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VchMftUME Wmdl, Wjsc«, Zlkdcnkdi M die AwWicki. ArnLsbtcrLL »ie Lgl. AmLshauptmannschaft zu Meißen, das Kgl- Amtsgericht uud d« ZLattraH M Wlsd«t Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich I Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 39. Dienstag, den 26. Juli 1887. Obstverpachtung. Die diesjährigen Obstnutzungen auf Abtheilung 2 (1 Parzelle) der Meisten-Wilsdruffer Straße uud Abtheiluug >, 2 und S (in mehreren Parzellen ) der 'Kesfelsdorf Noffner Straße sollen Dienstag, den 2. August d. I., von Borin. 10 Uhr an im Gasthofe zum „Adler" in Wilsdruff an Meistbietende gegen sofortige baare Zahlung und unter den sonstigen vor Beginn des Termins bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich verpachtet werden. Meißen, am 7. Juli 1887. Königliche Straßen- und Wafferbau-Jnspection ll Königliche Bauverwalterei. Neuhaus. Diesel. Line Unterredung mit König Mlan. Der Wiener Timeskorrespondent, welcher sich wegen der Fürstenwahl nach Tirnowa begeben hatte, wurde auf seiner Rückreise über Belgrad vom König Milan in einer anderthalbstündigen Audienz empfangen, deren Er- gebniß wir nach der „N. Fr. Pr." im Wesentlichen mitthcilen. Der König sprach sich nämlich über die Lage in Serbien und Bulgarien in bemerkenswerther Weise aus. Er wies auf den guten Empfang hin, der ihm in Wien zutheil geworden und sprach die Hoffnung aus, es möge ihm gelungen sein, die durch den Regierungsantritt des Kabinets Ristitsch verursachte Unbehaglichkeit zu zerstreuen. Das Kabinet Garascha- nin habe sich nach siebenjähriger Führung der Geschäfte als unfähig zu Beseitigung der Finanzkrise erwiesen; die Radikalen hätten kein homogenes Ministerium zu Stande gebracht, alle Versuche, ein Kabinet außerhalb der Parteien zu bilden, seien gescheitert, und solcher Gestalt sei ihm nur Ristitsch mit einem liberal-radikalen Koalitionskabinet übrig geblieben. Ob jedoch diese Verbindung der Liberalen mit den Radikalen die nächsten Wahlen überdauern werde, scheine ihm, dem König, zweifelhaft; mittlerweile jedoch werde und könne in der äußeren Politik Serbiens, insbesondere Oesterreich- Ungarn gegenüber, nichts geändert werden. Ristitsch selbst habe sich sehr gemäßigt gezeigt und wisse, daß dem serbischen Volke eine sklavische Ab hängigkeit von Rußland nicht minder verhaßt wäre, wie eine solche von Oesterreich. Serbien wolle überhaupt gar keinen fremden Herrn. Hier — berichtet der Korrespondent — seufzte der König und sagte in me lancholischem Tone: „Die Bedingungen, unter welchen diese kleinen Staa- j len Osteuropas bestehen, sind beinahe unhaltbare. Wir können nicht > weiterkommen ohne das Wohlwollen entweder Rußlands oder Oesterreichs. Beiden Reichen aber können wir es nicht recht machen, und wenn wir uns an das eine anlehnen, beleidigen wir das andere." Der König wies sodann auf das traurige Schicksal der kleinen Balkan herrscher hin, in Serbien auf Milosch und Karageorgiewitsch, die abgesetzt, auf Michael, der ermordet wurde; in Montenegro auf die Ermordung § Danilo's in Griechenland auf die Absetzung Otto's, in Rumänien auf j jene des Fürsten Cusa, in Bulgarien auf jene des Fürsten Alexander, i »Ich selbst", fügte er hinzu, „bin jetzt seit neunzehn Jahren auf dem j Dhron, aber der Himmel allein weiß, welche Gefahren mich noch erwarten." i Seine häuslichen Verhältnisse berührte der König mit großer Offenheit, j Sie seien ja allgemein bekannt, und er müsse sich darauf beziehen, um die Schwierigkeiten seiner politischen Lage zu erklären. Während in seinem eigenen Palaste Einflüsse thätig waren, um seine Politik zu durchkreuzen und ihn auf eine nach seinem Ermessen für Serbien schädliche Bahn zu drängen, überkam ihn eine Verzweiflung. Auf die Bemerkung des Kor respondenten, die Differenzen dürften doch wohl auszugleichen sein, schüttelte der König den Kopf. In Bc treff der bulgarischen Frage äußerte j König Milan, er glaube weder, daß die Wahl des Prinzen von Koburg! von Rußland bestätigt, noch daß der Prinz ohne Rußlands Zustimmung! nach Bulgarien gehen werde; er, der König, sei überzeugt, daß, wenn i nicht bald ein Fürst für Bulgarien gefunden würde, das Land der Anarchie i verfallen werde. In Bezug auf den gelegentlich aufgetauchten Plan, ihn, König Milan, auf den bulgarischen Thron zu berufen, worauf dann eine Personal-Union zwischen Serbien und Bulgarien geschaffen werden soll, weinte der König, die Idee eines mächtigen Balkanbundes habe er allezeit begünstigt; ein solcher Bund würde dem Frieden weit förderlicher sein, als die Herstellung von mehreren kleinen Staaten. Wäre er in Tirnowa gewählt worden, so hätte er die Wahl angenommen; seine Politik wäre dann auf eine enge Allianz mit der Türkei gerichtet gewesen, denn eine Balkan-Union könne nur unter türkischem Schutze bestehen. TageSgeschichte. Am Ufer des schönen Bodensees hat vor wenigen Tagen der Prinz- regent Luitpold von Bayern den deutschen Kaiser auf dessen Reise nach Gastein begrüßt und in Bregenz mehrere Stunden bei dem selben verweilt. Die Münchner „Neuesten Nachrichten" schreiben über diese Zusammenkunft des Kaisers und des Prinzregenten, wie folgt: Es war das erste hohe Freudenfest in Bayern, als am 19. Juli des vorigen Jahres, nach den herzbrechenden Tagen der Königskatastrophe, als Kaiser Wilhelm hier auf dem Bahnhofe in München eine Begegnung mit Bayerns Regenten, Prinz Luitpold, hatte. In früheren Jahren war des Kaisers stxtrazug in aller Stille und im Abenddunkel vvrbeigefahren. Nun war un weithin sichtbares Zeichen, daß in Bayern eine Wendung eingetreten sei, diese Fürstenbegegnung im Königssalon des Münchener Bahnhofes, und wenn auch der Bevölkerung unserer Stadt es nicht vergönnt war, den Deutschen Kaiser und den bayrischen Regenten Hand in Hand zu sehen, weil die um die Gesundheit des greisen Monarchen besorgten Aerzte jede Vermehrung der Reisestrapazen untersagten, so klang damals doch durch ganz Bayern ein lauter Ruf der Freude; des Kaisers Fahrt von Lindau über München bis zur bayrischen Grenze in Kufstein war ein wahrer Triumphzug. Diesmal berührt der Kaiser bayrischen Boden nicht auf seiner Reise zu den heilkräftigen Quellen Gasteins. Sein ehrwürdi ges Alter, eine kaum überwundene Erkrankung, die Pflicht größtmöglicher Schonung seiner Kräfte erheischen es gebieterisch, daß er die kürzeste Reise route von der Insel Mainau nach dem Alpenbad wähle, und diese führt durch den Arlberg. Aber unser Prinzregent hat sich die Freude nicht nehmen lassen wollen, seinen erhabenen Vetter und Freund, des Reiches Haupt, persönlich zu begrüßen. Mitten auf dem herrlichen Bodensee tref fen sich die beiden Fürsten und der Reiseplan ist trotz aller nüchternen Ziffern und Daten mit einem romantischen Schimmer umhaucht. Möge es beiden Fürsten vergönnt sein, in den kommenden Jahren noch oft sich von Angesicht zu zu Angesichtsehen. Jeder Händedruck, der zwischen dem Deutschen Kaiser und dem bayrischen Prinzregenten gewechselt wird, be kräftigt die schönen und erhabenen Worte, welche Prinz Luitpold nach den erschütternden Juni-Ereignissen an den Kaiser schrieb: „Mögen Eure kaiserliche und königliche Majestät sich überzeugt halten, daß auch Ich Meinerseits nichts sehnlicher erstrebe, als die Aufrechthaltung und Befesti gung der so glücklich bestehenden innigen nnd vertrauensvollen Beziehun gen, welche zum Heil Deutschlands die Kronen Preußens und Bayerns verbinden." Ueber in den Mainzer Kasernen vorgenommene Haussuchungen geht der „Fr. Ztg." die Mittheilung zu, daß thatsächlich bei verschiedenen elsässischen und lothringischen Soldaten Schriftstücke vorgefunden worden sind, aus welchen hervorgeht, daß diese Mannschaften mit Mitgliedern der Patriotenliga in engster Verbindung gestanden haben. Inwieweit diese Leute dabei gleichzeitig Landesverrath verübt haben, ist bis jetzt noch nicht in Erfahrung zu bringen gewesen, da von Seiten der Militärbehörden das strengste Geheimniß über die ganze Untersuchung beobachtet wird. Die Soldaten, welche bereits in militärische Untersuchungshaft abgeführt sind, gehören dem in Castel in Garnison stehenden Bataillon des nassauischen Inf.-Regiments Nr. 87 an, ebenso sollen Soldaten des hessischen 117. Inf--Regiments dieserhalb in Untersuchung gezogen sein. Die Zahl der verhafteten Soldaten beläuft sich bis jetzt auf sieben. Amtliche Untersuchungen haben nunmehr definitiv festgestellt, daß es der wirliche Colorado- oder Kartoffelkäfer ist, der in den Fluren von Dommitzsch, nahe der sächs. Grenze bei Torgau so verheerend auftritt; ein Zweifel, wie vielfach angenommen wurde, ist gänzlich ausgeschlossen. Die Verwüstungen dieses gefräßigen Insektes umfassen ca. 12 Morgen Land; schon seit drei Jahren soll der Käfer bemerkt worden sein. Die preußische Regierung hat, nachdem der Verbrcitungsbezirk festgestellt worden ist, sofort mit den Vertilgungsarbeiten beginnen lassen. Sämmtliche Kar toffelpflanzen in dem geschädigten Bezirk werden gesammelt, mit Benzon begossen und dann verbrannt; der Acker aber, nachdem derselbe bis zur gehörigen Tiefe aufgelockert worden ist, wird gleichfalls mehrere Male mit Benzon getränkt. Von der früheren Verwendung des Petroleums zu den Vernichtungszwecken hat man abgesehen, da durch diese Behandlung der Acker auf lange Zeit crtragsunfähig wurde. Die Münchener „Neuesten Nachrichten" bringen einen Leitartikel über die französische Mobilffirung aus der Feder eines unserer als hervor ragendsten und besten Kenner der französischen Verhältnisse geltenden Mi litärschriftstellers, worin drei Möglichkeiten erwogen werden: Die Mobili- sirung unmittelbar an der deutschen Grenze erfordere die Kriegserklärung, in der zweiten Befestigungszone die größte Wachsamkeit unsererseits. In den südlichen oder westlichen Departements sei sie eine bedeutungslose Farce. Der deutsche Kronprinz ist am Dienstag Morgen mit der Königin von England von Windsor nach Osborne abgereist, um mit seiner Familie in Norris Castle voraussichtlich bis zum 15. August zu verweilen. Die - Kräftigung seiner Stimme hat solche erfreuliche Fortschritte gemacht, daß j er nicht länger mehr nöthig hatte, in unmittelbarer Nähe des Arztes zu ! bleiben. Ueber Wien kommt die Nachricht zu, das deutsche Kronprinzen paar beabsichtige im September nach Italien zu reisen und gedenke seinen Aufenthalt in Venedig zu nehmen. Herrn Friedrich Alfred Krupp sind von den allerhöchsten und höchsten Herrschaften, sowie den anderen fürstlichen Persönlichkeiten anläßlich des