Volltext Seite (XML)
seits bestandenen Differenz abgesaßte Vergleichsurkunde in doppelten Exemplaren; und ging 5. auf die Erklärung des Stadtrathes, daß er bezüglich der Um änderung der Beleuchtung des Marktes bei seinem früheren Beschlusse verharre, von seiner bezüglichen früheren Entschließung in so fern ab, als es zwar dabei verblieb, eine neue Laterne an der Stelle zu er richten, die im letzten Recommunicate genau beschrieben worden, und die Laterne an der Ecke des Rathhauses an ihrer Stelle zu belassen, dagegen die Errichtung einer neuen Laterne an der bisher ganz un beleuchteten Seite des Marktes und ungefähr zwischen dem Fehr- mannschen und Stubenrauchschen Hausgrundstück zu beantragen beschloß. Endlich wurde 6. die AuSloosung der mit Ende dieses Jahres ausscheidenden Stadtverordneten-Stellvertreter von diesen, die hierzu vorgeladen und bis auf Herrn Nestanratenr Gottlieb Günther rechtzeitig erschie nen waren, respcctive für Letzteren durch ein Mitglied des Collegiums vorgenommen und ergab, daß Herr Stadtgutsbesitzer Uibrig und Herr Kaufmann Nitthausen auszuschciden haben. Wilsdruff, am 12. December 1872. Das StadtverordnetencoLcgium durch Adv. Ernst Sommer, d. Z. Vorsitzender. Vermischtes. Berlin, 18. December. Die heutige „Prov.-Corrcsp." schreibt in Bezug auf den Rücktritt des Fürsten Bismarck von dem Präsidium des preüßischen Staatsministeriums Folgendes: Fürst Bismarck, welcher eine Fülle mannichfaltiger amtlicher Geschäfte wahrzunchmen hatte, deren gleichzeitige Bewältigung die Kraft eines Mannes über steigt, hat sich veranlaßt gesehen, mit Rücksicht auf sein Befinden, welches Schonung bedarf, Se. Majestät den Kaiser und König um Enthebung von der Stellung eines Ministerpräsidenten, und damit von der speciellen Sorge und Verantwortlichkeit für die Gesammtheit der inneren preußischen Angelegenheiten zu bitten, während er als Minister der auswärtigen Angelegenheiten dem preußischen Staats- ministerum auch ferner angehören würde. Die Erfüllung dieses Wunsches wird dem Reichskanzler nach Lage der Verhältnisse nicht versagt werden können. Die anderweite Regelung, des Vorsitzes, im preußischen Ministerium sowie der dabei in Betracht kommenden Beziehungen zu den Regierungen des deutschen Reiches ist Gegenstand weiterer Erwägung der Negierung Sr. Majestät des Königs. * Hast Du schon gehört, lieber Leser, was ein Preuß. Pfiff ist? Wenn nicht, so will ich Dir's erzählen. Friedrich der Große hatte die Gewohnheit, in einen Svldatenmantel gehüllt die Wirthshänscr zu besuchen und das Thun und Treiben seiner Soldaten zu beobach ten. So traf er eines Tages einen Soldaten, der weidlich zechte und ihn zum Mittrinken ausfvrderte. Der alte Fritz setzte sich zu ihm, fragte ihn aber gar bald,-wo er denn das Geld zu solcher Zeche herhabe, da der Sold dazu nicht zurciche. Das ist eben der preußi sche Pfiff, lautete die Antwort. Der König verstand das nicht und wollte nun Erläuterung haben. Der Soldat ging schwer daran, weil er meinte, er könne verrathen werden. Endlich aber ging er doch mit der Sprache heraus und sagte: Ich verkaufe eben alles, weil jetzt Friede ist. Was brauche ich z. B. eine stählerne Säbelklinge, ich habe sie verkauft, und eine hölzerne hineinmachen lasse». Der König wußte nun, wie er daran war und ging weiter, merkte sich aber den Soldaten wohl. Es dauerte nicht lange, da kam der Befehl, daß das Regiment vor dem Könige sollte in Parade antreten. Der König erscheint, reitet einige Male auf und ab und als er den bewußten Kameraden hcrausgcfunden hat, befiehlt er ihm und seinem Ncben- manne vorzutretcn. Darauf sagte der König zu dem Soldaten mit dem Preuß. Pfiff: Ziehe Deinen Säbel und haue Deinem Nebcn- manne den Kopf ab. Der Soldat erschrickt, faßt sich aber schnell und spricht: Ach, Majestät, warum soll ich das wohl thun? Mein Kamerad hat mir ja nichts zu Leid gethan! Zieh, ruft der König, sonst soll Dir Dein Nebenmann den Kopf abschlagen. Da bleibt ihm zuletzt nichts übrig, als zu gehorche». Er legt Hemd an den Griff, richtet die Augen zu», Himmel und spricht: Nu» denn, wenn es nicht anders sein kann, so möge mich Gott vor Mord behüten und gebe», daß meine Klinge Hvlz werde. Und siehe da, die Klinge ist von Holz. Der König lachte und sagte: Ich merke, Du verstehst wirlich den preußischen Pfiff. Von der Jagd zurückkehrend, stand Kaiser Wilhelm in einen, Bahnhöfe, als er zwei alle Frauen aus einen, benachbarten Dorfe auf sich zukonimen und neugierig umherschauen sah. Mit seiner ge wöhnlichen leutseligen Freundlichkeit fragte er: „Nun, Mütterchens, was macht Ihr hier und was sucht Ihr?" — und erfuhr, daß sie gekommen, um den Kaiser zu sehen. „Na, ich bin der Kaiser," sagte er lächelnd, „nun seht mich nach Herzenslust an." Dabei drehte er sich, daß ihn die erstaunten und verlegenen Frauen von allen Seiten betrachten konnte». Als das geschehen war, rief er aus: „Habt Ihr mich nun ordentlich gesehen? Was habt Ihr gesehen, einen allen Diann, wie deren I Dutzend in Eurem Dorfe herumläust!" * Mainz, 14. December. Laut telegraphischerMittheilung aus Brünn wurde am 13. December das von Hänlein aus Mainz erbaute Luftschiff in, Freien probirt und haben sich die Probefahrten glänzend bewährt. Hänlein fuhr, begleitet von Freunden, nm die Stadt herum und zeigte, daß sein Project, einen lenkbare» Ballon hcrzustellen, voll ständig geglückt ist. * Ein Lieutenant der Berliner Garnison bat seinen Major um Urlaub, um der Beerdigung seines Vaters zu Hause beiwohnen zu können. Der Major fand den Grund unzureichend und schlug den Urlaub ab. Sofort meldete sich der Lieutenant dienstlich ab und reiste nach Hause, wo er der irdischen Hülle seines Vaters zur letzten Rubestätte folgte. Nach Berlin zurückgekehrt marschirte er in den Arrest, aber auch gegen den Major wurde disciplinarisch vorgegangen und so empfindlich, daß sich ein solcher Vorfall nicht wieder ereignen wird. Wahrhaft gespenstisch, aber thatsächlich ist das Verschwinden zweier Häuser sammt allen Bewohnern im Grabnathale bei Görz. Die beiden Häuser sind spurlos verschwunden und an ihrer Stelle hat sich ein mächtiger Krater gebildet. Die Ursache des Verschwindens mag das 3monatliche Regenwetter sein, denn die Häuser standen, wie das im Kalkgebirg häufig, auf überdeckten Felscnspalten, deren Decke vom Regen erweicht, dem Drucke plötzlich nachgab. * In einem größeren Hotel in England hatte man längere Zeit kleine Entwendungen wahrgenommen. An sich unbedeutend, erregte doch die stete und häufige Wiederkehr Bedenken. Da es aller Auf- merksamkceit ungeachtet nicht gelingen wollte, den Dieben oder dem Diebe das Handwerk zu legen, so kam ein englischer Detektiv-Polizist auf den originellen Einfall, sich in Form einer Statue zu drapiren und so den Aufpaffer zu machen. Wie gedacht, so gethan. Er stellt sich auf ein zu diesem Zweck disponibles leeres Piedestal, steht ohne Zucken, unbeweglich, und endlich gelingt es ihm, so den Dieb, einen im Hotel beschäftigten Arbeiter, auf der That, d. h. bei einem Stiefel- dicbstahl, zu erwischen. Man stelle sich den Schrecken des Menschen vor, als er sich plötzlich von einer Statue ersaßt sieht * Cincinati, 26. Nov. Die durch den Brand in Boston ver ursachten Verluste treffen ausschließlich den Kaufmannsstand, dem eS nicht schwer werden wird, das Verlorene wieder einzuholen. Die Pferde-Seuche hat in ganz Nord-Amerika großen Schaden an gerichtet. Fast keine einzige Großstadt ist davon verschont geblieben. Hier hatte sie sich innerhalb zwei Tage» jedem Pferd mitgetheilt und den Verkehr beinahe zum Stillstand gebracht. Die meisten Fahr zeuge wurden in letzterer Zeit durch Ochsen gezogen und, wo es sich thun ließ, auch Dampfwagen, Hunde, ja sogar Ziegen-Böcke als Vorspann benutzt. Daß in Folge dessen unsere Straßen zuweilen ein komisches Bild darbotcn, werden Sie leicht begreifen. Brocken von Johannewski. Als ich vor Jahren von den Klassikern u. der Sbulbank gedrückt ward, Könnt' ich es gar nickt begreifen, wie in. dem heilige» Roni Die alte» klassischen Götter gar so »»heilig gelebt; Aber im spätere» Leben könnt ich's noch weniger fassen, Wie in dem „gottvollen" Nonr die Christen Doch gar so ungöttlich jetzt leben. (Deutscher Neichsbote für 1873.) Briefkasten. Dem uns übersandten Artikel „Eine Krankenkaffe für Wilsdruff und Umgegend" werden wir die Ausnahme nicht versagen, legen ihn aber so lange zurück, bis sich der Einsender uns namhaft mackt. Die Nedaction. Heute wurden uns aus dem Geschäft des Herrn Moritz Patzig hier diesjährige Kirschen zugeschickt, welche an Frische des Aus sehens und an Geschmack den von, Baume frisch gepflückte» nichts »achgcbe». Wie wir höre», hat Herr Patzig eine größere Partie Kirscken dadurch so gut erhalten, daß er dieselben in fest verschlosse ne» Blechgefäßeii in einen Brunnen gehangen Hal. Dürfte sehr nach- ahmungswerth sei». Die Ned. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 1 Weihnachlsfeiertag Vormittags predigt: Herr ?. Schmidt. Nachmittags predigt: Herr DiaconuS Canitz. Am 2. Weihnachlsfeiertag Vormittags predigt: Herr k. Schmidt. Nachmittags predigt: Herr Diaconus Canitz. Kirchenmusik am 1. Weihnachtsfciertag. Loblied von Zedtlcr. Am 2. Weihnachlsfeiertag Motette: Preis und Anbetung. Wochemnarkt zu Wilsdruff, am 20. Decmber. Eine Kanne Butter 26 Ngr. — Pf. bis 27 Ngr. — Pf. Ferkel wurden eingebracht 71 Stück und verkauft ä Paar 6 Thlr. — Ngr. bis 9 Thlr. — Ngr. Dresdner Getreidebörse, 2V. December. An der Börse. pro 1000 Kilogramm Weizen weiß 81 Thlr. — Ngr. bis 92 Thlr. — Ngr. Weizen braun 70 - — - - 88 - — - Korn 59 - — - - 64 - 15 - Gerste 58 - — - - 63 - — - Hafer 43 - — - - 48 - — - Auf dem Markte. Hafer 2 - pro Hektoliter. 5 - - 2 - 15 - Kartoffeln 1 - 15 - - 1 - 25 - Heu ä Ctr 1 - 5 - - 1 - 15 - Stroh ä Sch. 7 10 - - 7 - 20 - Die Knne Butter 27 bis 30 Ngr.