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WM MÄuss -iS nist'! Dienstag, den 24. Mai 1887. Beilage zu No. 41. erren cher Aist rtag nd age. iea iss INS alt wo verursacht. Besonders davon betroffen wurden die Orte Oberoderwitz, Ebersbach, Rennersdorf, Sohland a. R., Oehlisch, Kemnitz, Kunnersdorf a. E., Altbernsdorf a. E., Dittersbach a. E., Kiesdorf a. E. und Groß hennersdorf. Der Schaden an Häusern, Straßen und Brücken ist ein sehr großer und mag hier und da an denjenigen der Wafferfluth vom 14. Juni 1880 hinanreichen. Leider sind aber auch diesem Hochwasser wie damals Menschenleben zum Opfer gefallen. In Dittersbach a. E. ist Pastor Gustav Brösel mit seinem dreijährigen Söhnchen, welches er, weil die Hochfluth an die Pfarrwohnung heranzukommen drohte, nach einem höher gelegenen Gebäude bringen wollte, beim Passiren des ange schwollenen Baches ertrunken; mit ihm zugleich das 17 Jahre alte Dienst mädchen Selma Pauline Hoffmann aus Olbersdorf bei Zittau. Außer dem ist in Niederruppersdorf Nachts VZ2 Uhr der Gartenbesitzer und Tischler Karl Gottlieb Bundesmann, 46 Jahre alt, infolge Abkommens vom Wege in der hochangeschwollenen Dorfbach ertrunken; er hinterläßt eine Wittwe und 4 Kinder, von denen noch drei schulpflichtig sind. — Ost ritz. Am 16. Mai Abends zogen zwei schwere Gewitter, das eine von Osten, das andere von Westen kommend, über unsere Fluren und entluden sich mit furchtbarer Gewalt. Wolkenbruchartig strömte der Regen nieder, vermischt mit Schloßen, und in kurzer Zeit war die Dorf bach zum reißenden Strome angeschwollen. Ein Blitzstrahl zückte gegen die Thurmspitze und zertheilte sich unter betäubendem Schmettern in Tau sende von sprühenden Funken, ohne jedoch Schaden anzurichten. Bon be trübenden Folgen war der unmittelbar darauf herniederfahrende Schlag: er traf den vom Felde heimeilenden Häusler und Weber August Brendler, streckte den 42 Jahre alten Mann sofort todt nieder, während seine etwa 20 Schritt hintennachfolgende Frau betäubt zu Boden stürzte, sich aber nach einiger Zeit wieder so weit erholte, um Hülfe zu holen. Allein hier war alle Hülfe vergebens. Der Strahl war am Scheitel in den Kopf hinein- und zum Kinn wieder herausgefahren, oben ein kleines Loch, am Kinn eine klaffende Wunde hinterlassend. Die Kleider waren dem Ver unglückten buchstäblich in Fetzen zerrissen, das Geld, im Beutel aufbewahrt gewesen, lag zerstreut auf dem Wege. Die hinterlassene Familie, Frau und 4 unmündige Kinder, befinden sich in bitterster Noth. — Wie das sozialdemokratische „Berliner Volksblatt" mittheilt, hat eine in Altendorf bei Chemnitz am 15. d. stattgefundene Volksversamm lung für die bevorstehenden sächsischen Landtagswahlen ein sozialdemokra tisches Central-Wahlkommitee gewählt. Dasselbe hat bestimmt, daß in 13 Wahlkreisen sozialdemokratische Kandidaten aufgestellt werden, und giebt bereits die Namen derselben bekannt: Liebknecht ist dreimal, August Bebel, ein Musikdirektor Stolle in Meerane und ein Schneidermstr. Lehman sind je zweimal aufgestellt. Restaurateur Peters in Dresden wird in Wurzen- Oschatz-Riesa kandidiren. Es ist kaum anzunehmen, daß sich die Sozial demokraten der Hoffnung hingeben, bei den Landtagswahlen, wo das Wahl recht bekanntlich an den Zensus von 3 M. gebunden ist, auch nur einen ihrer Kandidaten durchzubringen, nachdem sie bei den Reichstagswahlen trotz des allgemeinen Wahlrechts so gänzlich Fiasko gemacht haben. — Das Reichsgericht hat das bemerkenswerthe Erkenntniß gefällt, daß, wenn sich nach dem Kaufe eines Hauses herausstellt, daß dasselbe in erheblicher Weise mit dem Hausschwamm behaftet ist, der Käufer den Kaufvertrag rückgängig machen kann. Schadenersatz kann der Käufer aber nur dann verlangen, wenn der Verkäufer trotz gegebener Anregung von dem bestehenden Verdachte der Schwammbildung beim Kaufabschlusse dem Käufer keine Kenntniß gegeben hat. — In Siebe nlehn, wo man am dritten Pfingstfeiertag das 400- jährige Bestehen der Schuhmacherinnung festlich begeht, werden dazu ganz bedeutende Vorkehrungen getroffen. Nicht die Innung allein, nein, die ganze Stadt feiert den Jubeltag, und die Einwohnerschaft wird an dem selben zahlreiche Gäste von auswärts begrüßen können. Den Glanzpunkt des äußerlichen Theiles des Festes wird der große Aufzug bilden in mittel alterlichen Kostümen. Den größten Theil der Kostüme hierzu liefert das Maskengarderobe-Magazin von Math. Klemich in Dresden. mbau^ eses mng. inden^ AnsM ^JnhF Ein Fastnacht-Abend. Erzählung von Ludwig Habicht. (Nachdruck verboten.) (Forschung.) Der wunderliche Gast hörte nicht auf die Reden seines Wirthes; er fuhr in leidenschaftlicher Erregung fort: „Ich lernte eine junge Sängerin kennen. Sie war bildschön und hatte eine Stimme, wie ich sie noch nie gehört; aber es fehlte die Schule. Ich unterzog mich dieser schwierigen und zugleich höchst dankbaren Aufgabe und suchte sie im Gesang zu ver vollkommnen. Sie machte in kurzer Zeit die überraschendsten Fortschritte. Wie oft drückte sie mir mit feucht glänzenden Augen mit den leise geflüster ten Worten die Hand: Ich bleibe Ihnen ewig dankbar, und wenn ich einmal wirklich bei der Oper Ruhmeskränze erwerben sollte, wie Sie hoffen, lege ich sie Ihnen zu Füßen. Ah, und die Elende!" Er sprang heftig auf und wollte durch das kleine Zimmer stürmen; aber der Provisor hielt ihn lackend zurück und drückte ihn fast mit Gewalt wieder auf den Stuhl. „Erst trinken, lieber Rath, der Punsch wird sonst kalt, und glauben Sie mir, gegen solch alten, längst verrosteten Liebesschmerz giebt es kein besseres Mittel, als ein Glas Punsch. Das tröstet und erwärmt wunder bar, wenn uns die Liebe kalt gelassen hat," und er stieß wieder sein ge- müthliches Lachen aus. Beinahe mechanisch folgte Bergrad dem Geheiß. Er trank das Glas in raschen Zügen aus und begann von Neuem: „Ich liebte Aglaja glü hend, leidenschaftlich und ich wußte, meine Gefühle wurden von ihr getheilt, sie mußte mich ja wiederlieben, denn ich erst schürte in ihr die Flamme des Genius, und mir allein hatte sie es zu verdanken, wenn sie einst die berühmteste Sängerin der Welt wurde." Ehe noch der Provisor eine seiner spöttischen Bemerkungen dazwischen werfen konnte, fuhr sein Gast in immer größerer Erregung fort: „Ich hatte für Aglaja eine Oper komponirt. Was sind dagegen der Tann häuser und die Götterdämmerung? Nichts, rein nichts! Aglaja war ent- BaterländischeS. Wilsdruff, 23. Mai. Das waren ein Paar recht fröhliche Tage, ,, 21. und 22. Mai, an welchen der Polytechnische Gesangverein „Erat o" M Dresden in unserm Wilsdruff sein 26. Stiftungsfest feierte. Pro- M bald wieder die ungezwungenste Heiterkeit, welche durch „Taufe von Nchsen", „Fuchsritt", verschiedene Gesänge rc. rc. sich erhöhte; auch der »Katerumzug" fand zur Belustigung der Straßenjugend statt. Der öfte ren Regenschauer wegen niußte auch das für Nachmittag 4 Uhr angesetzte Konzert der Stadtkapelle im Saale abgehalten werden. Abends 8 Uhr vereinigten sich die Herren „Eratonen" abermals mit der Bürgerschaft zu einem Ball, zu welchem sich auch ein schöner Flor von jungen, besonders geladenen Damen eingefunden hatte. Auch hier entwickelte sich bald das regste Leben, die studentische Jugend führte sich durch angenehme Unter- Wung und flotten Tanz sehr bald bei der jungen Damenwelt ein, wäh rend die ältere Welt sich an den hübschen tanzenden Paaren ergötzte oder andere Unterhaltung Pflegte. Eine während einer Tanzpause zum Vortrag gebrachte und dann zur Vertheilung gelangende „Kneipzeitung" trug leb haft zur Unterhaltung bei und wird diese Zeitung für die Besitzer derselben ein Blatt der Erinnerung an diesen schönen Abend bleiben. Nur zu schnell verflossen für Viele die Stunden der Nacht und auch diesmal war es das hell hereinbrechend« Tageslicht, welches zum Schluß mahnte. Wir sind Überzeugt, daß sowohl den lieben „Eratonen", als auch der Bürgerschaft fie beiden Festtage in angenehmer Erinnerung bleiben werden; beide Theile haben in schönster Harmonie die Gastfreundschaft geübt und dabei hat kein Mton die festliche Freude gestört. Heute Vormittag verließen die lieben Gifte unsere Stadt, begleitet vom Stadtmusikchor und einer Anzahl Bürger. Am Bahnhof sand nochmals gegenseitige herzliche Verabschiedung statt, wobei Herr Bürgermeister Ficker bei Abgang des Zuges auf die scheidenden noch ein Hoch ausbrachte. Wir aber schließen unsern kurzen bricht, im Namen der Herren „Eratonen" mit den besten Dankesworten vn Alle, welche dazu beigetragen haben, den Herren ihren Aufenthalt hier so angenehm als möglich zu gestalten. Den Herren Sängern aber rufen wir noch zu: „Auf Wiedersehen!" — Eine allgemeine Kirchenkollekte soll zum Pfingstfest in den evan- Mchen Gotteshäusern des Landes zum Besten des allgemeinen Kirchen- Mds gesammelt werden. — Von den Fabrikarbeitern zu Crimmitschau und Werdau ist mit weit über 3000 Unterschriften versehene Petition an den Reichs- ^3 gerichtet worden, worin gegen das beabsichtigte Gesetz, Kinder unter H Jahren nicht zur Fabrikarbeit zuzulassen, Stellung genommen wird. Jur Begründung dieser Petition sind 3 Punkte angeführt worden, "deren wesentlichster der durch den Ausfall der Kinderarbeit entstehende Verlust vu Verdienst nnd somit Verringerung der Subsistenzmittel der ganzen yamilie ist. Es wird ausgeführt, daß der größte Theil der Arbeiterfamilien geradezu auf den Verdienst der Kinder mit angewiesen sei, wenn sie nicht 'st noch größeren Mangel verfallen wollen. In diesem Umstand liegt "ne Quelle unsäglicher Micher Verwilderung; wie soll man aber dem ^el abhelfen, wenn es nicht gelingt, den Eltern so viel Verdienst für 'Hst Arbeitsleistung zu schaffen, daß sie ihre Familie ohne Beihilfe der Kinder ernähren können? Wo bleibt das Gemüth, wo ein edleres Em- Mden, wenn das Kind beim ersten Dämmern des Verstandes und Fas- ungsvermkgens, beim Eintreten größerer körperlicher Kraft in der Haupt- lache schon zum Broderwerben verwendet werden muß? — Strehla. Bei dem am 19. Mai aufgetretenen Gewitter wurde A Hausbesitzer Naumann in Kleinrügeln auf dem sogenannten ^ndmühlenberge dortselbst vom Blitz erschlagen. Von drei Kindern, welche er bei sich hatte, wurde eines betäubt, während die beiden anderen unverletzt blieben. , — Löbau. Die starken Regengüsse am Dienstag und namentlich n der Nacht darauf haben bedeutende Wasserschäden in hiesiger Gegend ) grammgemäß kamen die Herren Studiosen Sonnabend Nachmittag hier « n/t vn, nahmen am Bahnhof Aufstellung zu festlichem Einzug in unsere l j Stadt unter Vorantritt des hiesigen Stadtmusikchors; trotz des regnerischen ^/«'"Wetters hatten die Herren ihre neue prachtvolle Fahne entfaltet, welche Wäschest ihnen voriges Jahr zur 25jährigen Jubelfeier ihres Vereins geschenkt wor- ! den ist und welche bei dem großen studentischen Festzug zur Feier des 90. Geburtstages unseres erhabenen Kaisers in Berlin als die schönste Fahne bei diesem Zuge erklärt und bewundert worden ist. Die Nachmittagsstun- -! dm benutzten die Herren dazu, die Stadt und ihre Restaurants kennen lernen. Pünktlich halb 9 Uhr Abends begann im schön geschmückten Adlersaal der Commers, zu welchem sich die Behörden sowohl als die Bürgerschaft zahlreich eingefunden hatten. Der 1. Vorstand des Gesang vereins begrüßte nach Eröffnung des Commcrses die erschienen Gäste und sprach seine Freude aus über den herzlichen Empfang, der ihnen von Sei ten der Bürgerschaft geworden und forderte seine Commilitonen zu einem feurigen Hoch auf die Stadt Wilsdruff auf, welches brausend erfolgte. Bald darauf erhob sich Herr Bürgermeister Ficker, um den Herren „Erato- Uen" ein recht herzliches Willkommen zuzurufen und ihnen die herzlichsten Glückwünsche zum 26. Stiftungsfeste im Namen der Stadt darzubringen, in das daran schließende Hoch auf die Herren „Eratonen" stimmte die Bürgerschaft begeistert ein. Und nun entfaltete sich das echte und rechte Leben und Treiben, wie es bei einem studentischen Commers Sitte; zahl reiche Salamander wurden gerieben, aus Hannover und aus Leipzig an kommende Gäste jubelnd begrüßt, zahlreich eingegangene Glückwunschtele gramme und Briefe verlesen; auch unserm erhabenen Kaiser Wilhelm, König Albert, der deutschen Armee und dem geliebten deutschen Vaterlande wurden kräftige Salamander gerieben; mehrere allgemeine, sowie herrliche Gesänge der Herren „Eratonen" erhöhten die Festfreude in hohem Grade, so daß Stunde um Stunde verrann und viele der alten und jungen Her ren sich erst durch das Morgengrauen an das Heimgehen erinnern ließen. Am zweiten Festtage, Sonntag Vormittag 11 Uhr sollte programmgemäß auf dem Marktplatze Conzert und Frühkneipe stattfinden, leider wurde dies durch anhaltende Regengüsse zu Wasser, fand aber dafür im Adlersaale statt; auch hier hatte sich die Bürgerschaft zahlreich eingefunden und herrschte