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Erscheint wschentltch S Mal Dienstaq uns Freitag. AbsnnementSvreik vierteljährlich I Marl. Sine einzelne Äiunimer kostet 10 Ps. Znser«ten«nnabmr Nonta-S «.Donnerstags 'n« Mittag 1L Uhr. Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Erscheint wöchentlich L Mal Dienstag und Freitag AbonnementSprciS vierteljährlich 1 Mark. Eine ein-elne Nummer kostet 10 Pf. Znseratenannahmr Montags u. Donnerstag« bis Mittag 1S Ubr. Nossen, Siebenlchn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Königl. Amtshauplmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und deu Stadtrath zu Wilsdruff. Bierundvierzigster Rr. 14. Freitag, den 15. Februar 1884. Ä n f g e b o t. Von dem unterzeichneten Amtsgerichte ist behufs Ermittelung der unbekannten Erben des am 10. August 1807 zu Großenhain geborenen und am 8. November 1883 zu Herzogsmalde verstorbenen Tagarbeiters Friedrich Gottlieb «Kretzschmar, hinterlassenen außerehelichen Sohnes Johannen Augusten Glaser, Schulmeisterstochter aus Blochwitz, auf Antrag des bestellten Nachlaßvertreters, des Rechtsanwalts Sommer hier, der 9. April 1884 Vormittags 10 Uhr zum Aufgebotstermin bestimmt worden. Es werden daher etwaige Erbinteressenten hiermit aufgefordert, spätestens in dem Aufgebotstermin zu erscheinen, über ihre Personen sich auszuweisen und ihre Ansprüche und Rechte anzumelden, widrigenfalls der Kretzschmar'sche Nachlaß für erblos angesehen und den Gesetzen gemäß über denselben verfügt werden wird. Wilsdruff, den 21. Januar 1884. Das Königliche Amtsgericht. vr. Olav^totk. des Vereins für das Bezirks Armii- und ArbrilHanscs zu Hilbersdorf Sonnabend den 1. März 1884 vormittags 11 Uhr in ller Kkslauralion von 0edu8 in froiberg. VLKesorärLLrvA: 1 ., Justifikation der Jahresrechnung von 1882. 2 ., Ablegung des Rechenschaftsberichts auf das Jahr 1883. 3 ., Bericht der Baudeputation über vorzunehmende Baulichkeiten. 4 ., Bericht über die zur Entlassung bestimmten Häuslinge. 5 ., Beitritt der Gemeinde Hallbach zum Verein. 6 ., Vorlegung des Haushaltplans kür das Jahr 1884 und die demgemäß auszuschreibende Anlage. Der christliche Sozialismus. Daß die sozialen, das heißt die gesellschaftliche» Zustände der Ge genwart einer Reform bedürftig sind, steht außer Zweifel. Denn es ist nicht gut, daß der Armen von Jahr zu Jahr mehr werden. Und woher das? Weil das immer mehr sich entwickelnde Maschinenwesen der Gegenwart immer mehr und mehr die Arbeitskräfte der Menschen in den Hintergrund drängt, zur Seite schiebt. Was früher 20 kräftige Arme der Arbeiter verrichteten, das verrichtet jetzt ein einziger eiserner Hebelarm der Dampfmaschine. Was aber die Dampfmaschine eiubringt, das fließt zum größten Theil in die Geldschräuke des Großkapitals. Ja wenn die Menschheit sich dementsprechend auch verminderte, dann läge die Sache anders. Aber die Vermehrung der Menschheit schreitet unaufhaltsam vorwärts. Und leben wollen alle Menschen. Und sie wollen nicht blos nothdürftig das Leben Hinfristen, sondern sie wollen auch ein menschenwürdiges Dasein führen. Wenn aber die Mittel fehlen, dann ist Solches ein Ding der Unmöglichkeit. — Die immer mehr sich ausbreitende Sozialdemokratie will bekanntlich die Mittel dazu verschaffen, aber auf dem Wege der Revolution. Was dieses furchtbare Wort zu bedeuten hat, davon machen sich die Meisten gar keinen Begriff, gerade wie das Kind sich keinen Begriff von den schreck lichen Folgen macht, wenn es ein Streichhölzchen anzündet und das Flämmchen an das Bett des schlafenden Brüderchens hält. Daß es zuletzt von den Flammen selbst mit verbrannt wird, davon hat es keine Ahnung. Es können daher nur solche Leute auf den Zopf der Sozialdemokratie beißen, die entweder noch sehr wenig entwickelte Ver standskräfte haben, oder aber die durch fortgesetzte Nvthlagen des Le bens so verbissen und verbittert sind, daß sie auch vor der Braud- und Blutfackel des Aufruhrs nicht zurückbeben. Im letzteren Falle muß man aber mit allem gebrochen haben, was Moral, Gewissen, Re ligio» und Christenthum heißt. Man muß, wie man sagt, die Schiffe hinter sich verbrannt haben. Daß aber die Sozialdemokratie solche Leute ln ihrem Schooße birgt, das ist nicht allein ein offenes Geheim niß, sondern noch vielmehr, das pfeifen die Sperlinge auf allen Dächern. Je mehr also der Gegensatz von Kapitalismus und Pauperismus oder auf deutsch gesagt, zwischen Geldsäcken und armen Schluckern sich stei gert, desto lauter werden die glückverheißenden Versprechungen der So zialdemokratie ertönen, desto heißer werden sie das Feuer im Gehei men schüren und desto unaufhaltsamer wird jene Katastrophe heran rücken, welche nicht allein aller bürgerlichen und staatlichen Ordnung, sondern auch der Moral, der Religion, dem Christenthum den Unter gang bereiten soll. Diese Katastrophe aushalten, hinausschieben, ja, das kann man durch Gewalt. Aber abwenden, unmöglich machen? Das kann allein die christliche Litbe, diejenige Liebe, welche nicht das Ihre sucht, sondern das des Andern ist. Wäre es daher nicht jenes Preises, der Weltruhe, des Weltfriedens, der Erhaltung von Religion und Christenthum werth, daß man zur christlichen Liebe zurückkehrte und die Ansprüche der vom Kapitalismus Unterdrückten nach ihrer Berechtigung prüfte und erfüllte? Noch will der Staat ein christlicher sein. Wohlan, so errichte er neben den vielen Ministerien ein Mini sterium für das Wohl der Arbeiter, ein Armen-Ministerium, oder Wie man es nennen will, welches den Gewinn des Maschinenwesens gleichmäßiger vertheilt, so wird die Katastrophe vielleicht noch abzu- wenden sein. Man verdränge den atheistischen, unchristlichen Sozialis mus durch den christlichen Sozialismus, das heißt, durch Neuordnung der gesellschaftlichen Verhältnisse auf christlicher Grundlage, so wirds besser werden. Tastesgeschichte. Berlin, 13. Februar. Der Reichstag wird zur zweiten Woche des März einberufen werden. Der Kanzler wird Ende nächster Woche hier erwartet. Die aus Elsässer Blättern viel verbreitete Nachricht, wonach Lothringen mit Preußen vereinigt und Elsaß als selbstständiges Reichs- land sortbestehen sollte, ist absolut erfunden. Dagegen ist nach der „Allg. Ztg." die Version, welche den Minister des Innern v. Putt kam er (einst Bezirkspräsident in Metz) als eventuellen Nachfolger Manteuffel's als Statthalter im Reichslande bezeichnet» nicht völlig unabweisbar. Die Arbeiterpartei in Berlin hatte am Sonntag Vormittag nicht weniger als vier Versammlungen einberufen, um das Thema: „Unsere Stellung zu den nächsten Reichstagswahlen" zn verhandeln. Zwei davon verfielen jedoch schon sehr bald dem Schicksale der poli zeilichen Auflösung. Im Louifenstädtischen Theater erklärte Stadtv. Goercki, die Arbeiter würden nach keiner Seite hin Kompromisse ein gehen, ob die dazu auffordernden Parteien sich Richter, Stöcker oder Sonnemann nennen möchten. Man werde die schmale Bahn, die das Gesetz vorgezeichnet, getreulich zu halten bemüht sein. Der Redner verließ dieselbe jedoch sofort, indem er sich sozialdemokratischen Zu kunftsmalereien zuwandte und so die Auflösung provozirte. — Im „Deutsche» Kaiser" — Lothriugerstraße — sprach Stadtv. Singer; derselbe betonte, nicht die sozialdemokratische Agitation sei verboten, sondern die gemeingefährliche, das Volk müsfe dem Fürsten Bismarck die richtigen Wege der Sozialreform „bedeuten", eine Wendung, die in der Form, wie sie erfolgte, ebenfalls die Auflösung der Versamm lung herbeiführte. Die Preise einiger landwirthschaftlichen Produkte, namentlich der Butter, sind auch in Thüringen nicht unerheblich gesunken. In einzelne» Städten, namentlich in Erfurt, sind einige Fleischer mit dem guten Beispiel einer Herabsetzung der Fleischpreise vorgegangen. Die Korvette „Olga" mit Prinz Heinrich von Preußen an Bord schleppt seit Cuba hoch vom Top den Heimathswimpel nach und alle ihr begegnenden Schiffe salutiren Sr. M. Schiff, welches Kaiser Wilhelms Enkel zur geliebten Heimath führt. Korvette „Olga" hat schwere Tage hinter sich. Nach Cuba zurückverschlagen, passirte sie nach dem zweiten Auslaufen die gefährliche Floridastraße und ge- rieth trotz aller Anstrengungen in den stürmischen Golfstrom, bis sie endlich Mitte Januar die Bermudas-Inseln anlief, wo sich eine größere Mastenreparatur als nothwendig erwies. Prinz Heinrich führte auf der Rückfahrt häufig selbst das Kommando, auch im schwersten Sturm. Bei den Bermudas beginnen die großen Tangwiesen des Sargasso- Meeres, in welchen einst Columbus stecken blieb. Zu denselben unter nimmt die „Olga" noch eine Exkursion, dann richtet sie ihren Kurs nach den Azoren, der letzten Poststation vor der Heimath. Man sollte denken, schreibt die „Kons. Korr.", daß es keinen rus sischen Minister des Auswärtigen geben könnte, der den Nachbarn so wenig Unruhe bereitet, als Herr v. Giers. Gleichwohl kann sich eine