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4 R. W 8 8 K WR' Mß RD Ä U U U R ilsdruss, Tharandt, Rossen, Dicbcnlch» und die Umgegenden. Umisklatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. vierteljährlicher PränumerationspreiS lü Ngr. — Jnsertiondgebiihren für den Naum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf. Annahme von 3»serawn bis Montag resp Donnerstag Mittag. —.Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dieses Blattes entsprechen, werden mit großem -anke angenommen, nach Befinden honorirt. 18M Freitag, den 14. Mai Bekanntmachung, die Entrichtung des Chaufseegeldes betr. Zur Erleichterung des Publikums bei Erhebung des Chauffeegcldes sollen vom I. Juli dieses Jahres an, mit Coupons versehene Chauffccgeldzcttel bei allen Hebestellcn des Landes im Voraus käuflich abgelassen werden. , Diese Zettel können von dem gedachten Zeitpunkte an in 3 Sorten zu 0 Pf., zu 1 Ngr. 2 Pf. und zu 2 Vgr. a Pf. m halben oder ganzen Bogen zu je 16 beziehcndlich 32 Stücken entnommen werden, sie gelten bei allen ChauffecgeldhebmcUm u» Lande, für den auf den Zetteln angegebenen Betrag, sind von den Passanten zu produciren und von dem Einnehmer zu stempeln und coupiren. Dell Cou pon behält der Einnehmer, der Zettel selbst bleibt im Besitze des Passanten und ist, wie jeder andere Changeegeld-Zettel, bei der nächsten Einnahme abzugcben. Dresden, am 29. April 1869. F i n a n z - M i n i st e r i u m. v. Friesen. Hartmann. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 13. Mai 1869. Kokegialischer Besuch aus dem fernsten amerikanischen Bordwesten. Ganz unverhofft empfingen wir heute den Besuch eines Mitar beiters in dem Weinberge (?) deutscher Journalistik, des Herrn Al bert Wolff, welcher vor 17 Jahren nach Amerika auswanderte, und nun seit kurzer Zeit auf einer Erholungsreise ganz in unserer Nähe und zwar bei seinem Schwager, dem Mühlcnbcsitzer, Herrn Mittag zu Nolhschönbcrg verweilte. Herr Wolff ist Eigcnthümer und Nedac- tcur der Minnesota Staats-Zeitung, eines deutschen Blattes, welches in einer wöchentlichen und in einer 3mal wöchentlichen Aus gabe zu St. Paul, der nahezu 1500 englische Meilen von Ncw- Uork belegenen Hauptstadt des Staates Minnesota erscheint. Aus der Unterhaltung mit Herrn Wolff entnahmen wir manches Interes sante in Bezug auf die Verhältnisse im amerikanischen Nordwestcn, und freute es uns namentlich zu hören, welche geachtete und ange nehme Stellung, social und politisch, den Deutschen dort eingeräumt wird. Wie kräftig der Einfluß unserer Landsleute im amerikanischen Nordwestcn und fpecicll in Minnesota sich geltend macht, geht sehr augenscheinlich aus einer Mittheilung der Minnesota Staats- Zeitung hervor, welche unter dem 8. April berichtet, daß von den Beamten, welche gegenwärtig die Administcration der 25,000 Einw. zählenden Hauptstadt St. Paul führen, nicht weniger als zehn, und zwar die wichtigsten und bestsalärirten, Deutsche sind. So hat man in der jungen Metropolis hoch oben am Missisi,-Pi einen Deutschen zum Grundeigenthumstaxator, einen zum Stadtkassirer, einen Dritten zum Straßenbaumeister und einen Vierten zum Stadtrichter; außer dem sind mehrere der Stadträthe und Schulcphoren Deutsche. In einem Staate, woselbst die Deutschen zu solcher Anerkennung gelangen, und deutsche Zeitungsrcdacteure es dahin bringe», über seeische Erholungsreisen zu machen, dürfte es um so weniger an gu ten Chancen für d..i cinwanderndcn Deutschen fehlen, da, wie Herr- Wolff uns mittheilt, das Klima seines Staates ein außerordentlich gesundes und der Ackerboden von höchster Tragfähigkeit ist. Unserm College» aus dem fernen Nordw sten, welcher nächstes Frühjahr nach Minnesota zurückreisen wird, wt schon wir fröhliche Heimkehr. Freiberg, 10. Mai. Für de» 6. städtischen Wahlbezirk (Frei berg, Wilsdruff, Tharaud) wird der hiesige Advokat Ottomar Blüher als Eandidat zur zweite» Kammer für den bevorstehende» Landtag ausgestellt. Derselbe gehört der national-liberale» Partei a», ist übrigens ein allgemein geachteter Mann, hat längere Zeit an der Spitze des Stadtverordneten-Collegiums gestanden, erfreut sich einer sehr umfangreichen und einbringenden Praxis und dürfte große Aus sicht haben, gewählt zu werden. Seiten der bundeSstaatlich-constitu- tivnelle» Partei ist ein Candidat noch nicht aufgestellt, wohl aber eine Einladung zu einer Vorbesprechung ergangen, welche von, Gc- richtsamtmann Hertel, Commissar Münzner und Staatsanwalt Sieb- drat unterzeichnet ist. Der bisherige Landtagsabgcordnctc Stadt- rath Sachße scheint keine neue Wahl annchmen zu wolle», um sich fortan ausschließlich nur den städtischen Angelegenheiten zu widmen. Der Ausschuß der deutschen Volkspartei in Sachsen macht be kannt, daß er eine Landesversammlung auf de» 3. Pfingstfeiertag »ach Leipzig eittberufe» habe. Ein Brod, welches vor 30 Jahren in Dresden 6—7 Pfennige das Pfund kostete, bezahlt man jetzt mit 10—12 Pfennige, die Weißwaare (Semmel rc.) ist um die Hälfte des Gewichts herunter- gcgangcn, das Bier ist von 7, 8 Pfennige, die Kanne auf 14, 16 gestiegen. Besonders hoch aber ist das Fleisch gestiegen, nämlich seit Januar 1835 bis Mai 1869 das Rindfleisch von 27r auf 4'/, Ngr. pro Pfd., Schwemefleisch von 2 Ngr. 8 Pf. auf 6 Nar., Schöpsen fleisch von 27, auf 3'/2 Ngr., Kalbfleisch von 19 Pf. auf 3 Ngr., Pökelrindfleisch von 3 auf 7 Ngr., Schinken von 5 auf 8, Speck von 6 auf 9, Wurst von 4 auf 6 Ngr. rc., wobei wiederum noch zu bemerken bleibt, daß bessere Qualität jetzt sogar noch theuercr als hier angegeben, bezahlt wird. (Dr. A.) I» Scrkowitz bei Radebeul (in der Nähe von Dresden) hat am Freitag Nachmittag der Blitz in die dortige Windmühle einge schlagen und ist dieselbe in Folge dessen niedcrgebraimt. Grünhain, 9. Mai. Gestern Nachmittag entlud sich über die hiesige Gegend ein sehr heftiges, mit wolkenbruchartigem Regen und Schloßen verbundenes Gewitter, welches besonders auf Elterleiner, Schwarzbacher, Waschleithner und Langenbergcr Flur nicht geringen Schaden angerichtet. Die Felder wurden theilweise förmlich abge- schwemmt, so daß man die erst gelegten Kartoffeln in großer Anzahl auf dem Fahrwege fand. Die Schloße», welche die Größe von welschen Nüssen erreichten, sielen streckenweise so massenhaft, daß man »och am späten Abende welche fand. — Die anhaltenden Nachtfröste haben namentlich der herrlichen Baumblüthe und dem Klee geschadet. — Am Himmelfahrtstage brannten in Langenberg bei Elterlein 5 Wohnhäuser und 3 Schelmen ab. Oberwiesenthal, 8. Mai. Unsers Städtchens Bewohnerschaft ist durch eine» mächtig ergreifenden Fall tief bewegt. In den er sten Nachmittagsstunden des heutigen Tages zogen Gewitter am Ho rizonte auf, die auch bald in Regen und Schloßenschauern sich zu entlade» begannen. Das eine derselben, das nach Südwcst sich wendete, schien die entgegcnstchenden Höhe» nicht übersteigen zu kön nen und grollte über unseren Häuptern in gewaltiger Art. Da — bald »ach 3 Uhr — siel ein zuckender Strahl, dem bald ein er schütternder Schlag folgte, und mir zu rasch drang dann die Kunde zu uns, daß 3 Personen vom Blitze getroffen worden seien. Und so war es. Der Nadlermeister Friedrich Seltmann, ein Mann von 67 Jahren, und seme, nur um 2 Jahre jüngere Ehefrau Christiane Friederike, sowie deren Sohn, der bei der hiesigen Postverwaltung als Briefträger und Packer verpflichtete 31jährige Gustav Moritz Sellmann wurden leblos aufgcfunden, und gelang es auch allen Rettungsversuchen nicht, sic wieder ins Leben zu rufen. Aber nicht in eurem Zimmer oder an einer Stelle hatte der tödtende Strahl die Genannten »icdcracschmettcrt; jede der 3 Personen befand sich an einer andern Stelle des kleinen von ihnen bewohnten Häuschens, der Vater auf dem Dachboden und muthmaßlich über der, in der eine Trehpc tiefer liegenden Schlafkammer beschäftigten Mutter, der Sohn in einer ziemlich gegenüberliegenden Ecke des Hauses. So weit Ver- muthnngen gestattet sind, »rag der Blitzstrahl sich wohl gespalten ha ben. Die Getroffene» si»de» allseitig tiefes Bedauern. Das Selt-