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Zweites Blatt. WM MME WrM, Mfti, Siedkckhii Md die WMM ArntsbtclLL llr die Kgl. Amtshauplmannschaft zu Meiszeu. das Lqt. Amtsgericht und den Ktadttat- M Wilsdruff.' ^!chei>- t wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Psg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. ^^94. Freitag, den 25. November 1887. 6. Sitzung des Bezirksausschusses der Kgl. Amtshaupt ¬ mannschaft Meißen am 16. November 1887. An nurgedachter Sitzung nahmen unter Vorsitz des Herrn Amtshaupt- ^<Mnes v. Kirchbach die sämmtlichen Ausschußmitglieder und HerrRegie- ^ngsassessor Gilbert Theil. In die 45 Nummern zählende Tagesordnung eintretend, genehmigte Ausschuß 1. die Gehaltsfestsetzung für den Gcmeindevorstand zu Klosterhäuser, kie dieselbe von der Gemeinde beschlossen worden war. 2. den Beschluß des GemeinderatHS zu Obergruna rücksichtlich der Ostung der Fuhren und Handdicnste bei dem Baue und der Unterhaltung ^er Communicationswege, sowie den Platz, an welchem, abweichend von 'er gesetzlichen Regel, die Bekanntmachung der Gesetze und Verordnungen »i der Gemeinde erfolgen soll, 3. die nach § 97 der Rev. Landgem.-Ordnung als Uebernahme bleiben der Verbindlichkeiten anzusehende Unterhaltung des Fußweges an derWils- drufs-Grumbacher Chaussee Seiten der Stadtgemeinde Wilsdruff und die d»n der Stadtgemeinde Siebenlehn eingegangene Verpflichtung rücksichtlich ^er Unterhaltung der Rohrleitung in der Nossen-Freiberger Straße, 4. das von der Gemeinde Coswig über die Militärleistungen in Wedenszeiten aufgestdllte Regulativ — jedoch vorbehältlich der zu § 8 vor- »eschlagenen Abänderung — und 5. den Beschluß der Gemeinde Wauden über das Tragen und Fahren 'er Leichen — jedoch mit Vorbehalt der geeigneten Formulirung desselben, weiter 6. setzte der Bezirksausschuß auf Antrag der Betheiligten die nach § der Rev. Landgcm.-Ordnung von dem selbstständigen Gutsbezirke Kreier dd die Gemeinde Coswig zu gewährende Vergütung fest. 7. Was die wegen Zergliederung von Grundstücken vorliegenden Dis- knsationsgesuche u) Trützschlers in Niederlommatzsch, b) Winklers in Möhrsdorf, o) Knoches in Weinböhla, ck) Jentzschs in Naundorf, e) Pietzschs ^Bockwen, k) des Krögiser Vorschußvereines rücksichtlich des ihm gehörigen Grundstückes Fol. 30 von Ockrilla, Starkes in Oberau, k) Roßbergs k Breitenbach, i) Zillers in Großdobritz und lc) Richters in Cölln an- ^ngt, so wurden die Gesuche unter u—ck bedingungslos genehmigt, bei ^rnijenigcn unter s, fi, i und k aber die Genehmigung von der Be rgung abhängig gemacht, daß die Trennstücke zu den betreffenden Stamm- Mundstücken der bezüglichen Erwerber — bez. insoweit dies beantragt worden »ar — hinzugeschlagen werden, während rücksichtlich des Gesuches unter Häußer der vorgedachten Hinzuschlagung noch bedungen wurde, daß der "erkäuier die auf das veräußerte Trennstück entfallende Militäreinquartirung 'ach Maßgabe der diesfalls von ihm zu Protokoll erklärten Verbindlichkeit kr eigenen Vertretung zu übernehmen habe. 8. Die Gesuche des Kaufmanns Walter in Cölln, der Kramer Leipner M Mühlberg und des Tischlers Illgen in Hohentanne um Erlaubniß Um Kleinhandel mit Branntwein und anderen Spirituosen mußten in Ermangelung eines ausreichenden örtlichen Bedürfnisses zu Vermehrung "trartiger Verkaufsstätten, bez. unter Beitritt zu dem betreffenden gemeinde- Ählichen Gutachten znrückgewiesen werden. Wegen des Mangels eines ^kssallsigen örtlichen Bedürfnisses wurde auch das die Fortsetzung des in zeitherigen Richter'schen Grundstücke in Zehren betriebenen Schankes Zweckende Gesuch des Brauers Leuschner aus Bühlau abgelehnt, und auf 'as wiederholte Gesuch des Gastwirths Schumann in Oberspaar uni Er weiterung des ihm zustehcnden Befugnisses zum öffcntlicken Tanzhalten dermockte man ebenfalls in Ermangelung eines ausreichenden Bedürfnisses öez. der Consequenzen halber nicht einzugehen. 9. Bedingungsweise Genehmigung finden n) das Gesuch der verw. Schubert in Naustadt um Concession zum Schanke überhaupt, neben dem dis Realrecht auf dem Grundstücke haftenden Branntweinschanke, l>) das dus gleiche Concession, sowie auf die Erlaubniß zum Abhalten vvn L-ing- Mlen, theatralischen Vorstellungen gerichtete Gesuch Erlers in Munzig, d) das Gesuch Christoph's in Gotthelffriedrichsgrund betreffs des Tanzmusik- Mens — während die gleichzeitig von ihm nachgesuchte Erlaubniß zum beherbergen versagt wurde — ferner genehmigte man ebenfalls bedingungs weise ä) das Gesuch Max Horn's in Vorbrücke betreffs des in dem Grun d- liücke „zu den drei Rosen" neben dem als Rcalrecht dort haftenden Bier- "nd Weinschänke zu betreibenden Branntweinschankes, sowie Ausspannens M Beherbergens, s) das Gesuch Wolf's aus Vorbrücke wegen des Schank- Mriebes in Obermuschütz, l) die Gesuchs des Pachters des „Elbschlößchens" Cölln, pp. Uhlemann, und des Gasthofsbesitzers Hinkelmann in Choren- ^vppschädel wegen des Abhaltens von Singspielen, theatralischen Vorstell igen rc., sowie 2) das Gesuch des Gastwirthes Schulze in Lercha um Erweiterung des Befugnisses zum öffentlichen Tanzhalten. Endlich stimmte Wan auch bedingungslos dem Gesuche des Hausbesitzers Lindemann in Mess« Erlaubniß zum Fortbetriebe des von seinem Vorbesitzer ausgeübten Schank- und Gastwirthsckaftgerechtsame zu. 10. Die von dem Rittergutsbesitzer Kammerherrn von Schönberg auf ^berreinsberg beantragte Hinzuschlagung zweier ihm gehöriger Grundstücke 'n Wolfsgrün (Reinsberg) zu seinem Nittergute wurde um so unbedenk- >>cher zur Genehmigung empfohlen, als die Gemeinde Reinsberg sich mit wesem Vorhaben einverstanden erklärt hatte. 11. Gegen die Schlachthausanlagen Bachmann's in Gröbern, der ge schiedenen Zimmermann in Brockwitz, Schmidt's in Fischergasse und Wehner's in Weinböhla, ferner gegen die Erweiterung oer Ernst Teichert'schen Por zellanfabrik in Cölln, sowie die Errichtung weiterer Brennöfen in der säch sischen Ofen- und Chamottewaarenfabrik und die Vergrößerung des chemischen Laboratoriums des Fabrikbesitzers Dr. Bidtel — allerseits in Eölln — sind auf erlassene Bekanntmachung Einsprüche nicht erhoben worden. Der Ausschuß ertheilte daher hierzu allenthalben unter der Voraussetzung Ge nehmigung, daß den von den gehörten Sachverständigen vorgcschlagenen Bedingungen durchgängig genügt werde, bezüglich der Ernst Teichert'schen Fabrik aber unter Beifügung der weiteren Bedingung, daß das Vollfeuer thunlichst auf die Nachtstunden zu beschränken sei. 12. Die zur Erledigung gekommene halbe Bezirksfreistelle in dem Siechenhause Bethesda zu Niederlößnitz wurde der Gemeinde Cölln für die augenkranke Weichenwärtersehefrau Voigt in Cölln verliehen. 13. Hinsichtlich der Qualität des Zugangsweges zu dem Pötzschke'schen Grundstücke in Neudörfchen machte sich der Ausschuß dahin schlüssig, daß er ein öffentliches Interesse an der Herstellung des fraglichen Weges nicht anzuerkennen vermöge. 14. Auf Vortrag eines diesfallsigen Gesuches ertheilte der Ausschuß zu der Auszahlung des Dritttheils der für Herstellung einer im Zuge der neuen Straße von dem Zollhaus« in Bieberstein nach Siebenlehn anzu bringenden eisernen Brücke nachträglich Genehmigung. Nachdem rnan hierauf noch eine auf die Bezirkserziehungs-Anstalt in Bohnitzsch bezügliche Angelegenheit berathen und damit die Tagesordnung erledigt hatte, wurde die Sitzung geschloffen. (Meißn. Tgbl.) Die Söhne -es Waffenschmieds. Original-Roman von E. Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Marianne oder Miß Stevens, wie wir sie vor der Hand nennen wollen, erröthete vor Unwillen, während Kate harmlos lächelte und ganz vergnügt meinte, daß auch sie sich dann nicht zu den Vollblut-Engländern rechnen könne. „Ich bin nämlich ganz ungeheuer neugierig, Mrs. Sohr, und sün dige täglich gegen unsern englischen Anstand, weshalb ich in der Pension bereits den Spitznamen „Miß Shocking" erhielt. Das freute mich könig lich, da ich den dressirten Anstand schauderhaft lächerlich finde." Mrs. Shor zuckte mit einem geringschätzigen Lächeln die runden Schultern unv fühlte sich himmelhoch erhaben über diese gebildeten Pen sionsdamen, während Miß Stevens sich beeilte, durch eine etwas stark aufgetragene Schmeichelei die eitle Frau für sich einzunehmen. Die Unterhaltung bewegte sich in allgemeinen Bahnen, als Mr. Shor eintrat und die Damen unter fortwährendem Lachen, wie solches seine Gewohnheit war, begrüßte. „Ich habe einen Brief von Signor Sachini aus Italien erhalten," sagte er, zu seiner Frau gewendet. „Er schwärmt wie eine Biene umher, um Honig für seine Pinsel zu sammeln." Nachdem er seinen Witz wohlgefällig belacht hatte, fragte Kate unbe fangen, weshalb Singnor Filippo nicht an seine Tante geschrieben habe? „He, he", lachte Mr. Shor, sie schlau anblinzelnd, „wo unser Schatz, ist auch unser Herz, nicht war, Miß Kate? — Hier, zwischen diesen Mauem ruht der Schatz, den er zu heben gedenkt, was wunder, daß er sein Herz hier zarückgelassen hat, he, he!" „Das klingt ja äußerst geheimnißvoll," meinte jetzt Miß Stevens harmlos. „Wer ist denn eigentlich dieser Gentleman mit dem italienischen Namen?" „Ein Portraitmaler aus Genua, Neffe einer hiesigen geachteten Familie, ein höchst talentvoller schöner und liebenswürdiger junger Mann!" Mrs. Shor sprach diesen Satz mit dem gewöhnlichen Pathos ihrer etwas gurgeln den Stimme. „Hm," meinte Kate achselzuckend, „kann dieser Biographie nicht völlig beistimmen — war mir niemals sympathisch, dieser Herr Filippo!" „Lassen Sie solches Mrs. Longfield nicht hören," erwiderte Frau Shor, „sie würde es als eine persönliche Beleidigung aufnehmen, da er ihr leiblicher Neffe und das Ebenbild ihres angebeteten Sohnes ist." „Nun freilich, er ist auch ganz hübsch, aber ich mag nun einmal keine schwarzen Bärte leiden," rief Kate übermüthig. „O, Mr. Shor," setzte sie bittend hinzu, „darf man den Brief des Signor Filippo nicht einmal lesen? — Kann er denn wirklich das Englische auch schreiben?" „He, he, — halb italienisch, halb englisch geschrieben," lachte der Postbeamte. „Weiß genug davon, um dieses Kauderwelsch verstehen zu können. Müssen aus der Post Alles kennen, ginge ja sonst gar nicht. — Kann telegraphiren mit Händen und Füßen, — Spaß für mich, könnten ohne mich gar nicht fertig werden, sag' ich Ihnen, he, he, he!" Er zog wirklich einen Brief ohne Kouvert ans der Tasche, welchen er Kate mit listigem Lächeln überreichte. „Wie heißt der Ort?" fragte sie buckstabirend. „Ja, das ist selbst mir ein Räthsel geblieben, Miß Kate. Wird ( irgend ein italienisches Dorf in der Gegend von Florenz sein, schreibt undeutlich, der gute Sachini, wie?"