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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.05.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080509020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908050902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908050902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-09
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
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Amtsblatt des Rates und des Rolizeianrtes der Ltadk Leipzig. Anzeigen-Prei- für Jnferale au» Leipzig uno Umgebung di» 6gelpa!tene Petitjeile 25 Pi-, stnanziell« Antigen 30 Pi., Reklamen IPi.; von aulwärr» 8V Pf., Reklamen 1.2V M-: »omAutlandSVPs., finanz. Anzeigen7üPf., Reklamen 1.L0 M. Inserate v. Behörden i: amtlichen Teil 4V Ps. Beilagegebübr 5 M. p. Tausend erkl. Post gebühr. <Seschäst»an»eigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Torii Fester!eilte Aufträge können nicht zurück- ae»ogen werden, »ür da» iLrscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen Anzeigen-Annahme: Auguftutplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» » Expeditionen de» In- und Au»londe». Haupt-Siliale Berlin: Sari Duniker, Herzog!. Paar. Hosbuch- handlung, Lützowstraße 10. (Telephon VI, Nr. 4603). Haupt-Siliale Lreödeu: Eeeslratze 4,1 (Telephon 4621). Sonnabend 9. Mai 1908. 182. Jahrgang. Das wichtigste vsZn Tage. * Ter Bund der Landwirte im Königreich Sachsen hält seine Kreisversammlung am 17. Mai in Zwickau ab. fS.Ttschs. R.s * Die Haftentlassung Fürst Eulenburgs wurde ab- gelehnt. (S. Neues a. a. W.j * Tie b ach rischen Bischöfe haben eine gemeinsame Zen tralstelle gegen modernistische Zeitungen usw. ein gerichtet. (S. Ttschs. R.s - * Die „neue Pa.tei" um Barth hat sich formell konstituiert. (S. Dtschs. R.s * Der französische General st ab und die Offiziere dreier Armeekorps werden Mitte Juni die N o r d o st g r c n z c bereisen. (S. Ausl.) Fnrsteirtage. Kleine Impressionen. * Wien, 8. Mai. Ein großzügiges, geschlossenes Bild davon zu geben, das ist im Augenblicke ganz unmöglich. Noch llingen diese letzten Tage im Ohre, das Auge ist noch geblendet von dieser Buntheit und Mannigfaltigkeit und das Gemüt in Vibration von riesen starken Eindrücken. Aniangs hatte man sich bas Ganze als eine bloße höfische und politische Ange legenheit vorgestellt, dieses huldigende Erlcheinen der deutschen Bundes fürsten vor Kaiser Franz Josef, als eine ausschließliche Angelegenheit der Hohen Herren und der Diplomaten, wobei liir alle Nichibeschältigteii, für das Publikum, für das Volk nur die übliche Stalistenrolle des spalierbildenven Zuschauers übrig bleiben würde. Aber als dann die Sache Leben und Plastik gewann und m Fleilch und Blut an uns voriiberzog, da wurden alle unversehens mitgerisscu, und feder einzelne, der Mißvergnügteste und Miselfüchtigste, wurde zum Teilnehmer an dieser fürstlichen Huldigung. Auf einmal war es keine höfische und diplomatische Angelegenheit mehr, sondern eine lebendige Herzenssache dieser Stadt. Bis zum Dienstag verharren die Straßen im Tempo des Alltags. Am Nachmittag kommen die ersten Fahnen und Zierrate zögernd zum Borschein. Aber die eigentliche Ausschmückung fänal mit dem schönen Wetter an, das sich jetzt nach endlosen mißmutigen Negenwochen pünkt lich einfindet. Am nächsten Bormittag liegt lchon ein plötzlich auf geflammter, heißer Frühling über der Stadl, eine baranguierle sonnen helle Daseinsfreude, die einem dieses wohlbekannte Straßenbild immer wieder neu, jung und begehrenswert erscheinen läßt. Jetzt regt es sich überall wie mit tausend Händen; da wird geputzt, gestrichen, gehämmert, und bald entfaltet sich eine flatternce Konkurrenz von Fahnen und Flaggen aller Größen und Farben. Schwarrgetb und Nolweiß dominieren natür lich, dazwischen sieht man oft die Farben des Deutschen Reiches und der Bundesltaaten, und an manchem Balkon auch sehr hübsche und sinnvolle Kompositionen von Oesterrelchrsch-Ungarisch und Reichsdeulsch. Die elektrischen Kandelaber, die schon in gewöhnlichen Zeiten zierliche Blumen körbe tragen, ziehen heute ein Festlleid aus Reisig und Fabnemtosf an, und dazu kommt noch als das Beste das überall erwachende Grünen und Blühen der Alleen und Parke. Wien ist ja überhaupt eine Stadt, die sich erst gar nicht besonders zu schmücken braucht, wenn sie jemanden festlich empfangen will, zumal an einem solchen jungen Frühlingstag. Die erwartungsvollen und animierten Menschenmassen, die sich langsam und bewundernd durch die innere Stadt und über die Ringstraße be wegen, das ist vielleicht der hübscheste und herzlichste Festschmuck. Die Offiziere geben blank und in neuen Wafsenröcken, die Herren tragen jrifchgebügelte Zylinder und Ueberzieher, und die Damen haben ihre neuesten und größten Hüte und ihr kokettestes Lächeln ausgesetzt — so schmückt und feiert jeder nach seiner Weise .... Aber es war offenbar zu viel Schönheit und Freude, und zur Strafe steigen schon über dem Kablenberge tunkelgraue Wolken auf, und nachmittags regnet eS schon. Nicht in Strömen, aber doch stark genug, um Fahnen und Reisig, Gemüter und E> Wartungen ziemlich herabzustimmen. Der Sturm fährt durch die Gassen, dann blitzt und donnert es noch, was einen seltsamen Kontrast zu dem Festschmuck bildet. Auch die Empfänge der BunkeSsürsten fallen nicht ganz so festlich und programmäßig aus, wie man sie vorher genau berechnet hatte. Als Erster ist der Pnnzregent Luitpold eingetroffen, inkognito, soweit daS bei eineni so lieben, alten Bekannten unierer Stadt überhaupt möglich ist. Im Lause des Nachmittags und des AbendS kommen dann die anderen BundeSsürsten an: auf dem Wcstbahnbof der König von Württemberg und der Großherzog von Baken, und vier Stunden später am anderen Ende der Stadt der Großherzog von Sachlen-Weimar und der Fürst zu Lippe-Schaumburg und zuletzt die Großherzoge von Mecklenburg- Schwerin und Oldenburg und der Bürgermeister von Hamburg, Dr. Burckarv, der Berlreter der freien Hansestädte. Für diesen ernsten, swlichicu Herrn im dunklen Zivilkleide fällt nicht der wenigste Teil der öffentlichen Aufmerksamkeit ab, schon deshalb, weil er der erste bürger liche Gast der Wiener Hofburg ist. Gleichsam aus einem nassen, einem trockenen Auge blickt der Donnerstag, der Tag der Huldigung, und dieser unberechenbare Wechsel von Schön und Regen bringt mancherlei Unordnung in das Programm, aut dem zunächst die Ankunft der letzten BundeSiürsten steht: Kaiser Wilhelms und des Königs von Sachsen. Da ich in der Nähe deS Augartenpalais wohne, in dem König Friedrich August als Gast seiner Schwester Erzherzogin Maria Josepha abgestiegen ist, hatte ich Gelegen heit, ihn im Lause diese« Vormittags mehrere Male zu sehen. Zuerst zeittig morgens, als er inkognito und im Zivilkleide vom Nordwest bahnhose in Gesellschaft seiner Schwester und seines Neffen Erzherzogs Karl Franz Josef kam. Eine Stunde später sah man die liebens würdige, jugendlich blonde Erscheinung des Königs schon in der grauen MarschallSuniform aus dem Palais fahren, und zur Mittagsstunde be gegnete ich ibm wieder auf dem Wege nach Schönbrunn. Dorthin konzentriert sich das Interesse deS ganzen Tages. Der imposante Einzug der beiden Kaiser, der Kaiserin Auguste Viktoria und der beiden kaiserlichen Kinder findet gerade während einer glücklichen Regenpause in offenen vierspännigen Wagen statt, während die BundeSsürsten in geschlossenen Equipagen zur Huldigung vorfahren, mit Ausnahme des Königs von Sachsen, der, unbekümmert um den düsteren Himmel und den Sprühregen, glanzend gelaunt im offenen Wagen sitzt. Der bedeutungsvolle und herrliche Akt der Huldigung selbst, der sich jetzt dort droben abspielt, entzieht sich allen profanen Blicken. Aber man kennt diese Gemächer längst auS den Schilderungen und kennt auch daS sorgfältig berechnete Programm und mit der Uhr in der Hand kann man im Geiste die Vorgänge fast auf die Minute genau verfolgen. Jetzt werden die elf BundeSsürsten vom Ober- zeremonienmelster in das Rosazimmer geführt, da« seinen Namen von dem landsckastsbildendcn Maler Rosa hat. Hierher wird Kaiser Wilhelm durch ein Spalier von Leibgardeoifizieren geleitet und er tritt in die Mitte der BundeSsürsten, die sich nun unter seiner Führung in das Maria-Antoinette-Zimmer begeben, wo sich Kaiser Franz Josef bereits eingesunden bat. Die Ansprache des deutschen, der Dank deS öster reichischen Kaisers, der Cercle, das alles nimmt nur wenige Zeit in Anspluch. Die ganze Gralulationscour hat blos zwanzig Minuten ge dauert, und ehe man sich's versieht, ist dieser historische bedeutsame Moment vorüber. Dieser mit Ereignissen und Bildern gesättigte Taz findet dann abends in der Serenade der Sänger Niederösterreichs seinen Schluß punkt oder vielmehr ein triumphierendes mächtiges Rufzeichen. Die grüne stilisierte Anmut des Schönbrunner Parkes hat ja schon manchem großen und stolzen Augenblick als Rahmen gedient, aber Wohl keinen von solch unvergeßlicher und ergreifender Symbolik. Das weite Rosen- und Blumenparterre, das sich zwilchen dem Schloß und der Gloriette ausdchnt, sonst die Domäne harmloser Spaziergänger und spielender Kinder, ist heute fast nicht wiecerzuerkennen. Zueisl liegt der Platz ganz still und leer da, in einer neuen, ganz eigentümlichen Schönheit. Eine halbe Stunde später ist er von Tausenden, tchwarz gekleideten Gestalten besetzt, die sich in respektvoller Ruhe nach Summen geordnet aufstellen. Auch oben, im ersten Stocke des Schlosses, wird eS lebendig; die Kronleuchter flammen auf, und bald sieht man, wie der Hof und die Suiten die Cercleräume betreten. Prunkende österreichische und deutsche Uniformen wandeln auf und ab, Toiletten, die von Silber und Bril lanten blitzen, und man kann immer nur erraten, vermuten, wer das sein mag. Nun setzt ein aus fünf Militärkapellen gebildetes Orchester mit dem EinzugSmarsch aus „Rienzi" ein und bald sind oben alle Fenster dicht besetzt. Im Mittelfenster des Spiegelzimmers steht Kaiser Franz Jofef; er trägt die deutsche MarschallSuniform, aber dennoch er kennt man ihn sofort, an der charakteristischen, leicht vorgebeugten Hal tung, an den jedem Oesterreicher vertrauten Konturen des sympathisch ehrwürdigen Kopfes. Jetzt ist er im Gespräche mit einer graubaarigen Dame, die ein Smaragddiadem trägt: die deutsche Kaiserin; ipäler mit einer energischen Erscheinung in österreichischer MarschallSuniform: Kaiser Wilhelm 11. Aber dann, wenn di- Sänger Oesterreichs Mon archen ihre Huldigung darbringen, wenn sie den erhebenden »Segens wunsch an den Kaiser" singen, tritt bas deutsche Kaiserpaar zurück und Kaiser Franz Jo'es bleibt allein beim Fenster und horcht andächtig dem ernsten Liere. Das ist ein Augenblick von einer fast wehmütigen Schönheit, die sich ins Ergreifende steigert, wenn der lange, endlose Zug der Sänger mit HeilrAsen und Hütewinken vorbeidesiliert. Die Kapellen spielen dazu einen Huldigungsmarsch. Aber das ist gar kein Marsch, sondern eine Vereinigung ces „Heil Dir im Siegerlranz" und der österreichischen Volkshymne, die schließlich in das „Oh Du mein Oesterreich" übergeht. Diese Töne, die mehr als Worte sagen, diese jubelnde und winkende Menge, und dort droben die Gestalt des greisen Kailers, der jctzt hinunter grüßt — das ist vielleicht das unvergeßlichste Moment der ganzen Huldigung. Die Sänger sind abmarschiert, alles Geräusch verklingt allmählich und der weile Platz liegt im ruhigen Glanze einer kühlen mondhellen Maiennacht da. Eine klare, tiefe Ruhe, die zum Grübeln verleitet. Was man da soeben erlebt hat, daS war doch ohne Zweifel ein großer historischer Moment, der in zwanzig Jahren in den Lehr büchern der Geschichte stehen wird als trockene knappe Tatsache, welche von den Schulbuben nebst der Jahreszahl auswendig gelernt wird, eifrig und gleichgültig, wie ein Krieg oder ein Friedensschluß, oder sonst irgendeine nüchterne Sache, die den Schulbuben nicht nahegebt. Rach zwanzig Jahren sieht nämlich alles ganz anders aus, als es war, und auch von der lebensvollen Herzlichkeit dieses Abends wird dann nichts übrig geblieben sein als eine Talsache und eine Jahreszahl oder höchstens die gelehrte Konstatierung eines historisch bedeutsamen und großen Momentes. Doch wenn man diese historischen großen Augen blicke in nächster Nähe selbst mitzemacht hat, dann weiß man, daß sie eigentlich genau so bang und wehmütig und menschlich beschaffen sind, wie die kleinen Privatangelegenheiten unserer Herzen. Ludwig Hirsch seid (Wien). Deutsches Reich. Leipzig, 9. Mai. * Ter Bund der Landwirte im Königreich Sachsen hält seine dies jährige Kreisversammlung am 17. d. M. im „Deutschen Kaiser" in Zwickau ab. Den Hauptvortrag hält der Landtagsabgeordnete Schrempf-Stuttgart, der über eie Krage: „Treibt der Bund der Landwirte einseitige Jnteressenpolitik?" sprechen wird. Die Wiederherstellung der Akropolis. Von Adolf Struck. Schon mit dem Aussterben des antiken Lebens hatte die Verwüstung der Akropolis begonnen. Waren für die Ausstattung Konstantinopels, für den Bau der Sophienkirche die Kunstjchätze Athens und keiner Burg geplündert worden, so war mit dem Einzug des christlichen Kultes in die heidnischen Tempel auch der ehrwürdige Parthenon zuerst in eine Kirche verwandelt worden. Das große Goldelfcnbcin-Standbild der Athena Parthenos, das bedeutendste Meisterwerk des Phidias, die Statue der Athena Promachos wurden nach Konstantinopel entführt, und auf der Akropolis, der nunmehrigen Residenz des Erzbischofs, wurde auf Kosten der antiken Bauwerke ein Bsichosspalast eingerichtet. Mit den häufigen Kriegen, die Athen zu bestehen hatte, und besonders seit dem 13. Jahrhundert war die Akropolis immer mehr zu einer Festung im engeren Sinne geworden, die mehrfach, nachdem die Unter- stadt langst in feindliche Hände geraten war, Belagerungen und Sturme nicht ohne erheblichen Schaden für alle alten Bauwerke auszuhalten berufen war. Lateiner, Katalonier und Aragonier waren nacheinander Herren der Burg geworden. 1387 zog auf ihr der reiche Florentiner Rainerio Acciajoli ein, unter welchem die Akropolis ein ganz anderes Aussehen erhielt. Sie war mit Wohnhäusern und sonstigen Gebäuden dicht besetzt; in den Propyläen wurde der Herrscherpalast mit der her- zoqlichen Kanzlei eingebaut, und im Südflügel erhob sich ein hoher, weithin sichtbarer Wachtturm, der sog. „Frankenturm", der bis zum Jahre 1875 bestanden hat. Unter Raincrios Nachfolger Antonio wurde der Palast in den Propyläen noch weiter ausgebaut und eine starke Mauer errichtet, die, von dem Burafelsen ausgehend, das damalige, aus nnr 1060 Häuser zusammenqeschrumpfte Stadtgebiet umichloß. ^458 nahmen die Türken unter Omar mit Sturm die Akropolis, die abermals erhebliche bauliche Eingriffe über fick ergehen lassen mußte. Rasch aufeinander folgten sich nun bis zur Neuzeit Ereignisse, die immer mehr einem Vernichtungskampse gegen die stattlichen Bauten des Altertums glcichkamen. Der türkische Kommandant zog in das fränkische Schloß der Propyläen ein, seinen Harem nahm das Erechtheion aus. Einige Jahre später ward aus der Parthcnonkirche eine türkische Moschee, an welcher an der Südwestecke ein Minarett angebaut wurde. In dem Mittelbau der Propyläen wurde ein Pulvermagazin ein- gerichtet, das ihm den Namen eines Arsenals des Lykurgos eintrug. Feuilleton. Was für eine schöne Sache es um die Philosophie ist! Alles, was man daran aussetzen möchte, ist, daß einem unter so vielen feinen Theorien die Wahl sauer wird. , Wieland. In dieses schlug 1645 der Blitz ein, zerstörte den Oberteil des antiken Hauses, und nun folgten sich rasch aufeinander verhängnisvolle Kata strophen. Die Pulverkammer scheint in dem kleinen Nike-Tempel ein gerichtet worden zu sein, der wahrscheinlich einem ähnlichen Schicksal wie die Propyläen zum Opfer fiel. Als bei dem drohenden Anmarsch der Venezianer im Jahre 1687 die Türken bedeutende fortifikatorische Bauten an der Burg unternahmen, wurde vor den Propyläen eine neue Bastion errichtet, und darin das ganze Material des Nike^Tempels verbaut, dann aber wurde durch die Herstellung der sog. „Serpentze- mauer" der ganze Südwestabhana der Burg mit dem Odeion des Hcrodes und der Eumeneshalle als Vorwerk in die Befestigungen ein bezogen. Als das venezianische Heer des Morosinis vor Athen eintraf, hatten sich die Türken in der Akropolis verschanzt. Am Parthenon waren große Pulvervorräte aufgefpeichert worden: ein Lüneburger Leutnant genießt den traurigen Rus, sein Geschütz darauf gerichtet und die Pulvermassen entzündet zu haben, wodurch der Parthenon, der dis da- hin allen Stürmen, allen Eingriffen der menschlichen Gewalt wider- standen hatte, einem Kartenhäuschen gleich in der Mitte auseinander- barst; unter seinen Trümmern kamen 300 Menschen um. Dies war am 26. September 1687 geschehen. Nach zwei Tagen räumten die Türken die Burg. Ein Verluch der Venezianer, die Mittelfiguren des west lichen Parthenongiebels zu entführen, mißglückte durch die Ungeschick- lichkeit ihrer Leute. Die Skulpturen fielen herab und zerschellten. Nack dem bald darauf erfolgenden Abzug der Venezianer setzten sich die Türken wieder fest auf der Burg, führten mit den Trümmern neue Bauwerke auf und bauten namentlich im erhaltengebliebenen Teil des Parthenon eine neue Moschee. Das Pulvermagazin wurde nun in das Erechtheion verlegt, andere Pulvervorräte wurden in einem türkischen Kuppelbau untergebracht, und vor dem Parthenon entstand eine neue Batterie. Aber die Zerstörung nahm mit Riesenschritten ihren Fort gang. Der französische Botschafter Choiseul-Gouffier holte 1787 von dem Parthenon eine Friesplatte und einige Skulpturenstücke herab und ließ sie nach Frankreich schaffen; 180" gelang es Lord Elgin, den Parthenon seiner kostbarsten Skulpturen -u berauben: 16 Metopen, 56 Friesplatten und ein Dutzend Giebelfiguren, ferner eine Karyatide der Korenhalle vom Erechtheion, 4 Friesplatten vom Nike-Tempel wanderten mit anderen Kunstwerken aus der Unterstadt nach London. Sie waren für 36000 Pfund erstanden worden. In dem griechischen Befreiungskriege kapitulierte die Burg im Juni 1822; Odysseus, der Befehlshaber der Griechen, errichtete an der Nordwestecke des Burg- platcans eine starke Bastion und verschanzte sich auf der Akropolis, als das türkiich Heer Reschid Paschas die Burg ins Kreuzfeuer nahm. To- mals stürzte ein Teil des Erechtheions mit der Korenhalle ein, auch das Thrasyllosmonument wurde beschädigt. Die Griechen mußten schon im Mai l827 kapitulieren, und fortan, bis zur Begründung des jungen Königreichs im Jahre 1833, waren wieder die Türken die alleinigen Herren der Akropolis. Als nun die Burg am 1. April 1833 von den Mohammedanern ge räumt wurde und die bayrischen Truppen König Ottos einzogen, bot dieselbe einen jammervollen Anblick. Unzählige fränkische und türkische Bauten, Zisternen, Mauern und Bastionen hatten die Burgfläche be deckt; sie verdeckten die antiken Bauwerke, um welche sich hohe Schutt massen angesammelt hatten. Da begannen mit einem Schlage jene, glücklichen Bestrebungen, die das Volk und die leitenden Kreise erfaßt hatten, und die darauf hinzielten, der Akropolis ihr altes Aussehen wiederzugebcn. Schon 1834 war der Plan gereist, und cs erfüllt uns mit einem gewissen Stolze, daß gerade die Initiative und die Förderung des großen Unternehmens von deutschen Männern auszing. Leo von Klenze, der deutsche Architekt,Z>er von König Otto nach Griechenland berufen worden war, um die Stadtpläne der neuen Residenz, die von Nauplia nach Athen verlegt werden sollte, zu prüfen, hatte als erster die Entfestigung, Säuberung und Restauration der Akropolis vorgejchlagen. Im September dieses Jahres konnte^KIenze seine Arbeiten beginnen. Der Wiederaufrichtung der ersten Säulen- trommel wohnte der junge König im Parthenon bei, der mit Myrren und Oelzweigen festlich geschmückt worden war. Als aber Klenze kurz darauf Athen wieder verlassen mußte, hinterließ er in drei Schrift stücken seine Ansichten über das große Projekt, worin er in scharf sinniger Weise, auch vom ökonomifchcn und künstlerischen Standpunkte, eine Grundsätze entwickelte; wir feyen mit Befriedigung schon daraus, daß Klenze ein Hauptgewicht auf die Entfernung der nachantikcn Bauten egte und trotz aller Nekonstruktionsversuche doch auf der Wahrung des Charakters einer malerischen Ruine bestand. An diesen Grundsätzen ist im wesentlichen bis auf den heutigen Tag sestgehalten worden. Ludwig Roß setzte 1835 das schöne Werk mit großem Eifer fort.' Er ließ die Bastion im Aufgang von den Propyläen abbrechen, brachte hierbei die Bauglieder des Niketempels ans Tageslicht und unternahm die denk würdige Arbeit der Wiedcrausrichtung des zierlichen Tempels an seiner ursprünglichen Stelle. Sein Verdienst ist es, wenn die Burg am 30. März 1835 von den bis dahin in den dortigen Gebäuden unter gebrachten Soldaten geräumt wurde und wenn die Akropolis von nun an ausschließlich der archäologischen Verwaltung überwiesen wurde. Sein Nachfolger Pittakis setzte von 1836 ab die Säuberung der Propy läen fort und begann die Arbeiten am Erechtheion. Aus dem Schutt wurden hier die zwei in Stücke zerbrochenen Karyatiden hervorgezogcn und nach ihrer Zusammensetzung durch den Schweizer Bildhauer Jmbos wieder aufgestellt. Als treue Mitarbeiter standen ihm die beiden deut schen Architekten Schaudert und Laurent zur Seite. So war es ihm möglich geworden, auch einen Teil der Südwand des Erechtheion? wieder aufzubauen und drei Säulen der Nordhalle auszurichten. lind gleichen Schritt mit diesen Unternehmungen hielten die jebt auf der Bnrgböl'e vorgenommenen Ausgrabungen. Als 1842 ein Teil der Moschee im Parthenon einstürzte, begann man mit dem Abbruch derselben, so daß der ehrwürdige Tempel, bis aus das Minarett, das bis aus unsere Tage noch steht, von allen ihn entstellenden An- und Zubauten befreit wurde. An der Nordseite wurden ferner zwei Säulen aufgcbaut und in der Folge die Eellawände. so gut es sich noch machen ließ, acstükt und teil- weite wieder ausgerichtct. Ergänzende Arbeiten vollendeten das Werk von Roß an dem Niketempel, worauf zur Entfernung des Pulver- 1 magazins aus dem Erechtheion geschritten wurde. Tie Arbeiten am
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