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ThmM, Nojstn, Sirbtnlkhn lind die UmgtMtll. Amtsblatt für die König!. Amtshauptinnnnschnst zu Meißen, dns Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. 44. 4r»I»rKr»i»N Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich I Mark. Einzelne Nummern 10 Psg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 65. Dieustcig, den 12. August IW4, «Kommenden Donnerstag, den 14. ds. MtS., Nachmittags « Uhr, öffentliche StadtaemeinderathSfitznng. Wilsdruff, am 11. August 1884. Der StMgemeillderttth. Ficker, Brgmstr. DageSgefchichte. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Von einer Mehrzahl der preu ßischen Amtsgerichte wird die Praxis eingehakten, sämmtlichc für den selben Tag in Aussicht genommenen Termine ans 10 Uhr Vormittags anzuberaumen, wenn auch mit Sicherheit beurtbeilt werden kann, daß einzelne der in Frage stehenden Verhandlnngen nicht vor 1l resp. 12 Uhr beginnen können. Wir müssen in dieser Praxis einen schweren Uebelstand erblicken bezüglich aller Fälle, in denen Geschäftsleute, sei es in eigener Sache oder als Zeugen auf 10 Uhr Vormittags vorge laden, aber in Folge des späteren Beginnes des Termins bis 11 und 12 Uhr und länger zu warten gezwungen sind. Ist die in diesem Falle gewährte Zeugemmtschädignng für den Geschäftsmann eine ab solut verschwindende, so kommen nicht selten Fälle vor, wo die nutz, los mit Warten vergeudete Zeit für den Gewerbetreibenden eine Quelle sehr bedeutender Schädigungen werden kann, wie solches z. B. stets in flotter Geschäftszeit an Markttagen »nd bei tausend anderen Gele genheiten zutrisft. Es ist nicht anzunehmen, daß für die fragliche Ge wohnheit der Behörden Rücksichten höherer Art vorhanden sind. Mit Genugthuung begrüßen nationalliberale Blätter die ihnen Von guter Seite zugehende Meldung, daß Herr von Bennigsen nicht mehr abgeneigt sei, eine ev. ans ihn fallende Wahl als Reichstags mitglied anzunehmen. In dem Wahlkreise Neuhaus-Otterndorf rüste man sich, um seine Wahl mit einer so imponirenden Majorität durch- znietzen, daß auch der Rest von Abneigung, wieder parlamentarisch thätig zu sein, bei Bennigsen verschwinde. Berlin. Die Nachricht von deni an der deutschen Nordseeküste durch englische Fischerkutter verübten Seeraub hat nicht verfehlt, an maßgebenden hiesigen Stellen die nachdrücklichste Beachtung zu finden. Zur Zeit fehlt es noch an einem amtlichen Bericht, da die Unter suchungen des Vorganges infolge verspäteter Meldung seitens der von dem Raub Betroffenen eine Verzögerung erfahren Hut. Es ist jedoch, wie man hört, die Beschleunigung und energischste Verfolgung der Sache von hier aus den Behörden in Wilhelmshaven znr Pflicht ge macht worden. Durch jene Verzögerung ist aber leider die Habhaft- Werbung der Seeränber sehr erschwert worden ; doch hofft mau immer hin, daß solche doch noch gelingen werde, nud gegenwärtig wird das an der Nordsee stationirte Kanonenboot unablässig auf der Jagd sein. Daß es die deutsche Regierung an nichts fehlen lasten wird, um mit allem Nachdruck auf diplomatischem Wege die exemplarische Bestrafung der englischen Raubfischer herbeizuführen, welche schon seit einer Reihe von Jahren die deutschen Nordseegewässer unsicher machen, daran ist nicht zu zweifeln. Sie wird sich aber nicht darauf beschränken, den gegenwärtigen Fall zum Austrag zu bringen, sondern auch darauf dringen, daß' seitens der englischen Regierung den jenseitigen Fischern, die in unsern Gewässern überhaupt nichts zu suchen haben, jedes Ge lüste nach ferneren Räubereien genommen wird. Metz, 6. August. Wie es den Anschein hat, tragen die Hetze reien der Pariser Presse gegen die in Frankreich lebenden Deutschen nunmehr auch in den Provinzialstädten ihre Früchte. So sah man gestern auf dem hiesigen Bahnhofe eine Grnppe Arbeiter, znm Theil mit Familie, welche auf der Reise nach Deutschland begriffen waren. schon, wie sie erzählten, seit 10—20 Jahren in Nancy Devri^ wurden sie plötzlich ohne weiteren Grund, als daß sie -n entlassen. Alle Bemühungen, anderweitige Beschäftig- n- ibi-pe m Klugen fehl: überall wurde ihnen bedentet, man könne „über wegen nicht annehmen, ohne sich der Hetzpresse ar stellen. Aehnlich liegen d'.e Verhältnisse in dem w/iirs-w^n^'Mouston, in Toni nnd Luneville. Ueberall hat ? stark genug erwiesen, die Entlastung der deutschen st gegen den Willen der Arbeitgeber dnrchznsetzcn. Die H tz i >tet sich neuerdings auch gegen die Elsaß Lothringer, welche dw di sche Nationalität angenommen haben und nun ohne Optionsscheiu nach Frankreich kommen. Auch sie können nur aus nahmsweise ein unterkvnimen finden. Daß auch deutsche Gouvernan ten und Lehrerinnen, Welche früher in Frankreich sehr gesucht und und allen anderen vorgezoge» wurden, nur schwer Beschäftigung finden können, ist bekannt, cklles in Allem genommen, kann gegenwärtig Allen, welche in Frankreich, und zwar auch in der Provinz, Arbeit suchen wollen, nur dringend gerathen werden, zu Hause zu bleiben. Dieser Rath erstreckt sich auch aus die Fülle, in denen von Agenturen angeblich feste Stellungen überwiesen weiden; in den meisten Fällen wird man sich überzeugen können, daß mehr versprochen wnrde, als man zu halten im Stande ist. Kronprinz Rudolf von Oesterreich hat von Kaiser Wilhelm eine Einladung zu den im Monat Oktober in Ostfriesland statlsinden- hen großen Hofjaqden erhalten und wird zu dem Zwecke Mitte Okt. Berlin eintreffen. Dem Vernehmen nach haben die Ausschüsse des Bundesraths, welche mit der Vorberathung des in Aussicht stehenden Antrags Bre mens auf Zollanschluß beauftragt waren, ihre Arbeit nunmehr be endet und Bericht erstattet. Die Hauptpunkte der Anträge, welche sie stellen, sollen folgende fein: Die Einverleibung der Stadt und des Gebietes Bremens, sowie der Unterweser erfolgt, wenn Bremen keinen früheren Zeitpunkt wünscht, gleichzeitig mit dem Anschluß Hamburgs. Die Kosten der Einverleibung werden zur Hälfte, aber im Maximum bis zu 12 Millionen Mark vom Reich getragen, welcher Antheil in vier gleichmäßigen Jahresraten gezahlt werden soll. Das im Nord westen der Stadt Bremen um rechten Weserufer belegene Terrain, welches durch den Melkerplatz, die Stephanienkirchenweide und das Wallerwied'gebildet wird, bleibt ausgeschlossen. Dort kann der Schiffs verkehr und die Lagerung von Waaren ungehindert stattfinden. Die Waaren sind aber zu buchen und die Einsicht der Bücher soll der Zoll behörde zustehen. Ausgeschlossen bleiben auch die Hafenanlagen von Bremerhafen und die angrenzenden Petroleumläger. Die bestehenden industriellen Betriebe, welche auf die zollfreie Verarbeitung ausländischer Stoffe angewiesen sind, sollen die thunlichste Erleichterung erfahren, namentlich die Fabriken von Tabakslauge, die Exportbrauereien und die Petroleumraffinerien. In Hamburg soll ein katholisches Bisthum errichtet und ein Dom erbaut werden, der den Namen Marienkirche führen soll. Für den Bauplatz seien schon 140,000 Mark eingezahlt worden. Die Idee wurde auf der letzten in Düsseldorf stattgehabten Katholikenversamm lung zum zweiten Male angeregt. Windhorst begrüßte sie enthu siastisch. Dieser Dom, rief er aus, muß dazu bestimmt sein, die nordi schen Völker um sich zu sammeln! Die Magdeb. Ztg. findet den Plan bedenklich sür die Sache des Protestantismus und weist bedauernd auf die geringe Theilnahme hin, welche die evangelische Bevölkerüng dem Gustav-Adolf-Verein entgegenbringe. Hierzu ist zu bemerken, daß, wenn dieser Plan für den Protestantismus auch gerade nicht bedenklich genannt werden kann, es doch ein starkes Stück ist, in einer durchaus Protestantischen Stadt, überhaupt einem Theil Deutschlands, der weit vorwiegend protestantisch ist, ein katholisches Bisthum gründen zu wollen, „das die nordischen Völker um sich sammeln soll". Das heißt doch vom Standpunkte dieser Leute soviel, daß es mit dem Protestan tismus so schwach bestellt sei, daß eine derartige Maßregel genüge, um ihm den Rang abznlaufen. Der „N. Fr. Pr." telegraphirt man aus London: Anläßlich der Jschler Kaiserzusammenkunft bringt der „Standard", der bisher eine Deutschland freundliche Gesinnung zeigte, einen Artikel, in welchem er sagt: Für Jedermann liegt klar die Thatsache vor, daß England jetzt die Freundschaft Deutfchlands nicht besitzt. Alle Versuche, zu beweisen, daß Gras Münster auf der Conferenz nicht die französischen Gegen- plänc unterstützt habe, sind thöricht. Die unfreundliche, unangenehme Haltung Münsters während der ganzen Conferenz, welcher Oesterreich und Rußland beistimmten, muß ausschließlich politischen Gründen zu geschrieben werden. Doch Bismarck mag nach Belieben vorgehen, das wird uns doch nicht beunruhigen, auch werden wir nicht ermangeln, nöthigenfalls den Grafen Münster zu erinnern, daß Deutschland doch noch nicht ganz Europa ist. Deutschlands Freundschaft ist für Eng land durchaus nicht unumgänglich nothwendig, obgleich es noch nicht so lange her ist, daß Englands Freundschaft so unumgänglich noth wendig für Deutschland war, daß ohne dieselbe Elsaß-Lothringen noch heute französische Provinzen wären. (!) Ja, ohne Englands Freund schaft können Elsaß-Lothringen wieder französische Provinzen werden. In manchen Dingen sind wir Alle zuerst Engländer und dann erst Partei-Politiker. Wir halten unsere Wange dem Beleidiger nicht hin, ivir können Unfreundlichkeit mit Unfreundlichkeit und Schläge mit Schlägen vergelten, woher dieselben auch kommen mögen. Die „Köln. Ztg." macht darauf aufmerksam, daß England durch den Vorschlag, die Küste vom Orangefluß bis zur portugiesischen Grenze, mit Ausschluß der deutschen Bucht Angra Pequena, unter britische Aufsicht zu stellen, einen ganz neuen Begriff in das Völ kerrecht einzuschmuggeln versucht. Eine civilisirte Macht, so heißt es in dem Artikel, kann Landstriche, welche von sogenannten wilden Völker stämmen bewohnt werden, entweder einverleiben oder unter ihren Schutz stellen. In beiden Fällen übernimmt sie mit den Rechten auch Pflichten, vor Allem die Pflicht, Frieden und Ordnung aufrecht zu erhalten. Großbritannien aber beabsichtigt offenbar gar nicht, durch die vorge- schlageue Beaufsichtigung der langen Küstenlinie irgendwelche Pflichten zu übernehmen; es will nur das vollständig schattenhafte Recht er werben, das Eindringen eivilisirter Nationen in einen völkerrechtlich leeren Raum, den zu bevölkern die Briten selbst kein Verlangen haben, in künftigen Fällen zu verhindern. Man kann diesen Vorschlag also nur als eine gegen Deutschland gerichtete Demonstration auffassen.