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- für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Mebculchn und die N«zegenden. Umtsklatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. .H» 83. Ireitag, den 22. Hctoöer 1868 Taz eSgeschich te. Wilsdruff, am 21. Octobcr 1869. Dresden, 19. October. In der II. Kammer stand heute eine Interpellation des Abgeordneten vr. Biedermann auf der Tagesord nung, den Erlaß eines Bundesgesetzes zur Sicherstellung einer Ent schädigung für solche Personen, welche ohne ihre Schuld bei Eisen bahn- oder Bergwcrksunfällen verunglücken. Staasminister I)r. Schneider crwiederte, daß die sächsische Regierung bereits im Jahre 1868 in Berlin Schritte in diesem Sinne gethan und auf eine vom sächsischen Gesandten jüngst dort gehaltene Anfrage über den Stand der Sache die Versicherung erhalten habe, daß eine desfallfige Ge setzvorlage dem nächsten Reichstage werde vorgclegt werden können. Biedermann erklärt sich durch diese Antwort befriedigt und spricht der Regierung für ihre Bemühungen in dieser Sache seinen Dank aus. Se. Maj. der König hat für die Abgebrannten in Lichtenstein die Summe von 150 Thaler gespendet. Die Angelegenhenheit des plötzlich von Dresden verschwunde nen königl. bayerischen außcrordcnilichen Gesandten und bevollmäch tigten Ministers, Grafen Reichersberg, scheint zu einem öffentlichen Skandal führen zu wollen. Die Gläubiger wollen in besagter An gelegenheit an den Landtag eine Petition einreichen. Aus Meißen, 16. October berichtet das dortige „Tageblatt": Diesen Morgen ist man mit Legung der Kette zur Kettendampfschiff fahrt stromabwärts bis Meißen gelangt. Auf den Kähnen, von welchen die Kette in den Strom gelassen wird, befindet sich eine Schmiedevorrichtung, um die einzelnen Streckentheile zu verbinden. Von hier geht nun' wieder eine Zille mit dem jetzt auf dem Kai hier lagernden Kettenstttcke stromabwärts. Von Gauernitz bis Meißen hat man zu dieser Arbeit vier Tage gebraucht. — Gegen Uhr heute früh konnte man kurze Zeit lang eine Nebensonne beobachten, die nach dem Aussprüche Staturkundiger stürmisches Wetter erwarten läßt. — Am 18. d. Abends brach auf noch unermittelte Weise in Leis nig hinter dem Polizeigebäude ein Feuer aus, welches in kurzer Zeit die dort dicht beisammen stehenden 7 Scheunen ergriff und dieselben nebst der reichen, cingebrachten Ernte in Asche legte. Der herrschende Westsüdwestwind trieb die bedeutende Gluth nach dem freien Linden- Platze, so daß durch die Löschanstalten für die innere Stadt und die Vorgebäude der Chemnitzer Straße größeres Unheil verhindert wer den konnte. In Platten in Böhmen an der sächsisch-böhmischen Grenze nahe bei Johann-Georgenstadt brach am 14. Octobcr um ^3 Uhr früh auf eine bisher unbekannte Weise Feucr aus, welches drei Häu ser in Asche legte. Leider sind bei dem Unglücke auch zwei Menschen ums Leben gekommen. Ein 60jähriger Schuhmachermuster und seine 50jährige Gattin fanden nämlich in den Flammen den Tod. Mit wahrer Todesperachtung stürzte sich der an der Brandstätte anwe sende Gensdarm in das brennende Haus, um die beiden Unglück lichen zu retten. Vergebens durchsuchte er die inner» Räume, er mußte, da sein Leben selbst in höchster Gefahr stand, den Rettungs versuch aufgeben. Nur mit Mühe gelang es dem wackeren Manne, den Ausgang wieder zu gewinnen, allein er hatte bereits Gesicht, Hals und Hände mit Brandwunden bedeckt, und was das Schreck lichste war, das Augenlicht vollständig eingebüßt, so daß er unver weilt dem Militärhospital zu Eger übergeben werden mußte. In Frauenstein ist außerordentlich großer Wohnungsmangel, Viele Familien sind gcnöthigt gewesen, sich von dort wegzuwenden und in andern Orten ein Unterkommen zu suchen, leider oft ohne daselbst zugleich den nöthigen Verdienst zu finden. Andere Familien haben sich getheilt, so daß der Mann hier, die Fran mit den Kin dern in einem andern Orte wohnt. In Bezug auf Beschaffung eines interimistischen Schnllocales scheint noch völlige Rathlosigkeit zu herr schen. Geschäftsleute suchen theilwcise in Kcllerräumcn Verkaufsstellen einzurichten. Die noch stehen gebliebenen Häuser sind im höchsten Grade von Menschen überfüllt. Der am 17. October in Döbeln abgehaltene 3. sächsische Turn- tag ist von 34 Abgeordneten besucht worden. Aus der Eingangs der Verhandlungen vorgetragenen Statistik ist hervorzuheben, daß sich im 14. Kreise (Sachsen) zwar die Zahl der turnenden Mitglieder etwas vermindert, die Zahl der Vereine aber auf 242 gestiegen ist. Die Vereine vertheilen sich auf 118 Städte, 19 Flecken und 95 Dörfer. Beschloßen ward u. A. hinsichtlich der Wahlen der Abge ordneten, daß künftig auf je 250 über 14 Jahre alte Mitglieder 1 Abgeordneter zu wählen ist. Der von dem Niederelbegau an den Landtag gerichteten Petition „sich bei der Staatsrcgierung dafür zu verwenden, daß a. der Turnunterricht obligatorisch in den Volks schulen eingeführt werde; b. die Volksschullehrer schon auf den Se minaren zu Turnlehrern ausgebildet würden; o. auch turnerisch be fähigte und mit ausreichender allgemeiner und sittlicher Bildung aus gestattete Nichtpädagogcn als Turnlehrer an den Volksschulen zugc- lassen werden, und der Staatsregicrung die Mittel zur Unterstützung armer Gemeinden bei Einführung des Turnens zur Verfügung zu stellen" schloß man sich einstimmig an. Die als Mitglieder mit an wesenden 26 Turnlehrer verschritten nach Abhaltung des Turntagcs auf Anregung des Director Lion in Leipzig zur Gründung eines Vereins sächsischer Turnlehrer. Alle traten dem Vereine bei, zu des sen Vorsitzenden vr. Lion, zum Geschäftsführer vr. Parthen zu Dresden, zu Beisitzern der Oberturnlehrer Zedtler in Chemnitz, Turn lehrer Held in Zittau und Bier in Zwickau erwählt wurden. Ort der nächsten Versammlung des Tnrnlehrer-Vereins ist Waldheim, der Jahresbeitrag ward auf 10 Ngr. festgesetzt. Die Gesammtsumme der für die Hinterlassenen der im Plauen- fchen Grunde verunglückten Bergleute eingegangenen Gelder beträgt letzt dein Dr. I. zufolge bereits 375,000 Thaler. In Riesa haben kürzlich die Stadtverordneten abgelehnt, die für die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr nöthigen, vom Stadt- rath bereits zugesagten Gelder zu verwilligen, weil eine freiwillige Feuerwehr ihnen keine hinreichende Garantie biete, weil man bereits einen Zubringer für 700 Thlr. angeschafft, der nichts tauge und weil die Feuerwehren nur den Privatfeuerversicherungsanstalten in die Hände arbeiteten. Die Feuerwehr verlangt nur 4—500 Thlr. jähr lich. Der Stadtrath zu Riesa hat sich in der Sache an die Kreis- direction gewendet. Zur Erklärung des Kirchenvorstandes zu St. Thomä in Leip zig, in Betreff des ökumenischen Cvncils sind ferner beigetreten: die Kirchenvorstände von Schöneck, Lengenfeld im Voigtlande, Gnandstein, Hartmannsdorf bei Burgstädt, Neukirchen bei Crimmitschau, Pfaff roda und Hallbach. Bei der vorgestern Vormittag in Leipzig auf dem Exercier- platze stattgefundenen Controlversammlung befohlener Landwehrleute sind 6 Mann, weil sie im Gliedc gesprochen, auf der Stelle arre- tirt und sogleich in Arrest gebracht worden. Wie man vernimmt, ist jeder von ihnen mit 6 Tagen Gefängnis; belegt worden. Der im Juli aus der Garnison Grimma dcscrtirtc Reiter Schmidt war Anfang dieses Monats in Weimar aufgegriffen und nach Sachsen zurückgebracht worden, ist aber am 15. October in Grimma aus feinem Gefängniß entsprungen. Der Stadtrath zu Buchholz hat beschlossen, den einzigen Jahr markt aufzuheben, weil Jahrmärkte überhaupt nicht mehr zeitgemäß und vom volkswirthschaftlichen Gesichtspunkte aus verwerflich seien. Die Stadtverordneten sind jedoch anderer Ansicht, und so ist die Sache an die Krcisdirection zur Entscheidung gelangt. Wolkenstein, 17. October. Gestern wurde auf derZschopauer Chaussee, in der Nähe der Heinzebank, eine 86 Jahre alte Frau da durch überfahren, daß zwei Geschirrführcr einander ausstechen woll ten. Die Unglückliche hörte schwer und bemerkte daher nicht die nahende Gefahr, so daß sie von dem einen Rade des schweren Holz- fuhrwcrks aus Großolbersdorf derartig beschädigt wurde, daß die Schädelknochcn dicht über den Augen zusammengedrückt waren. Der Tod erfolgte augenblicklich. Eine sie begleitende jüngere Fran fand kaum Zeit sich selbst zu retten. In Waldenburg wurde in vergangener Woche das theater liebende Publikum durch die Ankündigung eincs Stückes Seiten der