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Armeecorps beginnen. Beide militärische Unternehmungen scheinen einander ähnlich, sind in Wahrheit aber himmelweit von einander verschieden. Ganz verschieden ist auch das Prinzip, von welchem diese Uebungen geleitet werden. Uebung macht den Meister! das ist der Grundgedanke der Manöver. Die deutsche Reichsarmee ist durch einen furchtbaren Krieg die erste der Welt geworden; das erkennt jede Nation an, auch die französifche. In Frank reich wie in Rußland wirst man zwar mit horrenden Ziffern umher und brüstet sich mit der Behauptung, nun endlich es Deutschland gleichgemacht zu haben. Aber diese Prahlereien kommen nicht von Herzen. Weit ent fernt die Armeen eines unserer Nachbarstaaten zu unterschätzen, erkennen wir die Stärke und Macht derselben vielmehr vollkommen an; aber in ein paar Jahren läßt sich nicht mit unbedingter Sicherheit durchführen, wozu man in dem ernsten, pflichteifrigen und militärisch-strengen Dentschland lange Jahre gebraucht hat. In Rußland gilt das alte Wort: „Gott ist groß und der Czar ist weit" auch heute noch, und in Frankreich sind bei Weitem nicht alle Mannschaften wie aus einem Gusse gebildet. Es fehlt in Frankreich besonders vielfach der militärische Ernst, ohne den doch nun einmal es beim Soldaten nicht abgeht. Die deutsche Gründlichkeit suchen erst recht wir rechts und links von unseren Grenzen vergebens, ganz ab gesehen von der deutschen Ehrlichkeit. Die deutsche Armee ist die erste der Welt; sie würde es aber nicht bleiben, wenn sie nicht alle Fortschritte der Militärtechnik sich aneignete, in den Feldübungen die Kräfte nicht wieder und wieder von Neuem stählte. Den Gipfelpunkt der Uebungen bilden die Manöver vor dem Kaiser, deren j buntes Bild einen schweren ernsten Kern enthält. Der Laie freut sich der interessanten Truppenbewegungen, aber die Heerführer messen und wägen mit strenger Genauigkeit, ob neue Einrichtungen ihren Zweck in vollem Umfange erfüllen, prüfen, wo in den Anordnungen eine Lücke sich zeigt, die im Ernstfälle der Feind ausnützen könnte. Denn nichts ist unbedeu tend im Militärleben. Bekannt ist, wie auch die scheinbar geringfügige Aenderung in der Truppenausrüstung von wer weiß wie vielen Versuchen abhängt, und immer behält sich noch der Kaiser das letzte Wort vor. Eine Armee ist eine komplizirte Maschine, in welcher ein Regiment nur ein Rädchen bedeutet. Aber fehlen die Zähne an diesem Rädchen, kann der Mannschaft nicht unbedingt das Aeußerste zugemuthet werden, so versagt das Rad und stört den Gang der ganzen Maschine. In den Manövern wird deshalb stets neu gelernt; vom General bis zum gewöhnlichen Offizier hat ein Jeder seine ganzen Fähigkeiten aufzubieten. Die französischen Kriegsminister wirthschaften gern im Großen, und das scheinbar großartigste Stück ist nun die Mobilisirung. Wäre sie wirk lich von so eminentem Nutzen, gewiß würde auch die deutsche Militärver waltung einmal mit den Manövern einen solchen Versuch verbinden. Sie thut das aber nicht, weil er bei uns überflüssig ist. In Frankreich will man sehen, ob alle für den Kriegsfall nöthige Ausrüstung, das gejammte Mannschasts- und Waffenmaterial wirklich vorhanden ist. Damit ist der ungeheure Unterschied zwischen deutscher und französischer Armeeverwaltung klargelegt; Bei uns ist es selbstverständlich, daß vorhanden ist, was auf dem Papier steht, in Frankreich ist cs aber anders. Wir lemen aus den strengen Manövern, Frankreich will der Welt ein besonders glänzendes Schauspiel seiner Schlagfertigkeit durch die Mobilisirung geben. Mag Alles staunen, die deutschen Heerführer werden gewiß nicht aus der Fassung kommen. Wir wissen, was wir haben, Frankreich will es erst sehen. DageSgeschichte. Die „Nordd." sagt in Bezug auf die telegraphischen Meldungen über die Proklamation des Prinzen von Coburg. In derselben geschehe der Mächte und des Sultans keine Erwähnung, der ganze Zusammenhang derselben erwecke den Anschein, als ob sie die Bedeutung der Unabhängig keitserklärung haben solle. Schon die Reise des Prinzen nach Bulgarien und die Uebernahme der Regierung involtirte einen Bruch des Berliner Vertrages und wenn sich die telegraphischen Nachrichten in vollem Umfange bestätigen, würde ein verstärkter Bruch der Vertragsrechte konstatirt sein, den die deutsche Politik nicht gut heißen könne. Die schon drei Sommer andauernden rechtswidrigen Vorgänge in Bulgarien könnten dem Bulgaren volke und seinen Führern die Sympathien der Mächte, welche für die Er haltung des Friedens thätig seien, unmöglich erwerben. Aus der vorstehend mitgetheilten Auslassung der „Nordd. Allg. Ztg." über dievon dem Fürsten Ferdinand v on Bulgarien gethanen Schritte und speziell über die von ihm an die Bulgaren erlassene Proklamation dürfte mit Bestimmtheit zu ersehen sein, daß man sich im Berliner Aus wärtigen Amte der Haltung anschließt, welche das Petersburger Kabinet in seiner nunmehr den Mächten überreichten Cirkularnote angenommen hat, indem es Protest gegen die Wahl und Thronbesteigung des Prinzen Fer dinand von Koburg, als einer Verletzung des Berliner Vertrags, erhebt. Die deutsche Regierung dürfte sich also, wie man es in Petersburg wünscht, dem von dort ausgegangenem Proteste anschließen. Ob alle übrigen Mächte sich anschließen, und ob dann weitere Schritte derselben erfolgen werden, bleibt abzuwarten. Die Angelegenheit erhält dadurch eine besondere Bedeu tung und bedenkliche Wendung, daß Rußland in seiner Note erklärt hat, es werde den Berliner Vertrag für hinfällig geworden erklären, falls eine der Mächte sich seinem Proteste nicht anschließe. Bei der Kaiserparade in Königsberg am 6. September wird nach ungefährer Schätzung ein Heer von ca. 21,000 Mann mit 5000 Pferden und 70 Geschützen vor dem Kaiser versammelt sein. Etwa 1000 Mann stark ist das aktive Offizierkorps, in welchem sich 3 General-Lieute- nantS, 6 Generalmajors, 15 Obersten und 75 Stabsoffiziere befinden werden. Auch werden bei dem diesjährigen Kaisermanöver alle Einrichtungen der Neuzeit in Bezug auf die Verpflegung der Truppen auf dem Manöver terrain selbst in Anwendung kommen, namentlich Koch- und Backöfen und Feld-Schlächtereien. Ebenso werden Versuche mit Konserven im umfassend sten Maß gemacht werden. Die in Frankfurt a. M. von ca. 400 Mitgliedern aus allen Theilen Deutschlands besuchte konstituirende Versammlung des evangelischen Bundes ' beschloß, nach einstimmiger Annahme des Bundesstatuts, an den Kaiser folgendes Telegramm zu senden: „Euer Kaiserlichen Majestät bringt der evangelische Bund zur Wahrung der deutschen evangelischen Interessen auf seiner ersten Generalversammlung in Frankfurt a. M. im Namen seiner zur Zeit etwa 10,000 Mitglieder aus allen Theilen Deutschlands in tiefster Ehrfurcht seine allerunterthänigste Huldigung dar. Möge es dem Bunde in seinem Streben, die Glieder der evangelischen Kirchen Deutschlands in ihrem Glauben zu festigen und zu einigen durch Gottes Gnade, vergönnt sein, unter Euer Majestät glorreichem Scepter unserem theuren Daterlande zu dienen und ihm die Segnungen der Reformation zu erhalten und zu mehren. Euer Majestät allerunterthänigster: Der evangelische Bund. Graf Wintzingerode". Bei Metz ereignete sich auf dem Militärschießstande oberhalbFreskaty der schwere Unglücksfall, daß zwei als Zieler thätige Soldaten von Geschossen getroffen und auf der Stelle getödtet wurden. So tief bedauerlich das Unglück schon ist, muß zur Steuer der Wahrheit noch mitgetheilt werden, daß im Uebereifer durch signalwidriges Hervortreten aus dem geschützten Zielerstande beide die Opfer ihrer eigenen Unbesonnenheit geworden sind. in Ba! iß nur »aß eil nß ein« Pipe C Kirche > MNdt »örter > W nächsten bevor, l Leih vor Km hier gut M Bl löffel u Üch geli »en, da U Stü ^one ?Se der Adt -raue D faßten inther r tonserva das Ges Wahl I Legrer Wstellr Sebung richtnng basjmig Würde Konzert eine: T verein, Dreöom Würftch verschied K-h di Höre he Hören > Unfalls Al, Kräften Apha Knaben Kg de hchm H Kraus ?Alie1 Aln, Kchmü ? her, Mm Mell ^Auf Mngö Letzt Mrr K fol, Ater. Kg-bre Klister K°i L K Elb Aaisß LA Kd vor Amer Mes: K vers^ Ker hx Am Wien. Die öffiziöse „Budap. Corr." meldet, daß Graf KaAl erst in Friedrichsruhe mit dem Fürsten Bismarck zusammcntreffen wern- Letzterer wird sich nach der Rückkehr von Kissingen einige Zeit nach richsruhe event. auch nach seinem Stammgute Schönhausen begeben. - An unterrichteter Stelle will man wissen, Rußland habe den Mächten er- erklärt, cs werde sich nicht mehr durch den Berliner Vertrag gebunden er achten, falls die Mächte bezüglich der Anerkennung des Coburgers nH die Bestimmungen dieses Vertrags einhielten. Bulgarien. Die Regenten und die Minister haben nunmehr ihre Entlassung gegeben. Die Truppen der Garnison von Sofia legten den Eid für den Prinzen Ferdinand in die Hände des Metropoliten ab, die Staatsbeamten wurden in der Kathedrale beeidigt. Prinz Ferdinand be suchte die Truppenlager in der Nähe von Tirnowa und ward mit Begeistern»; begrüßt. Die Kommandeure aller Garnisonen versicherten dem Prinzess persönlich oder schriftlich ihre Ergebenheit und Treue. Der Prinz verläßt Timowa, übernachtet Mittwoch in Kasanlik und trifft Donnerstag >» Philippopel ein. In der alten bulgarischen Krönungsstadt Tirnowa hat Prinz Ferdi' nand von Koburg ungestört den Eid als neuer Fürst Bulgariens abgelegt. Doch bürgt auch dieses nicht im Mindesten für einen ferneren glückliche» Erfolg. Bis auf Italien, das sich sehr freundlich dazu stellt, begegnet das Wagestück des Koburgcrs bei allen Mächten, wenn nicht einer unheimliche" Kälte, so doch größter Gleichgiltigkeit. Gleichwohl wäre es voreilig, daraus Schlüsse auf die fernere Haltung der Mächte zu ziehen. Es ist sogar nicht unmöglich, daß Rußland eine überraschende Wendung macht. Schon taucht der Gedanke auf, den Prinzen von Koburg mit einer russischen Großfürst«» zu verheirathen. Das mag nur eine Schaumblase sein, aber im Orient wird bisweilen das Unglaubliche Ereigniß. Zunächst ist die allgemein! Parole: Abwarten! Auffällig ist das Eine, daß die Erhebung in Philip popel, die Entthronung des Battenberges und die Fahrt des Koburgels drei Jahre hintereinander unmittelbar nach Kaiserzusammenkünften staM funden haben. Tirnowa, 15. August. Der Prinz von Koburg erließ gestern n» die Sobranje nachstehende Proklamation: „Wir, Ferdinand!., durch Gottes Gnaden und durch den Willen der Nation Fürst von Bulgarien, erklär«» nachdem Wir den feierlichen Eid vor der großen Nationalversammlung >» der alten Hauptstadt Bulgariens geleistet haben, Unserem geliebten Bolfl daß Wir die Zügel der Regierung in die Hand nehmen und dieselben g« mäß der Verfassung führen werden. Entschlossen, alle Sorgfalt, alle L« mühungen für das Gedeihen, die Größe und den Ruhm des Landes an» zuwenden, bereit, seinem Glück unser Leben zu weihen, halten Wir eS >» dem Augenblicke, wo Wir den Thron der glorreichen Könige Bulgari«^ besteigen, für Unsere geheiligte Pflicht, dem braven und muthvollen Bulgariens Unseren Dank auszusprechen, sowohl für das Vertrauen, es Uns bezeugte, indem es Uns zum Fürsten wählte, als auch für d» patriotische Weise der Haltung während der schwierigen Zeit, die dasLa»^ durchzumachen hatte. Die heroischen Bemühungen, welche das Volk genial um seine Rechte, Ehre und Interessen zu wahren, haben ihm die Symp^ thien der gesammten civilisirten Welt verschafft und Allen den Glaub!» an seine Lebenskraft, wie die Gewißheit eingeflößt, daß das Volk in s«»^ Entwickelung einer glänzenderen und glücklicheren Zukunft würdig ist. iW danken auch den Regenten und Ministern für die weise Führung derG« schäfte. Dank derselben haben Sie es vermocht, die Unabhängigkeit M Freiheit des Landes zu retten. Ueberzeugt, daß das Volk und die taps!» Armee sich um den Thron schaarcn und Uns unterstützen werden bei all!» Bemühungen für das Glück des Vaterlandes, rufen Wir den Segen Goll« herab auf alle Handlungen und Entschlüsse, welche Wir in Zukunft E werden. Es lebe Bulgarien, das frei in der Ausübung seiner Rech» ist! Ferdinand." Tirnowa, 15. August. Bei dem heutigen Bankette erwiderte^ Fürst auf mehrere Reden. Unter Anderem versicherte er die Offiz'!»' daß er mit Hilfe der Armes und des Volkes allen Feinden, den inR»" wie den äußeren, Widerstand leisten würde. Er sei bereit, sein Lebe«.!"! das Glück Bulgariens, seines neuen Vaterlandes, zu opfern. Der Füll' erklärte weiter, er sei stolz, Regenten nachzufolgen, welche durch ihrs" Patriotismus Bulgarien aus der Krise zu erretten wußten, welche eS der letzten Zeit durchzumachen hatte. Schließlich kniete der Fürst nieK um den Segen der Priester zu empfangen. Bei der Abreise wurde b Fürst von den Offizieren bis zum Wagen auf den Schultern gctraA Der Fürst sagte auch, daß er Alles achten werde, was den Namen ÄlcraA, trägt, und Alles aufrechterhalten werde, was Fürst Alexander dem La», hinterlassen; denn er constatire mit Vergnügen, welche Liebe derselbe» Lande besitze. . Das „Journ. de St. Petersb." bestätigt die russische Protestnote die Wahl des Prinzen von Coburg und seine Abreise nach Bulg»« , Die volle Verantwortlichkeit für den flagranten Bruch des Rechtes u Mächte und der Pforte falle nunmehr auf den Prinzen zurück, der Nathschläge der Mächte mißachte. Keine Macht könne die Gültigkeit Wahl des Prinzen, noch die Legalität seiner Thronbesteigung zugeben, k» werde diesen offenen Bruch des Berliner Vertrags billigen. Falls es Mächten gefiele, solche Rechtsverletzungen zuzulassen, so könne sich Rußland nicht allein für verpflichtet halten, als Vertheidiger dessen aH" treten, was von den Rechten noch übrig geblieben sei. Seitdem der sich den bulgarischen Parteiführern ausgeliefert, sei von der verheiß!»', Versöhnung und Amnestie nicht mehr die Rede. Der Prinz könne 1 früheren Regenten und Minister nicht hindern, das Werk des Hasses»" der Rache fortzusetzen. Paris, 16. August. Ju Bordeaux und Umgebung wüthete M« ein Cyklon, welcher die Felder und Weinberge zerstörte. Durch den St» wurden zwei Bahnzüge mit Ausflüglern nach Arcachon gegen einander ö stoßen, dabei wurden 17 Reisende leicht verletzt. In Skutari (gegenüber Konstantinopel) brannten etwa 1200, größten Theil aus Holz erbaute Häuser nieder. Auch die griechische» armenische Kirche wurden ein Raub der Flammen. Ein Verlust an Mensch» leben ist nicht vorgekommen. Bei dem furchtbaren Eisenbahnunglück bei Bloomingts» ,, Amerika beträgt die Zahl der Getöteten nach den bisherigen Festste^»». 155, wahrscheinlich ist dieselbe aber noch höher. Viele Tobte und wundete waren der Werthgegenstäude, welche sie bei sich gehabt hatten, oder theilweise beraubt und man will daraus schließen, dem ganzen Ul» liege nicht ein unglücklicher Zufall, sondern ein Verbrechen zu G»»»> Die Ueberlebenden bemühten sich vier Stunden lang, das Feuer dec « zündeten Wagen bei mangelndem Wasser durch Aufhäufung von Er»! . löschen, welche sie mit bloßen Händen aus dem harten Boden ausg»»s F Herbeigeeilte Aerzte erklärten, die Hölle könne kein schrecklicheres Sch»»!v,, bieten. Die Unglücksstätte lag mitten in einer Prairiewüste fern von !' Hülfe; daher starben Viele in Folge mangelnder Pflege und ausM»^ mangel. Ein Familienvater, dessen Frau und Kind umkamen, erscholl neben ihren Leichen. Der Zug enthielt über 600 Reisende und fE. einer Geschwindigkeit von 56 Icm die Stunde. Alle Umstände bckra' die Behauptung, daß dieser Unfall der schrecklichste in der langen