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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.04.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080430025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908043002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908043002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-04
- Tag 1908-04-30
-
Monat
1908-04
-
Jahr
1908
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Rr. 119. 102. Jahr«. bri de» Beamte». Alle diese Leute sehen mit Sorge der Zukunft ent gegen. Die Kilian;dcpulaiion der sächsischen Zweiten Kammer hatte nan, namentlich mit Rücksicht auf die besser gewordenen Metallpreise, den Wunsch geäußert, daß eine beschränkt« Fortsetzung des Ärube»- detriedS auch für spätere Zeiten in Erwägung gezogen werde, nicht nur mit Rücksicht auf die altcn Arbeiter, sondern auch, wie wohk etwa- sehr optimistisch gesagt wurde, um den noch vermutlich in vielen Tausenden von Zentnern in der Erde lagernden Metallschatz nicht ungehoben zu lassen. Rach der Erklärung des FinanzministerS ist allerdings mit einer Fortsetzung des Bergbaues kann» zu rechnen. O * Tas Kaisn-aar ans Kars«. Die Einschiffung der kaiser lichen Familie und deS ganzen Gesolgcö ans der „Hohenzollern" er folgt, wie nunmehr seststeht, im Laufe des Sonnabends. Bon Santa Maura dampft die „Hohenzvllern" am 4. Mai direkt nach Pola. Das österreichische Geschwader, aus dessen Atmiralschiff der König von Griechenlands heute das Frühstück nahm, verließ um 6 Uhr uachmittag unter dem Lalut der .Hobenzollcrn" und der griechischen Kriegsschiffe den Hasen von Korsu. — Aus Korfu zirkuliert das Gerücht, daß der Erbprinz von Montenegro im strengsten Inkognito aus Korfu ein- trifft, um sich Kaiser Wilhelm vorzusteUen (?). * A»S »en tztrtchsiagskommifstonrn. Die Kommission zur Be ratung der großen Gewerbenovelle nahm gestern den 8 ll5 in folgender Fassung an: „Die Gewerbetreibenden sind verpflichtet, die Löhne ihrer Arbeiter in Reichöwährung zu berechnen und bar auSzu- zahlen. Dasselbe gilt bei den Lohnvor'chüssen. — Sie dürfen den Arbeitern keine Wauen kreditieren. — Doch ist eS gestattet, den Arbeitern Lebensmittel, wozu jedoch geistige Getränke nicht gerechnet werden dürfen, jür des Betrag der Anschaffungskosten, Wohnung und Landnutzung gegen die ortsüblichen Mietö- und Pachtprrise, Fenernub, Beleuchtung, regelmäßige Beköstigung, Arzneien und ärztliche Hilfe, sowie Werkzeuge und Sioffe Lu den ihnen übertragenen Arbeiten jür den Betrag der durch'chnittbichen Selbstkosten unter Anrechnung bei der Lohnzahlung zu verabfolgjrn. Wenn ein ArbeiterauSschnß besteht, so ist diesem Gelegenheit zu gedeih sich über die Festsetzung der Preise der Werkzeuge und Stoffe zu äußern.— Wird von einem Gewerbetreibenden rem Arbeiter eine Familieriwohnung vermietet oder als Entlohnung über lassen, so ist die Küudizurig nur für den Schluß eines KalenvrrinoiiatS zulässig: sie hat späteste»« am 15. des Monats zu erfolgen. V-rein- barungen, welche die Kündigung weiter erleichtern, sink nichtig. Die Beipflichtung zur Inne'.alluug der ortsüblichen Kündigungsfrist besteht jedoch nicht im Falle des Betrug», der Unterschlagung, des Diebstahl», der Brandstiftung und des Versuch», Kabrckgehcimnisse zu verraten oder im Falle der Verleitung zu derartigen Vergeben.* — Neu eingeschaltet wurde folgender 8 Ilöd: „Arbeitslohn und Gehalt ist, wenn die Kündigungsfrist vierzehntägig oder kürzer ist, spätestens wöchentlich, wenn sie länger ist, spätestens monatlich zu zahlen. Soweit bei Akkordarbeitern eine Berechnung nicht für diese Zeitabschnitte erfolgt, ist für den Alkordarbeiter an de» bezeichneten Terminen ein der venvendeteu Zeit entsprechender Lohnbetrag zu zahlen. Eutgegenftehende Vereinbaruugeu sind nichtig." — Die K o m Mission sür die in die Form einer GcwerbeordnungSnovelle gekleideten Arbeiterschutzgesetze vertagte sich gestern biS zum Herbste. Die bis jetzt gefaßten Beschlüsse sollen von der Redaktionskommission gesichtet und veröffentlicht werden. Es weide angeregt, die GewerbeordnungS- kommission möge im Herbst drei Wochen oder ll Tage vor dem Zu sammentritt deS Reichstag» ihre Beratungen wieder aufnehmen, um un gestört arbeiten zu können. Es sei alsdann Aussicht, die Vorlage noch bis Weihnachten durch,»beraten. Ein Beschluß wurde nicht gesagt, es wurde jedoch auch von keiner Seite dem Gedanken widersprochen * Anträge znm Müuzgrset,. Zur zweiten Beratung des Münz gesetzes beantragen die Abgg. Dc. Weber, Dr. Arendt, Ortet und Genossen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, sür die Folge eine auverweite Ausprägung der Fünfmarkstücke in einer gegenüber der jetzigen handlicheren Form eiutrelen ;n lassen. Abg. Raab be antragt Wiedereinführung de» Dreimarkstücke». * Ter Beirat für Arbeiterftatiftit trat unter dem Vorsitz des Präsidenten des Kaiserlichen Statistischen Amts, Dr. van rec Borght, zu seiner 21. Sitzung zusammen. Rach Erledigung geschäftlicher Ange legenheiten beschäftigte den Beirat die Vernehmung von AuskunstS- personen an» dem BinnenschiffahrtSgewerbe über die Dauer der täglichen Arbeitszeit, Pansen, Rachiruhe und Soiintagsarbeit. Zu kiesen Vernehmungen sind .10 Arbeitgeber bezw. SchiffSsührer und ebensoviel Arbeitnehmer (Maschinisten, Heizer, Matrosen) aus ver schiedenen Stromgebieten geladen, ferner der Hafeninspettor zu Ham burg. Der Vernehmungen werden voraussichtlich drei Tage beav'pruchen. * Aerzte und Krankenkassenverband in Köln. Vom Verband der Aerzte Deutschlands gebt uns folgende Erklärung zu: Die unter Leitung de» Oberbürge meister» und res Regierungs-Präsidium» zwischen dem Kölner Krankenlassenverband nnd der dortigen Aerzte- schaft gepflogenen Verhandluiyen sind an der Unnachgiebigkeit der Kassen gescheitert, obwohl die Aerzte auf die Vermittlung-' Vorschläge der genannten Behörden in der entgegenkommendsten Weise eingegangen waren. Ter Kasse »verband hat alle seitens ver Aerzte zur Wahrung der finanziellen Kasseniuteressen anzebotenrn Garantien znrückgrwirsen und die künftige Ordnung des rretpztger razedlatt. BertragSverhältniffeS zu einer Machtfrage gestaltet, uoter völliger Nicht- achlung der StanceSrechte nnd Lebensbcdingnngen der dortigen Aerzte- schaft. Dadurch wird den eingesessene» Kölner Aerzten ein Kamps um ihre und ihrer Familien Existenz ausgezwuugen. — Den wohlwollenden und sachlichen Bemühungen der AufstchlSbedörden, eine» friedlichen Ausgleich zu schaffen, gebührt die danlbare Anerkennung aller deutschen Aerzte. Liebknecht »nm Gtzrenaericht freigespracheu. Bor dem Ehrenaericht der Anwaltskammer der Mark Brandenburg sand gestern die Haupt verhandlung gegen den Rechtsanwalt Dr. Karl Liebknecht statt. Nach einer Beratung von nur wenigen Mumien verkündete der Borsitzenve vaS sreifprechende Urteil. Das Ehrengericht hat sich zwar an das Strafurteil des Reichsgerichts in dem ehrengerichtlichen Verfahren in sofern gebunden erachtet, als es eine hochverräterische Handlung Lieb- knechkS annehmen mußte, allein e» lag kein Anlaß vor, ihm deswegen die Fähigkeit abzusprechen, noch weiterhin seinen Beruf, ankeren als Sachwalter zu dienen, abzusprechen. Gerade im vorliegenden Falle sei die politische Gesinnung de» Angeklagten in den Vordergrund getreten. Diese Gesinnung in Wort und Schrift bilde keine Verletzung der An- waltSehre, selbst wenn sie den Interessen des Staates widerspricht. * Zur Ausgabe der neue» Krlddtenstordnung wird offiziös mit geteilt: Die „Militärisch-politische Korrespondenz" vom 25. April 1908 bringt eine Notiz, daß die neue Felddienst-Orknung immer noch nicht in die Hand der Truppe gelangt und daß diese Verzögerung die Folge deS Monopols einer Berliner Privatfirma sei. Diese Angaben ent sprechen nicht den Tatsachen, vielmehr war — nachdem die Vorschriften ain 22. März d. Is. Allerhöchsten OrtS genehmigt Warrn — der ge samte dienstliche Bedarf der Manöver-Ordnung bereit» am 8. April, der ker Felvdienst - Ordnung am 18. April fertiggestellt. Die dienstliche Versendung sür die ganze Armee erfolgte durch da» Kriegsministerium an die Generalkommandos in der Zeit vom 4. bi« ». April und vom 10. bis 22. April. In» unmittel baren Anschluß daran wurden die Vorschriften an die Truppen aus gegeben. In Anbetracht des großen Umfangs der Auflage, der Anlagen und Steindrucktafeln sowie der für das Entbinden ersorkerlichen Zeit muß die HerstellungS- und AuSgabezrit im Gegensatz zu der betreffenden Notiz als kurz bemessen bezeichnet werden. Hierbei wird bemerkt, daß naturgemäß die Drucklegung jeder Dienstvorschrift einer Stelle, gleich gültig welcher, übertragen werden muß. Vor Ablieferung der Dienst exemplare sind von der Firma Mittler und Sohn keine Exemplare nach außen abgegeben worden. Nachdem die Vorschrift von Seiner Majestät genehmigt war und die Ablieferung begonnen halte, lag ein Grund für die weitere Geheimhaltung der neuen Bestimmungen nicht vor. * Matfeier. Der Arbeitgeberverband für das Baugewerbe in Mittelsrankcu sperrt, wie aus Nürnberg gemeldet wird, die am 1. Mai feiernden Arbeiter bis zum 4. Mai aus, ker Aibeitgebcrschutz- verband für das Holzgewerbe im rechtsrheinischen Bayern jeden Betrieb bis zum 4. Mai, der auch nnr teilweise feiert. Ans? and. * Zu der neuen Monarchenbegegnung an der Ostsee, über die schon telegraphisch berichtet wurde, wird letzt noch gemeldet: London, 30. April. (Telegramm.) Es bestätigt sich, daß be reits in der nächsten Woche eine Zusammenkunft zwischen dem König Eduard und dem Zaren stattfindet, falls nicht unvorher gesehene Schwierigkeiten anstreten. Obgleich sich die Kaiserin-Mutter von Rußland schon seit längerer Zeit um das Zustandekommen dieser Entrevue bemüht, so ist es doch König Eduard, der die Initiative zu dieler Zusammenkunft gegeben hat. * Der unversöhnliche Papst verlangt noch immer, daß katholische Fürsten den Ouirinal meiden sollen, als ob damit die Existenz des italienischen Staates beseitigt werden könne. Man berichtet über die erneute Versteifung dieses Standpunktes: Wien, 30. April. (Telegramm.) Wie verlautet, Ersuchte der österrcichisch-ungarilchc Botschazter beim Vatikan, Gras Izecfcn, den Papst in besonderer Audienz, dem Erzherzog-Thronfolger einen Besuch im Ouirina! zu gestatten. Der Papst erklärte entschieden, der Heilige Stuhl könne das grundsätzliche Verbot für katholische Fürsten, den König von Italien in Nom zu besuchen, nicht aufheben. * Der 1. Mai in Paris trifft die Regierung nicht unvorbereitet. Wie im vorigen Jahre sino auch dieses Jahr alle Vorkehrungen getroffen worden, um etwaige sozialdemokratische Unruhen sofort im Keime zu er. sticken. Es wird uns gemeldet: Paris, 30. April. sTelegramm.f Die gesamte Pariser Garni- son wird zum 1. Mai aufgeboten und unter den Befehl des Pariser Polizeipräfekten Lepine gestellt, der bereits die nötigen Instruktionen au seine Offiziere gegeben hat. Die bewaffnete Macht hat Order er halten, mit rücksichtsloser Energie vorzugeben, sobald der rote Pöbel sich zn Ausschreitungen hinreißen lassen sollte. ' lHie Thronrede in Portugal, die der junge König hei der Eröff nung der Cortes zur Verlesung brachte, ist bereits telegraphisch teilweise mitgeteilt worden. Ueber den weiteren Inhalt dieser Kundgebung wird uns noch gemeldet: Lissabon, 30. April. sTel.f In der Thronrede heißt eS weiter, daß die Regierung auf das gewissenhafteste die be stehenden Gesetze achte. Demzufolge habe sie die Deputierten- Donnerstag, 3V. April 1VV8. wählen zu dem im voraus sestaffetzten Zeitpunkt vornehmen lasten. Die Gesetzesvorlagen würden dem Parlament in den verfastungs- mäßigen Zeitabständen zugehen. Das Budget werde die Mittel auf- weisen, um die Kosten für die öffentlichen Ausgaben zu bestreiten. Die Thronrede weist sodann aus di« großen Hilfsquellen des Landes hin, die es ihm ermöglichten, seinen Verpflichtungen auf das pünktlichste nachzukommen, und die die ökonomischen Störungen, durch welche in letzter Zeit daS Sinken der öffentlichen Werte hervorgerufen wurde, zum Stillstand bringen würden. Die Regierung werde der Kammer Maßnahmen Vorschlägen, welche auf eine Besserung der Fi- nanzlage hinzielcn. Sie werde ferner einen neuen Vertrag mir der Bank von Portugal vorlegen, der die staatlichen Ausgaben ver- ringern wird, auch werde eine Konversion der alten inneren Staatsanleihe vorbereitet. Von weiteren Maßnahmen kündigt die Thronrede an, daß die Regierung die Bedingungen sür den Aufent- halt von Ausländern in Portugal erleichtern und auf eine Beschleuni gung in der Zahlung der rückständigen Zinsen der äußeren Anleihe wirken volle. Der allgemeine Zolltarif soll modifiziert werden. Der Rat der nationalen Verteidigung studiert die Reorganisa tion der Verteidigung des Landes. Die Negierung wird Vorschläge erstatten zur Regelung der Handelsmarine und empfiehlt die Entwicklung der Kolonien durch Arbeit der Eingeborenen und Auswanderung von Arbeitskräften dorthin. Die Thronrede schließt mit einem warmen Appell an das Parlament, das Werk der Wohlfahrt und Größe des Vaterlandes zu vollenden. * Die Lage in Marokko hat, von einer Schlappe der Franzosen ab gesehen, keine wesentliche Aenderung erfahren. Muley Hafid versucht indessen in Europa für sich Stimmung zu machen. Man meldet uns über diese Vorgänge: Ca s abla n c a , 29. April. (Telegramm.) Tas Gefecht bei Darmenhabed war für die Franzosen verlustreich. Sie mußten sich eiligst aus dem Mdakraaebiet zurückziehen. Die Mahalla Mulen Hafidb war am Gefecht nickt beteiligt. Obwohl die Ernte noch unbeendigt ist, findet im Mdakragebiet und dessen Umgebung eine Zusammenziehung starker bewaffneter Massen von Eingeborenen statt. Diese wollen nur den baldigen Ernteschluß abwarten, um dann dem Vordringen der Franzosen entgcgcnzutreten. Hierdurch erklären sich die nachdrücklichen Vorbereitungen der Franzosen. Tanger, :N. April. (Telegramm.) Nachrichten auS Marra kesch zufolge, wird die Gesandtschaft, welche Muley Hafid nach Europa schickt, in Paris und London einen im Jahre 1880 zwischen England und Frankreich einerseits und Marokko andererseits unter zeichneten Vertrag vorlegcn, worin Frankreich und England sich ver pflichten, in Marokko nicht einzudringen, solange dies nicht über eine Kriegsmarine verfügt. Die hasidische Gesandtschaft wird die Durch- führung dieses Vertrages verlangen, dessen Original im Archiv des Sultanpolastes in Fez ansgefunden worden sein soll. Casablanca, 29. April. sTelegramm.) Gestern abend trafen auf dem Dampfer der Oldenburg-Linie die für Berlin und London bestimmten Missionen Muley Hafids mit einem Brief an den Kaiser hier ein. Sie fahren über Tanger, Gibraltar, Madrid, Paris, weiter nach ihren Bestimmungsorten. Leipziger und sächsisch« Angelegenheiten. Zvetterbericht -er Aönigl. Sachs. Lan-e»-rvetterwarte zrr Dresden. Voraussage sür den 1. Mai 1SV8. Trocken und meist heiter, schwache Lnstbewegung, warm. * Eine irrtümliche Meldung Über den Beginn der diesjährigen Ferien an den höheren Schulen findet in einzelnen Blättern Verbrei- tuna, daß nämlich die Ferien bereits in diesem Jahre mit den Gerichts serien zugleich beginnen würden. Bereits in unserem Landtagsbericht svergl. Morgcnnummer) ist die Sache vichtiggestcllt, wir können aber infolge direkter Information beim Kgl. Ministerium deS Kultus nnd öffentlichen Unterrichts noch melden: In diesem Jahre bleibt der Ferien beginn der höheren Schulen noch der alte. Die Erklärung des Kultus ministers Dr. Beck in der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer gebt dahin, daß allerdings in Aussicht genommen ist, den Beginn der Schul ferien mit dem Beginn der Gerichtsferien in Uebereinstimmung zu bringen, aber erst für nächstes Jahr. Eine diesbezügliche Verordnung ist jedenfalls noch nicht ergangen. * Das 50jährige Dieastjubiläum feiert morgen, am 1. Mai, Herr Oberjustizrat Oberamtsrichter Schwerdfcger. Der Name des Jubilars ist in weiten Kreisen unserer Stadt bekannt durch seine ge- meinnützige Tätigkeit sowohl, wie auch durch seine politische Wirksam- keit. Eine solche lmt er namentlich bei allen Wahlen ausgeübt und wenn er auch der konservativen Partei angehörtc und ihrer Sache treuer- geben war, so galt es ihm doch stets als oberstes Ziel, daß die gemeinsame nationale Sache allen Einzclbestrebungen voranzugehen habe. Bei seinen Berufskollegen wie auch bei den ihm unterstellten Beamten er freut sich der Jubilar großer Beliebtheit. An Ehrungen wird es ihm daher morgen sicherlich nicht fehlen. * Amtöjubilänm. Herr Herman» Oelsch läget, Inspektions assistent bei den städtischen Gasanstalten, Abteilung für die öffentliche Beleuchtung, vollendet am 1. Mai das 25. Jahr seiner Amtstätigkeit im Dienste der Stadt. Deutsche übertrug. In diesem seinen einzigen Lhritbändchen scheint Maeterlinck um vieles unbedeutender als sein gleichaltriger Landsmann van Lcrberghe, der sich durch seine „Lvri-vvisiems" unter Belgiens Lyrikern einen geachteten Namen geschaffen. Sowohl Verharren, als auch Rodenbach, Macicrllnck und Charles van Lerberghe gehören jener Gruppe belgischer Dichter an, die, wie bereits an» Eingang erwähn», mit den Ueberlieferungen der ParnassienS boll- ständig gebrochen haben und die» durch mehr oder minder häufige An- ivendung des rc-rs libro dokumentieren wollen. Aber auch die alte Schule ist von treuen Anhängern nicht völlig entblößt, und als zwei ihrer be- deurendsien Vertreter möchte ich Iwan Gilkin und Albert Girant» anführen. Gilkin» bewunderte» Vorbild ist Charles Baude laire. Doch nicht allein den ehernen VerSban hat Gilkin von seinem Meister, anch die mit Vorliebe verwendeten diabolischen Motive — ich er innere bloß ai» Dainuittiin cis l Frtästs und „Tencbrvs — deuten auf den großen Dekadenten. Anderseits neigt Gilkin stark der gedanklichen Dichtung zu, nnd schon deshalb möchte ich ihn nicht für den reinen Nbeto- citec nehmen, als den ihn die meisten — unter ihnen sein vortrefflicher Ilebersetzer Otto Hauser — hinstellen. Anch zeigt ec in seinem letzten, einem seiner besten Werke: „Oo osrsgier kivuri", daß er der Stimmungs lyrik keineswegs fremd gegenubersteht. Viel berechtigter als auf Gilkin 'chicnc mir die Bezeichnung als Rhetoriker ans Albert Girand angewen- dct, dessen gekünstelte Sprache einen vollen Naturlaut niemals zur Gel tung kommen läßt. Seinen von Otto Trick Hartlcbcn übersetzten Pierrot. Rondellen läßt sich trotz ibrer aufsehenerregenden Reimkunit weder tiefe, res Empfinden noch jene schmiegsame Grazie nacksagrn, die uns an Ver- laines „Pe»o, xalantas jedeSmal entzücke»». Doch wußte sich Giraud 'einen Ruhm anch weniger durch diesen Pierrot-Band zn begründen, al» durch seine epischen Porträts in .llon» ciu Ziec-I«', mit denen er sich auf ein Gebiet begab, auf dem sich keiner seiner Landsleute vor ihm versucht hatte. Ein Belgier sei zum Schlüsse anfgespart: Max Elskamp, der ab- ieiiS von all den bereits genannten Dichtern steht. Hauptsäcklich ist diese Sonderstellung in der Fori» seiner Gedichte erklärt, die die Strenge der Parnassianer mit der Reimfreihcit der gewagtesten VerSlibrinen zu ver- binden sucht. Seiner Weltanschauung nach ist Elskamp Katholik, dock in einer anderen Art al» etwa Verharren. Am zutreffendsten scheint ihn mir darin Otto Hauser zu verstehen: »HuvSmanS und Verharren lassen hre Helden in Rom landen, oder vielmehr stranden, Elskamp dichtet, wie Verlaine, als Gläubiger; doch fehlt ihm die persönliche GcsüblSinnigkeit de« unglücklichen Dichters von ..gmxo-csv" und „Lonstomr". Seine ckiu- ix-kinx papanr — eine für ElSkamps musikalische Art bezeichnende Wort» Verbindung — scheint ihm, wie so vielen anderen, die Mode in die Hand gedrückt zu haben." Am glücklichsten ist Elskamp dort, wo er, wte in den „secks Liedern eines Bettelmannes", an die anspruchslosen Weisen des Volksliedes anzuklingen sucht, seinen übrigen Gedichten fehlt jener un- definierbare Zug ins Große, ins Allgemein-Menschliche, der den berufe» nen Tichter, er möge welcher Ration immer angchören, jedem von uns verständlich macht. Vielleicht ist es aber bei Elskamp gerade die über. triebene Liebe zur Heimat, die seine Worte — ein Gegenspiel zu Emile Verharren — über die Grenze» Flanderns nur schwer hinansklingen läßt. L. P. * Ter wandernde Heine. „Wohin jetzt?" Der Kehrreim, ost laut genug in Heines Leden, verstummt für ihn anch im Tode nicht. Denn jetzt tn's beschlossene Sacke, daß Heinrich Heine, der ja freilich auch in seinen ver» sShnlichsteu Tagen kein gerade enraglerter Hobenzollernverehrer war, ans dem Parke von Korfu wird fortwandern müssen, der Wilhelms II. Eigentum ist. Wenn man deutlicher sein will, darf man anch sagen, daß der Kaiser dem Dichter die Tiire zeigt. DaS Denkmal sür Elisabeth, da- an deS Dichter» Platz stehen soll, die Pietät für die letzte Schloßherrin, In der man zugleich de» Bunde», genossen Gattin ebrte, war die Umschreibung. Und natürlich darauf Lärm ailenlhaiben, allenthalben Proteste: eine Pietät gegen dte Fürstin, die ihren Liebling n»S dem einzigen Idyll und Refugium verjagt scih^ das ihm durch ihre Gunst hier unter südlichem Himmel errichtet wäre, solche Pietät wäre bedenklich. Fast wird Heine abermals voliiisches Schlagwort, um da» dir Parteien munter streiten. Und doch ist der Zwischenfall, dessen Eintritt man im Vor jahr schon besorate, mit wesentlicherer Kürze abzntun. Man hätte lediglich zwei Standpunkte zu erwögen: den de» Kaiser», dann die dem Poeten angetane „Schmähung". Aus Korfu ist Wilhelm ll. Hausherr. Er bat ein gutes Recht daran, sich HauS und Garten, den einst die schweigsame, schöne Elisabeth In Schwermut durchschritt, noch eigenem Geschmack rinzurichlen, auS beiden zu verbannen, was ihn sivrt, was ihn verletzt. Vielleicht wird er seiner neuen Villa Wände mit lauter Anton von Werner« zieren; vielleicht noch einmal Brandenburger in Stein bauen lassen, Oranicr ausstellen: wa« geht'» de» Bürger an? Und Hein, selbst? Al« man diese« Pechvogel« bnndertsien Geburt», lag beging, brachte die „Fugend", wenn wir un« recht besinnen, die hübsche Verserzäkinng, die Hein, aus dem Olymp niederstrigen und Deutschland noch einmal besuchen lässt. Er guckt sich um, ob er irgendwo vou sich rin Denkmal fände. Und er sucht vergeben», aber am Rhein begegnet er einer wandernden Schar, die unbekümmert um den Dichter, den sie nicht «rkrunt, in immer schwellenderem Ehor Lieder, Lieder von Heinrich Heine singt — — „Und ein zweiter fiel ein, rin dritter fiel »in, Dann bab ich tief ergriffen Getrost auf ein Denkmal in Düsseldorf Und in Franksurt am Maine gepfiffen". — Man kann Heinrich Hein« ruhig weiter pfeifen lasten. * Augusta Götze Nach längerem Leiden ist geürrn die bekannte Leipziger Grsanalrhrerin Augusta Götze gestorben. Am 84. Februar batte sie ibr 6«. Lebensjahr vollendet. Manche Schülerin der verewigt,« ist in der Kunst- weit zu Aniehrn gekommen, so Fanny Moron^Oiden. Adrienne v. Krau«- Osborne, auch Hermine d'Albrrt-Ftnck, Eugen d'Albert« Gattin. Augusta Gätze, die in Weimar geboren war und den Titel einer Großherzoglich Sächsischen 'lawniersängerin führte, wandt« sich, nachdem sie mehrere Jahr« Im Konzertsaal als ausübende Künstlerin gewirkt hatte, 1870 ter grsangpndagogischen Tätigkeit zu, unieriichtete zunächst am Dresdener Konservatorium, leitet« dann, ebenfalls in Dr Sven, mit Molly von Kotzebue zusammen rin« Privatgelangickul« nnd siedelte 1889 nach Leipzig über, wo ihr Vater, der tn Weimar verstorbene Gr- sangproiesjor Franz Götze, in früheren Jahren an der Oper engagiert gewesen war. Ein Zeitlang erteilte Augusta Götze auch am Leipziger Konservatorium Unterricht. Mehrfach hat sich die verewigte (unter dem Pseudonym A. Weimar) schriftstellerisch und dichterisch betätigt. Von ihren dramatischen Arbeiten seien „Vittoria Accoramboni", „Gräfin Lsinon" und eine Ergänzung des Schillerschen „Demetrius", die bei Wiesbadener Kaisersestsvirlen zur Ausführung kam, erwähnt. In späteren Jabren noch -wußte Augusta Götze als Vortrags meisterin zn fesseln, und namentlich ihr Vortrag ker Melodramen von Liszt, mit dem sie von Weimar her befreundet war, sowie ihre Rezitation deS Wildenbruch- Schillings chen HexenliedeS wurden gerühmt. * Prähistorische Kunde in Sachsen. Ueber vorgeschichtliche Funde in Sachsen in den Jahren 1906—1907 macht Herr Hosrat Professor Dr. Deich- müller-DreSven, der Direktor der Königl. Prähistorischen Sammlung im Zwinger, in dem soeben erschienenen „Neuen Archiv sür Sächsische Geschichte und Altertumskunde" folgende interessanten Mitteilungen. Im Herbste 1906 konnten dir bereits 1832 Im Jahresbericht der Deutschen Gesellichait zu Leipzig erwähnten, bisher noch nicht durchforschten Hügelgräber am Bienitz westlich von Leipzig nach Abschlagen des WaldbestandrS untersucht werden. In einem der noch vorhandenen fünf Hügel sanden sich die Trümmer zweier Schnnramphoren, ein unverzierter Becher, eine facettierte Stein axt mit Schastloch, aber keine Stelrttreste. Tie Hügel gebören der jüngeren Steinzeit an und find die ersten in Sachsen durch Grsäßsunde sicher bestimmten Hügelgräber aus dieser Periode. Ein steinzeitliches Skelettgrab fand man im Frühiabr 1906 bei der Feldbestellung am Eckardsberg südlich von Naundorf bet Zehren in geringer Tiefe unter einem Steinpflaster. Bor der Brust de» in bockender Stellung auf ker linken Seite ruhenden Skeletts standen mehrere schniirverzterte Becher, am Fußende eine Schnuramphore, dabei lagen ein längerer Flimipan und das Bruchstück eines Wetzsteines. Bei der Unter suchung der Fundstelle stieß man noch ans mehrere Gräber mit Strindecken, die nach den Beigaben — dreieckigen Bronzedolchen, einer bronzenen Randaxt, zwei Spiraifinarrringen au- glattem, dünnem Golddraht und Trümmern von znm Teil schnurverzierten Gesäßen — aus der UebergangS- zeit vom Stein- zum Bronzealter stammen. Einzelsunde von Gesäßen aus der Gruppe der Schnurteramik und von Aextrn aus Feuerstein nnd Hornblende schiefer, sowie Wobngruben mir bandkeramischrn Resten kamen in der Kiesgrube der Lambertschrii Glashütte in Langrnbera bei Riesa zum Vorschein. Bei der Verbretterung der Hamburger Siraße in Dresden-Cotta wurden Herdgrnben mit zahlreichen bandvrrzierten Gesäßresten ausgeschlossen und hierdurch der Zusammen hang der 1892 bei der Anlage deS neuen WeißeritzbrtteS entdeckten und der in den folgenden Jahren bet Neubauten an der Wartbaer- und Cossebaudrr Straße nachgtwie'enen Ueberreste einer ausgedehnten neolithischen Ansiedelung am Hochufer der Elbe srstgestellt. Dir fett langem auS Obrrslächensunden bekannte stetnzeilltch« An- firdelung von Seebschütz bei Meißen war im Herbst 1906 nach dem Tiefpflügen in ihrer ganzen Ausdehnung bloßgelrgt; 102 einzeln« Mohn- und Abfallgruben waren sichtbar. Weitere Wohnplätze au« der jüngeren Steinzeit konnten in ker Umgebung von Mügeln, Bez. Leipzig, bet Baderitz, Paschkowitz, Kcmmlitz, Schlagwitz und Glossen festgrstellt werken. Ein Wodnplah der Bronzezeit wurde beim Abbau der Tyckerdoiischen Kiesgrube in der Flur Gohli» bei Dresden, eine Anzahl neuer Urnenjrlder aus derselben Zeit bei Brockwitz, Piskowitz, Niedermuschütz und Rähniy nachgewiesen. Der späteren La-TSor-Zeit und der früdrvinischen Kaiscrzrit gekört ein BrandalLberseld bri Piskowitz an, in welchem außer eialgrn Mäander-Urnrn Lisrnwafsen und mehrer« provinzial,ömische Bronzefibein gefunden wurden. * Hnchschulnachrtcht. Der Privatdozrnt an der theologischen Fakultät der Universität^)ena LIe. lbeok. Dr. Willy Starrt ist, wie un« gemeldet wird, zum a. o. Professor ernanut worden. 17 Al! 34i 47i 431 32i 40 17i 82t 8G 15 69 95i 67: 88, 80 9G K 5K 46! 24- 69! 45! 57! 87b 50b 86. 41'. 25l 24 99i 58t 7 98c 63< 2« 49c 91! 31! schi In Foi leit ebe wei uui Le Eu Cr Re. Ha n ac fall uut wei den Ku Bo Ga re§ Ge nnL ira. Mi ,47i blei gen rich 'ür Kat in in mir 8.7k Ba Mi An M° lior Del kvn ver vor Leis die nur besc Die De, bur lici Br. Brc Die '>82 geri Arl ergi Hir am wie lun wte böh Rgc ßä oas odei mac die
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