Volltext Seite (XML)
WmM, WM, Sikdilikhi md die WlgMck». ArnLsbsccLt mr sie Kgl. KmtshaupLmannlchafL zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadkath zu Wilsdruff- Ericheiut wSchenNich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Psg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr 25 Dicimtag, den 29. März 1887. Nachstehendes rechtskräftiges Urtheil wird auf Antrag des Privatklägsrs zur öffentlichen Kenntniß gebracht: Im Nümen des Königs! In der Privatklagesache des Kaufmanns Julius Hökmo in Riesa, Privatklägers, gegen den Kaufmann DtLo Fritzsche in Wils druff, Angeklagten, wegen öffentlicher Beleidigung, hat das Königliche Schöffengericht zu Wilsdruff in der Sitzung vom 4. März 1887 für Recht erkannt: Angeklagter wird der öffentlichen Beleidigung schuldig erklärt und deshalb mit einer Geldstrafe von Fünfundzwanzig Mark belegt, ist auch die Kosten des Verfahrens, sowie die dem Privatkläger erwachsenen nothwendigen Auslagen zu erstatten verbunden; nicht minder wird letzterem in Gemäßheit 8 200 des Str.-G.-B. die Befugniß zugesprochen, diese Verurtheilung innerhalb vierzehn Tagen nach Rechtskraft dieses Urtheils durch Bekanntmachung in dem Wilsdruffer Wochenblatte auf Kosten des Angeklagten zu veröffentlichen, wie denn auch Privatklägerin auf Kosten des letzteren eine Ausfertigung dieses Urtheils zuzustellen ist. König! Amtsgericht Wilsdruff, dm 24. März 1887. vr. Bekanntmachung. Am 31 dieses Monats ist der I. Termin Kandrente und Kandesculturrents sowie das I. Vierteljahr Schulgeld und bis spätestens den S A nächsten Monats der I. Termin Jmmobilrav - WvandvcrficherungSbeiträge, letztere nach Höhe von 1 Pf. für jede Einheit, bei Vermeidung erekutivischer Beitreibung an die Stadtkämmerei zu entrichten. Wilsdruff, am 25. März 1887. Der Stadtrath. Ficke», Brgmstr. Kommenden Donnerstag, den 31. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr öffentliche Stadtgemcinderathösitzung. Wilsdruff, am 28. März 1887. Der Stadtgemeinderath. Ficke», Brgmstr. Uogesgefchichte. Berlin, 26. März. Se. Mas. der Kaiser leidet seit einigen Tagen an einem Erkältungszustande, wobei auch sein linkes Auge in Form einer ! leichten Entzündung betheiligt ist. s Hur politischen Seite der Festlichkeiten des 22. März ist die An- ' spräche des Kaisers beim Empfange der Fürstlichkeiten zu verzeichnen, i Wiederholt betonte der Monarch die Friedlichkeit der allgemeinen Lage und gab seiner Hoffnung auf die Erhaltung des Weltfriedens offen Ausdruck. Der kaiserliche Herr war sehr bewegt; sein Herz, sagte er, sei voll Dank gegen Gott und voll inniger Freude; der Eindruck des Moments wird als ein ergreifender geschildert. Auch auf dem diplomatischen Diner, wel ches am Dienstag beim Reichskanzler stattfand, bildete den hervorstehend - stenZug der Festlichkeit derjenige einer festen und hocherfreulichen Erwar tung, daß die Krisen, unter denen Europa so lange gelitten, einer Aera dauernder Beruhigung Platz machen werden. Somit ist der hehre Festtag, den die deutschen Stämme am 22. März begingen, zugleich zu einem sriedekündenden Ereignisse für alle Welt geworden und die in jüngster Zeit eingetretene günstige Constellation auf dem Gebiete der hohen Politik ist nur geeignet, die Hoffnungen auf den Eintritt einer längeren Friedens epoche zu verstärken. Der Finanzminister v. Scholz hat, wie verlautet, einen neuen Branntweinstcuergesetzentwurf ausgearbeitet und dem Reichskanz ler bereits vorgelegt. Der Reichstag wird voraussichtlich am Montag oder Dienstag die dritte Lesung des Etats vornehmen und sich nach Sckluß derselben vertagen. Die Osterferien dürften bis zum 20. April dauern. Man hofft, daß die dritte Lesung des Etats nicht mehr als eine Sitzung in Anspruch nehmen werde. Wie lange der Reichstag noch nach Ostern versammelt sein wird, hängt wesentlich davon ab, ob noch bedeutsame neue Vorlagen der Regierung zu erwarten sind. Mit den vorliegenden Arbeiten kann das Haus bis Pfingsten bequem fertig werd n. Nach den Beschlüssen des Reichstages zum Etat in zweiter Lesung (es sind etwa 1,600,000 gestrichen worden) stellen sich die Matrikular- beiträge für 1887/1888 im Ganzen auf 167,044,000 M., d. h. 27,826,000 M. mehr als im Vorjahre. Davon entfallen auf Preußen 88,466,000 M., auf Bayern 29,443,000 M., auf Sachsen 9,635,000 M., Württemberg 10,873,000 M., Baden 7,745,000 M., Braunschweig 1,133,000 M., Anhalt 754,300 M., Hamburg 1,471,000 M. Elsaß- Lothringen 5,996,000 M. Bezüglich der neuerdings so vielfach erörterten Frage der Neuregelung der staatsrechtlichen Stellung von Elsaß-Lothringen wird bestätigt, daß an maßgebender Stelle der Vorschlag keinen Anklang findet, das Reichsland mit Preußen oder Baden zu vereinigen. Der Gedanke der Einver leibung in Preußen hätte 1870 ungleich näher gelegen, als heute, aber damals schon hat Preußen aus eigenem Antriebe den deutschen Regier ungen eröffnet, daß es keine territoriale Vergrößerung für sich wolle, und diesen Standpunkt hat die preußische Regierung auch im April 1871 im Bundesrath bei der Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Vereini gung von Elsaß-Lothringen mit dem Deutschen Reiche, mit aller Ent schiedenheit vertreten, als von anderer Seite die Inkorporation in Preußen empfohlen und hierfür angeführt wurde, die übrigen Glieder des Reiches würden nicht glauben, beeinträchtigt zu sein, wenn Preußen, statt als Mandatar des Reiches, kraft eigenen Rechtes die Souveränetät Mr Elsaß- Lothringen übernehme. So kam es, daß der Bundesrath sich^Rach ein gehenden Berathungen für die Erhebung Elsaß-Lothringens zu einem un- mittelbaren Reichsland entschied, zugleich dem seitens des Versassungsaus- schusses des Bundesrathes hervorgehobenen Gesichtspunkte Rechnung tragend, „daß Elsaß-Lothringen als Siegespreis großartiger Kämpfe, an welchen Deutsche aus allen Stämmen theilgenommen, als das äußere Pfand der Einheit des Deutschen Reiches zu erachten sei." Weshalb Preußen gegen eine Annexion Elsaß-Lothringens war, darüber hat der Reichskanzler sich in der Reichstagssitzung vom 25. Mai 1872 wie folgt ausgelassen: „Ernst haft ist nur in Frage gekommen: Soll Elsaß-Lothringen zu Preußen ge legt werden, oder soll es unmittelbares Reichsland werden? Ich habe mich unbedingt für die letztere Alternative von Anfang an entschieden, ein Mal um dynastische Fragen nicht ohne Noth in unsere politischen zu mischen, zweitens aber auch darum, weil ich es für leichter halte, daß die Elsässer sich mit dem Namen der „Deutschen" assimiliren, als mit dem Namen der „Preußen". Die Reichsregierung wird auch ferner an der staatsrecht lichen Stellung, welche Elsaß-Lothringen hat, sesthalten und diese Stellung zur allmählichen Verschmelzung mit den übrigen Theilen Deutschland be nutzen, d. h. das „Reichsland" nach und nach zu einem Bundesstaate gestalten, und zwar in möglichst engem Verhältniß zur Kaiserkrone. Aus Venedig wird geschrieben: Der Kronprinz des Deutschen Rei ches wird zu Ende des nächsten Monats hier erwartet, wo derselbe mit König Humbert zusammentreffen soll. Hierauf würde er seine Reise nach Rom fortsetzen, um den Papst zu besuchen. Pariser Blätter, wie z. B. „Gaulois" und „Paris", enthalten die Nachricht, daß am 15. d. auf der Eisenbahnstrecke Petersburg-Gatschina der Versuch gemacht worden sei, den Zug, in welchem der Kaiser und die Kaiserin von dem Rout beim Großfürsten Wladimir nach Gatschina zurückkehrten, zum Entgleisen zu bringen. — Nach einer Mittheilung des Petersburger Korrespondenten der „Daily News" hat die Polizei die strengsten Vorsichtsmaßregeln in Gatschina getroffen. Geheimpolizisten be obachten sorgfältig Jedermann, der die Hauptstadt auf den nachGatschina führenden beiden Eisenbahnen, der Warschauer und der baltischen Bahn verläßt. Alle Personen, welche in Gatschina die Züge verlassen, unterliegen ebenfalls der gewissenhaftesten geheimen Inspektion; die ganze Nachbarschaft sei mit Polizei jeder Art gefüllt, etliche Polizisten seien sogar hinter den Bäumen und Gebüschen verborgen; das Haus sehe eher einer Festung als einem Palaste ähnlich, umgeben von Gräben und Wällen mit zahlreichen , Kanonen und besetzt von einer ziemlich starken Garnison. Bei dieser Dar- i stellung ist wohl auch etwas Uebertreibung mit untergelaufen. — Ueber die Entdeckung des Laboratoriums der Nihilisten in Pargo- lowo wird der „Voss. Ztg." Folgendes mitgetheilt: In später Abend stunde fuhren vorgestern drei von Gendarmen eskortirte Troiken, von denen eine zwei weibliche Insassen hatte, in das Thor der Kommandantur an der großen Gartenstraße, wo auch die erste Befragung der am Sonntag verhafteten Attentäter stattfand. Zwei Troiken enthielten allerlei seltsame Apparate, Büchsen u. A., mit anderen Worten, den Inhalt des endlich ausgefundenen Laboratoriums der Nihilisten, das diesmal in der Umgegend der Residenz errichtet war. In der jetzt stillen, menschenleeren Sommer frische Pargolowo an der finnländischen Bahn versammelten sich die Ver schwörer. Als Besitzerin dieses Lokales figurirte eine Hebamme, die init ihrer Tochter in scheinbarer Zurückgezogenheit lebte. Dort wurden die Bomben angefertigt, dort die Rollen für den Attentatstag vertheilt. Die Entdeckung des Konspirationsquartiers macht die Polizei wieder freier athmen. Unglaublich, aber amtlich durch Zahlen nachgewiesen, ist, daß in den letzten zehn Jahren 218,578 Russen, Männer und Frauen, nach Sibirien verbannt worden sind. 2867 starben auf dem Transport dahin.