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WM, Wi, Ädtckhn Md die We-M». AmLsbtcltL lLr die Kgl. Umtshauptmannschaft zu Neiden, das Kgl. Amtsgericht und den Aadkath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 83. Dienstag, den 25. Oktober 1887^ Bekanntmachung. Das 13. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1887 enthält: No. 48. Bekanntmachung, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage betr., vom 19. October 1887. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsicht in hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, am 20. Oktober 1887. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung Stadtbezirk Wilsdruff betreffend. Alle im obengenannten Stadtbezirke aufhältlichen Reservisten der Jahresklassen 1880 bis mit 1887 und alle Dispositionsurlauber erhalten Befehl, zu der Douacrsiag, den 10. November 1887, Nachmittags ^2 Uhr, am Gasthaus zum weißen Adler in Wilsdruff stattfindenden Controlversammlung zu erscheinen. Die Militairpapiere sind milzubringen. Schirme und Stöcke dürfen zur Controlversammlung selbst nicht mitgebracht werden. Nichterscheinen wird bestraft. Königliches Landwchr-Bezirks-Commando Meißen. DageSgeschichte. Zu den sächsischen Wahlen schreibt die „Post": „Unter einer ge meinsamen Kampfparole haben die Gegner der Sozialdemokratie sich bei Ken sächsischen Landtagsersatzwahlen zur Vertheidigung gegen die Umsturz- Kartei zusammengefnnden und unter dieser Kampfparole haben sie glänzende Siege errungen. Nur ein Sozialdemokrat, allerdings einer der hervorragendsten Führer der Partei, hat zur Wahl in den Landtag zu gelangen vermocht M überall sonst bezeichnete das Wahlresultat eine Niederlage ebenso für kn Sozialdemokratie, wie für den freisinnigen Radikalismus. Nach altem siecht wird es für eine natürliche Thatsache erachtet, daß der Verurtheilte M Urtheil schilt und in diesem Sinne vermag es auch nicht nur nicht p überraschen, sondern es kann im Gegentheil nur darauf Hinweisen, wie das von der sächsiscken Wählerschaft abgegebene Votum das Richtige ^kosten, daß der volle Ingrimm der Besiegten und ihrer Freunde und Mchbam sich über die Parole äußert, die nun durch dies Votum ihre Be- Migung erfahren, die den Zielen der Sozialdemokratie und des Radika- ^Mus gegenüber gestellte Kampfparole „Ordnungspartei". — Die Partei, ^Iche es ablehnt, sich den Reihen der Vertheidiger gegen die Sozialdemo- Men anzuschließen, lehnt es ab, sich in die Reihen der Vertheidiger der Ebnung, ja bekennt vielmehr selbst damit ihre Sympathie für die Gegner iMdie Feinde der Ordnung, für den Umsturz, für die Revolution. Die Stufungen zwischen konservativ, gemäßt liberal, entschieden liberal finden Michalk dieses Verhältnisses durchaus logischer Weise keinen Raum mehr, M es kann sich im besten Falle nur darum handeln, ob man in den- Mgm, welche sich abseits von den der Vertretung der Rechte des Volkes M per Interessen des Staates und der Gesellschaft angewiesenen Grenzen Men, verblendete oder zielbewußte Gegner zu sehen hat. Die Nothwen- Mit, sich ihrer mit ganzer Kraft zu erwehren, wird durch den Zweifel Grüber nicht berührt. Gewiß, man hat gerade in dem Umstande, daß Mr der ausschließlichen Kampfparole „Ordnungspartei" jetzt in Sachsen Wmpt und gesiegt geworden ist, einen Vorgang vor sich, der mit besonderer Mriedigung zu verzeichnen ist in der Geschichte der politischen Entwickelung, Mn Vorgang, an den man mit vollem Recht weitere Hoffnungen zu Mfen vermag." i Kaiser Wilhelm hat seinen Herbstaufenthalt in Baden-Baden früher Mdet, als nach den ursprünglichen Dispositionen anzunehmen war, und " ber hohe Herr bereits am Freitag in Berlin wieder eingetroffen. Das gewöhnlich zeitige Eintreten förmlich winterlicher Witterung scheint hier- 7 mit maßgebend gewesen zu sein, indessen hat dieser Temperaturwechsel ?! das Befinden des greisen Herrschers in keiner Weise ungünstig ein- girkt und erfreut sich derselbe des erwünschtesten Wohlseins. Die Kai- M ist noch in Baden-Baden zurückgeblieben, um ihre Herbstkur voll- Mig durchzuführen, worauf die hohe Frau, wie alljährlich im Spät en, noch einige Wochen in Koblenz zu residiren gedenkt. Fern von Berlin, an den Gestaden des herrlichen Lago Maggiore, der deutsche Kronprinz im engsten Familienkreise am 18 Oc- seinen 56. Geburtstag. Allbekannt ist ja die bedauerliche Ursache, HM den deutschen Thronerben nun schon seit Monden fern von der -Math hält und ihn schließlich genöthigt hat, unter einem südlicheren gNielsstriche die winterliche Jahreszeit zuzubringen. Um so wärmer Mbarte sich diesmal die Theilnahme der gesammten Nation für den i erlichen Sohn ihres erhabenen Kaisers und um so freudiger nahm da- Kanz Deutschland die gerade am 18. October veröffentlichte offizielle ^"Heilung des „Reichsanzeigers" entgegen, daß die Besserung desHals- des Kronprinzen gleichmäßig fortschreitet; die letzthin über das ^ Mdcn desselben verbreiteten beunruhigenden Meldungen haben sich als i übertrieben herausgestellt. M amtlichen Berichte der Fabrikinspektoren über die Lage der deutschen lauten im Allgemeinen mehr günstig als ungünstig. Vielfach E «n Steigen der Preise und eine wesentliche Vermehrung der ein gehenden Arbeitsaufträge festgestellt werden, während in einzelnen Gegen den, so namentlich Hannover, die Klagen und die Befürchtungen für die Zukunft allerdings überwiegen. Das gilt, wie gesagt, aber nur von einer Minderkeit der Bezirke, über welche diese Berichte sich aussprechen, und namentlich ist mit Genugthuung zu verzeichnen, daß die Uebelstände, die sich hier und da in unserer Industrie bemerkbar gemacht haben, lediglich die Arbeitgeber berührt, auf die Lohnverhältniffe der Arbeiter dagegen nur in den seltensten Ausnahmefällen nachtheilig zurückgcwirkt haben. Das von „Ritzau's Bureau" in Kopenhagen verbreitete Gerücht, der Czar werde wahrscheinlich über Warnemünde Heimreisen und bei dieser Gelegenheit dem deutschen Kaiser einen Besuch abstatten, erfährt jetzt ein entschiedenes Dementi. Hiermit wird nun wohl endlich der lange Reigen der Gerüchte, die vom heurigen Sommer an bis jetzt eine Zusammenkunft beider Herrscher mehr oder weniger bestimmt verhießen, abgeschlossen sein. Ein Privattelegramm der „Kreuzztg." aus Brüssel vom heutigen Tage meldet: Der Ministerpräsident Beernaert hat die französische Regierung in offizieller Form verständigt, daß Belgien der Pariser Weltaus stellung fernbleiben werde, versprach aber vielfache Vergünstigungen für den Fall, daß eine private Beschickung durch Belgien erfolgen solle. Diese Antwort hat in Paris, wo man noch immer auf offizielle Betheiligung Belgiens hoffte, arge Enttäuschung hervorgerufen. In Rußland nimmt die Feindseligkeit gegen alles Deutsche in einem Maße zu, das entschieden gefährlich für den Weltfrieden zu werden beginnt. Jedenfalls trägt Rußland noch mehr wie Frankreich die Schuld an dem kostspieligen Frieden, dessen Hauptlast Deutschland tragen muß. Ohne die Aussicht auf Rußlands Unterstützung, ohne das stete Schüren, das vom Großfürsten bis zum Winkeljournalisten, vom reisenden Gelehrten bis zum Commis-Voyageur von jedem Russen ausgeht, wären die Franzosen doch wohl schon in vernünftigere Bahnen eingelenkt. So aber findet, so bald die Geister sich zu beruhigen anfangen, neue Aufstachelung statt. Seit einigen Tagen finden in London auf dem Trafalgar Square und im Hydepark Zusammenrottungen beschäftigungsloser Personen statt, welche meist zu mehr oder weniger ernsten Konflikten mit der Polizei ge führt haben. Letztere hat sich dabei bisher, mit Ausnahme eines einzigen Falles, sehr verständig benommen. Als nämlich die Menge am Dienstag aus dem Hydepark durch das Thor am Bayswater Road abziehen wollte, schloß ein Polizist das Thor, während die nachdrängende berittene Polizei auf die Menge einhieb, welche nun ebenfalls sich zur Wehre setzte. Un parteiische Londoner Blätter sind der Ansicht, daß in diesem Falle die Po lizei den Konflikt verschuldet habe. Was die Zusammenrottungen selbst betrifft, so sind dieselben in London nichts Neues. Da die Kälte in diesem Jahre früher als sonst eingetreten ist und wie gewöhnlich eine Menge Menschen außer Beschäftigung gesetzt hat, so haben auch die Versuche derselben, die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zu lenken, früher an gefangen, als im vorigen Jahre. Diejenigen, welche zuerst durch die Straßen zogen und sich an die Behörden um Hülfe wandten, waren wirklich be schäftigungslose Arbeiter, allein wie gewöhnlich in solchen Fällen, gesellten sich zu denselben die Vagabunden und Unruhestifter, an denen in einer großen Stadt nie Mangel ist. Anfangs machten die Umzüge der Beschäf tigungslosen so wenig Eindruck, daß die Londoner Blätter kaum Notiz nahmen und nur das offiziöse Berliner Telegraphenbureau entwickelte einen ungewöhnlichen Eifer in der Verbreitung der diesbezüglichen Nachrichten. An den letzren Zusammenrottungen haben kaum noch beschäftigungslose Arbeiter theilgenommen und die Strolche beherrschten vollständig das Feld. Es wäre daher durchaus verfehlt, von Arbeiterunruhen oder sozialistischen Bewegungen zu sprechen. Dagegen ist es leider unzweifelhaft, daß die eng lischen städtischen und staatlichen Behörden immer erst dann Maßregeln zur Linderung der Noth ergreifen, wenn ihnen das Vorhandensein einer solchen in handgreiflicher Weise klar gemacht worden ist. Diesen Zweck scheinen denn auch die Urheber der Bewegung insofern erreicht zu haben,