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Betriebe gewesen. Derselbe wird noch eine längere Reihe von Jahren zur Wetterführung offen erhalten und nur die jetzt außer Gebrauch kom menden Tagegebäude werden abgebrochen. — Am Sonntag Nachmittag ist der FörsterLütcherath von Blanken heim durch frevelhafte Hand erschossen worden. Der Förster Lütcherath und ein Arbeiter aus Blankenheim waren zum Schlingensuchen in den Wald gegangen; der Arbeiter, der nur 5 Schritte von dem Erschossenen entfernt war, hat vom Thäter nichts gesehen. Jedenfalls ist der Förster als Opfer eines Wilddiebes gefallen. — Ein schwerer Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang ereignete sich am Mittwoch gegen Mittag auf dem Viehmarkte zu Radeburg. Unter den in großer Anzahl anwesenden Käufem befand sich auch ein Gutsbe sitzer aus Weißenborn. Derselbe hatte zwei kräftige Ochsen gekauft und wollte die Thiere vom Marktplatze abführen. Eines dieser Thiere wurde plötzlich bösartig, stieß dem Käufer ein Horn in den Unterleib und ver wundete den Unglücklichen derart, daß er nach wenigen Minuten eine Leiche war. — In Pinnewitz bei Nossen fanden Arbeiter beim Abräumen einer dem Gutsbesitzer Seifert gehörigen Brandstelle einen Behälter, welcher mit einer großen Anzahl Silbermünzen aus dem 16. und 17. Jahrhundert gefüllt war, die insgesammt einen Werth von etwa 6000 Mark repräsen- tiren. — Glauchau. Fabrikant Sturm hat unserer Stadt 30,000 Mk. zur Unterstützung für alte arme Weber überwiesen und alljährlichen weiteren Zuschuß zugesichert. Irauenurih eit. Novelle von Ludwig Habicht. Verfasser der Romane „Im Sonnenschein", „Der Stadtschreiber" rc. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Das demüthige Wesen des Kammerdieners übte jetzt doch auf den Gerichtsrath seine Wirkung. Er bereute fast, ihm fortwährend mit einem solchen Vorurtheil begegnet zu sein. — „Und Sie haben Niemand vorher Ihre Beobachtungen am Fenster mitgetheilt?" fragte jetzt der Gerichtsrath. Einen Augenblick sann der Zeuge nach — „Niemand, nur Helenen hab' ich davon erzählt." „Aber die hat vor Gericht kein Wort davon fallen lassen und bei ihrer unwiderstehlichen Wahrheitsliebe hätte sie doch auch davon berichten müssen!" warf der Gerichtsrath ein. — Die grauen Augen des Kammerdieners wurden unruhig; er fuhr mit der Hand über die Stirn. „Sie haben ganz Recht, Herr Gerichtsrath," sagte er langsam. „He lene ist ein merkwürdiges Mädchen, sie muß die Wahrheit sagen; aber damals Wußte sie es noch nicht. Erst gestern, wo sie meine Braut ge worden ist, hab ich ihr das Geheimniß anvertraut, und sie ist's eigentlich, die mir keine Ruhe gelassen hat, bis ich ihr versprochen, öffentlich mein Zeugniß abzulegen." Weit unsicherer als früher hatte der Kammerdiener diese Erklärung abgegeben; der Gerichtsrath schob es auf die Schüchternheit des Junggesellen; denn als dieser von seinem Verlöbniß sprach, zeigten seine gelben Wangen wieder eine verlegene Nöthe, und ein wunderliches, halb triumphirendes, halb schamhaftes Lächeln über sein Liebesglück zuckte um seine Lippen. Wenn sich alte Junggesellen mit einem jungen Mädchen verloben, fühlen sie selbst am besten das Eigenthümliche und Komische ihrer Lage und kommen aus einer gedrückten Stimmung nicht heraus. Der Gerichtsrath war ein zu welterfahrener Mann, um diese Gemüths- stimmungen des Kammerdieners nicht zu begreifen und deshalb in seinem Benehmen nichts Auffälliges zu finden. Er schritt jetzt ohne Bedenken zur Vereidigung des Zeugen und dieser leistete den Eid mit der ganzen Ruhe eines vornehmen Mannes. Das Schicksal Bertha's war damit entschieden. Als der Angeklagten die Aussage des Kammerdieners vorgelesen wurde, sprach sie anfangs kein Wort; sie starrte nur wie geistesabwesend vor sich hin, dann fragte sie mit leiser, gebrochener Stimme: „O Gott, ist denn solche Schändlichkeit möglich?" In ihrem jetzt blassen Gesicht drückte sich eine dumpfe, entsetzliche Ver zweiflung an der ganzen Menschheit aus. Es war unmöglich, auch darin nur ein geschicktes Spiel zu entdecken. „Können Sie die Unglaubwürdigkeit des Zeugen nachweisen?" fragte der Rath. Die Angeklagte schüttelte traurig den Kops. „Hat er wirklich das beschworen?" fragte sie nach einer Pause. „Der Kammerdiener ist ein unbescholtener Mann und es lag kein Grund vor, seine Vereidigung auszusetzen," war die Antwort. „Er ist ein unbescholtener Mann," wiederholte Bertha fast gedanken los. Sie schien jetzt selbst die Hoffnung aufgegeben zu haben, daß im Laufe der Untersuchung ihre Unschuld endlich an den Tag kommen müßte. „Und Sie haben gegen die Glaubwürdigkeit des Zeugen durchaus nichts vorzubringen?" fragte der Gerichtsrath von Neuem. Gewaltsam schien sich die Angeklagte aufraffen zu wollen. „Er ist mir nie unfreundlich begegnet," erklärte sie nach einigem Nach denken, „aber ich weiß, daß er mich haßt und ich habe mich stets vor ihm gefürchtet, wie 'vor einer Blindschleiche, und so nennen sie ihn auch im ganzen Schloß. „Warum?" fragte der Rath. „Weil er so still und heimlich herumschleicht und überall hinterrücks sein Gift ausspritzt," entgegnete Bertha. „Er kann es mir nie verzeihen, daß mich die Frau Gräfin gern hat, und nun will er mich verderben." „Deshalb allein sollte er einen falschen Eid leisten?" entgegnete der Rath. Bertha schien selbst das Unhaltbare ihrer Behauptung zu fühlen — sie brach in Thränen aus und rief in dumpfer Verzweiflung: „Ich fühl's wohl, daß sich um mich ein Netz gesponnen, das ich nicht mehr zerreißen kann; mögen sie mich immerhin verurtheilen und auf's Schaffot schleppen, ich bin doch unschuldig, so wahr Gott lebt!" Die Angeklagte war wieder in jenen heftigen, übertreibenden Ton gefallen, der am wenigsten den Richter für sie günstig stimmen konnte. Bertha verweigerte in stumpfer Hartnäckigkeit jede weitere Auskunft und jammerte nur: „Ich bin doch verloren!" Auch die nochmalige Vernehmung des Scholzen förderte den Gang der Untersuchung nicht. Der Scholz hörte zwar aufmerksam auf die Vor lesung der verhängnißvollen Aussage des Kammerdieners, aber er sagte am Schluffe derselben mit unerschütterlicher Ruhe: „Sie ist doch unschuldig!" „Sie müssen freilich Bertha's Unschuld behaupten," entgegnete der Rath, „denn durch diese Aussage ist es nur zu gewiß, daß Sie auch bei der Vergiftung des Kindes der Mitschuldige sind." Der stille, ruhige Mann hatte als Antwort nur ein trübes Lächeln. „Sie haben sich Beide in zu große Widersprüche verwickelt, als Ihre Schuld noch zweifelhaft sein könnte," fuhr der Gerichtsrath fess „trotzdem Sie sich geweigert, Denjenigen namhaft zu machen, von dem N M W das Gift erhalten haben, hat der Jäger bekundet, daß er dieselbe BiW M Arsenik, die in Ihrem Schrank gefunden ivorden, Ihrer Geliebten vcr-W D schafft habe, «sie haben selbst gesagt, daß Sie das Gift sorgfältig eing»W W schlossen, und da sich herausgestellt, daß Bertha Lindner bis zum Tode^ D tage Ihrer Frau in der Residenz und nicht auf dem gräflichen Schloß W A gewesen, so müssen Sie wenigstens den ersten Mord allein begangen haben. „Es ist herausgekommen, daß Sie gar nicht da war?" rief der Sch^ erfreut, und seine blauen, wässerigen Augen leuchteten in seltenem Glanzj Den gutmüthigen Mann schien es wenig zu bekümmern, daß sich das?' die drohendsten Wolken um sein eigenes Haupt lagerten. Auch der Gerichtsrath mußte diese Aufopferungsfreudigkeit deö still» Mannes bewundern. „Von dem Verdacht der Vergiftung Ihrer Frau wird Bertha steig? sprachen werden." „O, dann ist's gut!" rief der Scholz noch immer mit ungewöhnlich? Lebhaftigkeit, „dann wird sich auch ihre Unschuld bei dem zweiten Moft herausstellen!" — „Nein, nach der Aussage des Kammerdieners ist ihre VerurtheilBi gewiß!" bemerkte der Gerichtsrath ernst. „Die Blindschleiche kann viel reden!" entgegnete der Scholz trockAM.» „Und was haben Sie selbst noch zu Ihrer Vertheidigun-anzuführcn^^^, fragte der Rath. „Sie haben mir Alles so klar auseinandergesctzt, wie ich allein mei? Frau vergiftet haben muß, daß ich beinahe selbst daran glauben möcht-' In dem Munde jedes Anderen würden diese Worte wie ein bittet Spott geklungen haben — bei dem Scholzen hatten sie doch etwas so TB herziges, daß ihm der Rath nicht zürnen konnte. „Sie fühlen also selbst, daß die schwersten und überzeugendsten M dachtSgründe gegen Sie vorliegen?" bemerkte der Rath und der Scho) soll nickte mit dem Kopfe. „Warum legen Sie denn kein offenes Gestände ab?" fragte der Rath weiter. „Weil ich unschuldig bin, Herr Gerichtsrath!" entgegnete der Schw und seine Augen hielten ruhig den forschenden Blick des Rathes aus. TN dies nun wirklich die Verstocktheit eines einfältigen Bösewichts oder k . Versicherung eines ehrlichen Mannes? Der Scholz hatte in seinem garst Ist, Wesen etwas so Schlichtes, Redliches, daß es dem Gerichtsrath schwer ft in ihm einen Verbrecher zu suchen, und doch lagen zu viele Verdachtsgrü» vor, die sich nicht mit der gewöhnlichen Redensart: „Ich bin unschuldig! beseitigen ließen. Und der Scholz machte nicht einmal Anstrengung«? den Verdacht von sich abzuwälzen; er schien nur froh zu sein, daß sei? —- Geliebte nicht mehr des ersten Mordes bezichtigt werden konnte und ft? immer wieder darauf zurück, daß sie deshalb auch an der Vergiftung V Kindes unschuldig sei. soll Die Aufgabe des Kriminalrichters war jetzt beendigt; neue Thatsach? ließen sich nicht an's Licht fördern und die Entscheidung über schuldig od nichtschuldig mußte den Geschworenen überlassen werden. , - Kaum war der Gerichtsrath in seiner Wohnung angekommen, als sj der Jäger bei ihm melden ließ. Der junge Bursche sah ungewöhnft bleich aus, der leichte, lustige Sinn, den er bei seiner ersten Vernehm»? gezeigt, war völlig verschwunden. Ein tiefer Ernst lagerte jetzt auf d» hübschen, runden Gesicht. Der Gerichtsrath fragte nach seinem Begehr und bat höflich, — zu nehmen. Zögernd folgte der Jäger dieser Einladung — er rang M lich nach einer passenden Einleitung und als er die nicht finden tonst stieß er hastig heraus: „Herr Gerichtsrath, ich bin gekommen, um eine entsetzliche Schäst lichkeit aufzudecken. Die Blindschleiche hat falsch geschworen!" und s der Jäger das Staunen des Rathes bemerkte, fuhr er lebhaft fort: „ik wollte sagen der Kammerdiener — aber im ganzen Schloß nennen 's ihn nun einmal nicht anders. Er hat einen Meineid geleistet, der elest Schurke!" Wohl hatte der Gerichtsrath einen eigenthümlichen Widerwillen gV ach den heuchlerischen Schleicher gehabt, aber er fragte dennoch kühl und'' lehnend: „Können Sie diese schweren Beschuldigungen beweisen?" „Gewiß, Herr Rath," entgegnete der Jäger mit großer Sichert xjn „ich würde mich sonst hüten, so was zu sagen — aber nicht wahr, " diu 24. März hat Bertha den Scholzen besucht?" (Forts, folgt.) u sieht weiteren Zusendungen gern entgegen die Redaction. v 5 780 758 6! Ul § z Vierteltagen, vollständig mit Wolken bedeckt an 20 Vierteltagen, vorherrschende Windrichtung war 0, die 24mal, während bi u. 8 nicht, VV aber 14mal beobachtet wurde. Die übrigen Beobachtungen , theilen sich auf die Zwischenrichtungen. Als monatliche Mittel ergst sich nun aus sämmtlichen Beobachtungen ein Barometerstand s 769,44 wm, eine Temperatur von — 0,84" 0 ein Feuchtigkeitsprozs satz von 73,80"/„ und eine Durchschnittsbewölkung von des Hin»»)' Dem Herrn Einsender für vorstehenden Bericht bestens daN^ Schnee herrührten. Vollständig wolkenfrei war der Himmel an Resultate aus den im Monat Februar 1887 in Wilsdruff gemachten meteorologischen Beobachtungen. Zahl der Beobachtungen 81. Der höchste Barometerstand mm wurde am 27. Febr. Nachm. 2 Uhr, der niedrigste ... mm am 19. Febr. Vorm. 8 Uhr beobachtet. Hierbei ist zu beftj ken, daß die Barometerstände auf 0" 6 und den Meeresspiegel reducirt si? Die höchste Temperatur von -s- 9" 0 herrschte am :'5. u. 26. M Nachm. Die niedrigste von — 10,80" 0 zeigte das Minimalthermow? in der Nacht vom 16. zum 17. Febr. Der Gehalt der Luft an Fest tigkeit schwankte zwischen 92"/„ am 6. u. 22. Febr. Nachm. und 2° am 19. Nachm. Regen- bez. Schneefall wurde an 16 Vierteilst beobachtet und erreicht die gcsammte Niederschlagsmenge eine Höhe " 19 05 Millimeter, wovon 16,25 mm von Regen und 2,90 mw ( Theater. Dienstag findet die Bencfizvorstellung für Fräulein Kunick« ft Die allbeliebte Künstlerin hat das interessante und hochfeine LuE „Donna Diana" oder „Stolz und Liebe" gewählt, welches uns nur s malig geboten wird, da nicht jeder Direction Kräfte zu Gebote E derartige Aufgaben würdig zu lösen. So wie Fräulein Karichs? glänzende „Donna Diana", Herr Guhde ein liebenswürdiger Cäsar", werden Herr Stolle und Frau Schmidt das Beste inH»" und Witz liefern, rechnen wir noch eine brillante Garderobe Hinz»'- dürfte dieser Theaterabend wohl zu den interessantesten der Saison zA LiserlbLlrQtrLvLIbrLeke hält vorräthig die Druckerei d.