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Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sie beul ehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 'vierteljährlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — Jnsertionszebühren für den Raum einer gespaltenen Cvrpuszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 76. Freitag, den 13. November 1868. T a q e s g e s ch i ch t e. Wilsdruff, dcn 13. November 1868. Wir verfehlen nicht, bierdurch noch besonders auf die nächsten Sonntag Vormittags 9 Uhr in hiesiger Stadtkirchc stattfindenden feierlichen Handlungen, (Ordination, Einweisung und Antrittspredigt des Herrn Diaconus Ficker,) aufmerksam zu machen. Der auch bei uns in der Nacht vom Sonntag zum Montag massenhaft gefallene Schnee, hat in Gärten und Wäldern vielfachen Schaden angerichtet, indem durchs die bedeutende Last deS Schnees die Neste von den Bäumen heruntergebrochcn und selbst stärkere Bäume zerknickt worden sind. — E Kemnitz. Seit der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ha ben wir hier und in der Umgegend ununterbrochenen Schneefall. Der Schnee liegt bereits in solchen Mafien, daß Verkehrsstockungen auf den Bahnen re. eingetreten sind. Die Vegetation dürfte vielfach davon betroffen worden sein, da durch die bedeutende Last des Schnees in den Anlagen und Gärten unserer Stadt vielfach die Neste von den Bäumen heruntergcbrochen und selbst stärkere Bäume geknickt worden find. Ebenso hat der auf dcn Dächern der Häuser über Fußhohe lagernde Schnee, welcher durch das Thauen den ganzen Dag über in die Straßen herabstürzte, an mehreren Häusern die aus Zink gefertigten Hauben der Dachfenster abgedrückt und mitge nommen. Auch Personen sollen mehrfach Lontusionen durch herab- sallende Lchneelawinen erlitten haben. Annaberg, 10. Nov. Die ältesten Leute erinnern sich nicht, so rasch wie diesmal in den Winter hineingckommen zu sein. Am Sonnabend war die Flur nur etwas weiß angehaucht, am Sonntag und Montag siel aber so viel Schnee, daß er bereits einige Ellen hoch liegt. Da warmes Wetter dabei ist, so wird der Verkehr nicht wie sonst durch den Schneefall begünstigt, sondern geradezu gestört. Lößnitz, 10. Nov. Der erste Schneefall innerhalb dreier Tage war so ungewöhnlich stark, daß die mächtigen Schneemafien die Post ans Stunden aufhielt,. das Wasser der Mühlgräben dämmte und nicht wenige Garten- und Fvrstbäume zerbrach. Mehrere Bewohner der Stadt, welche an Häusern vorüber gingen, wurden wider Erwarten von herabstürzenden Schneemaficn überschüttet und einige mehr oder minder dadurch beschädigt. Emgetretcncr Regen scheint den Schnee in Wasser verwandeln zu wollen. Oberwiesenthal. Die 47 Jahr alte Ehefrau des Tagelöh ners Heidrich ist am 7. Nov. Vormittags im hiesigen Armenhause mit ihren ü Kindern, 22, 17, 10, 8 und 2 Jahre alt, in krankhaf ten Zuckungen bewußtlos am Boden liegend gefunden worden. Der kleinste, 2jährige Knabe ist gestorben und der 8jährige hat sich bereits erholt; die übrigen sind noch im bewußtlosen, wahrscheinlich unrett barem Zustande. Die Ofenklappe war verschlossen, infolgedessen sich Erstickung durch Kohlendampf annehmen läßt; doch deutet auch Ei niges auf möglicherweise vorliegende Vergiftung. Bei einem Feuer in der Gegend von Meißen befahl kürzlich ein Bauer, zwischen Wohnhaus und Scheuer die Backtröge zu stellen, da mit das Feuer von letzterer nicht das Wohnhaus ergreife, der Wind sich drehe. Seine älteste Tochter mußte dabei, um sich Kraft zur Arbeit zu verschaffen, ein Gesangbuch unterm Arm tragen. Neber diesen Aberglauben, welcher eine werkthätigere Anstrengung verhinderte, verbrannte dein Bauer das Vieh im Stalle. Infolge der Erdrutschungen, welche bei Striegis an der Leip zig-Nossener Bahn der Bahnkörper durch den anhaltenden Regen er litten hat, war die Strecke zwischen Dobeln und Roßwein am 9. Nov. nicht fahrbar. Von Neujahr ab erhalten die Soldaten die Löhnung nach Mo naten bezablt, dabei wird auf die Anzahl der Tage eines Monats keine Rücksicht genommen werden. Die Auszahlung erfolgt in drei Raten. In der Nacht vom 5. zum 6. Nov. brannten in Pappendorf bei Hainichen die dcn Herren Ziegler und Berger gehörigen Güter Güter vollständig nieder. Wie nian vernimmt, soll wenig gerettet worden sei». Ein Gewerbsmann in Dresden hatte einem andern Gcwerbsmann die Bezahlung einer Rechnung verweigert, weil er dieselbe im Vcr- hältniß der Beschaffenheit der gelicsertcn Arbeit für zu hoch kielt. Darauf schrieb ihm der Letztere: „Bitte bald zu zahlen, sonst muß ich die Forderung der gewerblichen Schutzgcmcinschaft übergeben." — Ersterer war nicht Willens, durch diese Androhung auf sich'einwirken zu lassen ; er verklagte den Briefschreiber und trug auf dessen Bestraf ung an. Das Gericht verurtheilte den Letzteren auch wirklich wegen unerlaubter Selbsthilfe nach Art. 247 des Strafgesetzbuchs zu einer Geldbuße von 1 Thlr. und zur Ab- und Erstattung der sämmtlichen Untersuchungskosten,, indem eS aussprach: „die obige Androhung sei um deswillen als eine unerlaubte Selbsthilfe anzusehe'n, weil damit ein vermeintliches Recht mit Umgehung der noch gar nicht angcruscnen obrigkeitlichen oder richterlichen Hilfe eigenmächtig verfolgt 'würde — denn Niemand könne gezwungen werden, seine rechtlichen Angelegen heiten der schiedsrichterlichen Einmischung einer mit obrigkeitlicher oder richterlichen Gewalt keineswegs ausgestatteten Schutzgenvssenschaft unterwerfen zu lassen. Beim Bezirksgericht Mittweida ist ein bekannter Schwindler, der wegen Betrugs wiederholt mit Arbeitshaus und Zuchthaus bestrafte Bergarbeiter Fischer aus BräunSdorf, der sich neuerdings unter dem Titel eines „Berginspectors" in Sachsen und in den benachbarten thüringischen Ländern bis nach Frankfurt a. M. herumgetriebcn, und als solcher im dunkelgrünen Uniformrockc, mit schwarzem, goldge stickten Kragen, rvthen Paspoil und vergoldeten Knöpfen mit zwei Bergwerkshämmern ausgetreten ist, zur Haft gekommen. Fischer hat nämlich in Freiberg gedruckte Jnterimsschein'e einer gar nicht erifti- rendcn Gewerkschaft „Vereinigt Feld bei Teplitz" vertrieben, dabei aber sich, sofort 5 Thlr. Zubuße pro V»« Kur zahlen lassen. Die Scheine find unterzeichnet „die Inspektion der nordböhmischen Silber- baugesellschaft. L. Fischer" und ein darunter befindlicher Ltempelab- druct führt die gleiche Inschrift. Das Bezirksgericht Mittweida fordert diejenigen, welche durch Ankauf solcher Jnlcnmsscheine von Fischer betrogen worden sind, aus, ihm Mitthcilung zu machen. In Dresden wurde durch die Schwere des in der Nacht vom Sonntag zum Montag gefallenen Schnees zwischen dem Leipziger und dem schlesischen Bahnhofe eine Telegraphenstange umgcrisscn, so daß die Drähte kaum 2—3 Ellen über die Fahrstraße hingen. Obwohl nun bei Ankunft der Züge um 11 Uhr die Droschken- und andern Klitscher darauf aufmerksam gemacht wurden, ereignete es sich doch, daß ein Postillon, welcher den Warnungsruf wahrscheinlich nicht ge hört hatte, in die Drähte in vollem Trabe hincinfuhr, infolge dessen er selbst vom Bock seines Wagens geworfen lind das Dach des Letz teren abgerissen wurde. Zum Glück bat der Postillon eine Körper verletzung nicht erlitten. Aus Zwickau vom 9. Nov. wird berichtet: Der erst heute von Sckwarzenbcrg kommende Zug ist von einigen durch den masscnhasten Schnee niedergedrückten Eichen, welche auf der Bahn lagen und erst beseitigt werden mußten, eine Stunde lang aufgchalten worden. Auch außerdem werden von hier und Umgegend vielfache Beschädigungen der Bäume durch die bedeutende Schneelast gemeldet. Geyer, 9. Nov. Seit gestern früh fällt hier und in der Um gegend massenhafter Schnee ununterbrochen, so daß er stellenweise ellenhoch liegt. Ist er auch sehr wässerig und steht sonach noch nicht zu erwarten, daß wir schon jetzt völlig cinwintern, so hat er doch heute die Ankunft der Posten um 3 und bcz. 4 Stunden verzögert. Im Königreich Sachsen sind 34 Städte vorhanden, in welchen sich Gasanstalten befinden. Diejenigen zu Leipzig und Freiberg stam men bereits aus den vierziger, 19 ändere aus den fünfziger Aahrcn; 12 der Anstalten sind städtische. Die größten sind die zu Dresden (180 Mill. Kubikfuß Jahresproduktion, 38,861 Flammen) und Leip zig (155 Mill. Kubitfuß Jahresproduktion, 44,560 Flammen), zu Ehcmnitz, Plauen, Glauchau, Zittau, Zwickau. Der Betrieb ge schieht mcistenthcils mit.sächsischen, thcilwcis aber auch mit schlesi schen und englischen Ko bleu, auch mit Holz. Sachsen hat 22 Städte mit mehr als 7ö0t) Eulwohucr». Dieselben sind bis auf cinc(Zscho-