belegte und geschwollene Zunge, schlechte Assimilation der Speisen, fettiger Ueberzug der Äugenäpfet, einen bitteren oder öligen Geschmack im Munde, theilweisen Verlust des Gehörsinnes, Empfänglich keit für Frost und Fieber, häufige Kopfschmerzen über den Augen, bestän digen Schmerz in der Mitte des Rückens, Neigung zur Diarrhö während des heißen Wetters, große Niedergeschlagenheit ohne bekannte Ursache, gelbe Gesichtsfarbe mit Flecken, ein Brennen in den Handflächen und unter de» Fußsohlen, Schmerz und Anschwellung unter der rechten Lunge, einen raschen, schwachen Puls begleitet mit Herzklopfen, Neigung über seinen physischen Zustand nachzudenken, ein Gefühl völliger Erschöpfung nament lich im Frühjahr, Sommer und Herbst, Charakter bald liebenswürdig, bald äußerst gereizt, beeinträgtigtes Sehvermögen als ob Flecken vor den Augen wären, schläfriges Gefühl besonders nach den Mahlzeiten, brennende Ohren, kalte Hände und Füße verursacht durch unvollkommenen BlutmN- lauf, beständige Neigung zu Kopfweh mit vorangehender oder nachfolgen der Magensäure, starke Reizbarkeit der Haut mit Pusteln, Ausschlag, Ge schwüre und Karbunkeln, Hartleibigkeit und Verstopfung mit sehr hellfar bigem Stuhlgang, periodische Schwindelanfälle, ein Gefühl der Mattigkeit, Abgeneigtheit gegen Anstrengung, Neigung die zweite Hälfte der Nacht wach zu liegen, von fürchterlichen Träumen gequält zu werden, heute Wohlbe finden und morgen Kranksein ohne bekannte Ursache, den einen Tag sehr starken Hunger, den andern Tag fast gar keinen Appetit, ein kitzelndes Gefühl in der Kehle, zum Husten reizend und nachdem Säure aus dein Magen aufgestiegen, physische Niedergeschlagenheit, die man in Ermangelung eiues anderen Namens „Malaria" nennt. 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Pastor Seipp", Ost-Ingersleben. — Der Blumenflor im Frühling, von einem Garten freunde. — Berichtigung. — Kleinere Mittheilungen. — VII. Preisaus gabe, Spargelpreis. — Briefkasten. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 20. Mai. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 10 Pf. bis 2 Mark 20 Pf- Ferkel wurden eingebracht 180 Stück und verkauft ü Paar 21 Mai» —— Pf. vis 33 Mark — Pf. —-