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In den Staaten New-Aork, New-Jersey und Pennsylvania haben zahlreiche Waldbrände stattgefunden, der Kohlendistrikt von Pennsyl- vanien wurde von einer besonders verheerenden Feuersbrunst heimge- sucht, die Stadt Brichin ist vollständig zerstört, gegen 3000 Personen sind obdachlos, mehrere Personen haben bei der Feuersbrunst das Leben verloren. Vaterländisches — Dresden. Ihre Maj. der König und die Königin werden sich am 19. d. M. zum Kurgebranche nach Bad Ems begeben. Das Befinden I. Maj. der Königin hat sich erfreulicher Weise so weit ge bessert, daß dieselbe ihren Gemahl begleiten darf. — Leipzig, 5. Mai. Der gestrige erste Meßsonntag war von gutem Wetter begünstigt und hatten sich infolgedessen eine sehr große Zahl Meßbesucher hier eingefunden. Die hier einmündenden Bahnen hatten ca. 15,000 Personen hierher befördert. — St. Egidien, 3. Mas. Ein entsetzliches Unglück hat sich in der Nacht von gestern zu heute in der Hammer'schen Mühle hier zugetragen. Der daselbst beschäftigte 24jährige ledige Knappe Hof mann aus Neuhausen bei Sayda ist Nachts 2 Uhr auf noch unermit telte Weise einer zum Betriebwerk der Mühle gehörigen Welle zu nahe gekommen, von den Kammrädern erfaßt und zwischen denselben mehr mals herumgeschleudert worden. Durch das Geräusch, welches durch das Lehrgehen der Mühle infolge des Unglücks versacht wurde, erwachte gegen 3 Uhr der Besitzer und fand beim Nachsehen nur noch die gräß lich verstümmelte Leiche H's. — Neuerdings ist von der königl. sächs. Regierung ausgesprochen worden, daß es jetzt zum Aufkauf und Verkauf von Gegenständen des gemeinen Verbrauchs, wie Viktualien, Brennmaterialien, Besen, Sand und Thon, sowie zum Sammeln von Lumpen und Abfällen eines Wandergewerbescheines nicht mehr bedürfe, dagegen aber fortan ein solcher erforderlich sei zum Ankäufe roher Erzeugnisse der Land- und Forstwirthschaft, des Garten- und Obstbaues. — Wie das „Leipz. Tagebl." aus zuverlässiger Quelle erfährt, haben sich bereits verschiedene angesehene Mitbürger der Stadt Leipzig an den Finanzminister Freiherrn v. Könneritz in Dresden gewandt, um sich für ihre Person beschwerend über das diesjährige Einschätzungs verfahren zu äußern. Auch spricht man davon, daß von maßgebender Seite au? diese Angelegenheit bereits an Allerhöchster Stelle zur Kennt- niß gebracht worden ist. — Nächsten Montag den 12. Mai findet in Eisenberg-Moritz burg Roß-, Vieh- und Krammarkt statt. — In Leipzig befand sich am Sonnabend ein Hausbesitzer in seiner Wohnung zusammen mit seiner Ehefrau beim gemeinschaftlichen Abendbrot, als es an der Vorsaalthür klingelte und der Mann hinaus ging, um nachzusehen, wer da sei. Er kam bald zurück, aber auffällig gestört und einsilbig, er vermochte nicht mehr am Abendbrot theilzu nehmen, gab aber auch keine Auskunft, was ihm etwa zugestoßen sei und wer Einlaß begehrt habe. Nach kurzer Zeit klingelt es abermals und es stand ein Unbekannter an der Thür, welcher den Hausbesitzer sprechen wollte. Dieser ging wiederum hinaus, kehrte aber nicht zu rück. Nachdem die Frau eine längere Weile vergeblich auf ihren Ehe mann gewartet, wurde sie ängstlich und begab sich selbst hinaus, um über die Zögerung der Rückkehr nachzuforschen. Aber weder vor der Thür noch im anderen Zimmer iraf sie denselben an, dagegen fand sie in einer kleinen Kammer die Thür mit einem Bindfaden von innen angezogen und befestigt, darin aber ihren unglücklichen Mann erhängt vor. Än der Vorsaalthür stand noch der Unbekannte, der sofort zur Hilfeleistung beisprang und den Mann vom Stricke abschnitt. Aber die Hilfe kam zu spät, der Unglückliche war todt. Was es mit diesem mysteriösen Vorgang für eine Bewandtniß hat, was jener Unbekannte begehrt und ob das Begegnen mit ihm den Verstorbenen zu dem un seligen Schritte veranlaßt oder ob andere und welche Motive dazu vorliegen, ist noch unaufgeklärt. Der Verstorbene war 58 Jahr alt. — Am 30. v. M. neckte sich in Reichenbach i. V. in einer Färberei ein junger, erst seit letzte Ostern eingetretener Lehrling mit einem daselbst beschäftigten Färbergehilfen durch Bespritzen mit Wasser. Letzterer, darüber aufgebracht, ergriff alsbald ein in der Nähe stehen des Gefäß mit Schwefelsäure und schüttete dieselbe dem jungen Men schen derart an den Kopf, daß dieser und das Gesicht, namentlich beide Augen, arg verbrannt wurden, so daß der Verlust des Augenlichts zu befürchten steht. — Zwei Arbeiter, welche in Rodewisch damit beschäftigt waren, die Spitzen von einem Blitzableiter abzunehmen, traf das schwere Miß geschick, daß beim Aufsteigen die Fangstange brach. Beide Arbeiter stürzten darauf über das Dach herab in den hinter dem Hause befind lichen Garten. Der Eine von Beiden hatte beide Arme gebrochen, während der Andere innerlich sich so verletzt hat, daß nach mehreren Stunden bereits der Leib hochangeschwollen war. — Auch in diesem Sommer werden von der Generaldirektion unserer Staatsbahnen 2 Extrazüge von Leipzig nach München arrangirt werden. Die bedeutend ermäßigten Preise für diese Züge, ferner die gleichzeitige Verausgabung von Billets nach Salzburg, Kuf stein und Lindau (Billetgültigkeit 6 Wochen) sicherten diesen Zügen bisher stets eine erfreulich hohe Frequenz. Die Züge sollen am 5. Juli und 2. August (Nachts ^12 Uhr) von Leipzig, bayr. Bahnhof, aus verkehren. — Die k. Porzellanmanufaktur zu Meißen hat in letzter Zeit ein Kunstwerk geliefert, welches die größte Bewunderung hervorgerufen hat. Es ist ein prachtvolles Hochzeitsgeschenk für die an einen russi schen Großfürsten verwählte Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Altenburg, welches der Großfürstin von den Frauen des Altenburger Landes ver ehrt werden wird. Das Ganze bildet einen Tafelschmuck aus Meißner Porzellan, verziert mit Figuren, Reliefblumen und Watteaugemälden, und besteht in zwei Tafelaufsätzen mit Blumenkörben, zwei größeren und zwei kleineren Armleuchtern, zwei großen Vasen, sechs Fruchtkörben und sechs Schalen. — In Meerane fand die Gattin des Stadtbrauereibesitzers Illig dadurch einen schnellen Tod, daß sie von einem Biertransport wagen, auf welchem sie auf dem Kutschersitze mit Platz genommen hatte, infolge eines Krampfanfalls herabstürzte, so daß ihr der Wagen über Brust und Hals ging. Die Schwerverletzte erlag nach kurzer Zeit ihren Verletzungen. — Das VIII. deutsche Bundesschießen zu Leipzig verspricht in allen Theilen glänzend zu werden. Auch Se. Majestät der König hat in einer dem Vorsitzenden des Festausschusses bewilligten Audienz die Absicht zu erkennen gegeben, das Fest durch einen mehrtägigen Be such zu verherrlichen. Die Arbeiten des Fest- und Zugausschusses sind nun so weit gediehen, daß der Entwurf für einen glänzenden Festzug vom Centralausschusse angenommen werden konnte. Die Zahl der Schützen, welche zum Bundesschießen zusammenströmen und am Zuge theilnehmen werden, soll durch kostümirte Gruppen unterbrochen werden, die in ihren Figuren und Emblemen bestimmte Gegenstände zur Erscheinung bringen oder symbolisch darstellen. — Dieser Tage wurde im Börnichener Walde bei Oederan von Waldarbeitern ein Mann angetroffen, welcher beschäftigt war, ein Rind zu schlachten. Das Verdächtige dieser Situation veranlaßte die Leute, den Unbekannten sammt dem Fleisch nach dem Oederaner Gc- richtsamt zu transportiren. Hier entpuppte sich derselbe als ein Strumpf wirker aus Oberlungwitz, welcher das Rind in Schönerstadt gestohlen hatte. Ebenso hat er vor einiger Zeit eine Kuh in Großdorfhain ge stohlen, dieselbe im TharandterWalde geschlachtet und das Fleisch verkauft. — Wenn man aus dem Zuströmen von Ersparnissen zu den Sparkassen einen sicheren Schluß auf eine günstige Gestaltung der wirthschaftlichen Lage bei den „kleinen Leuten" zu ziehen berechtigt ist, dann läßt sich das Jahr 1884 für diese Schichten des Volkes noch günstiger an, als seine Vorgänger. Nach einer im Königl. Sächsische» Ministerium des Innern zusammengestellten Uebersicht über die bei den Sparkassen im Königreich Sachsen im Monat Februar des laufenden Jahres erfolgten Ein- und Rückzahlungen sind in dem genannten Mo nat über acht Millionen Mark eingezahlt und noch nicht ganz sechs Millionen Mark zurückgezahlt worden! Die Einzahlungen übersteigen die Rückzahlungen um 2,117,343 M. Rechnet man die Ergebnisse der beiden Monate Januar und Februar zusammen, so überwiegen die Einzahlungen um 5,844,997 M. Gegen die gleichen Monate des Vorjahres wurden Heuer ziemlich zwei Millionen (1,966,256 M.) mehr eingezahlt und 690,631 M. weniger zurückgezahlt, so daß also diese beiden Monate allein eine Zunahme des Guthabens der Sparer um mehr als 2'/2 Millionen gebracht haben. Vermischtes. * Der Liebesdienst. Herr von R. stand unter dem Pantoffel seiner Frau. Einst hatte er sich bei einem guten Freunde verspätet und jammerte nnn ganz entsetzlich, weil er sich nicht nach Hause getraute. „Ich werde Sie begleiten und alle Schuld auf mich nehmen," tröstete ihn der gefällige Freund, und durch diese Zusicherung ermuthigt, machten sich die beiden Herren auf den Weg. Am Ziele ihrer Wanderung klingelt der Freund und tritt zuerst ins Zimmer, wird aber sogleich im Nu rechts und links mit einigen Ohrfeigen bewillkommnet. Ganz verblüfft rief er dem zitternden Herrn Gemahl zu: „Kommen's nur jetzt herein, diesmal hab' ich Ihnen einen Liebesdienst erwiesen, künftig aber wird's mir recht lieb sein, wenn's ein bifferl zeitlicher z'Haus geh'!" Musikalische». Auf das nächsten Dienstag im Hotel zum weißen Adler in Wils druff stattfindende Trenkler-Ovnvvrti erlauben wir uns Freunde einer guten Musik aufmerksam zu machen und zu recht zahlreichem Besuche aufzumuntern. Einer besonderen Empfehlung der Trenklerschen Capelle bedarf es nicht, denn der gute Ruf derselben ist allbekannt. Kirchenuachrichten Ms Wilsdruff. Am Sonntag Cantate Vormittags predigt Herr k. I)r. Wahl. Nachmittags 1 Uhr Katechismusunterredung.