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Die Vereinigten Sraalcn sind prompt wie Kaufleuu'. Lie waren ! die ersten, welche das neue Spanien förmlich anerkannten. Sie sind aber auch speculativ wie Kaufleute; denn sie stellen ihren Preis: die Insel Cuba. Da Spanien in grösster Geldklemme steckt und alte Lassen leer sind, so gelingt vielleicht ihre Speculation; denn gut zahlen wollen sie. (Ein Zeitungsgerücht will wissen, Habannah habe sich unabhängig von Spanien erklärt, also eine Revolution aus eigne Faust gemacht.) Eine echte Spitzbubengeschichte. Non Friedrich Friedrich. (Fortsetzung.) „Er ist hieb- und stichfest," warf Siebold lächelnd ein. „Kaun sein," bemerkte der Apotheker, „die Spitzkugeln meines Revolvers würden ihm dennoch unangenehm die Haut durchbohren Glauben Sie mir, meine Herren, Rose ist ein ganz gewöhnlicher Spitzbube, der die Furcht der Bauern benutzt und deren Dummheit lind Kästen ausbeutet. Weshalb kommt er nicht in die Stadt? Ich sage Ihnen, ich würde mich über seinen Besuch freuen— er wird sich indeß hüten." „Mit Verlaub meine Herren," nahm der Fremde, indem er sei nen Stuhl ein wenig näher rückte, das Wort. „Ich höre soeben, daß Sie über Rose sprechen; er soll ja in dieser Gegend jetzt sein Un wesen treiben. In einem Punkte irren Sie indeß —- Rose ist einer der schlauesten Spitzbuben, welche je des Nachts den Leuten das Geld aus dem Kasten geholt haben. Fast unwillig blickte Häberlein ihn an. Womit wollten Sie das behaupten?" fragte er kurz. „Ich bin in der Gegend von Herzberg daheim," erwiederte der Fremde, „und auch dort hat er sich mehrere Wochen aufgehalten. Er hat dort Thaten ausgeführt, welche ihm so leicht kein Zweiter nachmacht." „Er ist ein frecher Verbrecher, mehr nicht," warf der Apotheker ein. „Auch seine Stunde wird schlagen, und dann wird er Halseiscn tragen lernen." „Er hat cs verdient," fubr der Fremde fort, „ich bin wahrhaf tig fein Freund nicht, allein geschickt fängt er seine Streiche doch an. Der Gerichtsamtmann in meiner Gegend sprach auch gering von ihm und lachte über diejenigen, welche sich fürchteten — in der näch sten Nacht wurde dem Herrn die Käste, welche er verwaltete, sein Geld, seine Silbersachen und seine sämmtliche Kleidung gestohlen, und das Alles aus dem Zimmer, neben welchem en schlief. Es war ihm nicht einmal eine Hose und ein Rock übrig geblieben, so daß er sich beides leihen mußte, um das HauS verlassen zn können. Das Zeug fand sich freilich einige Tage später im Walde wieder — das Geld nicht." „Und Sie sagen aus dem Zimmer, neben welchem der Gerichts amtmann geschlafen?" fragte Schnorr ängstlich. „Aus dein Zimmer nebenan," versicherte der Fremde. „Herr Schnorr," rief Siebold lachend, „ich wette, daß Sie von beute an Ihre Schätze in Ihrem Bette verbergen! Wenn Sie nur nicht zu hart auf Ihren Geldsäckcn liegen!" „Und wenn er den Gcrichlsamtmann selbst gestohlen hätte, so fürchte ich mich dennoch nicht!" rief Häberlein. „Meine Herren ich rcnommire wirklich nicht und wünsche, daß er mir einen Besuch ab- slatten möge, — es würde vielleicht sein letzter sein!" „Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!" rief Mensel. Häberlein lachte. „Warum nicht?" warf er ein. „Ich möchte den Menschen einmal sehen," sprach Schnorr. „Fünf Thaler würde ich dafür geben. Einige sagen, er sei ein gro ßer wilder Mensch, andere er sei klein und halb verwachsen — wer hat nun recht?" „Ich will Ihnen sagen wie er aussieht," erwiederte der Apothe ker. „Denken Sie sich irgend einen rohen, halbzerlumpten Kerl mit echtem Gaunergesichte, rvther Nase, aufgeworfenen Lippen, kleinen stechenden Augen und rothen Haarem Das wird so ziemlich stimmen. „Nicht ganz," warf der Fremde lächelnd ein. „Haben Sie ihn vielleicht gesehen?" fragte Häberlein, über den Widerspruch unwillig. „Ich habe ihn gesehen," erwiederte der Gefragte. „Erzählen Sie — wie sicht cr aus?" ricf Schnorr. — Selbst Siebold richtetcte eine Aufforderung an ihn. Die in dem Zimmer noch anwesenden Gäste traten näher heran und schlossen nm den Fremden einen Kreis. Das Gespräch inieres- sirte sie ja Alle. Der Fremde nahm aus dem vor ihm stehenden Bierglas erst einen tüchtigen Zug und begann dann in ruhigster Weise: „Es mögen ungefähr 8—10 Wochen her jein. Der Mensch, der Rose, trieb, wie schon gesagt, in dcr Gegend von Herzberg sein We sen. Ich hatte Viet von ihm gehört, von feinen Streichen und seinem Aussehen. Auch dort sagten die Einen, er sei groß, wild und vollbärtig, die Andern er sei klein und habe einen Höcker, Alle schrieben .ihm eine außerordentliche Kraft und Gewandtheit zu und die Meisten glaubten fest, cr stehe mit dem Bösen im Bunde. Mich führt mein Beruf viel auf der Landstraße umher. Ich will gestehen, daß ich mich wenig vor Rose fürchtete, weil bei mir nicht viel zu ho len ist, dennoch legte ich mir diesen handfesten Stock zu, um zum wenigsten etwas gerüstet zu sein, wenn mir etwas begegnen sollte. Ich kam von Andreasberg hinüber und ging nach Herzberg. Es war ein warmer Tag, ich verließ deshalb die Landstraße und schlug ei nen durch das Holz und über die Berge führenden Fußweg ein. Derselbe ist zwar beschwerlicher als die Landstraße nnd schwer zu finden, allein er ist ein gut Theil näher und ich kenne dort jeden Weg und Steg. Eine ziemliche Strecke war ich schon auf diesem Wege gegangen, als ein junger, großer, schlank gewachsener Mann mich einhvlte. Es schien ein Jäger zu sein, denn cr trug einen kurzen grüncn Jägcrrock und eine Büchse über die Schulter. Zwar war die Kleidung nicht ganz dieselbe wie die der Jäger dortiger Gegend, er konnte indeß fremd sein; — mir fiel es kaum auf. Es war ein hübscher Herr. Große dunkle Augen steckten ihm im Kopfe, über die Lippen trug cr einen kleinen schwarzen Schnaüzbart. Er grüßte mich freundlich und fing ein Gespräch mit mir an. Mir war es recht in Gesellschaft zu gehen. Wir unterhielten uns vortrefflich und er fragte mich nach diesem und jenem. Als wir ans jeinem Berggipfel anlangten, wo wir eine herrliche Fernsicht hatten, ließen wir uns auf seinen Wunsch nieder. Ich theilte mit ihm das einfache Frühstück, welches ich in dieser Tasche hier bei mir trug, und es schien ihm zu schmecken. Er war so lustig, daß er oft laut auflachte und seine Stimme im Walde wiederhallte. Als ich mich endlich erhob, um weiter zu eilen, stand er zwar auf, allein cr sagte nur, daß er mich hier verlassen müsse. Er reichte mir die Hand zum Abschiede und schüttelte die meine fest. „Ans Wiedersehen," ricf er. „Und damit Sie wissen, wer Eie be gleitet hat," fügte er hinzu: „ich bin Rose!" „Und cr war es wirklich?" rief Schnorr erstaunt. Der Fremde nickte bejahend mit dem Kopfe. „Pah, Sie Hal irgend ein lustiger Jager zum Besten gehabt!" warf der Apotheker spottend ein. „Es ist übrigens ein ganz hübscher Witz von dem Jäger, zumal da Sie ihm geglaubt haben!" Der Fremde zog die Braunen zusammen. „Herr," ricf cr, „ich habe mich damals weder zum Besten ha ben lassen, noch bin ich gesonnen es heute zu dulden! — Wenige Tage später wäre der gefürchtete Verbrecher um ein Haar in Herz berg durch eilten Bürger fcstgenommen, als er Nachts mit dem Aus kramen seines Secretärs beschäftigt war, und jener Bürger schilderte ihn ebenso wie ich, und seine Beschreibung ist wörtlich zu Protocoll genommen — es mußte denn sein, daß auch jenen Bürger der Jäger zum Besten gehabt habe!" Häberlein preßte die Lippen fest aufeinander. Man sah ihm den stilleis Aerger an. (Fortsetzung folgt.) (Eingesandt.) Geehrter Herr Redacteur! Bei Lesung Ihrer letzten Nummer habe ich mich gefreut über den Aufsatz: Die Kirchenvorstandsbc- rathungen zu Wilsdruff betreffend. Ich dachte, es ist doch schön, wo das Gesetz richtig verstanden wird und wo gesetzlicher, parlamen tarischer Sinn geweckt, gehegt und gepflegt wird. Solche Aufsätze sind geeignet auch auf dem Lande den politischen Sinn zu Wecken. Zugleich entstand die Frage in mir, wie viel Sitzungen sind in Grumbach gehalten? und wer ist Bauvorsteher? Grumbach, im October 1868, kurz vor der Kirmeß. Ihr ergebener Schimmelpfennig. Bekanntmachung. Vom 1. November dieses Jahres an wird bei der hiesigen städtischen Sparkasse nicht mehr, wie bisher, von 8 bis 11 Uhr Vormittags und 2 bis 5 Uhr Nachmittags, sondern von 8 bis 11 Uhr Vormittags und 1 bis 4 Uhr Nachmittags expedirt. Die Sparcafsentage — Dienstag und Freitag — bleiben unverändert. Wilsdruff, am 19. October 1868. Der S t a d t r a t h. Kretzschmar. KalVwoüne Jeh- L Jacken - Aekerzugßojfe U' 'E" Oarl LirsoNt in 'Wilsdruff.