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rLMweites" Blatt. 'ML Tharittldl, Nojftn, Sikbenlkhn lttld die Umgegendeli. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. 44. Erscheint wöchentlich zweimal, DienStagS und Freitags. — Abonnem entprcis vierteljährlich I Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Avntagt und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 102. Freitag, den 19. December 1^84. Znr Bindung des flüchtigen Ammoniaks im Stalldünger. Nach einem Vortrage des Professors vr. Heide n-Pommritz im landwirthschaft- lichen Verein zu Wilsdruff. Normal angelegte Miststätten findet man verhältnismäßig wenig. Der Mist bleibt entweder unter den Tieren Wochen- oder monatelang liegen, bis er auf das Feld gebracht wird, oder er wird bei täglichem oder wöchentlichem Ausmisten auf die Dungstälte gebracht, wo der Mist dann liegen bleibt, bis er dem Felde einverleibt wird. Daß die Verluste, welche der Dünger hierbei erleidet, ganz be trächtliche sind, ist Thatsache; wir wissen, daß der Stalldünger sowohl im Stall, als besonders beim Lagern auf der Dungstätte einen sehr hervorragenden Teil seines Stickstoffes verliert, nun muß hervorgehoben werden, daß das Liegenlasseu des Düngers im Stall denselben sehr gut konserviert, da durch das stete Festtreten desselben den Verlusten entschieden gut entgegengetreten wird. Aber auch hier noch erleidet er Verluste, wenn kein Mittel zum Binden des flüchtigen Ammoniaks angewandt wird. Der Mist setzt sich aus Kot, Harn und Streumaterial zusammen; unter diesen drei Bestandteilen ist es der Harn, welcher sich am schnellsten zersetzt, indem der in dem Harn enthaltene Harnstoff und die Hippur- säure kohlensaures Ammoniak liefern. Als flüchtige Verbindung dunstet das kohlensaure Ammoniak be ständig ab und sättigt die Stallluft mit diesem kaustischen Gase, wovon man sich leicht überzeugen kann, wenn man auf den Niederschlag an einem Staüfenster ein feuchtes gelbes Curcumepapier bringt, welches duxch die alkalische Beschaffenheit des mit kohlensaurem Ammoniak ge tränkten Wassers gebräunt wird. In Pommritz untersuchte 2 Tage alte Jauche enthielt Stickstoff, wovon in Form von flüchtigen Ammoniak 0,E, "/o vor- vorhanden waren; nach in Pommritz stattgehabten Ermittelungen wur den auf 1000 Pfund lebend Gewicht des Rindviehs durchschnittlich täglich 8,i KZ Harn gewonnen mit einem Gehalt von 0,^ <7<> Ammo niak, was pro Jahr 33^4 Pfund Ammoniak beträgt. Hiervon geht ein großer Teil durch Verflüchtigung verloren. Zu diesem Stickstoff- Verlust kommt noch der, welchen der Mist beim Lagern auf der Dung- stätte erleidet, indem durch faule Gährung der stickstoffhaltigen orga nischen Bestandteile des Stalldüngers größtenteils in flüchtiges kohlen saures Ammonik übergeführt werden. Alle diese Umwandlungen, welche der Stalldünger erleidet, ver dienen die größte Beachtung der Landwirte und es ist Pflicht der Land wirtschaft, sich vor diesen Verlusten des teuersten und besten Nähr stoffes ihrer Kulturpflanzen zu schützen. Um dies zu erreichen, hat man bis jetzt im Allgemeinen zur Bindung des flüchtigen Stickstoffes im Stalldünger den natürlich vorkommenden Gyps und Staßfurter Kalisalze verwendet. Wenn auch der Gyps das flüchtige Ammoniak zu fixieren vermag, so spricht doch gegen die allgemeine Anwendung desselben, daß oft die Mahlung des rohen Gypses nicht fein genug ist, und sich auch Schwe felkalium bilden kann, wodurch Veranlassung zu verhältnismäßig zu großen Mengen von Schwefelwasserstoff geboten wird, zumal wenn der Dünger unter Wasser steht; außerdem enthält der Gyps an sich keinen hervorragenden Nährstoff der Pflanzen, dessen Zufuhr im Dün ger notwendig wäre. Die Bindung des flüchtigen Stickstoffes durch Staßfurter Salze beruht auf deren Gehalt an Magnesiasalzen und infolgedessen ist deren Bindungsvermögen ein beschränktes, hängt von der kleineren oder größeren Anwesenheit obiger Magnesiasalze ab und sind demge mäß immer größere Mengen von diesen Salzen nötig, um das flüch tige Ammoniak vollständig zu binden. Außerdem sind die meisten dieser Staßfurter Salze reich an Chlorverbindungen (Kainit, Carnollit, selbst Krugit enthält noch 12 davon), welche bekanntlich Kartoffeln und Zuckerrüben nachtheilig sind, wenn auch nicht dem Getreide. Ferner veranlaßt die wasseranziehende Eigenschaft dieser Salze einen Ablauf größerer Flüssigkeitsmevgen, durch welche Kleider und Schuhe der Arbeiter beschädigt werden. Eine Zuführung von Kali beim Stalldünger ist auch oft gar nicht nötig, da derselbe schon 0,5 bis 0,6 o/g davon enthält. Nach allen diesen Gründen ist Kalisalz als Einstreumaterial nicht zu empfehlen. Anders ist es mit den in neuerer Zeit in den Handel gebrachten Superphosphat-Gyps, welcher neben Gyps 5^—6 Phosphor- sänre enthält, wovon 4—4V2 "/n in wasserlöslicher Form. Die Wir kung desselben ist eine doppelte und beruht einesteils auf der das Am moniak kräftig bindenden Eigenschaft der löslichen Phosphorsäure, andernteils auf dem gleichzeitig vorhandenen Gyps in fein zerteilter präzipitierter Form. Es vermag dieser Superphosphat-Gyps das Ammoniak leichter vollständig zu binden und vor Verflüchtigung zu schützen, als der ge wöhnliche Gyps, die Stallluft von dem kaustischen Ammoniakgas zu befreien, was zum Wohlbefinden der Tiere entschieden mit beiträgt. Außerdem wird der Stalldünger durch einen wichtigen Pflanzennähr stoff, die Phosphorsäure, bereichert, was um so vorteilhafter ist, da der Mist so arm daran ist, so daß der Superphosphat-Gyps als daS beste Einstreumaterial behufs Bindung des flüchtigen Ammoniaks und zur Verbesserung des Stalldüngers empfohlen werden kann. In Bezug auf die Menge des einzustreuenden Superphosphat« Gypses ist eine Gabe von 2 Pfund pro Haupt Großvieh für richtig und genügend zu erachten, bei mehrtägigem Liegenlassen des Dünger- im Stalle soll man Alles im Stall einstreuen, bei täglichem oder bei zweimal am Tage stattfindendem Ausmisten erscheint eine Gabe auf die Düngerstätte richtiger. In der Pommritzer Versuchsstation wird Stalldünger mit Super« Phosphat.Gyps behandelt und haben die Untersuchungen bei Haufen von 300 Ctr. ergeben, daß derselbe den Dünger vollständig konserviert erhalten hatte. Der Landwirt sollte sein Augenmerk mehr auf gute Dungstätten und Jaucheubehälter richten und dafür Sorge tragen, daß von der Jauche nichts verloren gehe. Gute Dungstätten und Jauchenbehälter müssen undurchlässigen Boden urd Seitenwände haben, die am besten aus in Cement gemau erten hartgebrannten Ziegelsteinen hergestellt werden. Der Boden der Dungstätte mutz Neigung nach dem Jauchebehälter haben, so daß die Jauche abfließen kann. Bleibt der Dünger in der Jauche liegen, so tritt sogenannte kalte Gährung ein, wodurch Entwickelung von freiem Stickstoff stattfinden kann, besonders da, wo kein Einstreumaterial an gewandt wird. Die Anlage guter Dungstätten verzinst sich sehr gut. Auch der Jauche ist mehr Aufmerksamkeit zu widmen, da diese reich an Stickstoff, am leichtesten der Zersetzung unterworfen ist und große Verluste dieses wichtigen Nährstoffes durch Verflüchtigung er leidet. Es ist deshalb notwendig, der Jauche Säure zuzusetzen. Salzsäure sei hierzu nicht ratsam, einesteils wegen des lästigen Dampfes, welchen diese Säure beim Ausschütten entwickelt, andernteils wegen der Bildung von Chlorverbindungen, die bei manchen Kultur pflanzen schädlich wirken. Gut ist Schwefelsäure, rationeller aber noch besorgt die Bindung des Ammoniaks in der Jauche phosphorsäure haltige Schwefelsäure, weil hier gleichzeitig Zuführung von Phos phorsäure stattfindet, woran die Jauche arm ist und dadurch neben schwefelsaurem Ammoniak auch phosphorsaures Ammoniak sich bildet, welches letztere Salz für die Pflanze sehr wichtig ist, weshalb dieses Säuregemisch zur Konservierung und Verbesserung der Jauche den Landwirten angelegentlichst anempfohlen wird. Im stillen Hafen. Erzählung von Ludwig Habicht. Verfasser der Romane: „Auf der Grenze." „Der Stadtschreiber." re. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Der Alte hatte immer größere Augen gemacht. Bei den letzten Worten riß er heftig den Brief auf, und nun suchte er eifrig, seinen Inhalt zu studiren. Er war noch nicht weit damit gekommen, da rief er erstaunt: „Wer hätte das gedacht! Also die Marie hat mir die Guldenscheine ansgeführt?! Dann ist freilich Martha unschuldig! Na, das ist mir um so lieber," und auf seinem ehrlichen, wettergebräunten Gesicht prägte sich deutlich die Genugthuung aus, die er über diese Entdeckung empfand. „Sie glauben also jetzt auch, daß Martha unschuldig ist," rief Joses freudig aus, „0, nun bin ich wieder glücklich!" „Warum sollt' ich nicht!" entgegnete der Schenkwirth. „Marie hat nie gelogen. Sie hatte freilich die Erlaubniß, sich so viel Geld wegzunehmen, wie sie brauchte, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Eine schöne Geschichte! die mutz ich doch gleich dem Gericht anzeigen." Weinert theilte ihm mit, daß er bereits einen solchen Brief ab gegeben habe, aber der Alte erwiderte eifrig: „Schadet nichts. Ich geh' sofort selber auf's Gericht, damit ich mein Unrecht sobald wie möglich wieder gut mache." Auf den jungen Tischler übte dieser Eifer des alten Mannes die tiefste Wirkung aus. Er hatte unter der rauhen Schale des ehemaligen Matrosen nicht ein so gutes Herz gesucht. Jetzt war er auch davon überzeugt, daß der alte Friedel weicheren Regungen zugänglich sei, und rasch erbot er sich, den Schenkwirth auf dem Wege zur Stadt zu begleiten. Der Alte hatte nichts dagegen; und unterwegs erzählte er nun in seiner schlichten, einfachen Weise, wie er Marie gefunden habe und wie nach seiner redlichsten Ueberzeugung den Liebenden zu ihrem Glücke nichts weiter fehle, als die Einwilligung des Vaters. Der alte Friedel hörte aufmerksam zu, ohne Josef mit einem Wort zu unterbrechen, auch als derselbe seine Schilderungen beendigt hatte, antwortete er nicht, sondern verharrte lange im tiefsten Schweigen. Zuletzt begann er von ganz andern gleichgültigen Dingen zu sprechen, und der junge Tischler senkte niedergeschlagen den Kopf, denn er hielt seine Bemühungen, den Alten mit der Tochter zu versöhnen, gescheitert. Jetzt hatten Beide die Stadt erreicht und nun wurden freilich die Gedanken Josef's ausschließlich auf die Geliebte hin gelenkt. Eine Stunde später hielt er sie jubelnd in seinen Armen; — sie war frei.