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1 Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsöl'att für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränunisrationspreis 10 »lgr. — Jnsertionsgcbührcn für den Naum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dieses Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 33. Menstag, den 4. Mai 1868. > —, ,, ... — » Wie prangt im Frühlingskleide Die grüne, bunte Welt, Und hat in Wald und Haide Musik und Lust bestellt! Wie klingt und spielt der Scher; In Büschen rings und Bäumen Von Edens Vlumcnträumen Den Klang in jedes Herz. Am Himmlfchrtstagc. Hinaus denn meine Seele, In voller Lust hinaus! Verkünde, ruf', erzähle Und kling' und sing' cs aus! Du bist von Lerchcnart; Nach oben will dein Leben, Laß fliegen, klingen und schweben Die süße Himmelfahrt. Auf! lüfte deine Schwingen Zum frohen Heimathvrt! Dein Trachten, Sehnen, Ringen, Dein Weg, dein Lauf ist dort. O flieg aus diesem Glanz Der bunten Erdenlcnzc Ins Land der cw'gen Kränze! Dort ist dein Ziel, dein Kranz. Limit, Auritz druckt. Verordnung, die Veranstaltung neuer Wahlen für die II. Kammer der Ständeversammlung betreffend. Nachdem zufolge der Bestimmungen in ß. 68 des Gesetzes, einige Abänderungen der Verfassungs-Urkunde u. s. w. betr. vom 3. Decembcr 1868, sowie des Gesetzes, die Wahlen für den Landtag betr., von demselben Tage, W. 15 ff., eine vollständige Erneuerung der Wahle,: für die II. Kammer der Ständeversammlung sich erforderlich macht, so werden in Gemäßheit Z. 22 des letztgedachten Gesetzes alle damit verfassungsmäßig beauftragten Behörden angewiesen, die zur Veranstaltung der Neuwahlen in sämmtlichen Wahlkreisen nach den Vorschrifteu dieses Gesetzes nöthigen Einleitungen sofort zu treffen. Die Abgabe der Stimmen hat in allen Wahlkreisen den 4. Juni dieses Jahres stattzufinden. Bezüglich der Frist zu Erhebung von Einsprüchen gegen die Wahllisten wird auf die Bestimmung in 26 des Gesetzes, die Wah len für den Landtag betr. vom 3. Decembcr 1868 verwiesen. Dresden, am 30. April 1869. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Forwerg. Tagesgeschichte. Dresden, 30. April. Das „Dr: I." veröffentlicht eine Ver ordnung des K. S. Ministeriums des Innern, nach welcher die Vor nahme der Landtagswahlen zur zweiten Kammer ungeordnet wird. Die Abgabe der Stimmen hat in allen Wahlkreisen am 4. Juni zu erfolgen. (Siehe amtliches Inserat.) Der „Dresdner Anzeiger" giebt eine amtliche Darstellung der Steigerung, welche seit 1833 die Lebensmittel erfahren haben. Es stiegen demnach vom Decembcr 1833 bis Decembcr 1868 die Metze Erbsen von 6 auf 11'/, Ngr., die Linsen von 8 auf 13, Hirse 11 bis 14, Graupen 22 bis 22^, Bohnen 10—14'/,, Gries 16—23, Grütze 8—18'/,, Erdbirncn der Scheffel von 1—2 Thlr., Eier das Schock von 16 auf 27 Ngr., Butter die Kanne von 9—26 Ngr., eine Gans von 1 Thlr. auf 1 Thlr. 20 Ngr., eine Ente von 13 auf 22'/, Ngr., eine Henne von 6—14, ein Haase von 16 auf 26, ein Taubcnpaar von 4'/,—8 und die Kanne Rahm von 2 auf 6 Ngr. Das „Leipz. Tgbl." schreibt: Wiederum ist über einen jener ent setzlichen Fälle zu berichten, in denen ein hilfloses Kind durch Ent ziehung der nothdürftigstcn Pflege und Abwartung und Vernachlässi gung m der Ernährung einem traurigen Schicksale verfällt. Der le digen M. in Neusellerhausen war ein Kind zur Pflege übergeben, der Behörde aber schon vor kurzem die Mittheilung gemacht worden, daß das Kind in dem elendesten Zustande sich befinde, am Körper mit Geschwüren und Schmutz beladen und bis zum Scelett abge magert sei. Auf diese Anzeige hin, traf die Behörde schleunigst Maßregeln, und eine ärztliche Untersuchung bestätigte vollkommen die in der Anzeige enthaltenen Einzelheiten. Als jedoch die Weg nahme des Kindes und dessen Unterbringung in bessere Pflege erfol gen sollte, trafen die Beauftragten des Gerichts bereits eine Leiche an. Der Fall ist der königlichen Staatsanwaltschaft angezeigt und es sind von derselben bereits Erörterungen vorgenömmen worden. Die vom 30. Mai bis 3. Juni in Leipzig stattfindendc Aus- stellung von Productcn der Müllerei und Bäckerei verspricht sehr um fassende und lehrreiche Dimensionen anzunchmen. In Kü Huitz sch bei Wurzen hat am 27. April ein großes Scha denfeuer stattgefundcn, indem dortsclbst die Güter der Gutsbesitzer Hictzge und Heyde ein Raub der Flammen wurden. Dabei sind eine größere Anzahl von Hühnern, Gänsen und Schweinen mit ver brannt. Die Calamitosen sollen durch diesen Unglücksfall sehr er heblichen Schaden erlitten haben. Nach den bisherigen Erhebungen scheint Brandstiftung von außen vorzuliegen. Einen Regenschirm her und über den ganzen norddeutschen Bund ausgespannt! Es regnet Steuern, und wenn der Reichstag das Unwetter nicht beschwören kann, droht es ein Landregen zu werden. Sticht weniger als 5 Steuern auf einmal sind dem Reichstage vor gelegt: eine Branntwein- und Petroleum-Steuer, eine Gas- und Wechselstempel-Steuer und eine Biersteuer. Als der Bundes-Com- missar mit der letztern stockend herausrückte, entstand eine Aufregung im ganzen Saal, so sehr, daß die Sitzung unterbrochen wurde. Da stand Bismarck auf und sagte: Wühlen Sie aus, wir haben über all anklopfen müssen; denn wir brauchen Geld; schlagen Sie selber andere Dinge vor, die sich besser besteuern lassen, wir werden darauf eingehen. Bedenken Sie unsere Lage. Ich frage mit Schiller: „Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? Wächst mir ein'Kornfeld in der flachen Hano?" — Die Biersteuer hat keine Aussicht auf An nahme. Alle Bierbänke Norddeutschlands würden aufstchen und es giebt wenige Norddeutsche, die nicht auf diesen Bänken sitzen. Welche Genugthuung würde das sei» für das vielgeneckte Bayern — und welcher Magnet für sie. Interessant waren die Verhandlungen im norddeutschen Reichs tage über die Bundespost und die Porto frciheiten, die zum Theil aufgehoben werden sollen. Der General-Post-Director Phi lippsborn sagte, er habe bei Ermäßigung des Briefportos auf eine Vermehrung der Briefe ;um 20—30 Proc. gerechnet, nach den Er fahrungen Englands ein sehr mäßiger Anschlag, es sei aber eine Vermehrung von nur 8 Proc. eingetrcten, daher der Ausfall in den Einnahmen, Uebcr den Mißbrauch der Pvrtofreiheit und namentlich auch der freien Telegramme gab unter großer Heiterkeit des Reichs tages der Abg. Or. Becker eine drastische Schilderung. Z. B.: Die gebührenfreien Telegramme haben sich in den letzten 14 Jahren fast verfünffacht. Dazu kommt, daß in der Länge der ge bührenfreien Telegramme ganz Erstaunliches geleistet wird. (Hört! hört!) Namentlich die Militairbehörden sind darin groß. (Heiterkeit.) Wenn z. B. ein Soldat einen Tag über den Urlaub wegbleibt, so wird an den Bürgermeister des Ortes telegraphirt und derselbe auf gefordert, den Soldaten zu schicken. (Heiterkeit.) Das ließe man sich