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ihr zu zerspringen drohte. Ihre ganze Seele lag in dem Blick, welcher an der Gestalt des Steuermannes hing. Näher, immer näher schoß das Boot daher, sie sah deutlicher, — nur jetzt keine Täuschung, Herr des Himmels! — Margarethe fühlte, daß sie daran sterben werde. Drinnen im Gotteshause erklang auf's Neue die Lobhymne des Ewigen und jetzt tönten die Glocken dazwischen, ein Jubelruf der Hoffnung und Erlösung aus der Nacht des Todes und der Schmerzen. Die fromme Gemeinde entströmte der Kirche, man sah Margarethe Frank hastig den Friedhof verlaffen und den Weg nach dem Strande einschlagen. Der alte Lootse wollte ihr folgen, dann besann er fick und wandte sich seufzend dem Heimweg zu. „Sie hat die Osterglocken wieder vergebens läuten hören, die Arme!" So murmelte er, trübe den Blick über die See schweifen lassend. Er erblickte hier kein Segel mehr, ein Felsenvorsprung, welcher den kleinen Haken schützend umgab und sich an der Südseite des Eilandes weit ins Meer Hinausstreckke, verbarg bereits das Schifflein vor neu gierig spähenden Blicken. Noch einmal, bevor er den Friedhof verließ, blieb der Alte stehen, um rückwärts zu schauen. Der Pfarrer gesellte sich zu ihm. „Eilt dort nicht die arme Margarethe den Weg hinab?" fragte er theilnehmend. „Ja, Hochwürden, wieder ein vergeblicher Ostergang nach der Bucht. Die Aermste, sie hofft noch immer felsenfest auf seine Heimkehr." „Meint Ihr, Vater Simon?" fragte der Pfarrer kopfschüttelnd, „ich zweifle daran, denn wäre ihr Glaube an ihn so felsenfest, dann würde sie die Menschen nicht meiden, nicht ihre Altersgenossen, sondern heiter und muthig in die Zukunft schauen. Der feste Glaube tröstet das Herz, da er eine Zuversicht dessen ist, das man hoffet." „Es mag so sein, wie der Herr Pfarrer sagt," nickte der alte Mann, „mich jammert zu sehr ihr Schicksal, da ihre Kindheit schon so traurig war, durch die Ungerechtigkeit der Mutter, welche, wie mich dünkt, kein Recht hatte, das ganze Lebensglück ihres Kindes zu zer stören, so, daß selbst die ganze Gemeinde sie tadelte ob ihrer Härte.' Schluß folgt.) Vermischtes. — Der Gewerbeverein zu Lommatzsch hat beschlossen, in der Zeit vom 29. Juni bis 13. Juli d. I. eine Ausstellung für den dasigen Amtsbezirk abzuhalten. Nach den getroffenen Bestimmungen soll diese Ausstellung zeigen, was in Lommatzsch und Umgegend ge fertigt und was im Handel zu haben ist. — In der Zeit vom 10. bis zum 13. und vom 20. bis zum 24. April werden am Himmel Sternschnuppenfälle zu beobachten sein. — Aus Olbersdorf bei Zittau kommt eine schlimme Kunde. Die Blattern, dieser unheimliche Feind des Menschen, sind dort aufgetreten, und zwar sind bis jetzt 3 Erkrankunghfälle bekannt gewor den, von denen einer jetzt bereits tödtlichen Ausgang gehabt hat. Das Opfer war ein junges Mädchen. Zur Vermeidung der Ansteckungsge fahr ist dem Militär der Besuch von Olbersdorf verboten worden. — Die geprüften Baumeister des Bezirks der Meißner Amts hauptmannschaft sind unter dem Namen „Bauhütte zu Meißen" zu einer Innung zusammengetreten, welche zunächst eine erwünschte Besse rung der Zustände auf dem Gebiete des Lehrlings- und Gesellenwesens anstrebt. Jeder neu eintretende Lehrling soll durch den von der In- nunq festgestelltea Lehrkontrakt zu einer 3jährigen Lehrzeit verpflichtet werden und die Aufnahme in den Gesellenstand von einer Prüfung abhängig sein. — Spiele nicht mit Schießgewehren, denn du hast davon den Schmerz. Dies vergaß ein in Halberstadt in Arbeit stehender Buch bindergeselle aus Connewitz bei Leipzig, der zu Muttern reiste und sich im Kitzel der Großthuerei eine Kürassieruniform geliehen hatte und damit nun in seinem Heimathsorte umherstiefelte. Auch nach Leipzig führten ihn seine Schritte. Dort begegnet ihm ein Unter offizier und bemerkt nicht ohne Verwunderung, daß der Kürassier das Honneur so linkisch ausführt. Er bleibt stehen und gewahrte auch, daß die ganze Haltung des Mannes nicht militärisch ist. Ohne Be sinnen ruft er ihm daher ein donnerndes Halt nach. Als jetzt der Verdacht des Unteroffiziers sich verstärkte, führte er den Pseudo-Kü rassier auf die Schloßwache, wo bald Alles an's Tageslicht kam. So ganz wohlfeil wird der Unbesonnene wohl nicht davonkommen. * Eine bemerkenswerthe Entscheidung über den Charakter des Kartenspiels „Tippen" als Hazardspiel hat das Landgericht Dresden in einer Anklage gegen einen Restaurateur aus Radeberg gesällt. Der selbe war beschuldigt, in seiner Restauration einer Anzahl Gästen das genannte Glücksspiel gestattet zu haben. Die Kammer gelangte nach den Ergebnissen der Beweisaufnahme zu der Feststellung, daß das „Tippen" im vorliegenden Falle nicht als Glücksspiel angesehen wer den könne, da die 5 Spieler nicht verpflichtet waren, sich an jedem Spiele zu betheiligen, sondern die Betheiligung jeder einzelnen Person an dem betreffenden Spiele ganz von deren Entschließung abhing, und nur derjenige, welcher nach seiner Karte glaubte einen Stich zu machen, sich bei dem Einzelspiel zu betheiligen brauchte. Im vorliegenden Falle war der Erfolg demnach nicht wesentlich vom Zufalle abhängig, wie es der Thatbestand des Glücksspiels voraussetzt. In dem Erkennt nisse wurde jedoch ausdrücklich hervorgehoben, es solle hiermit nicht ausgesprochen werden, daß das „Tippen" unter allen Umständen nicht unter das Glücksspiel zu rechnen sei, da sich sehr viele Fälle denken ließen, in welchen das „Tippen" zweifellos als Glücksspiel angesehen werden müsse. Auf Grund dieser Feststellung wurde der Angeklagte freigesprochen und Uebernahme der Kosten auf die Staatskasse aus gesprochen. * Das in den April schicken. Dieser Gebrauch am 1. April ist eine der wenigen Volkssitten, deren Ursprung in ein tiefes Dunkel gehüllt ist. Es ist wahrscheinlich, daß es erst im Mittelalter, etwa im 14. Jahrhundert, in Süddeutschland und namentlich im Elsaß zu erst aufgetaucht ist, wie denn auch jetzt noch das Aprilschicken in den südlichen Gegenden unseres Vaterlandes viel häufiger ist, als im Norden, und man dort auch solchen Scherz weniger übel nimmt. Daß gerade der April und kein anderer Monat gewählt wurde, um sich diesen Spaß zu gestatten, hat seinen guten Grund. Der April, der 4. Monat des Jahres, führt diesen Namen von dem lateinischen Worte Lporiro — öffnen, weil der Frühling jetzt wieder Alles öffnet. Karl der Große, der den Winden und Monaten und vielen anderen Dingen schöne deutsche Namen gab, wollte ihn Ostermonat heißen. Sehen wir uns nun die Landstriche an, wo die Sitte entstand, beson ders das Elsaß. Im April blüht dort Alles, der Weinstock wagt sich mit seinen Trieben hervor, und der Blüthe und dem Schößling wird der April mit seinen Nachtfrösten am gefährlichsten. Eine einzige Nacht Frost zerstört die Hoffnungen auf eine gesegnete Ernte. Der April hat den Winzer zum Besten gehabt, oder mie man dort sagt, „der April hat ihn zum Narren gehabt". Auf diese Weise entstand das in den April schicken, weil er die Bewohner zum Besten hat. Einen Anderen nun zum Narren halten, heißt ihn in den April schicken, denn kein anderer Monat versteht das so mit seiner Veränderlichkeit im Wetter. Eine andere Auslegung hält das Aprilschicken übrigens für den Rest eines altzeltischen Frühlingsfestes. Wie oben schon gesagt, ist in Norddeutschland das Aprilschicken nicht so üblich, wie in Süd- deutschland, Elsaß und Mittelfrankreich. Fürst und Diener, Geistlicher und Bauer, Adilsherr und Knecht, Gatte und Gattin, Lehrer und Schüler, kurz Alles schickt sich dort gegenseitig in den April, und wird zum „Aprilnarren". * Ein entsetzlicher Unglücksfall hat sich am 28. März in Breme» zugetragen. Der Bauunternehmer Wehner aus Elberfeld, welcher am Eisenbahneinschnitt Wichlinghausen die Sprengarbeiten übernommen, hatte mehrere Dynamitpatronen in die Hinteren Taschen seines Rockes gesteckt und sich dann, um Kaffee zu trinken, in eine Restau ration begeben. Kaum hatte er sich gesetzt, als eine furchtbare Deto nation erfolgte und W., in zwei Theile zerrissen, als gräßlich verstüm melte Leiche zu Boden stürzte. Glücklicherweise war zur Zeit der Explosion nur ein kleines Mädchen von 12 Jahren hinter dem Buffet in der Restauration anwesend, welches durch einige Glassplitter leicht am Arm verwundet wurde. Im Lokal waren sämmtliche Fenster, Gläser rc. zertrümmert. Merkwürdigerweise war ein Kanarienvogel in seinem Käfig unter der Decke völlig unversehrt geblieben. * Heldenmuth. Ein Weichenwärter namens Joseph Cliff in Lei cester sah am Montag Abend, als der Eilzug heranbrauste, zwei Kinder zwischen dem Bahngeleise spielen. Er stürzte auf sie zu und fand eben noch Zeit, sie zur Seite zu schleudern und in Sicherheit zu bringen; den braven Mann selbst erfaßte die Lokomotive und zermalmte ihn, so daß er sofort als Leiche am Platze liegen blieb. * Eine Eisenbahnfahrt, wie sie in ihrer Art wohl selten dagewesen sein dürfte, ereignete sich jüngst auf der Lautterthaler Bahn (bayr. Pfalz). Ein Mann von Stockborn, welcher mit dem Zuge von Kaisers lautern kam, stieg an genannter Station aus, und im Begriff, auf dem kürzesten Wege über das Bahngcleise zu gehen, wurde er von der Maschine des wieder in Bewegung gesetzten Zuges erfaßt und — was geschah? Der Betreffende saß in der nächsten Sekunde, Dank seiner Geistesgegenwart, rittlings auf dem einen Puffer der Maschine, auf welchem er eine ganze Strecke, bis der Zug wieder zum Halten gebracht worden war, mitfuhr. Zum Glück verlies der unfreiwillige Ritt ohne Unfall. * Betrogener Betrüger. Ein Kaufmann in Newyork sagt zu seinem Kommis: „John, ich habe dreitausend Dollars Schulden. Nun habe ich zweitausend Dollars in der Kasse liegen, aber mein Lager ist total leer. Ich glaube, daß das der Moment zu einem brillanten Bankerott wäre." „Ganz meine Ansicht," erwiderte der Angeredete. „Aber man müßte einen glaubwürdigen Vorwand für meine Gläubiger finden. Denken Sie doch über Nacht darüber nach und erfinden Sie eine Entschuldigung." Der Kommis verspricht, sich ernstlich mit der Sache zu beschäftigen. Als sein Prinzipal am nächsten Morgen im Laden erscheint, findet er die Kasse offen, das Geld gestohlen und an Stelle der Dollars einen Zettel mit folgenden Worten: „Ich habe dir zweitausend Dollars genommen und mich nach Europa eingcschifft, Es ist dies die beste Entschuldigung, welche Sie Ihren Gläubigern anführen können." * Man muß sich nur zu helfen wissen. In einm Restaurant saßen zwei Freunde beim Kartenspiel, als sich hinter dem Rücken eines Jeden ein anderer Gast postirte, den Spielern in die Karten guckte und sich durch Bemerkungen über das Wenn und Aber des Gewinnes lästig machte. Diese unberufene Einmischung der „Assistenzärzte" wurde dem einen der Spieler bald unausstehlich. Sich zu seinem Hintermanne umwendeud, erhob er sich von seinem Sitze und sagte: „Ich muß für einige Minuten hinausgehen, würden Sie vielleicht die Güte haben, einstweilen für mich zu spielen?" — „Mit Vergnügen!" Jener geht und dieser rückt an seine Stelle. Kaum aber war das Spiel im Gange, als ein Kellner zu dem zurückgebliebenen Partner herantrat und ihn ersuchte, auf einen Augenblick ins Nebenzimmer zu kommen, da ihn dort ein Herr zu sprechen wünsche. Dieser steht nun ebenfalls auf und bittet seinen Hintermann, einstweilen die Partie für ihn zu übernehmen. Das Spiel geht also ungestört weiter und eine Partie folgt der anderen; die eigentlichen Spieler aber lassen sich nicht wieder blicken. Eine Stunde mochte vergangen sein, als der eine der Stellvertreter doch eine Pause vorschlägt, um nach den Aus bleibenden sich umzusehen. Er geht ins Nebenzimmer, um den Kellner nach denselben zu fragen, hier aber, was sieht er? An einem Ecktisch chen sitzen die beiden Freunde einander gegenüber und spielen gemüthlich ihre Partien, jedoch ohne „Assistenzärzte". * Ein treffliches Mittel gegen Güterschlächterei wird dem „Badischen Landw. Wochenbl." aus Waldshut mitgetheilt. Es heißt in dem Schreiben wie folgt: „Da in nächster Zeit in der benach barten Gemeinde Eschbach ein Hofgut erbiheilungshalber zur Versteige rung gelangt und die dortigen Bürger die gänzliche Zerstückelung des Hofgutes, sowie die Einmischung eines Güterspekulanten zu vermeiden wünschen, so haben dieselben auf Anregung des Bürgermeisters unter sich einen Vertrag errichtet, nach welchem sie sich bei einer Konventional strafe von 200 M. verpflichten, keinem Güterspekulanten etwas abzu kaufen und eben so wenig einem Käufer von Grundstücken eines Güter spekulanten Bürgschaft zu leisten. Als Güterspekulant wird nicht an gesehen, wer den Haupttheil des Gutes in eigene Bewirthschaftung nimmt und nur einzelne Grundstücke vom Gute wegverkauft." Ein derartiges Vorgehen wird hiermit allen Gemeinden, welche Gefahr laufen, von Güterspekulanten geschädigt zu werden, zur Nachahmung empfohlen. * Diskretion. Ein Dienstmädchen wird gefragt, ob sie diskret fein könne. „Na ob," antwortete sie, „eines Morgens habe ich acht Teller zerbrochen und der Herrschaft auch nicht eine Silbe davon gesagt." Schrecklich. A.: „Denken Sie sich, meine Herren, daß heute die Polizei wieder einen Mann aus der Gosse aufgehoben hat, welcher 17 Schnitte im Leibe hatte!" B.: „O, der Aermste: Er war woh^ mansetodt?" A.: „Nein, aber total betrunken!" * Leichte Wahl. Ein ältlicher Mann, der ein junges Mädchen heirathete, wurde gefragt, warum er nicht lieber seinen Jahren ange messen gewählt habe? — „Wenn ich doch einmal in einen sauren Apfel beißen muß," entgegnete er, „so will ich doch auch einen roth- bäckigen/^ — ' Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am Sonntage Palmarum Einsegnung der diesjährigen Confirmanden durch Herrn k. Vr. WsdI.