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173 »Ja, ja, so ists!" ließen sich viele vernehmen. „Das ist nicht wahr!" ries der Weber heftig. „Der Georg ist unschuldig, es ist niederträchtig —" er stockte, denn ein böser stechen der Blick des Maurers traf plötzlich sein Äuge. „Was ist niederträchtig? Daß ich die Wahrheit sage?" entgeg nete der Maurer. „Weber, Du bist heut noch michlern, laß uns eiilen trinken," und er zog den Zögernden rasch aus der Menge mit sich fort. Der junge Bursche folgte. Die Aeußerungen des Webers waren wenig beachtet worden, desto mehr die seiner Freunde und es dauerte nicht zehn Minuten, ca hatte sich die Bolksstimme gebildet, die Bolkssiimme, die ja stets den Nagel ans den Kopf trifft. — Georg ist der Mörder, wer anders sollte den Muller erschlagen haben? Gestohlen war ja nichts worden, obwohl der Müller viele hundert Thaler Geld im Kasten hatte, das er erst von einem reichen Bücker ausgezahlt erhalten. Waren dies nicht Beweise genug von der Schuld Georgs? Die Mutter des Er schlagenen war am vorhergegangenen Tage mit ihrem jüngeren Sohn in die Stadt gefahren um Einkäufe zu besorgen. Der glückliche Vräutigum hatte ihr das Geleit bis zum Dorfe seiner Braut gege ben, um nach 10 Uhr hoffnungsfreudig heimzukehren und in wenig Stunden darauf ein zerstückelter, elender Leichnam zu sein. Ein Knecht hatte das Haus hüten sollen, war aber in Erwarlung, daß sein Meister nicht vor Mitternacht zurückkommcn würde, in die Schenke gegangen und mit einein Kumpanen erst in frühester Morgenstunde hcimgekehrt; sie hatten auch den Leichnam zuerst aufgefunden und Lärm gemacht. Der herbeigecilte Kriminalrichter war bereits eifrig mit der Vernehmung der nächsten Angehörigen des Müllers beschäftigt, und der kleine alte Mann that dies in der gewohnten polternden und zu fahrenden Weise. Er war Gerichtsralh beim Land- und Stadtgericht des nächsten Städtchens und zu gleicher Zeit Patrimonialrichter von Wolfsdorf. In letzterer Eigenschaft hatte er sich allgemein wegen seiner -Härte und Brutalität verhaßt gemacht. Er stand in dem Rufe des bestechlichen, heimtückischen Beamten, der Recht und Gesetz nach seiner Laune mit Füßen trat, und bei den Prozessen der Bauern mit der Äwshcrrschaft die letzteren auf eine unveramworiliche, ja un verschämte Weise begünstigte. Das klarste Recht wurde unter seinen Händen zum Unrecht und deshalb war der Mann eben so gehaßt als gefürchtet. Man wich auch heute dem verbissenen boshaften Al ten scheu und schüchtern ans, der, von einem Gastmahl plötzlich ab- bernfen, in der erbittertsten Laune über das Räuber- und Mordgesin- det raisonnirte, vor dem er nicht mehr einen Augenblick Ruhe habe. Als der Kriminalrichter hörte, oaß die Braut des Ermordeten anwesend, wurde auch sie vernommen. So grob und schonungslos der alte verrufene Mann auch war, gegen junge Mädchen benahm er sich mit einer widerlichen Freundlichkeit. Auch die weinende, schüchterne Mariannejwurde größerer Freundlichkeit gewürdigt, er kniff sie in die Wange und sagie schmunzelnd: „Trösten Sie sich, mein Kind! Es ist sreilich schlimm, wenn einem am Hochzeitsmorgen der Bräutigam todigeschlageu wird, aber cs giebt noch viel junge Bur schen auf der Welt. Er war also gestern bei Ihnen? he, mein Kind, er war bei Ihnen?" setzte er hinzu, „wie lange blieb er?" (Forts, f.) Erledigt hat sich die Abwesenheitsvormundschaft des Schneider Carl August Merker aus Burkhardtswalde. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, «m 20. Mai 1869. Leonhardi. Bekanntmachung, die Wahl eines Laudtagsabgeordneten für die zweite Kammer im sechsten städtischen Wahlkreise betr. Die Zusammenstellung der Ergebnisse der Bezirkswahlen zur Bestellung eines Abgeordneten für die zweite Kammer der Ständeversammlung im sechsten städtischen Wahlkreise, welcher die Städte Freiberg, Wilsdruff und Tharandt umfaßt, wird Montag, der 7. Juni dieses Jahres, Nachmittags von 3 Nhr an im Stadtverordnetenlokale des Rathhauses zu Freiberg vorgenommen werden. Es wird solches mit dem Bemerken andurch zur öffentlichen Kenntnis; gebracht, das; es den Stimmberechtigten des Wahlkreises freisteht, dieser Wahlhandlung beizuwohnen. Freiberg, den 31. Mai 1869. Der Wahlkommissar für den sechsten städtischen Wahlkreis. —— Bürgermeister Clauß. ke!t<iNkim<lk!ni!iL. ,1 Zur Zusammenstellung der Ergebnisse der in den einzelnen Wahlabtheilungen des 17. ländlichen Wahlbezirks erfolgten Skimmauszählung für einen Abgeordneten der zweiten Kammer ist von dem unterzeichneten Wahlcommissar kommender 8. Juni, Vormittags 11 Uhr im. Hesse'schen Gasthofe zu Obereula Deutschenboraer Gerichtsantheils anberaumt worden, was hierdurch öffentlich be kannt gemacht wird. Nossen, den 24. Mai 1869. Gerichtsamtmann vr. Müller. Die direct an der Eisenbahn gelegene, mit ausreichender Wasserkraft (6 Ellen Gefälle) versehene Schloß-Mühle zu Tharandt, welche sich im besten baulichen Zustande befindet und 4 Mahlgänge, sowie einen Spitzgang und Schneide mühle mit zwei Gärtlern hat, auch eine Bäckerei enthält, und zu welcher 7 Scheffel Feld, Wiese und Obstgarten gehören, soll Sonnabend, den 19. Juni 1869 an den Meistbietenden durch mich versteigert werden. Zur Erwerbung der Mühle sind 3 bis 4 Tausend Thaler erforderlich. Erstehungslustige werden ersucht, sieb am bezeichneten Tage Vormittags 11 Uhr in dem zu versteigernden Grund stücke einzufinden. Tharandt, den 28. Mai 1869. Advokat Schulz. Dtll Wühlern von Freibrrg, TharM und Wilsdruff empfehlen wir hiermit nochmals den Herrn Atudtruth Sachße in Freiberg als Candidaten für die bevorstehende Laudtagswahl. Wir haben aus seiner bisherigen parlamentarischen Thätigkeit die volle Ueberzeugung gewonnen, daß er die Interessen des theuren Sachsenlandes und somit die uns'rigen gewiß am besten vertreten wird. Man wolle sich durch Einwendungen, welche von einer gewißen mißliebigen Seite her, aus Wohl bekannten Gründen borgebracht werden, durchaus nicht irren lassen. Selbstverständlich muß auf dem, den 4. Juni d. I. persönlich abzugebenden Stimmzettel der Name des Herrn Stadtrath Sachße und dessen Wohnort Freiberg richtig geschrieben fein, damit keine Stimme verloren geht. Der Verein Snronia in Freiberg.