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238 Vermischtes. Die bayrische Stadt Bärnau an der böhmischen Grenze ist ein Raub der Flammen geworden. Kirche, Pfarrhof lind Kloster liegen in Trümmern. Zwei Kinder schürten mit Schweselhölzern Feuer in einer Kegelbahn und dadurch allein ist das große Unglück herbeige führt worden. Deidesheim, wo der liebliche Wein wächst, ist von einem Wolkenbruch heimgesucht worden. Die Leute in der Stadt mußten sich in die oberen Stockwerke flüchten, da das Wasser in die unteren Räume eindrang. Die Weinberge haben entsetzlichen Schaden ge litten. Schönebeck, 19. Juli. Leider ist die Zahl der Erkrankungen an Trichinose in unserer Stadt nicht auf 40 beschränkt geblieben, sondern bis heute auf 62 gestiegen, soweit die Patienten ärztliche Hülfe in Anspruch genommen haben. Wir haben nun schon 5 Opfer der Epidemie zu beklagen. Leider herrscht, trotz der Sektion der Leichen und ihrer mikroskopischen Untersuchung, trotz der qualvollen Krankenlager noch immer in einem Theile der Bevölkerung die An sicht, daß es keine Trichinen gebe. Den hiesigen Aerzten hat sich ein Wiener, vr. Flamm, angeschlossen; auch ein amerikanischer Arzt verfolgt die bisher in Amerika erst einmal konstatirte Krankheit in ihrem ganzen Verlaufe. Welche Rosen denen blühen, die sich verleiten lassen, nach dem durch falsche Angaben gepriesenen Rußland zu ziehen, darüber giebt die nachstehende Kundmachung des königl. preußischen Landraths- amtes in Neisse vom 7. d. bündige Antwort; sie lautet: „Die amtli chen Erhebungen über die Lage preußischer Auswanderer in Rußland bieten ein so bedauernswerthes Bild von dem traurigen Schicksale, welches den größten Theil der Auswanderer trifft, daß es fortgesetzt als eine Aufgabe der Behörden betrachtet werden muß, die Landesein wohner vor der Auswanderung nach Rußland zu warnen und na mentlich das Treiben der Auswanderungs-Agenten strenge zu beauf sichtigen. Die Polizeibehörden des Kreises veranlasse ich, strenge da rüber zu wachen, daß sich kein russischer Agent im hiesigen Kreise mit dem Menschenhandel beschäftige. In der Nähe von Petersburg wüthet ein unterirdischer Torf und Moorbrand, der eine große Ausdehnung gewonnen hat. Man hat Soldaten aufgeboten, den Brand durch Abgrabungen zu begren zen, da von Löschen keine Rede sein kann. Seit einigen Tagen ist Petersburg von einem Rauchmeer umgeben. Wien, 16. Juli. Verflossene Woche ereignete sich in Schwanen stadt bei Gemünden ein so seltener als grausiger Unglücksfall. Eine vermögende Bäuerin sollte beerdigt werden; der lange Leichenzug war schon dem Friedhöfe nahe, da kam ein Bauer mit einein von zwei Ochsen bespannten Leiterwagen entgegen gefahren. Das Ochsenge spann wurde scheu und rannte, den Wagen hinter sich, auf den Trau- crzug los. Alles floh und stob auseinander, die Träger ließen die Bahre fallen, der Sarg zerborst und die Ochsen zertraten und ver stümmelten den Leichnam, zuletzt ihn in den Straßengraben werfend. Furchtbarer Leichengeruch verbreitete sich allenthalben. Nachdem mail endlich des Ochsengespanns Meister geworden, muhten die Trümmer des Sarges mit Stricken zusammengebnnden, der zerfetzte Leichnam aufgeleseu und im gebrochenen Sarge beerdigt werden. Mehrere der Leidtragenden sind infolge des Schreckens und Entsetzens, den dieses Ercigniß auf sie machte, erkrankt und drei hiervon bereits gestorben; so berichtet die „Warte am Inn" vom 13. d. Athen, 4. Juli. Der „Triester Zeitung" wird berichtet: „In einem Dorfe des Peloponnes ereignete sich vorige Woche folgender tragischer Auftritt. Ein Landmann dieses Dorfes hatte eine schöne Tochter und einige junge Leute setzten sich in den Kopf, das Mäd chen zu entführen; aber voriges Jahr konnten sie ihren Plan nicht verwirklichen, jetzt, wo der Vater allein mit seiner Tochter eine ent legene Scheune bewohnte, bewaffneten sie sich und dreizehn an der Zahl schickten sie sich an, ihr Vorhaben auszuführen. Von dem Gebelle seiner Hunde aufgeweckt, fah der arme Vater die Gefahr; vergebens bat er die nichtswürdigen Gesellen, sie möchten ihn in Ruhe lassen und abziehen, vergebens drohte er; endlich, um die Ehre seiner Tochter zu retten, machte er von den Waffen Gebrauch; durch zwei Pistolenschüsse streckte er zwei nieder, einen dritten tödtete er mit dem Aatagan, und noch zwei andere verwundete er; die übrigen nah men die Flucht. Am frühen Morgen stellte sich der heldenmüthige Vater mit seiner Tochter dem Friedensrichter vor und erzählte den ganzen Vorgang. An seiner Freisprechung ist kaum zu zweifeln. Bei einer neulichen Verhandlung auf dein Criminalgericht in Glogau ereignete sich ein komischer Zwischenfall, der große Heiterkeit erregt haben soll. Eine harmlose alte Frau vom Lande gab gerade ihr Zeugniß ab, als der Vorsitzende des Gerichtshofes zufällig niesen mußte. „Sch'n Se, Se müssen's beniesen" — so endete die Alte ihre Aussage. In dem Dorfe Pouton bei Spaa lebt ein Greis von 116 Jah ren. Er besitzt ein vollständiges Gcdächtniß und alle seine Kinder, Enkel und Urenkel sind am Leben. Sein ältester Sohu ist 1771 geboren. In Bottendorf bei Roßleben ist ein Zwillingspaar geboren wor den, das nur mit einem Kopf versehen ist. In Trapezu»t hat ein Irrer in wenigen Minuten 17 Men schen ermordet. Er rannte durch die Straßen und wer ihm in den Weg kam, den stieß er ein großes, zweischneidiges Messer in den s Leib. Endlich wurde er dureb einen Steinwurf zu Boden gestreckt und fcstgcnömmcn. Festlied zum dritten deutschen Bundesschießen in Wien, von H. Rollet, componirt von Storch. In allen deutschen Gauen Rief's: Schützen, auf! zieht hin — Ein frohes Ziel zu schauen, Jn's alte deutsche Wien! Von deutschen Schützen wogt's nun da Aus allen Landen fern und nah', Das Auge scharf und fest die Hand Für's freie deutsche Vaterland! Kein Stück gerissen werde Vom deutschen Mutterleib; Der Väter heil'ge Erde Dem deutschen Volk verbleib'! Was deutsch ist, bleib' in Deutschlands Bund — Wir geben laut als Schwur es kund: Das Auge scharf und fest die Hand Für's freie deutsche Vaterland! Eilt Deutschland muß erstehen, Sv mächtig, groß und frei, Daß nie es mag vergehen — Wie stark der Feind auch sei! Aus allen Gauen lind wir da; Wir stehen ein aus Fern und Nah', Das Auge scharf und fest die Hand Für's freie deutsche Vaterland! (Eingesandt.) Die Turnerci zum Wohle der Menschheit! Um so manchen beschränkten Kopf von Jrrthümcrn befreien zu helfen und den Gedanken zu verbannen, die Turnerci sei eine bloße Hanswurstgcschichte, kann nicht umgangen werden, auf den wichtigsten Zweck der Turnerei aufmerksam zu machen. Es ist dies: geheime Krankheiten—das Laster— zu verbannen, welches vorzüglich in den Städten (das Land ist davon mehr befrei ) Deutschlands, ja in ganz Europa eingerissen. Kein Arzt, keine Medici» kann einen jungen Mann oder junges Mädchen davon befreien; nur ein ernstes, kräftiges Turnen kann dieselben unterdrücken. Ihr Eltern und Erzieher, be obachtet einmal streng Eure Kinder, und wie so Mancher von Euch wird finden, wie tief diese Uebel gewurzelt und wie schwer sie zu heilen. Wie Viele von Euch könnten nicht auch aus eigner Erfahrung sprechen? Schreiber dieser Zeilen kann bestimmt nachweisen, wie iu der 1. Knabenclassc einer Stadl Sachsens der größte Theil der Schü ler diesem Laster fröhnte, wie aber auch 3 davon als 18—20jährige junge Leute sterben mußten. Darum Ihr Eltern, die Ihr Eure Kin der lieb habt, haltet dieselben an zum Turnen. Denn jeder junge Mann oder junges Mädchen, welches 2—3 mal die Woche über kräftig turnt, schläft dann bestimmt, sobald cs zu Bett kommt und bleibt dann nicht Zeit zu unzüchtigen Gedanken. Mag ein junger Mann den Tag über die Arbeit noch so schwer haben, es leistet nie die Dienste wie das Turnen. Schaart Euch zusammen, Bürger del Städte, unterstützt die Turnerci und sorgt dafür, daß wacker geturnt werde. Nur an Euch liegt es, wenn das Uebel, anstatt unterdrückt, weiter um sich greift. Wo ist die kräftige Jugend aus der Zeit der Cheruskcn, wo die aus dem Mittelalter? Damals konnten unmöglich ähnliche Laster vorherrschend fein; der Vater nahm in früher Jugend feinen Buben mit hinaus in den Wald, unterrichtete ihn im Reiten, Jagen, Springen, Klettern, kurz härtete ihn ab fürs Leben. Doch nach und nach haben sich die verschiedenen Laster eingeschlichen und so von Generation zu Generation das menschliche Geschlecht mehr und mehr geschwächt. Doch noch ist's Zeit, um so weit eiuzugreifen, daß diese Krankheiten die Kinder nicht noch in früherer Jugend ergreifen. Hinaus auf den Turnplatz und da geturnt nach ächt deutscher Art. An Euch Ihr deutschen Männer liegt es, diese Uebel unterdrücken Z" helfen. Je mehr zu einem Vereine halten, um so mehr werden daz» treten. Es gilt ja nicht dem Wohle eines Vereins, sondern dem Wohle der Menschheit. Somit ein „Gut Heil" der deutschen Turnerci- Kirchcnnachrichten ans Wilsdruff. Am 8. Sonntage nach Trinit. predigen Vormittags: Herr Rector Beck, Nachmittags: Herr Diaconus Hochmuth. Getaufte: Ella Johanna, Hrn. Joh. Gottlieb Gunthers, ans. Bürg., Restaurationsbesitzech u. Stadtmusikdirectors hier, Tochter; — Mar Georg, Mstr. Heinrich Otto Lohses ans. Bürg., Sattlers u. Tapezierers hier, Soh:-:; — Anna Amalia, Karl August Lorenz's, Handarb. u. Einw. in Obergrumbach, Tochter; — Auguste Anna, Mstr. Gotthelf Moritz Wehners, Bürg. u. Schnittwaarenhändlers hier, Tochter;— Heinrich Oswald, Karl Moritz Kandlers, ans. Bürg. u. Handarbeiters hier, Sohn; — An tonie Alma, Hrn. Karl Herrmann Günthers, aus. Bürg. u. Schankwirthschastsbcs- hier, Tochter; — Ida Emma, Hrn. Johann Ehrenfried Böhmer's, Bürg. u. Kausuu hier, Tochter. Getraute: Mstr. Christian Adolph Lange, aus. Bürg. u. Schuhmacher hier, ein Wittwer mit Frau Johanna Sophia verwittwet gewes. Vudowisnz hier;— Johann Gottfried Ferdinand Rühle, Wirthschastsbes. in Kesselsdorf, ein Wittwer, mit Jungfrau Ama lie Mathilde Eckold aus Obergrumbach. Beerdigte: Auna Bertha, Mstr. Johann Franz Müllers, Bürg. u. Schneiders hier, 6. Toch ter, 10 Jahr Ü Mon. 10 Tage alt; — Frau Johanna Regina Hennig, geb. Henker aus Gleisberg, weil. Karl Gottlob HennigS, Bürg. u. Handarbeit, hier, nachgel. Wittwc, 77 I. 6 Mon. 17 Tage ait; — Johann Gottlieb Körner, Gutsauszügler in Kausbach, starb hier und wurde nach Kesselsdorf beerdigt, 71 Jahr 11 Mon. Tage alt; — außerdem 1 nnehcl. Sohn hicrl