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Wochenblatt 1868 vierteljährlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf.— Annahme von Inseraten bis Montag resp. - Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden bonorirt. Anlaß des Besuches Sr. Mas. des Königs auch die giftigen rothcn Beeren des sogenannten wilden Hollunders mit verwendet worden sind. Ein Knabe von fast 9 Jahren hat solche Beeren gegessen und ist trotz aller ärztlichen Hilfe an Vergiftung gestorben. Oederan, 17. Juli. Wie man eben hört, ist gestern auf Haus- dorfer Revier ein Mädchen vvn 15 Jahren beim Pflücken von Hei delbeeren von einer Otter, vcrmuthlich einer Kreuzotter gebissen wor den. Der Tod ist binnen 3 Stunden eingetreten. Ju Roda bei Leisnig ist am 6. Juli ein 2 Jahre altes Kind, welches sich neugierig an einen Wagen Herangeinacht hatte, dessen Räder eingeschmiert wurden, von einem solchen Rade, welches um fiel, getroffen und auf der Stelle gctödtet worden. Den 11. Juli Nachmittags in der 2. Stunde hat ein heftiges Gewitter, mit Schloßenwctter begleitet, in Korna und Arnolds- grün aufgetroffen. In Korna hat es ca. V- Theil der in voller Pracht stehenden Fcldfrüchte verheert und in Arnoldsgrün, wo cS größtentheils blos den oberen Theil des Dorfes betroffen hat, ca. die Hälfte. Versichert haben blos zwei Gutsbesitzer in Arnoldsgrün, welche jedoch weniger betroffen worden sind. Die meisten Schloßen hatten den Umfang eines Taubcneies. Das für den norddeutschen Bund.erlassene Nothgewerbege setz hat man nicht allenthalben mit Freudigkeit ausgenommen. Man befürchtet eine noch größere Verarmung der kleinen Handwerker in den Städten. Aus Berlin wird geschrieben: Der häufige Mißbrauch, der mit den norddeutschen Postanweisungs-Formularen dadurch getrieben wird, daß dieselben zu allen möglichen anderen nur nicht postalischen Zwecken verwandt werden, soll die Postverwaltung veranlaßt haben, nach Ablauf eines noch nicht bestimmten Termins die Formulare nur noch mit darauf aufgeklcbtcn Freimarken, die bezahlt werden müssen, dem Publikum auszühändigen. Wien, 14. Juli. Gestern Nachts fand eine Volksversammlung bei Schwender statt. 3000 Menschen waren anwesend. Die Ver sammlung nahm eine Resolution gegen die päpstliche Allocution an. Ein Redner zerriß die Allocution „im Namen der 25 Millionen Ka tholiken Oesterreichs, im Rainen Christi." Der Papst wurde in die Volksacht erklärt. Der anwesende Polizeicommissär schrieb sich einen der Redner auf, welcher allzu heftige Ausfälle machte. Ein Artikel der „Presse" dringt mit Ernst darauf, daß von dem bevorstehenden deutschen Bundesschießen alles fern gehalten werde, was diesem Schützenfeste den Character einer politischen (gegen Preu ßen gerichteten) Demonstration geben könnte. In dem Artikel heißt es unter Anderm: „Das wäre nicht übel, wenn einige Leute, die glauben, beim dritten deutschen Bundesschießen sich nur dadurch als Oesterreicher dvcumentiren zu können, daß sie den bezahlten Partisa nen entthronter Fürsten prcußcnfeindliche Toaste zu sprechen erlaub ten, Oesterreichs Politik auf so unwürdige Weise desavouiren dürften. Das - würde eine schöne Auffassung deutscher Gastfreundschaft und Brüderlichkeit abgeben, wenn den anwesenden Norddeutschen durch einen plumpen, hannover'schen Trinkspruch, durch ein hartes Urtheil über die preußische oder vielmehr über die Politik des deutschen Nor dens die Freude am Feste verleitet würde." Oesterreichischen Blättern zufolge gehenkt die Regierung sich durchaus nicht so zu sagen offiziell bei dem Feste repräscntiren zu lassen. In Oesterreich wie in Bayern hoffen die jungen katholischen Geistlichen ans die Befreiung vom C ölt bat. Sie meinen, es sei endlich an der Zeit, daß dieses Joch abgeschüttelt werde und daß man es jedem Geistlichen frei stellen müsse, ehelos zu bleiben oder ehelich zu werden. In Böhmen haben alle Städte von einiger Bedeutung Adressen an den Kaiser erlassen und darin ihren Dank für die neuen Gesetze ausgesprochen, zugleich aber auch die Allocution des Papstes und das Vorgehen der" österreichischen Bischöfe- gemistbikigt. für Wilsdruff, Tharaud, Rosse«, Li eben lehn und die Umgegenden. Amtsblatt für -as Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst Tagesgeschichte. In einem der gefährlichsten Sw.dtthcile Meißens, in der engen ^ch-ossergasse, brannte am 15. d. M. Nachts 12 Uhr ein Haus total ww'.e^em Nachbarhaus mit Hintergebäuden thcilweise nieder. Dresden, 17. Juli. Unser Rüder ist nicht mehr! Gestern n haH 2 Uhr verschied er ruhig und sanft zu Teplitz. Der e-c uns länger denn ein V'erteliahrhundert so frohe Stunden Stassen, der von der Bühne herab Tausende erheiterte, nicht blos ? er, sondern in ganz Deutschland durch s-ine dramatischen Schöpf- UliM und Gastspiele, für ihn ist der Vorhang dieser Erdenbühne Malen. Daz Hofcheater verliert an ihm nicht nur einen thätigen ^rMeur >Wd eins der hervorragend sten Mitglieder, sondern alle dem fimttur Angehörigen einen der besten Collegen. Mit Allen trauert d'ociisaäs das Publicum, das in ihm einen Vertreter der Komik ver- üert, welcher schwer zu ersetzen sein wird. Der Heimgegangene spielte zuletzt am 2. Juni in seiner Posse „Ella." Als ihn das volle Haus nach manchem Abschluß hervorjubelte, hatte wohl Keiner eine Ah- nung, datz mit dieser Rolle sich seine Künstlerlaufbahn schließen sollte. §nlge. einer noch in Dresden an ihm vorgenommenen Hühncrau- genopcration war am Fuße eine Entzündung entstanden, die von dein Dahmgejchiedenen anfangs in Teplitz wenig beachtet, später aber m ' ^'chauffement höchst gefährlich wurde und den sogenannten »Brand" hcrbeiführte, so daß man schon von einer Amputation des Bemes sprach. Noch am Dienstag hegte man Hoffnung; die Vorseh ung beschloß es anders. (Dr. N.) Die auf 4000 Thlr. gesetzte Strafe, welche der preußische Hof- opmyüngcr Niemann der Dresdner Gcneral-Jndendanz des Hofthea- lers wegen nicht erfüllten Gastspiels zu zahlen hatte und die zuletzt "N die Hälfte der Summe reducirt wurde, ist den „Dr. N." zufolge ^r^E^n Tagen von dem Contravenienten richtig abgetragen . Das konigl. Kriegsministerium hat ungeordnet, daß die diesjäh- Rckrntenaushebung erst zu Ende des Jahres, und zwar nicht vor Mitte November stattfinden soll, weil die Einstellung der auSge- lvbcnen Mannschaften in die Armee nicht eher als zum 1. Januar 1869 erfolgen soll. .In Zwickau hat sich in vergangener Woche ein recht trauriges .."Mß zugetragen, welches schon um deswillen zur weiteren Kennt- gebracht zu werden verdient, weil es eine dringliche Warnung wmmilich der jetzt leider so häufig vorkommendcn Todesfälle durch NUndeswuth bietet: Am 25. März d. I. wurde einer Mittheilung es „Z. W." zufolge der Kutscher Schubert in die Hand gebissen, haß der Hund irgendwie von ihm gereizt worden wäre. Der ^cvicinalrath I)r. Günther, der die Wunde zuerst sah und von dem chlssencn consultirt wurde, ließ die Wunde mit heißem Wasser aus- 'Nchcn, dann zweimal zuerst eine halbe Stunde nach der Verletz- dann am andern Morgen mit starker Kalilösung ätzen und 4 — -Wochen in Eiternng erhalten. Eine Störung im Befinden Schu- war während dieser Behandlung nicht vorhanden, auch nach- befand sich derselbe Wohl und scheint nicht mehr an den Hunds-- » gedacht zu haben. Am 10. d. M. bemerkte er zuerst ein Unver-^ °gen zu trinken. Dieses Unvermögen Flüssigkeiten zu sich zu neh-' verbanden mit dem Gefühl des brennenden Durstes steigerte ch ichncllcr; der am Abend desselben Tages herbeigerufene Arzt vr. ,,'^ich erkannte die ersten Zeichen der sogenannten" Wasserscheu und Kachle jh„ desselben Abends gegen 10 Uhr ins Kreiskrankenstift. . "»gewandten üblichen Mittel versagten bei der Schnelligkeit, mit iw» ' Krankheit verlief, und unter quälenden Athemkrämpfen, ^ ,DAirien und endlich Toben verschied Schubert am Morgen Aus Oclsnitz vom 16. Juli wird berichtet, daß bei dem Win- ' von Kränzen und Guirlanden zum Scbmücken der Häuser ans