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ChmM, Wsen, Menlkhu und die Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Aintshattplmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 4N Dienstag, den 17. Juni 1884. Ficker, Prgmstr. Gartenbaues ein erheblich erweitertes Absatzgebiet worden, so daß bei Freitag den SO. Anni d. I. Vormittags 10 Uhr gelangen im hiesigen König!. Amtsgerichte 1 Kleiderschrank, 1 Schreibpult, 1 Sopha, 1 Waschtisch, 1 Spiegel, 1 Kommode, Kleidungsstücke u. s. w. gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 6. Juni 1884. MattheS, Gerichtsvollzieher. der Versorgung eines und desselben Marktes nunmehr oft auch die Produkte sehr entlegener Gegenden konkurriren. Hierdurch sind die wirthschaftlichen Bedingungen, unter welchen sich die deutsche Kunst- nnd Handelsgärtnerei entwickelt hat, zum Nachtheil der letzteren we sentlich verschoben. Vorzugsweise leiden darunter diejenigen Zweige dieses Gewerbes, die sich mit der Erzeugung solcher Produkte beschäf tigen, welche in Deutschland überhaupt oder doch während eines großen Theiles des Jahres nur in Gewächshäusern oder auf Treibbeeten ge zogen werden können, während sie in Ländern milderen Klimas sich weniger mühsam und kostspielig kultiviren lassen . . . Der Druck der Verhältnisse auf die betheiligten Kreise spricht sich in einer in den ver schiedensten Gegenden Deutschlands hervortretendeu Bewegung aus, die auf Gewinnung eines Zollschutzes für die im Inlands der ausländischen Konkurrenz ausgesetzten gärtnerischen Erzeugnisse gerichtet ist. In einem Erlaß hat der Reichskanzler bereits die bayrische Staatsregie rung aufgefordert, Ermittelungen darüber anzustellen, ob nicht Schutz zölle für Erzeugnisse der deutschen Gärtnerei wiinschenswerth seien. Der in Zürich erscheinende „Sozialdemokrat", das Centralorgan der deutschen Sozialdemokratie, giebt für die bevorstehenden Reichs- tagswahlen eine Parole aus, welche eine sehr bezeichnende Schwen kung der Partei erkennen läßt. Unbeschadet des fortdauernden Gegen satzes gegen Manchcsterthum und Bourgeoisie wird nämlich im „So zialdemokrat" der Kampf „gegen Monarchie, feudalen Grundbesitz und Kleinbürgerei", wie gegen die reichskanzlerische Sozialreform als die Hauptaufgabe des Augenblickes bezeichnet. Nach einer aus Bärwalde an die Berliner Polizeibehörde ge langten telegraphischen Mittheilung war der Direktor des Vorschuß vereins zu Bärwalde nach Unterschlagung von 72,000 M- von dort geflohen. Derselbe war mit dieser Summe am 12. d. M. vor das Amtsgericht zu Küstrin geladen, aber daselbst nicht eingetroffen. Die sofort von der Berliner Kriminalpolizei veranlaßten Nachforschungen nach dem Durchgänger hatten einen günstigen Erfolg. Derselbe traf Tags darauf daselbst auf dem Schlesischen Bahnhof ein, woselbst seine Festnahme erfolgte. Das Hauptkontingent der nach Nordamerika pilgernden Aus- wandererschaaren stellen die kleinen Landleute, die zum Ver lassen der Heimath durch die feste Zuversicht getrieben zu werden pflegen, daß, wenn sie ihren hiesigen kleinen Hof verkaufen, sie dort bald große Grundbesitzer werden würden, indem sie nämlich meinen, ein Jeder dürfte sich drüben „ein Stückchen Land" aussuchen, das er dann mit geringer Mühe urbar machen könne. Dem ist aber nur halb so, denn nach dem Heimstättegesetz der Vereinigten Staaten wird wohl Jedem, der amerikanischer Bürger werden will, eine Anzahl Aecker zugewiesen, aber erst nach der eidlichen Erklärung, daß er Ober haupt einer Familie sei und das angewiesene Land nur zu seinem Ge brauch und nicht zum Nutzen einer anderen Person bearbeiten wolle. Eigenthümer wird er aber erst, wenn er nach Verlauf von fünf Jahren nachgewiesen hat, daß er dasselbe die ganzen fünf Jahre ununterbrochen bearbeitet und keinen Theil des Landes einer anderen Person über lassen habe. Widrigenfalls fällt das Land nach 5 Jahren wieder an die Regierung zurück. Die Franzosen beginnen nachgerade an einer ausgeprägten Un zurechnungsfähigkeit hinsichtlich ihrer Grundsätze und Absichten zu lei den. Nachdem vor Kurzem gelegentlich der Ausschreibung der Welt ausstellung zur Feier des 100jährigen Jubiläums von 1789 offiziell erklärt wurde, der Wettstreit den Frankreich zu führen habe, sei der des Friedens, des Fortschritts, der Civilisation, liest man jetzt in dem offiziösen Blatte „Paris": Es ist nützlich, daß man jedes Jahr das Fest Derjenigen feiert, welche das Gebiet zurückerobert. (Der Todes tag der Jungfrau von Orleans ist gemeint). Dies wird uns jedes Jahr daran erinnern, daß auch wir Gebiet zurück zu erobern haben. Dies ist ein Patriotischer Gedanke, der immer lebendig bewahrt werden muß, ein Gedanke, der über dem Haß der Parteien und dem kleinlichen Ehrgeiz schwebt. Im Spital „ckss zu Paris erreichte es eine todtkranke Frau durch unablässiges Bitten und schriftliche Eingaben, daß ihr vor ihrem Abschiede ein Priester noch die Tröstungen der Religion bringen durfte. Neben ihr lag eine andere Frau, welche gleichfalls ihr Ende nahen fühlte. Diese bat den Priester, er möge ihr auch das Sakra ment reichen. Als der Priester ihre Bitte erfüllen wollte, verbot es ihm der Hospitalinspektor. Es hieß, erst müsse das vorschriftsmäßige Gesuch eingereicht werden. Traurig verließ darauf der Priester den Kommenden Donnerstag, -en IS. Juni 1884, Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathsfitzung. Wilsdruff, am 16. Juni 1884. Der (LlMgemeinderath. DageSgcfchichte. Berlin. Se. Majestät der Kaser hat am 13. Juni Abends Berlin verlassen und ist mittelst Extraznges zum Sommeraufenthalt nach Ems abgereist. Zur Feier der Grundsteinlegung des Reichstagshauses bemerkt die halkosfizielle preußische „Provinzialkorrespondenz": „Vielleicht, daß in diesem Augenblick kein anderes Volk eines solchen Festes und einer solchen Stimmung fähig wäre. Keinem anderen Volke ist die edelste und unentbehrlichste aller Gaben so neu, die Gabe: „seine Verfassung und seine nationale Entwicklung aus eigener Macht zu schützen und die Pflege seiner Wohlfahrt in die eigene Hand zu nehmen". Dies, sind die Worte der kaiserlichen Urkunde, welche bestimmt worden ist, in den Grundstein ausgenommen zu werden, und welche am Montag durch den Reichskanzler verlesen wurde. Wenn aber die Gabe der nationalen Selbstständigkeit unserm Volke noch ein neues Geschenk ist, so hat es dieselbe, wie wiederum die kaiserliche Urkunde sich ausdrückt, in ungeahnter Macht und Herrlichkeit empfangen. Der angefangene Bau ist bestimmt, „eine würdige Stätte zu bereiten, für die gemein same Arbeit der gesetzgebenden Körper". Die Gesetzgebung des deut- scheu Reiches liegt in den Händen der verbündeten Regierungen, deren Organ der Bundesrath ist, und des Reichstages, der, aus unmittelbarer Wahl des ganzen Volkes hervorgegangen, den großen Beruf hat, den im Volk herrschenden Wünschen und Gedanken Ausdruck zu verschaffen, aber die nämlichen Gedanken auch zu klären und dieselben dem Volke aus dem sie hervorgegangen sind, geklärt und durch die Geistesarbeit der berufensten Männer ergänzt zurück zu geben. Auf diesen Beruf blickend, sagte der Kaiser in der Bauurkund:, er sehe der Zukunft mit der Hoffnung entgegen, daß unter ihm, wie unter seinen Nachfolgern die gemeinsame Arbeit für das Vaterland, von Einigkeit getragen, und von Segen begleitet sein werde. Wie die Legung des Grundsteins zu einer würdigen Stätte für die gemeinsame Arbeit der gesetzgebenden Körper des Reiches das Gefühl einer noch neuen Wohlthat in seiner Frische aus den Geschäften des täglichen Lebens erweckte, so wurde sie durch den Vorzug begleitet und erhöht, unter der Theilnahme der meisten der seltenen Männer begangen zu werden, denen durch die Gnade des Allmächtigen das unvergleichliche Verdienst und das un vergleichliche Glück zu theil geworden, ihrem Volk jene Wohlthat spen den zu dürfen. Allen voran unser ehrwürdiger, vielgeliebter Kaiser, ihm folgend sein erhabener Sohn und Neffe, der Kronprinz u. Prinz Friedrich Karl, die ruhmreichen Heerführer, sodann der große Kanzler und der große Stratege, in deren Häuptern die staatfestigenden und Feindes Macht bezwingenden Gedanken entsprangen. Die Reihe braucht nicht weiter geführt zu werden. Wir Alle sind von Neuem an das hohe Glück erinnert worden, ein großes und heilvolles Geschick in der Geschichte unseres Volkes erlebt zu haben, und die Schöpfer und Zeu gen dieses Geschickes zum größten Theil noch an unserer Spitze und neben uns zu sehen. Solches Glück aber muß eine Mahnung sein zu einem neuen Aufschwung des Pflichtgefühls, ohne welches ebensowenig die großen Thaten seltener Zeiten, wie die Tagesarbeit der in ruhiger und regelmäßiger Bahn dahinlaufenden Zeiten gelingen können." Der freundliche Empfang, welcher der Transvaal-Deputation in Berlin zu theil wurde, ist der Aufmerksamkeit der englischen Presse nicht entgangen. Die „M. P." erblickt darin ein bedeutungsvolles u. wichtiges Zeichen der Zeit und sagt weiter: „Der Wunsch der Deutschen, Kolonien zu besitzen, hat an Intensität während der letzten Jahre be deutend zugcnommen. Wenn einige Tausend der Auswanderer, welche jährlich aus Deutschland ausschwärmen, statt nach Nordamerika, nach Südafrika lenken würden, so erhielte das weite „Veldt" der holländi- scheu Ansiedlungen bald eine mächtige Verstärkung des Boer-Elements. Die Deutschen sind nicht frei von der Sucht nach einem afrikanischen Kolonialbesitz. Die Angra-Pequena-Frage ist, so sehr dies Lord Gran ville auch wünschen mag, noch nicht erledigt, und Fürst Bismarck ist anscheinend nicht gewillt, die Ansprüche Deutschlands auf diesen Küsten strich aufzugeben. Er hat dies offiziell erklärt, und die von ihm an gedeutete Politik hat den enthusiastischen Beifall der ganzen deutschen Nation gefunden. Eine deutsche Kolonie in Angra Pequena, die über einen mächtigen Landstrich gebietet, kann unsere Kolonien sehr bald von Nord- und Centralasrika abschneiden. Wer weiß, was der nächste Schritt sein wird, und was geschieht, wenn die Deutschen den „stamm verwandten" Boern die Hand reichen? Amtlich wird jetzt geschrieben: Infolge der fortschreitenden Be- Beschleunigung und Erleichterung des Güterverkehrs, namentlich mit der Eröffnung der Gotthardbahn ist den frischen Erzeugnissen des