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und Abhilfe schaffen werden. Die Mobilmachung hat gezeigt, daß die Franzosen die deutsche Art des Rüstens möglichst getreu nachgemacht haben und etwa ebenso schnell mobil sein können wie wir. Die „Petersburger Börsenzeitung" giebt jetzt endlich zu, daß die rus sische Regierung Unterhandlungen wegen Aufnahmeeiner größeren russis chen Anleihe auf dem französischen Markt führt; sie meldet, daß zu diesem Zwecke der Direktor der Petersburger Diskontobank, Sack, in Paris weilt. Vom deutsch-wirthschaftlichen Standpunkt aus wäre es nur mit Freude zu begrüßen, wenn es in der That den Russen gelingen würde, bei ihren jetzigen Busenfreunden an der Seine das Mißtrauen zu beseitigen, des dieselben bisher stets gegen russische Werthe gehegt hatten. Gerade die Ver einzelung des deutschen Marktes im Handel mit russischen Werthen bringt eine große wirthschaftliche Gefahr für Deutschland mit sich. Jede politische Verwicklung mit Rußland könnte für Deutschland finanziell verhängnißvoll werden, da es in einem solchen Falle an Käufern für die von deutscher Seite ausgebotenen russischen Werthe fehlen würde, jedenfalls aber die deutschen Besitzer sich zu ganz erheblichen Verlusten würden bequemen müssen, Wenn jetzt die Franzosen endlich ihrer politischen Liebe ein Opfer bringen, und russische Werthe in die Zahl ihrer Anlagekapitalien aufnehmen wollen, so liegt es auf der Hand, daß daraus für den deutschen Besitzer russischer Werthe der Absatzmarkt sich vergrößert, also auch die Verkaufsmöglichkeit sich vermehrt und erleichtert. Das Zustandekommen der Anleihe in Frank reich würde aber auch eine willkommene Stütze für die Bewahrung des europäischen Friedens werden. Je mehr die Franzosen russische Werthe erwerben, um so mehr werden sie daran ein Interesse haben, daß die Kriegs- Hetzereien der Panslawisten und der Patriotenliga ein Ende nehmen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß in dem Augenblick, in dem Rußland den von diesen Hetzern ersehnten europäischen Krieg anfinge, es gleichzeitig den Staatsbankerott erklären würde und müßte. Je mehr aber die Fran zosen russische Werthe besitzen, um so mehr werden sie ihren Einfluß im Lande dahin geltend machen, daß den Herren Doroulede und Genossen das Handwerk gelegt wird, damit ihr Besitz gesichert und ruhig werde. Messina, 23. September. Die Cholera ist in der Abnahme be griffen. Ministerpräsident Crispi telegraphirte dem Sohne des verstorbenen Polizeidirektors Serpieri, er wolle ihm ein zweiter Vater sein. GrafMau- romatie stellte sein Schloß zur Unterbringung der durch die Cholera verwaisten Kinder zur Verfügung. Der Erzbischof Guarini besuchte gestern die Haupt infektionsherde der Seuche, überall Trost und Segen spendend. Das Elend ist grenzenlos und die Hülfsaktion noch immer unzureichend. Bulgarien. Die aus Sofia vorliegenden Meldungen bestätigen, daß man es regierungsseits für nöthig hält, offiziell in dem Sinne in die Wahlbewegung einzugreifen, daß die Minister selbst Rundreisen in's Innere unternehmen, um die Bevölkerung über den wahren Stand der Dinge auf zuklären. Die Minister Stambulow, Mutkurow und Zikow verließen zu gedachtem Zweck Sofia. Ob es den Ministern gelingen wird, die beredte Sprache des Rubels siegreich zu bekämpfen, muß man dahingestellt sein lassen. Berichte, welche dem Prinzen Ferdinand aus Sofia zugegangen sein sollen, melden einen Wechsel des türkischen Großvezierats. Es ist aber kaum anzunehmen, daß ein Personenwechsel einen Systemwechsel mit sich bringen werde. Die Türkei sieht zu und erwartet Vorschläge. Inzwischen mehren sich die Sorgen des Regenten. Im Gebirge von Rilo sind Räuber banden aufgetaucht, deren Ausrüstung und Bewaffnung, sowie deren Zahl auf eine Organisation schließen läßt, die wohl geeignet sein könnte, ernste Beunruhigung hervorzurufen. Die Regierung hat eine ansehnliche Truppen zahl mit der Ueberwältigung der Banditen beauftragt. Herr Hofrath Fleischmann aus Coburg, welcher als Privatsekretär den Prinzen von Coburg auf seiner Fahrt nach Bulgarien begleitet hatte, ist nach Deutschland zurückgekehrt, um voraussichtlich den bulgarischen Boden nicht wieder zu betreten. Er sieht die Lage des Prinzen nicht gerade in rosigem Lichte. Die Westmächte, so meint er, würden Rußland schwerlich hindem, Unfug in Bulgarien zu stiften. Eine Anleihe sei dringend nöthig, da eine schlechte Ernte die an sich schlimmen Verhältnisse noch verschlimmert habe. Die Oppositionsparteien, durch den russischen Rubel angespornt, seien sehr thätig, doch begreife die Mehrheit deS bulgarischen Volkes, daß bei den Russen sein Vortheil nicht zu suchen sei. Solchen Umtrieben, wie sie in Rustschuk und Silistria vorgekommen seien, vorzubeugen, seien die nöthigen Schritte geschehen. Die Wahlen würden voraussichtlich zu Gunsten der Regieruug ausfallen, Fürst Ferdinand sehe im Allgemeinen der Zukunft ruhig entgegen, umsomehr als die Militärpartei, die voll und ganz zum Battenberger hielt, sich durch Loyalität dem neuen Fürsten gegen über auszeichne und aufgchört habe, Politik zu treiben. So ist die dortige Lage nach dem Urtheil eines Mannes, der selbst gesehen hat, und dem wohl ein Verständniß zugetraut werden muß. Vaterländisches. — Der Schulvorstand in Helbigsdorf beabsichtigt ein neues Schulhaus zu bauen; der Garten des Herrn Gemeindevorstand Harz ist als Bauplatz gewählt und von der Behörde genehmigt worden. Das Schulhaus wird auf diesem Platze den Mittelpunkt des Ortes bilden. — Der Vorstand des Conservativen Landesvereins im Königreich Sachsen erläßt folgenden Aufruf: An unsere conservativen Gesinnungsge nossen ! Die Vorbereitungen zu den Ergänzungswahlen für die 2. Kammer des Landtages haben fast in allen Kreisen begonnen. Ueber die Aufstell ung der Wahl-Candidaten in den einzelnen Kreisen ist volle Verstän digung zwischen der Geschäftsleitung des Conservativen Landesvereins und der Centralleitung des nationalliberalen Vereins im Königreich Sachsen erzielt worden. In diese Verständigung sind auch diejenigen Mitglieder der Sächsischen Fortschrittspartei mit eingeschlossen worden, welche bei den letzten Reichstagswahlen die Bestrebungen der verbündeten Ordnungspar teien unterstützt haben. In den meisten Kreisen wurden die bisherigen Vertreter derselben wieder von Neuem aufgestellt. Nur in einzelnen Krei sen werden neue Candidaten vor die Wähler treten. Wenn auch alle Vorbereitungen sich bisher in erfreulicher Ruhe vollzogen haben, bitten wir unsere Gesinnungsgenosfen, sich deshalb nicht einer trügerischen Sicher heit hinzugeben. Unsere Gegner entwickeln eine fieberhafte Thätigkeit, um die bei den Reichstagswahlen erlittenen Niederlagen durch erhöhte Erfolge bei den Landtagswahlen wieder auszugleichen. Wir haben uns auf einen heftigen Wahlkampf gefaßt zu machen. Nur die feste Vereinigung aller Kräfte zu gemeinsamer Thätigkeit vermag zu dem erwünschten Ziele zu führen. Lasse Niemand sich täuschen durch die irrthümliche Ansicht, daß auf den Erfolg der Landtagswahlen nicht viel ankomme. Es gilt, für die Erhaltung unserer Monarchie, für die Förderung des Wohles unseres engeren Vaterlandes einzutrcten! — Wir erfahren von autorisirter Seite, daß die Gesellschaft zu ge genseitiger Hagelschäden-Vergütung in Leipzig einen günstigen Geschäfts abschluß erzielt hat und der Einhebung eines Nachschusses nicht bedarf. — Am 4. Oktober findet in Eisenberg-Moritzburg Noß- und Viehmarkt statt. Dieser Markt ist neu eingeschoben und fällt am jedes maligen 1. Dienstag im Oktober. — Meißen, 20. September. Die heute Vormittag im Saale des Gasthofs „Zur Sonne" abgehaltene Diöcesan-Versammlung der Glas mit 5 Pf., ä Liter 1 Mk. n Mk. 50 Glas mit 15 Pf., U Liter 2 und andere Bittere 4 6 5 15 10 20 15 8 8 ftandssttzung den Lokalen Weiter wird zustellen: Korn l Korn II 1 1 3 2 4 3 1 1 -Pf. 60 - 20 - 50 - 50 - Ephorie Meißen wurde eröffnet durch ein Gebet deS Vorsitzenden Superintendent vr. Ackermann und durch eine Ansprache des M Pastor Zschucke aus Zehren über Hesekiel 3, 17: „Du MenschenM' ich habe Dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel". Im HM- vortrage behandelte Herr Pastor Dillner ans Raußlitz die Frage: kann zur Hebung der Sittlichkeit in den Gemeinden geschehen?" ne« besonders die in dem vorwiegend Ackerbau treibenden Bezirke herrsche"«» Verhältnisse Berücksichtigung fanden. Nächst der Mitwirkung der4"". lichen Verwaltung und der inneren Mission wurde das Hauptgewicht au! die Pflege eines christlichen Familienlebens und der hausväterlichen Aule rität gelegt. Die anschließende lebhafte Besprechung zeigte, wie sehr Versammlung dem behandelten Gegenstände ihre Theilnahme zuwandte. Mit großem Beifall wurde die Zusicherung des anwesenden Herrn Amts- Hauptmann von Kirchbach ausgenommen, daß die Verwaltung jederzeit die Gemeindebehörden bei Bekämpfung sittlicher Uebelstände, wie des näm lichen Umhertreibens, wirksamst unterstützen werde. Ein Antrag, daß der Ephorus allen Kirchenvorständen Vorschläge über Maßregeln zur Hebust der Sittlichkeit zur Berathung vorlegen möge, um ein möglichst gleich mäßiges Vorgehen in der ganzen Ephorie zu sichern, fand einstimM Annahme. Mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Zeit und den vor Kur zem erst von schwerer Krankheit zu Aller Freude genesenen Vorsitzende" Nordhäuser I - Nordhäuser II - Fayon-Rum I - Fa^on-Rum II - Cognac I - Cognac II - Kümmel, Kirsch - Pfeffermünze, Bitter - Ingwer- Kümmel- D Pfeffermünz- U echt Hafftmann -A wuroe von Erstattung des Jahresberichts über die Diöcese abgesehen. — Die vorige Woche im „Felsenkeller" abgehaltene HauptversaM lung des Vereins „Meißner Gast- und Speiscwirthe" «ar trotzt wichtigen, namentlich das Interesse der kleineren Schankwirthe betreffend!" und öffentlich bekannt gegebenen Gegenstandes der Tagesordnung sehr schwach besucht. Nach Verlesung des Protokolls der letzten wird die Frage, „ob Verzeichnisse der Branntweinpreist öffentlich ausgehangen werden sollen," einstimmig bejah' beschlossen, die Preise für Branntwein folgendermaßen fest und der Nässe in Färbereien nicht anders zu sein pflegt — fing ast . Stoffjacke zu erfassen und aufzurollen, und noch bevor der junge sich der Größe der unmittelbaren Gefahr bewußt war, drehte es ih" an die Transmissionswelle hinan, von der er trotz mehrfacher verzwe"^ Versuche sich nicht wieder zu befreien vermochte. Der Beklagens!»^ wurde vielmehr von der noch unter vollem Dampf arbeitenden HauE,/ auf die er aufgerollt war, im Kreise herumgeschleudert, dabei mst und Beinen abwechselnd immer auf die daneben gehende TransnD^j stange und an eine Bretterwand aufschlagend, so daß das Blut nmherspritzte. Obwohl man die Dampfmaschine sofort abstellte, Hf" der Unglückliche in dieser entsetzlichen Lage etwa 50 Rotationen zurü"^ müssen, bis das gangbare Zeug stillstand und man den Körpers Transmissionsgestänge losschneiden konnte. Die Kleider waren W aufs Hemd buchstäblich vom Leibe gerissen, das rechte Bein rechte Fuß gebrochen, die linke Ferse weggerissen, der Kopf trug einf^ klaffende Wunde und zwei kleinere Verletzungen. Sonst waren Verwundungen weiter nicht zu erkennen. Man trug den Verungl"^ der noch bei vollem Bewußtsein war, in die Nahe Wohnung, wo deß in Folge schwerer innerer Verletzungen unter den Händen der dclnden Aerzte und im Kreise der Seinen eine Stunde später den Geist aEßl — Die „Glauch. Ztg." schreibt: „Die Frage, ob es gestattet Erlangung von Freigepäck auf der Eisenbahn ein fremdes Billet zu bE;, soll nächstens vor Gericht erörtert werden. 2 Herren hatten in einem Hofe zusammen gewohnt und fuhren im Omnibus zum Bahnhof, gleiche Fahrt zu unternehmen. Als unterwegs der eine bemerkte, sH so viel Gepäck, daß er wohl Uebergewicht bezahlen müsse, erbot andere, sein Billet zur Erzielung weiterer 25 leg Freigewicht hkh"^<" Das wurde mit Dank angenommen, uud beide Herren traten Z"^ an die Abfertigungsstelle, um für beide Billcte erst ausschließlich päck des einen oufzugeben. Nachdem die Herren schon den Zug o«^» hatten, trat der Stationsvorsteher in das Koupee und stellte die 4^ lichkeit des Passagiers mit dem Gepäck fest. Dieser sah sich daher z" laßt, am folgenden Tage die Kosten für das Uebergewicht Nachtrag bezahlen, mit dem Bemerken, er habe geglaubt, es sei gestattet, des Billet für das Freigepäck zu nehmen. Dessen ungeachtet ist wegen Betrugs angeklagt; die Angelegenheit kommt im nächste" zur Verhandlung und wird voraussichtlich, wie die EntschechE^ lauten mag, durch alle Instanzen gehen. Die Frage soll die bisher noch nicht beschäftigt haben." — Am 21. September Vormittags wurden zwei erst kürzlich Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Georg angekaufte Pferde, welche dem Kutscher Kolbe unter Aufsicht des Bereiter Schubert gefahren den, durch einen Hund, welcher unter die Pferde sprang, scheu, in FE dessen die Thiere durchgingen. In der Nähe des Gasthofs zum gesteh Löwen in Pillnitz fuhr der Wagen derart gegen einen Prellstein, die beiden Insassen der Equipage aus der letzteren herausgeschle»^ wurden, während die Pferde die nach Pirna führende Straße enst^ weiter rasten und erst an der Wesenitzbrücke bei Copitz zum Stehen st bracht wurden. Der Bereiter sowohl wie der Kutscher sind schwer letzt, ersterer hat einen Schlüsselbeinbruch erlitten und wurde vom Hempel aus Laubegast verbunden, dem Kutscher Kolbe sind die Wa^ räder über die Beine gegangen. Die Pferde sind unverletzt gebli^ wogegen der Wagen ziemlich beschädigt ist. . — Reichenbach. Ein schweres Unglück ereignete sich am cs September Abends 8 '/» Uhr in der Färbereiabtheilung des FabriketaE ments von C. Zechendorff hier. Der im 33. Lebensjahre stehende des Besitzers wollte zwei von dem Scheiben abgeglittene Transmissis, riemen wieder auf die Riemenscheiben legen und war auf einen Fast ,, tich gestiegen, um die beabsichtigte Manipulation vorzunehmen. Den^ näherliegenden Riemen wieder an seinen Ort zu bringen, gelang Schwierigkeit, um aber den anderen Riemen erfassen zu können, Alsred Zechendorf, das beklagenswerthe Opfer des nun sich entwich.^, entsetzlichen Vorganges, sich über die vor ihm befindliche TranSmisst^, welle nach der nächstgelegenen Welle vornüberbeugen. Die rot'"^ Transmissionsstange, — von Rost stark überzogen, wie es bei dem D"",