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Wochenblatt - für für die König!. Amtshauplmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff 1884 Nr. 3« Freitag, den 2. Mai Erscheint »schentlrch 2 Mal Dtenttag und Freitag. Abonnementspreib vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer k»stet_w Pj. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Die Sudanrebelten haben einen neuen bedeutungsvollen Erfolg errungen. Die Stadt Berber nm Nil, der Schlüssel zum Sudan, ist den Aufständischen nach kurzer Belagerung in die Hände gefallen. Der größte Theil der Garnison ging zu den Belagerern über, der andere Theil nebst einer Schaar von 2000 Flüchtlingen, meist Weiber und Kinder, entfloh in der Richtung nach Korosko zu, über ihr Schicksal fehlt jede Kunde. Mit dem Falle von Berber ist für Gordon und die Garnison von Khartum, menschlichem Ermessen nach, jede Aussicht auf Rettung abgeschnitten. Der Mahdi hat, wie aus Kairo gemeldet wurde, die ägyptischen Offiziere in Assuan durch einen Brief auffordern lassen, binnen 10 Tagen abzuziehen, widrigenfalls sie vernichtet werden würden. Assuan, das alte Syene, am ersten Nilkatarakt gelegen, ist bekanntlich die süd liche Grenzstadt des eigentlichen Aegypten. Das ungemein rasche Vor dringen des Mahdi erklärt sicb dadurch, daß er gar nicht nöthig hat, seine Leute marschieren zu lassen, sondern daß für ihn der Aufstand marschirt, d. h. immer weiter um sich frißt und immer neue Streit kräfte gegen die ägyptische Regierung und die Engländer aus dem Boden stampft. In Cincinnati ist am 24. April die Gerberei der Amerikan Oak ond Ledther Company, das größte Etablissement dieser Art in den Vereinigten Staaten niedergebrannt. Der Schaden wird auf 400,000 Dollars geschätzt, und 400 Angestellte sind beschäftigungslos geworden. Vaterländisches — Dresden. Im Befinden Ihrer Majestät der Königin ist zwar insofern eine Besserung eingetreten, als das Fieber vollständig ver schwunden ist und Allerhöchstdieselbe den größten Theil des Tages außer Bett verbringt, gleichwohl aber ist der Katarrh noch sehr lästig, der Appetit gering, und fühlt sich Ihre Majestät noch sehr schwach und angegriffen. — Am Sonnabend Abend versammelten sich im Gasthofe „Zum deutschen Haus" in Tharandt eine größere Anzahl Mitglieder des dor tigen Bürgervereins, des Ortsvereins und der Gemeindevertreter der Ortschaften des Plauenschen Grundes, um über etwaige Schritte zu beratheu, die Ausführung der s. Z. vom Landtage der kgl. Staats- regieruug zur Kemünißnahme überwiesenen Petition des Bürgermeisters Dr. Biehayn in Tharandt und Genossen im Interesse der Selbststän digkeit und Steuerkraft der kleinen Stadt- und Landgemeinden zu ver hindern. Die Petition bezweckt die Einführung des 8 86 der revi» dirten Städteordnung bei den angedeuteten Stadt- und Landgemeinden (Wahl der Bürgermeister bez. Gemeindevorstände auf Lebenszeit event. Pensionsberechtigung derselben zur Hälfte des Einkommens). Herr Dr. Haupt-Tharandt begrüßte die Erschienenen mit warmen Worten und nahm man die Wahl des Präsidiums sofort per Acclamation vor, der zufolge die Herren Dr. Haupt als Vorsitzender, Stadtrath Treiber als Stellvertreter und Direklor Lemer-Hainsberg als Schriftführer gewählt wurden. Der Vorsitzende gab in trefflichen Zügen ein Bild des Standes der Angelegenheit und gelangte man nach kurzer Debatte zu dem einstimmig gefaßten Beschlusse, eine neungliederige Commission Tagesgeschichte. Am Sonntag Nachmittag fand eine längere Konferenz des Preu- ßifchen Staatsministeriums statt, worauf der Reichskanzler wiederum eine fast einstündige Audienz beim Kaiser hatte. Die Sitzung des Staatsministeriums wie die Unterredung zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck sollen sich mit der Frage wegen eines Gesetzes bezüglich der Sprengstoffe beschäftigt haben. Bekanntlich ist diese Angelegenheit bereits in der Sonnabendssitzung der Sozialistengesetz- Kommission zur Erörterung gelangt, wobei die Enthüllungen des Abg. Richter über ein bei der Niederwaldfeier beabsichtigtes Dynamitatteutat einen liefen Eindruck machten. Die nächste Folge dieser überraschenden Mittheilung war, daß die Kommission einstimmig eine vom Abg. Richter vorqeschlagene Resolution genehmigte, des Inhalts, der Reichs tag wolle die Erwartung aussprechen, es werde ihm noch in der gegen wärtigen Session ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, welcher der ver brecherischen Anwendung und der unbefugten Bereitung von Spreng stoffen entgegentritt. Die Regierung selbst bat bereits ihre Geneigtheit ausgesprochen, dem Bundesrathe und dem Reichstage ein Anarchisten gesetz vorzulegen, das seinem Abschlusse nabe sei. — Auf den ersten der Windthorst'schen Anträge, welcher bezweckt, die Bestimmung des ß 9 des Sozialistengesetzes, durch welche Versammlungen vorher ver boten werden können, zu streichen, erklärte in der Vorberathung der betreffenden Kommission Minister von Puttkamer ganz entschieden, die Regierung müsse jede Abänderung ablehnen, doch wurde der Antrag mit 12 gegen 7 konservative Stimmen angenommen. In den Berliner Regierungskreisen ist man, wie aus der Haltung der der Regierung am nächsten stehenden Presse klar hervorgeht, eifrig bestrebt, eine Annäherung zwischen den gemäßigt Conservativen und den Nationalliberalen herbeizuführen, um so einen Stamm zu gewinnen, auf dessen Unterstützung die Regierung in den Parla menten sicherer rechnen könnte, als es bisher bei irgend einer Partei koalition der Fall war. Mit großer Freundlichkeit kommt man daher dem sogenannten Heidelberger, auf dem Neustädter Parteitag eben falls acceptirten und von Herrn Miquel ausführlich begründeten Pro gramm entgegen, das man für geeignet hält, ein wirksames Mittel sür jene neue Parteiverschiebung abzugeben, und immer von Neuem wird an die Nationalliberalen Nord- und Mitteldeutschlands mit der Mahnung getreten, sicb der Kundgebung der süddeutschen und südwest deutschen Gesinnungsgenossen anzuschließen. Die Socialdemokraten betreiben schon jetzt eifrig die Agitation für die Reichstagswahlen. So fand nächtlicherweise in der Um gebung von München eine Versammlung von ungefähr 600 Socinl- demokraten betreffs Aufstellung Vollmars als Reichstagskandidaten statt. Aus Spanien kommteine fürchterliche Schreckensnachricht. Zwischen Badajoz und Ciudadreal hat ein Eisenbahnzug eine Brücke durchbrochen und ist in den Fluß gestürzt; über 60 Personen sollen todt geblieben sein, darunter gegen 50 beurlaubte Soldaten. Es ist festgestellt worden, daß die Brücke planmäßig beschädigt worden ist. Ter Telegraphendraht war durchschnitten. Man vermuthet, daß man eS mit einer Frevelthat der Revolutionäre zu thun habe. Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschfourage betr. Von der König!. Kreishauptmannschaft Dresden sind die Durchschnittspreise für Marschfourage in dem Hauptmarktorte des hiesigen Bezirks, der Stadt Meißen, auf den Monat März dieses Jahres folgendermaßen sestgestellt worden: 7 M. 26 Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 - 28 - - 50 - Heu, 2 - 67 - - 50 - Stroh. Königliche Amtsbauptmannschaft Meißen, m» W AM 1884 v. Bosse. Bekanntmachung, die Krankenversicherung der Arbeiter betr. Da erstatteter Anzeige zufolge beabsichtigt wird, die Gemeinden und selbständigen Gutsbezirke des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff zu gemeinsamer Gemeinde-Krankenversicherung zu vereinigen, und die hierüber begonnenen Verhandlungen noch nicht zum Abschlusse gediehen find, so wird hiermit die Frist für die durch Bekanntmachung vom 29. März d. Js. (No. 28 dieses Blattes) erforderte Anzeige bis zu Ende Mai -S. T». verlängert. Meißen, am 24. April 1884. Königliche Amtstmuptmunnschaft. v. Bosse. Bekanntmachnng. der Königlichen Erjatz - Kommission des Aushebungs-Bezirkes Nossen ist der Reservist Friedrich Richard Paul Illgen in hinter den letzten Jahrgang der Reserve sowie der Landwehrmann Friedrich Emil Benath in Wilsdruss hinter den letzten Jahrgang der Landwehr auf Ansuchen zurückgestellt worden. Diese Zurückstellungen sind für den Fall einer Mobilmachung beschlossen worden und behalten ihre Gültigkeit nur bis zum nächst- lahngen Klassifikationstermin. u - - . Meißen, am 28. April 1884. Der Civilvorsitzende der Kgl. Ersatz-Kommission des Aushebungs-Bezirks Nossen. v. Bosse. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag Abonnemenlsprei; ' vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer für kostet 10 Pf. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden.