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290 machte. Meier soll zu dieser That dadurch veranlaßt worden sein, daß sich die Koch auf Wunsch ihrer Eltern seit einiger Zeit von ihm losgesagt hatte. Meier erfreute sich durchaus keines guten Rufes und wurde derselbe früher wegen unsittlichen, Aergerniß erregenden Gebührens mit 2 Jahren Arbeitshausstrafe belegt. Am 5. d. M. früh nach 4 Uhr hat der in Warnsdorf statio- nirte k. k. österreichische Gensdarin Wenzel Fischer zuerst seine Ge liebte, das 23jährige Schänkmädchen Sophie Körner von Neuschönau, gebürtig aus Kratzau in Böhmen, und dann sich selbst mit seinem Dienstgewehr durch die Brust geschossen. Beide sind zwar noch lebend in das Krankenhaus zu Warnsdorf gebracht worden, doch soll ihr Zustand hoffnungslos sein. Als Motiv der That, welche wenige Schritte von der Landesgrenze auf böhmischem Territorium geschah, wird Furcht vor wegen Dienstvernachlässignng rc. zu erwartender Strafe bezeichnet und soll das Mädchen das Verlangen ausgesprochen haben, mit ihrem Geliebten sterben zu wollen. Wurzen, 10. September. Gestern Nachmittag sind in Voigts- hain die Gebäude der Gutsbesitzer Thomas und Krüger, des Wirth- schaftsbcsitzers Weiße, der Hausbesitzer Seidel und Linke und das Wohnhaus und der Stall des Gutsbesitzers Steinert, zusammen 14 Stück bis aufs Mauerwerk nicdergebrannt. Das Feuer ist in der Scheune des Thomas muthmaßlich durch Brandstiftung entstanden und ein der Brandstiftung dringend verdächtiger und flüchtig gewor dener, ca. 22 Jahre alter Dienstknecht heute Vormittag aufgegriffen und zur Haft gebracht worden. Die „Dr. N." berichten: König Wilhelm von Preußen hat sich in der That, wie nicht anders zu erwarten war, in den Ausdrücken der höchsten Anerkennung über die Leistungen des 12. Bundcs-Ar- meecorps ausgesprochen. „Ich kann es natürlich", so äußerte er sich zu mehreren Stabsoffizieren, „nicht jedem Einzelnen von Ihnen ver sichern, aber sagen Sie es Ihren Herren Kameraden, wie sehr ich über den Zustand, die Haltung und die Leistungen der sächsischen Armee hoch befriedigt bin." Dieses Wort aus so sachkundigem Munde wird gewiß dazu beitragen, den Geist der Trnppen zu heben. Der neuste königl. preußische „Staatsanzeiger" enthält ein Ver- zeichniß der höher» Lehranstalten des norddeutschen Bundes, welche zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die wissenschaftliche Qualifica- tiou zum einjährig freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. Hiernach haben im Königreich Sachsen diese Berechtigung folgende Gymnasien: die Kreuzschule zu Dresden und das Vitzthum'sche Gymnasium da selbst, die Fürstenschule zu Meißen und Grimma, die Thomasschule zu Leipzig, die Nicolaischule daselbst, die Gymnasien zu Freiberg, Zwickau, Plauen, Bautzen und Zittau; ferner von den Realschulen erster Ordnung: die Annen-Realschule zu Dresden und die Neustäd ter Realschule daselbst, die Realschulen zu Leipzig, Plauen, Chem nitz, Annaberg und Zittau, und von den Realschulen zweiter Ord nung: die Realschulen zu Zwickau und Reichenbach. Das General-Postamt erneuert in einer General-Verfügung den Hinweis auf die Beobachtung deutlicher Schriftzüge seitens der Post beamten im Expeditionsdienst. Dasselbe hebt darin hervor, daß eine klare und deutliche Schrift ein unerläßliches Erforderniß für die Ordnung und Sicherstellung des Betriebes und gleichzeitig im In teresse des Publikums, wie für die Verantwortlichkeit der Beamten wichtig ist. Äm 9. Septbr. hat der Staatsgerichtshof zu Berlin den Kabi- netssekretär des ehemaligen Kurfürsten von Hessen, Presser, wegen Majestätsbeleidigung und Hochverrat!) zu dreijähriger Zuchthausstrafe und dreijähriger Stellung unter polizeiliche Aufsicht vcrurtheilt. Durch eine Bestimmung der Militär-Ersatz-Instruction ist in der norddeutschen Armee künftig die Möglichkeit geboten, auch ohne bedeutende Geldmittel Einjährig-Freiwilliger zu werden. Umarmen Studircnden oder andern zum einjährigen Dienst berechtigten jnngen Männern die Ableistung ihrer Dienstpflicht zu erleichtern, ist es näm lich den Militärbehörden gestattet, in einzelnen ganz außerordentlichen Fällen die Hilfsbedürftigsten in die Verpflegung der Truppen aufzu- nehmcn, bei besonderer Dringlichkeit ihnen auch freie Bekleidung zu bewilligen, wenn sie ihre Bedürftigkeit und Würdigkeit durch glaub- bafte Atteste nachweisen. Ueber Gesuche in dieser Hinsicht, welche bei der Amtshauptmannschaft anzubringen sind, entscheidet das Kriegs ministerium. Die bayrische Armee wird jetzt nach dem Wunsche Preußens in ztvei Armeecorps eingetheilt. General v. d. Tann ist zum Com- mandirenden des einen, General v. Hartmann zum Commandirenden des andern ausersehen. Immer der alte Widerspruch! Wenn die Zeitungen die bösen und kriegerischen Zeichen der Zeit zusammcnstellen, so sagt man ihnen leicht nach, sie malten zu schwarz und störten ohne Noth Ver trauen und Geschäft. Und wenn sie ein andermal auf die friedlichen Zeichen energisch hindeuten, so wirft man ihnen vor, sie täuschten sich und andere und trügen zu einem verderblichen Vertrauensdüsel bei. Wir meinen, mit Unrecht. Die guten Zeichen überwiegen au genblicklich; dafür ist auch die theilweise Abrüstung in Preußen ein Zeugniß. Wie schwer auch dort finanzielle Gründe für Ersparnisse im Militär ins Gewicht fallen mögen, so würden sie doch schwerlich den Ausschlag gegeben haben, wenn Preußen nahe Gefahr für den Frieden fürchtete. Nahe; denn über Monate hinaus kann Niemand für den Frieden bürgen. Das Unnatürliche und Beängstigende der heutigen Lage hat seinen Grund zum großen Theil darin, daß, wie die Ainge liegen, Krieg und Frieden "zuletzt in der Hand eines ein zigen M'anneS liegen, des Kaisers Napoleon, und welches verschlos senen, von den widersprechendsten Betrachtungen hin- und hergewor- feneu Mannes! Diese Gefahr deutele» wir auch an, als wir lagia Der Kaiser macht keinen Minister zu seinem Vertrauten, der Krie^ Minister erfährt den beschlossenen Krieg erst dann, wenn er de» seht erhält, marschircn zu lassen, der Minister des Innern, wen» ihn den Kammern mitzutheilen hat, der Cultusminister, wenn er si'oäoum singe» lassen muß u. s. w. Die Gefahr liegt in der »"'" rechenbaren Natur des persönliche» Regiments in Frankreich. , Zwei der Regierung in Paris äußerst nahe stehende ZehEs (Constitutionel und France) plaudern das offene Geheimnis' Politik Napoleons aus und haben dadurch großes Aufsehen u»d^ len der Curse angerichtet. Es lautet: Es wird Frieden bleibens nur dann, wenn Preußen nicht über den Main geht. — Herrs. Beust in Wien erklärt etwas leiser: Das ist auch das Gehe»" der österreichischen Politik. London, 7. September. Während der vergangenen wurden 20 Schiffbrüche gemeldet; dies macht fürs ganze Jahr'P Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten von Amerika^ nicht ab-, sondern zugenommen. Äm 31. August betrug ße ' Mill. Dollars. sie sich daun wieder an den jungen Mann, der, errölhend für de» Augenblick keine Antwort fand. Die strengen Ä»^,F Zwischen zwei Feuern. Humoristische Novelle von Ludw. Habicht, Verfasser des historischen Romans Stadtschreiber von viegnitz, dem Irrwege rc. (Fonsetzung.) Fünftes Kapitel. Der Aufenthalt des Hauptmanns neigte sich inzwischen Ende zu, und in wenigen Tagen schon war das letzte ssiA Land der Gnädigen vermessen und dann hieß eZ „Ade" auf Gnädige» schie»cn ihm bis in's Innerste zu blicken und fern er sich zusammen und sagte: „ja — aber" — „Bringen sie Bild," unterbrach ihn die Gutsherrin. Thalheim mtfernte sich, von de» widerstreitcndstcn gen hin und her geworfen. Er hatte nur das eine Bild, H Portrait; sollte er es wirklich vorzeige» und damit sein heinmiß bloßlegen? — nein nimmermehr! mochte daraus cwsi/ was da wolle. O, jetzt kannte er die Quelle ihres so plEl wachten Interesses! Die Gnädige wollte ihn beschämen, verleg den Staub treten und um sich dieser Schmach zu entziehe«'.^ ihn nur die schnellste Flucht retten. Er warf in wilder wenigen Sachen zusamnnn und war eben im Begriffe sci"^/ Bündel zu schnüren, als der Haupttnau» heremtrat. „Zu»' Wetter, Sie mache» wohl erst das Bild?" rief er schon che^ Schwelle überschritten hatte, daun bli b er ganz erstaunt reisefertigen Gehülfcu stehen. „Sind Sie verrückt? was ß heißen," fragte er heftig. „Ich muß fort, Herr Haupuncrnn, ans der Stelle fort. ! merwiedcrsehcu. Zn aller Erstaunen begann jetzt plötzlich die gnädige jungen Feldmesser zu bemerken, sie fragte eines Tages freundlich' seinen Zeichnungen, ließ sich dieselben vorlegen, blätterte»»'^ fen, sinnenden Augen in dem Album und jede Aeußcrung c Arbeite» verrieth die gründlichsten technischen Kenntnisse, wie in der, anscheinend für ihre Landwirthschaft völlig ausgehende'"' nicht gesucht hätte. -jj Der Hauptmann sprach unverhole» seine Verwunderung b-»'i aus. „Ich habe früher viel gezeichnet," bemerkte die GuÄ's/ „ich wollte Malerin werden, das waren süße MädchenträU»» fügte sie silit einem Lächeln hinzu, das ihre sonst so streuP»^ verschönte. „Haben Sie auch etwas in Farbe ausgeftthrt?" ncte Thalheim erregt, denn das Bild zeig' ich nicht." „Seien Sie kein Narr!" war die Aniwort, „wer gleich vor einer Schürze Reißaus nehme»! kehrt, marscb! dj» .< her!" — Mechanisch folgte der fast an militärischen Gehe'' i wohnte junge Atan». — „Ah, da kommen Sie endlich," rief die gnädige Fran.».^ mit einer gewissen Hast nach dem verhüllten Bilde. Sie Hülle ab, trat ans Fenster und hielt das Portrait ins reo" s um es zugleich den Blicken des Hauptmanns zu entziehen. ist wirklich gut," und keine Miene verrieth, was in ihr vorg»^ doch mußte es die stolze Frau seltsam berühren, daß der jwO^ ihre Tochter zu male» gewagt hatte und das Bild mit Wärme und Hingebung ausgesührt, wie es nur geschieht, 's,,..? Liebe den Pinsel führt. „Sre müssen Maler werden!" L» v. Röder hinzu. Dasselbe hatte Anna mit jugendlicher gesagt und cs war ihm gerade wie ein fernes, unerreichbar erschienen, in dein Munde der gnädigen Frau gewann eine andere Bedeutung, realen Boden und alles Schwa' war von ihm abgestreift. I Dem jungen Feldmesser schlug das Herz höher, ein strahl glitt über sein Antlitz, um im nächsten Augenblicke' schwinden. „Ich bin arm!" preßte er leise hervor. ,-j „Das ist dem ächten Talent kein Hinderniß," entgeg'»^ v. Röder; „ich werde Sic unterstützen, Sie sollen in wcniP" ^' die Akademie beziehen." Sie sagte das entscheidende Wort i ohne Prahlerei und Selbstgefälligkeit. , Der Feldmesser wollte kaum seinen Ohren trauen, cs ein zu großes, plötzliches Glück und brachte ihn außer e,: Tbränen stürzten aus seinen Augen, er sank vor der jetzt!