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126 Damen am Ufer spazieren ging, wurde ein Schiff dahiugezogen und es fügte sich unglücklicher Weise, daß die starke Leine emporschncllte, eines der Mädchen am Halse umschlang und mit einem Ruck in die Elbe warf. Das Mädchen sank sofort unter, kam aber wieder in die Höhe und wurde von zwei herbcieilenden Männern aus der Fluth gerettet. Dem „Freiberger Tgbl." zufolge ist bei der am 11. April in Erbisdorf abgehaltencn Versammlung des Lassalle'schen allgemeinen deutschen Arbeitervereins außer andern Ungehörigkeiten auch ein e Ma- jestätsbeleidigung vorgckommeu, wegen deren strifgerichtlicher Ver folgung das gesetzliche Verfahren cingeleitet worden ist. Wie den „Dr. N." mitgetheilt wird, ist vor Kurzem in Schan dau ein falsches königl. sächs. Zweithalerstück verausgabt worden. Dasselbe trägt die Jahreszahl 1841 und das Münzzeichen 6., ist aus Glockenmetall, mit 6^Z„ Procent Silbergehalt, durch Guß hwaestellt, hat Hellen Klang und gehört einer noch nicht bekannten Fälschungs gattung an. Am 9. d. M. wurde in Pirna der Schiffsmann Lindemann aus Rogätz, der mehrfach Petroleum in Fässern, die sich dann als größ- tentheils mit Wasser gefüllt ergaben, verkauft hatte, wegen Betrugs zu 3 Jahren und 1 Monat Zuchthaus verurtheilt. Am Abend des 10. April sind die den Gutsbesitzern Korb und Ludwig gehörenden Gutsgebäude, sowie das Wohnhaus Albert Drechs lers in Großböhla ein Raub der Flammen geworden. Den Lala mitosen ist fast alles nicht versicherte Mobiliar mit verbrannt. Man vermuthet Brandstiftung. Lommatzsch, 10. April. Der Sturm am 7. December v. I. hatte heute ein schweres Unglück im Gefolge. An diesem Tage war auch beim Gastwirth August Jentzsch in Daubnitz das Dach des Tanzsalons von dem gewaltigen Sturme herabgeworfen und die Vo gelstange umgebrochen worden, und heute sollte eine neue Vogclstange zu einem morgen stattfindenden Sternschießen mittelst angebrachten Reppcrzeuges aufgerichtet werden. Jedoch beim Aufziehen derselben prellte der wahrscheinlich nicht genügend befestigte s chwcre Querbalken, an welchem das Repperzeug angebracht war, los und fiel auf den Kopf des beim Aufziehen behiflichen Gasthofsbesitzcrs August Jentzsch herab, so daß dessen Tod sofort erfolgte. Das „Sächs. Wochenblatt" meldet: Der zur katholischen Con- fession übcrgetretene Graf K. von Schönburg hat die Ausübung der ihm znstchenden Consistorial- und Episkopalrechte auf die übrigen Mitglieder des Gesammthauses Schönburg übertragen. (Von einer Verzichtleistung des Grafen auf seine Rechte als Kirchen- und Schul patron ist sonach nicht die Rede.) Am vergangenen Sonntag kletterte der 12 Jahre alte Sohn des Webermeisters Helm in Hartha bei Waldheim aus das in einem Teiche befindliche Holzfloß, versah es und siel ins Wasser. Trotzdem daß wohl gegen 40 Manschen in der Nähe waren, hatte Niemand den Muth, nachzuspringen und einen Rettungsversuch zu wagen. Das Ertrinken des Kleinen war nahe. Da kamen zwei Männer des Wegs, welche die augenscheinliche Gefahr sahen. Der eine, Louis Kühnel aus Kuunersdorf bei Löbau, besann sich nicht lange, warf nur seinen Rock weg, sprang, unbekannt mit der Tiefe des Wassers, hinein und holte glücklich den Knaben, der bereits dem Tode nahe war. In der Nacht zum 15 d. M. früh Uhr brach in der Scheune des Gutsbesitzers Leonhardt in Reichenbach bei Waldheim ein Scha denfeuer aus, wodurch die Scheune, 2 Seitengebäude und das Wohn haus, sowie sämmtliche Gebäude des Gutsbesitzers Wilhelm Köhler und das Wohnhaus des Handarbeiters Traugott Pöhnitz total nie- dcrgebrannt sind. Bei dem Gutsbesitzer Leonhardt sind 8 Kühe, 2 Kalben, 2 Saugkälber, 3 Schweine, 5 Gänse, 1 Kettenhund und 10 Hühner mit verbrannt, welche durch die schnelle Verbreitung des Feuers nicht zu retten waren. Auch verbrannte beim Gutsbesitzer Köhler eine Kalbe, dem Gutsbesitzer Berndt gehörig, welche vom freien Felde wieder in das Feuer zurückgelaufen war. Das Mobiliar ist größtentheils mit verbrannt, und die Getreide- und Futtervorräthe gänzlich. Versichert war nur das Mobiliar des Gutsbesitzers Köhler. Rian vermuthet Brandstiftung. In Döbeln ist am 11. April in Gegenwart des Herrn Cultus- ministers v. Falkenstein, der königlichen und städtischen Behörden u. s. w. die neue Landes-Realschule zunächst mit 3 Classen und 97 Schülern eröffnet worden. Unter diesen 97 Schülern befinden sich nicht weniger als 47 Bauernsöhne aus der Umgegend Döbelns. Dessau, 7. April. Gestern ist hier die amtliche Miltheilung von dem Verschwinden des Bürgermeisters K. aus Gröbzig eingetrof- fcn, welcher ais Dirigent verschiedener dortiger Geldinstitute und als V.rwusier von Dahrlehnen in bedeutendem Umfange ein Defizit von ca. 26,000 Thlr. hinterlassen. Atan geht im Schooße des Bundeskanzleramtes mit der Absicht um, ein einheitliches Eheschließungsgesetz für das Norddeutsche Bun desgebiet auSzuarheiten und dem Reichstag vorzulcgcn. Dabei soll die Absicht sein, kirchliche Trauung als Regel und bürgerliche Trau' ung als Ausnahmezustand bei versagter kirchlicher Trauung einzu- führcn. Die Erklärungen des Ministers Lavalette vor der Kammer in Paris über die Politik Frankreichs gegenüber Deutschland sind sehr wichtig, schon weil sie viel weniger dunkel und zweideutig sind als alle früheren Erklärungen. „Wir mischen uns nicht in rein deut sche Angelegenheiten", sagt Lavalette; „legitime Gründe allein können uns veranlassen, von der Nichteinmischung Abstand zu nehmen." Was heißt das? Frankreich erkennt die fertigen Thatsachen des Jahres 1866 z. B. den Norddeutschen Bund, wie er jetzt besteht, au, er ist ihm eine rein deutsche Angelegenheit, in die es sich nicht mischt. Ein le gitimer Grund zum Einmischen wäre aber für Frankreich ein Uebcr- schreiten des Main. Will Preußen über den Main, so scheint Frank reich Entschädigungen zu verlangen oder sich holen zu wollen. Das scheint der Sinn der Erklärung Lavalcttes zu sein und dieser Sinn ist nicht so friedlich als der artige Wortlaut der Rede. Der kluge Mann scheint Preußen die Verantwortung eines Krieges zuschieben zu wollen. Der Kriegsminister Marschall Niel in Paris greift zwar noch nicht zum Schwert, aber zum großen Messer. Er rühmt der neuen Militairorganisation nach, daß man mit ihr in 8 Tagen das fran zösische Heer von dem Friedens- auf den Kriegsfuß setzen könne, ohne daß das Ausland etwas merke. Vor der Hofburg in Wien war am 13. April glänzende Mili- tairparade im goldnen Frühlingssonnenschein. Warum war halb Wien hcrzugeströmt? Paraden giebts doch genug, und warum machte sich selbst der denkfaulste Wiener Phäake dasmal seine Gedanken? — Dort ritten an der Spitze der Truppen Kaiser Franz Joseph und an seiner Seite — der italienische General de Sonnaz. Die Parade war zu Ehren Victor Emanuels. Sein General hatte dem Kaiser den höchsten italienischen Orden überbracht. Wie lange war's her, daß Victor Emanuel in Wien kaum genannt werden durfte und daß der Name seines Ministers Cavour (Cavourle) nur mit einer Art Galgenhumor ausgesprochen wurde! Und jetzt? — Jetzt sind Oestreich und Italien iin frischen Zuge gute Freunde zu werden; unnatürliche Verhältnisse, welche die hohe Politik erkünstelt und mit dem Blut und Eisen vieler Schlachten gekittet hatte, sind zerrissen und natürliche hergcstellt; Oestreich hat sich aus Italien auf sich selbst zurückgezogen, und Franz Joseph, der die eiserne Krone Italiens getragen hatte, wird nächstens durch einen Prinzen seines Hauses Victor Emanuel das goldne Vließ schicken. Mancher Wiener dachte: Einst werden auch wieder preußische und deutsche Generale an der Seite des Kai sers reiten und Deutschland und Oestreich Freunde sein. Aus London kommt eine interessante Nachricht: man bereitet dort eine neue Weltausstellung vor. Der Plan fußt auf einer ganz neuen Unterlage. An die Stelle der Massenhaftigkeit soll diesmal strenge Auswahl treten. Statt alles aufzunehmen, was die Indust riellen aller Länder einzuscnden für gut befinden, soll nur dem Aller neusten und Vorzüglichsten eine Stelle cingeräumt werden. Sie soll mehr den Charakter eines Jndustriemuseums, als einer Industrieaus stellung an sich tragen, soll durch die hohe Bedeutung ihres Gehaltes doppelt nnd dreifach das ersetzen, was ihr an Größe des Umfangs und künstlichen Ueberreizen fehlen wird. Um diesen Zweck zu errei chen, wird der Antrag gestellt werden, daß das bisher geübte Princip der Jury umgekehrt werde — statt daß diese nämlich, wie hisher, am Orte der Ausstellung über das bereits Ausgestellte entscheide, soll eine an strenge Gesetze gebundene Jury im eigenen Lande bestimmen, welche Gegenstände Werth seien, vermöge ihrer überwiegenden Vor trefflichkeit und Neuheit im Londoner Jndustricmuseum ausgestellt zu werden. In der Zulassung allein würde eine hohe Auszeichnung lie gen, die mehr werth wäre, ais die jetzt ertlMten Ehrenmedaillen und Orden. Die Industriellen eines jeden Landes würden Richter und Geschworene unter sich sein; und vielen augenscheinlichen Mißbräuchen die bisher — aus politischen und andern Gründen — bei den Preis vertheilungen vorkamen, würde dadurch wirksam vorgebeugt werden. Vermischtes. Aus Düsseldorf wird unter dem 8. April berichtet: Diesen Morgen hatte der Leichenbitter den Körper eines Kindes zum Kirchhof getragen und der Todtengräber war eben im Begriff, denselben in die Gruft zu senken, als er im Sarge ein Geräusch vernahm. Der Sarg wurde geöffnet und der kleine wieder lebendig gewordene Er denbürger sorgsam iit warme Tücher gewickelt und seinen staunenden Eltern zurückgebracht. Danzig, 7. April. Durch den heute Morgen 7 Uhr 54 Min. von hier abgelassenen Eisenbahn-Eilzug nach Königsberg sind 2 zwischen dem Bahngcleise spielende Kinder des Eigenlhümers August Dietrich zu Ohrn-Niederfeld (in der Nähe der Stadt), ein 3jähriger Knabe und ein 2jähriges Mädchen, überfahren und getödtet worden Bekmmtnmchrmg. Geschehener Anzeige zufolge sind die von der Verwaltung der Sparcasse zu Wilsdruff auf die Namen Christiaue Tittmann in Blankenstein No. 2901 und Ernst Wolf in Taubenheim No. 13076 ausgestellten Einlegcbücher den Ein legern verloren gegangen. Mit Hinweisung des für genannte Sparcasse geltende Regulativs werden die etwaigen Inhaber dieser Einlcgebücher hierdurch aufgefordert, ihre Ansprüche an dieselben, wenn sie solche zu haben vermeinen, bei Verlust der selben binnen 3 Monaten, vom Tage dieser Bekanntmachung an gerechnet, in der Expedition der hiesigen Sparcasse anzu zeigen. Wilsdrufs, am 16. April 1869. Der Stadtrath. Lret28vlnnar.