Volltext Seite (XML)
Pau) sämmtlich mit Gasbeleuchtung versehen. Auf die kleinen Städte unter 7500 Einwohner fallen 13 Gasanstalten. Aber auch mehrere Dörfer, sowie viele industrielle Etablissements in Täcksen besitzen Gasanstalten. Berlin. In der Kammer hat Herr v. d. Heydt offne Beichte über das preußische Defizit abgelegt, es beträgt 5,200,000 Thlr. Er wollte es durch eine Steuererhöhung decken, von welcher er er klärt, das Land könne sie tragen, derKönig war aber dagegen, weil auf ihn die lange Stockung der Geschäfte großen Eindruck machte. Herr v. d. Heydt wird daher durch Verkauf hannoverscher und hes sischer Staatspapiere und Köln-Mindener Eisenbahnaktien das Defi zit decken; für das nächste Jahr hofft er auf Hebung des VerkebrS und Erhebung ergiebiger Zölle zur Bundeskasse, sonst — sei eine Erhebung der Steuern unausblJblich. Der Etat beträgt 107,597,000 Thaler.' Wie man hört, wird Bismark in nächster Zeit ganz bestimmt zur Uebernahme der Geschäfte nach Berlin zurückkehren. Die s-Zeitung allarmirt die Postpassagiere und alle, die eS wer den wollen, mit der schönen Nachricht, daß die Postverwaltung des norddeutschen Bundes künftig nur Briefe und Packele, aber keine Per sonen befördern wolle. Man denke wenigstens in Berlin an so et was. In andern Zeitungen lesen wir: kein Gedanke daran, man wird immer mit dem norddeutschen Bund gut fahren. Pater Greuter, ein römischer Heißsporn aus Tyrol, die komi sche Person im Abgeordnetenhaus in Wien tobt fürchterlich, daß die Wiener sich über den Sturz der Königin Isabella freuen. In einer wichtigen Debatte rief er auS: Sie reden ja gar nicht mehr von der Exkönigin, sondern nur von der Frau Isabella! Ja, man ist in Wien schon damit zufrieden, daß sie nicht von Herrn Franz Joseph reden!" — Der Präsident rief ihn zur Ordnung und entzog ihm das Wort, als Greuter antwortete: Das freut mich sehr. In Paris erzählt man, habe es vor Kurzem zwischen Louis Na poleon und Eugenie einen lebhaften Auftritt gegeben. Er habe Ihr heftige Vorwürfe gemacht, daß sic ihn so tief in die römische Poli tik hineingeritten/ Der Kaiser soll seine spanische Gemahlin sogar an eine spanische Sage erinnert haben, welch- lautet: Es giebt im Himmel einen besonders guten Küchen, dem Ehemann bestimmt, der cs im Leben nie bereut, sich verheirathet zu haben. Der Kuchen ist bts zu dieser Stunde noch nicht angeschnitten. Die Nachrichten aus Spanien lassen erkennen, daß die schönen Tage der Einigkeit, sich ihrem Ende nahen. Zwar gelingt es noch immer, eine Verständigung zu erzielen, wenn sich die unionistischen, progressistischen und demokratischenMitglie der des Centralwahlcommi- tös in den Haaren gelegen haben, allein diese Verständigungen schei nen nur noch sehr äußerlicher Statur zu sein, und cS läßt sich er warten, daß, je näher der Wahlkampf kommt, die Parteien um so mehr zerfallen werden. , - Losschlagen oder behalten? Cuba nämlich. DaS ist in Spanien die Frage. Die Amerikaner haben extra eine Gesandtschaft nach Mad rid geschickt, um Euba zu erhandeln, sie wollen mit dem Preis nicht knausern. Geld können die Spanier wohl brauchen und die Amerika ner sind zudringliche Liebhaber. Wenn Spanien Cuba verkauft, dann könnte es auch seine Flotte losschlagen; man sagt aber, ein großer Staat ohne Flotte sei ein Mann mit nur einem Arm. General Grant tritt sein Amt als Präsident der Vereinigten Staaten am 4. März 1869 an. Wie Lincoln ein Schneider und John son ein Schuster war oder umgekehrt, so ist er seines Zciaicus ein Lohgerber und seine Partei nannte sich schon seit einem Jahre: die Gerber. Im Kriege hat er die Südstaatler gar meisterlich gegerbt. Die Hauptsache aber ist, daß er ein ehrlicher, fester Mann ist, der wenig, aber gut spricht und Nord und Süd fest zusammenhalten wird. Das wird der Ruhe und dem Credit Amerikas zu gute kommen und beides kann auch eine Republik gut brauchen. Hoffentlich stellt sich der norddeutsche Bund mit ihm auf guten Fuß; es stehen Zeiten be vor, in denen er gute und einflußreiche Freunde gut wird brau chen können. Ist Grant auch kein König, so hat er doch einen lan gen Arm. . Eine echte Spitzbubengeschichte. Von Friedrich Friedrich. (Fortsetzung.) Er hatte zugleich auch nie in seinem Leben einen Menschen so unversöhnlich gehaßt, als Rose. Den Verlust, welchen er durch ihn erlitten, würde er eher verschmerzt haben, als die niederträchtige Weise, in welcher er durch ihn lächerlich gemacht war. Er wußte recht gut, daß man noch jetzt hinter seinem Rücken über seine Sicherheit und seine Berufung des Verbrechers lachte, und dies peinigte ihn. Seine, wie Hans's Bemühungen blieben vergebens. Die Dieb stähle in der Umgegend wurden immer seltener und hörten endlich ganz auf. Rian erzählte, Rose habe sich in eine andere Gegend ge wendet. Des Assessors Hoffnungen auf Hedwigs Besitz waren fast mit jedem Tage mehr gesunken. So oft er gegen Schnorr davon sprach, erwiederte dieser: „Sie kennen ja weine Bedingungen, — davon weiche ich nicht ab. Bringen Sie Rose gefesselt, dann erhalten Sie meine Tochter — anders nicht!" Sein Zustand war ein verzweiflungsvoller. Er konnte und wollte Hedwig nicht aufgeben und auch sie hatte ihm gestanden, daß sie ohne ihn nicht leben könne. Tag und Nacht sann er auf einen Plan, wie er sie erringen könne. Er dachte daran, sie zu entführen, allein es drängte sich in ihm zugleich die Frage auf, wovon er leben sollte, wenn sein Gehalt ausblieb, und aus Schnorr'S Erweichung und Unterstützung konnte er qm wenigsten rechnen. DaS-Herz diese- 366 Menschen konnte nach seiner Behauptung nicht eine Unze schwer sein, sonst hätte zum wenigsten ein schwaches menschliches Gefühl darin wohnen müssen. Mehr um sich zu zerstreuen, als in der Hoffnung, Rose noch zu finden, durchstreifte er eines Tages den nahe gelegenen, sich weit ausdehnenden Wald. In Gedanken versunken, schritt er langsam da hin. Hedwig's liebliches Bild sah er im Geiste, und er malte sich aus, welches Glück er an ihrer Seite finden würde. Freilich durste er nicht an die Zähigkeit ihres Vaters denken. Er gehörte zu den Charakteren, welche den Grundsatz: „Leben und leben lassen" in wei tester Weise auf das gaüze Leben ausdehnen, er hätte Schnorr das Alter eines Methusalem gegönnt, wenn er ihm Hedwig gegeben hätte — jetzt hatte er ihm im Stillen schon mehr als einmal den Tod ge wünscht. Er hatte keine Aussicht, daß sein Wunsch bald in. Erfül lung gehen werde, denn Schnorr erfreute sich der trefflichsten Gesuno- heil, und seitdem Rose aus der Gegend verschwunden war, blühten seine Wangen voller als zuvor. Ein junger, schlank gewachsener Mann kam ihm eutgegen. Er bemerkte ihn nicht, weil die Tritte des Nahenden auf dem weichen Nasengrunde kaum hörbar waren. Erst als fener rief: „Hans, Hanf, Assessor!" fuhr er erschreckt empor. Kaum halte er indeß den jun gen Mann erkannt, als er ihm nttgcgen eilte und in seine Arme schloß. „Sachs — woher kommst Du?" rief er erstaunt. „Assessor, ich will Dich besuchen!" antwortete der junge Mann lachend. „Seit Jahren habe ich Dich nicht gesehen, da wirst Du es doch natürlich finden, daß ich Verlangen trug, Dich einmal wie der von Angesicht zu Angesicht zu schauen und mich zu überzeugen, ob Du noch gewachsen seiest. Nun laß Dich einmal anscheu!" Er ergriff seine beiden Hände und blickte ihn prüfend an. „Ja, Du bist fast der Alte noch," fuhr er fort. „'Nur scheint es mir, als ob sie Dir in dem kleinen Neste den Humor auSgetrie- ben hätten, denn früher sahst Du lustiger in die Äelt hinein. Mensch es liegt wahrhaftig in Deinem Gesichte ein Zug wie Schwermuth und stilles Leiden. Beichte, Hanf, beichte — Haft Du Schulden?" „Stein," rief der Assessor lachend. „Zum wenigsten nicht viel — sie drücken mich nicht." „Was denn? Sprich!" fuhr der Andere fort. „Doch halt — zu rrst eine Aufklärung. Was treibst Du hier? Ausgerüstet mit einer Büchse? Mensch, es ist jetzt doch nicht Zeit zum Jagen! Und wann bist Du ein Jäger geworden? Du erscheinst mir immer räthselhafter!" Der Assessor lächelte. „Es ist ein besonderes Wild, dem ich nachjagt," erwiederte er — „doch davon später! — Weshalb hast Du mir nicht geschrieben, baß Du kommen, daß Du mich besuchen wolltest?" „Weshalb nicht? Weil ich Dich überraschen wollte," gab Sachs zur Antwort. „Ich Hoffle Dich in irgend einem Wirlhshause inmit ten der Philister zu finden und ganz still und unbemerkt wollte ich an Dich herantreten und Dir auf die Schulter klopfen. Ich habe mich im Geist schon auf Dein Gesicht gefreut, daß Du dann schnei den wolltest! Sieh, hätt' ich Dir meinen Besuch angemcldet, dann hätte Deine Wirthm aber einen großen Topf Kaffee bereitgehalten, und Du weißt, ich liebe den Kaffee — schwarzen Kaffee nur in ge wissen Fällen. Du hättest Dir den Kopf zerbrochen, wo ich schlafen sollte, und ich hoffe, wir werden die wenigen Tage, welche ich bei Dir bleiben will, gar nicht zum Schlafen kommen. Wir wollen ein mal wieder lustig zechen, sowie wir als Studeut gezecht haben. Nun sprich, Assessor, was ist das für ein Wild, welchen Du nachjagst?" Sie lagerten sich Beide auf weichem Moose im Schatten einer Eiche. Jahrelang waren sie unzertrennliche Freunde gewesen, als Knaben auf der Schule, dann als Studenten auf derselben Univer sität. Tolle Streiche hatten sie zusammen ausgeführt, bis das Le ben sie nach beendigter Studienzeit auseinander gerissen hatte. Hanf war Referendar und dann Assessor geworden, und der Ernst seines Berufes, die Nothwendigkeit der geregelten Thätigkeit, die mangelnde Anregung in der kleinen Stadt, dies Alles hatte ihn in wenigen Jah ren zum ernsteren Manne reifen lassen, während in Sachs, der nur zuck Vergnügen studirt und dann sogleich rin großes Gul seines Va ters übernommen hatte, der Uebermuth der Studentenzeit und der Jugend noch laut nachklang. Hanf erzählte ihm sein ganzes Herzeleid und die Bedingung, die Schnorr ihm gestellt hatte. „Also verliebt!" warf Sachs ein. „Ich konnte es mir fast den ken. Und ist Deine Geliebte hübsch?" „Ein Engel!" versicherte der Assessor. „Natürlich!" rief Sachs lachend. — „Einen Teufel würdest Dn Dir nicht zum Weibe aussuchen. Ich wollte eigentlich auch nur fra gen, ob Du das Mädchen wirtlich liebst oder ob Dich nur dic goldne Eigenschaft ihres Vaters verblendet hat. „Ich liebe sie," gab Hanf zur Antwort. — „Ich würde sie eben sosehr lieben, wenn sie eine Bettlerin wäre — ich kann ohne sie nicht leben, das empfinde ich mit jedem Tage mehr. Sachs, Du weißt, daß ich nicht zu den Lebensmüden gehöre, allein mehr als einmal ist mir in der letzten Zeit schon der finstere Gedanke durch den Kopf gefahren, diesem peinigenden Zustande durch eine Kugel ein Ende zu machens" „Mensch — Assessor, bist Du toll!" unterbrach ihn Sachs. „Wenn Du Dich richtig triffst, so kannst Du die Thorheit nie wie der gut machen. Dazu hast Du immer noch Zeit genug, wenn Hed wig — so heißt doch Deine Geliebte — längst Deine Frau ist und wenn Du ihrer überdrüssig gcwvrden bist. Nur den Kopf nicht sin ken lassen, Freund. Der Alte muh dar Mädchen hergeben!" „Er ist unerbitterlich," versicherte Hanf. (Fortsetzung folgt.)