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Karp, gebürtig aus Kappe Kreis Dr. Krone. K., der den Feldzug 1870/71 mitgemacht hat, diente im Jahre 1872 als Knecht bei dem gräflichen Förster Vielhaber in Behle bet Schönlanke. Diesen hat K. auf Anstiften und in Gemeinschaft mit der Ehefrau des V, mit welcher er un erlaubte Beziehungen unterhielt, am 29. September 1872 im Behler Walde ermordet. Karp und die Bielhaber wurden deswegen vom Landgericht in Schneidemühl zum Tode verurteilt, demnächst aber zu lebenslänglicher Zucht hausstrafe begnadigt. Die V. soll vor einigen Jahren in Fordon verstorben sein. Zu der Eheirrung in Karlsruhe, wo, wie kürzlich berichtet, ein Mannheimer Rechtsanwalt seine Gattin aus der Wohnung eines Offiziers, mit dem sie engere Beziehungen unterhielt, unler Anwendung von Gewalt herausholte, wird noch folgendes gemeldet. Die Helden dieser peinlichen Familiengeschichte sind der Leut- nant von Rink (Karlsruhe) und die Gattin des Rechts anwalts Dr. Schlesinger (Mannheim): letztere ist eine hoch m den Vierzigern stehende Dame und bereits — Großmutter. Die Geschichte wird natürlich noch das bürgerliche und das Kriegsgericht beschäftigen. Riesenbrand in einer Konservenfabrik. E-York, 1. Okt. Eine große Fleischkonservenfabrik in der Rahe der Docks ist in Brand geraten. Die Flammen reichten die Kühlräume. Die mit Ammoniak gefüllten Reservoirs explodierten sofort. 50 Feuerwehrleute erstickten infolge der Ammoniakdämpfe, eine Anzahl büßte das Augenlicht ein. Bei Abgang der Meldung waren 3000 Feuerwehrleute an der Brandstätte tätig, um das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Furchtbares Ueberfchwemmungsunglück. London, 1. Okt. Nach Blättermeldungen aus Pueblo (Colorado) soll der Ort Trinidad durch Bruch eines Wasser rohres vernichtet worden sein. Man fürchtet, daß 5000 Personen dabei umgekommen sind. Der New-Yorker Berichterstatter des „Daily Telegraph'" hofft, daß die Be uchte über das Unglück in Trinidad übertrieben sind. — Wir schließen uns dieser Hoffnung an- bieten. Redaktion und Verlag des Wilsdruffer Wochenbattes. Störungen der Nachtruhe äußerte Se. Majestät zu seiner Umgebung, daß auch in gesunden Tagen der Schlaf nie mals seine starke Seite gewesen sei. Am Sonnabend hat der König zweimal eine einstündige Ausfahrt im Stuhl- wagen im Schloßpark von Pillnitz unternommen. Der für Pillnitz jetzt entbehrliche Teil des Marstalls unter Ober- marstallmeister von Haugk ist nach Dresden zurückgekehrt. — Eine treue Pflegerin in der jetzigen schweren Zeit hat König Georg in seiner Tochter, der Prinzessin Mathilde. Die letztere ist beständig um den kranken Vater, überwacht alle Anordnungen der Aerzte und sorgt dafür, daß auch nicht der geringste Laut im Schlosse die Ruhe des Königs stört. Im Pillnitzer Schlosse herrscht daher auch eine un gewöhnliche Stille. Die Diener gehen in Filzschuhen vor- sichtig einher, kein Ton unterbricht die Grabesruhe. Nur dann und wann ein Glockenzeichen, das den Leibdiener in des Königs Krankenzimmer ruft. Hat König Georg die schweren Anfälle überstanden und schaut er in die besorgten Gesichter seiner Tochter, feiner treuen Aerzte und Diener, dann durchzuckt wohl ein Freudenschimmer das sorgenvolle, vom Alter durchfurchte Antlitz des guten Herrn und er meint: „Kinder, was mache ich euch für Arbeit und Mühe!" Dann verlangt er auch nach den Aktenmappen und ruht nicht eher, als bis er die dringendsten, der Erledigung harrenden Staatsgeschäfte besorgt hat. Aber auch der — Zur Erkrankung des Königs Georg. Am Sonnabend meldete das Oberhofmarschallamt: „Der König hatte nach der vorvergangenen durch Hustenreiz vielfach gestörten Nacht während des gestrigen Vormittags längeren Schlaf gefunden und zu mittag wie gewöhn- lich außerhalb des Bettes mit erfreulichem Appetit gegessen. Nach einer einstündigen Ausfahrt im Schloß, garten am Nachmittag, empfing Se. Majestät den Besuch >es Prinzen Johann Georg und am späteren Abend auch den des Kronprinzen Friedrich August gelegentlich dessen Rückkehr von der Jagd. Die letzte Nacht verlief im ganzen etwas ruhiger, wenn auch Hustenreiz und Atemnot sich wiederholt einstellten. Der Kräftezustand Sr. Majestät ist befriedigend." Wie weiter gemeldet wird, hat der Aufenthalt im Freien vorteilhaft auf Gemüt und Körper eingewirkt. Se. Majestät erfreute sich sichtlich an dem prächtigen Herbstbilde des Pillnitzer Schloßparks. Der König darf Bier, Rotwein und Champagner zu sich nehmen. Er vermochte im Laufe des Tages einige Regierungs- geschäfte zu erledigen. Bezüglich der häufig eintretenden viel weniger auf den Kanzler als auf den Kaiser an; und daß ich geglaubt hätte, den immer schon schwierigen Herbert mit unserem Herrn auf die Dauer zusammen spannen zu können, sollte man mir eigentlich nicht zutrauen. Boetticher, sagt man mir, hatte die Idee, mit Herbert Weiterzuwirtschaften; nach der Jnventuraufnahme konnte die Firma ja dann geändert werden." Sechs Monate später. Der Kaiser hat dem vor vier Jahren ungnädig Entlassenen eine Flasche Rheinwein ge schickt und ihn im Lauf zweier Tage zweimalzummilitäri schen Jubelfest nach Berlin geladen. Auf die erste Nach richt eilt Herbert nach Friedrichsruh. Die Aufregung könnte dem Vater schaden; die Reise im Winter, die Un ruhe hauptstädtischen und höfischen Treibens, die Wucht der Erinnerungen; auch schien der Besuch geeignet, eine leidige Wahrheit, die nackt gesehen werden sollte, zu über tünchen. „Willst du denn wirklich . . ?" Der Kork ist aus der Flasche; jetzt heißt's trinken." Der Fürst hatte nicht eine Sekunde gezögert. Die ehrerbietigste Ab sage hätte ihn ins Unrecht gesetzt; seht, hätte nicht nur die Bosheit geraunt, seht: der Kaiser streckt ihm die Hand entgegen, will wieder seinen Rat und wird von dem Eigen sinnigen abgewiesen! Otto Bismarck wußte, daß Nichtsein Rat, sondern seine Anwesenheit gewünscht werde, und sagte richtig voraus, über politische Dinge werde kein Wörtchen fallen. So war's denn auch. Im Schloß wurden viele Ballgeschichten erzählt. Im Reich hatte sich nichts ver ändert. Nur Herbert mußte wieder dran glauben. Der, hieß es, hat auf dem Bahnsteig die Hand des Kaisers geküßt und Tränen vergossen. Der will um jeden Preis wieder ins Amt. Wollte er es wirklich? Sechs Tage nach diesem „Versöhnungsfest" schrieb er mir: „Ich kann immer nur persönlich befriedigt bleiben, daß ich beizeiten privatim Aurze Lhrsnik. Schreckliche Pilzvergiftung. In Pieve dl Soligo, einer kleinen Ortschaft an der ticolffch-vicentlnffchen Grenze, ist ein schwerer Fall von Pilzvergiftung vorgekommen. Die Familien Dallecrode und Simoni hatten gemeinsam Pilze gesammelt und dieselben dann gegessen. Bald daraus wurden sämtliche elf Mitglieder dieser beiden Familien von entsetzlichen Leibschmerzen und Krampfen befallen. Ehe ärztliche Hilfe zur Stelle war, hatte das Gift bereits fünf Menschenleben vernichtet. Es gelang dann dem Arzte, die übrigen sechs Personen zu retten, doch liegen noch zwei von ihnen schwer krank darnieder. Liebestragödie. Der Unteroffizier Stahl vom Metzer Regiment Nr. 174 sprang in Trier mit seiner Ge liebten, der verheirateten Kellnerin Ballement, von der Georgsbrücke in die Mosel. Ein nachspringender Mann rettete den Unteroffizier, während die Ballement ertrank. Ein Hundertmarkschein-Fabrikant wurde in Elberfeld in der Person des Architekten Helmenstein in Haft genommen. Das Gewissen. Vor einiger Zeit hatte ein Fleischergeselle aus Ratibor, der in Berlin in Arbeit stand, seinem Schlaskollegen eine größere Geldsumme ent- wendet und war nach seiner Heimat gefahren. Nachdem er das Geld bis auf einen kleinen Rest vergeudet hatte, stellte er sich wegen Diebstahls der Polizei, die ihn sofort in Haft nahm. Der Bestohlene hatte inzwischen das Fehlen seines Geldes noch gar nicht bemerkt! Ein Fräulein als Reverend. London, 80 Sept. Gestern wurde in Leicester Fräulein Gertrud v. Petzold als erste an einer Kirche in England angestellte Geistliche in die zahlreich versammelte Gemeinde der Freien christlichen Kirche eingeführt. Drei Menschen verbrannt. Bei einem Feuer, das im Hause eines Tischlermeisters in Saubsdorf (Oest. Schief.) ausbrach, wurden drei Tischlergesellen verbrannt. Bei den Rettungsarbesten erlitten ein Schmiedemeister und dessen Sohn noch erhebliche Brandwunden. Ein nächtlicher Termin. Der Betriebsleiter Herbert Bismarck. In der „Zukunft" veröffentlicht Maximilian Harden einen Artikel, in dem sich folgende interessante Erinnerungen an Herbert Bismarck finden: Unbilliger als Herbert ist kaum je einer behandelt worden. Den Gegnern war er ein Grobian, ein ebenso barscher wie unwissender Machterstreber. Die Freunde lobten ihn halb mit Erbarmen und fragten, wenn sie unbelauscht waren, ob er wohl fähig sein würde, ohne väterlichen Rat die Rolle eines Ministers zu spielen — fähig, zu leisten, was die Marschälle und Köller, Hammerstein und Möller ohne Hilfe vermochten. Einer nur kannte ihn ganz genau: sein Vater. Vor elf Jahren, am Tage der Reichstagswahl, sprach er lange zu mir über den Sohn, der wieder um ein Mandat warb. Zärtlich, doch ohne die kleinste Illusion. Nicht etwa, weil er Herberts Talente gering schätzte; er schätzte sich hoch. Aber der Erbe war in seiner Rechnung kein Faktor mehr. „Er ist ganz anders als ich. Ein Stadtkind: früh ver wöhnt und leicht verstimmt; himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt. Dabei hat er sein Leben lang mehr ge arbeitet als ich und ich wüßte keinen tüchtigeren Diplomaten unter unseren jüngeren Leuten. Aber wo ich verachte, haßt er; ein sehr anständiges Gefühl; nur hält solche Hitze nicht immer lange vor. Fällt er heute durch, dann treibt der ck^pü ihn wahrscheinlich für eine Weile nach England, wo er schließlich nichts anderes zu tun hat, als sich dreimal an jedem Tage umzuziehen. Nur deshalb wünsche auch ich seine Wahl; sonst . . ." In diesen Stunden sagte der Fürst auch, er habe nie daran gedacht, seinen Aeltesten dem Reich als Kanzler aufdrängen zu wollen, ihm nicht einmal gewünscht, daß er's werde. Nur ein Esel könne sich einbilden, solches Amt sei zu vererben. „Bei uns kommt's ja Nus Ktadt und Lund. Mitteilungen aus dem Leserkreise siir diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, 3. Oktober 1904. — ^inen sprechenden Beweis für die wachsende Be- ^^kt, deren sich das „Wilsdruffer Wochenblatt" in Stadl und Land erfreut, bildet die bedeutende Abonnenten- Zunahme, dle wir in den letzten Monaten zu verzeichnen hatten. In den Sommermonaten bildet bei allen Zeitungen ein Rückgang der Abonnentenzahl die Regel - das „Wils- druffer Wochenblatt konnte aber nicht nur keinen Rück gang, sondern eine wesentliche Erhöhung der Zahl seiner Abonnenten konstatieren, und bei dem gegenwärtigen Quartalswechsel übertrifft die Steigerung unserer Auflage alle Erwartungen. Wir brauchen wohl kaum zu versichern, daß diese Zunahme der Zahl unserer Leser uns ein er-' neuter Ansporn sein wirb, auf den betretenen Bahnen fortzuschreiten und so unseren Lesern in Stadt und Land auch in Zukunft ein sorgfältig redigiertes Lokalblatt zu M. in Hademarschen war, wie die „Kiel. N. N." schreiben, vom Schöffengericht in Schenefeld wegen eines Vergehens gegen eine Polizeiverordnung zu Geldbuße verurteilt. Er legte Berufung ein. Der Termin zur erneuten Verhandlung wurde auf vormittag 10'/? Uhr angesetzt. M. wurde ge laden, erschien aber nicht. Als man genauer nachsah, stellte sich heraus, daß er infolge Schreibfehlers auf abends 10'/z Uhr geladen war. Das Gericht beraumte darauf hin einen neuen Termin an. Das „Gehirn-Syndikat". Die Amerikaner machen alles im Großbetrieb, auch den Examensschwindel. Die New-Yorker Polizei verhaftete dieser Tage zwei Studenten der Columbia-Universität, die Examina für andere Kan didaten machten, die den Zutritt zu staatlichen Erziehungs- anstalten erhalten wollten. Jeder Stellvertreter sollte 400 Mark für seine Dienste erhalten, und zwar in be- stimmten Teilzahlungen. Die Polizei sagt, eine Anzahl gescheiter Studenten hätte ein sogenanntes „Gehirn-Syn- dikat" gebildet, um gegen feste Sätze Examina für andere zu machen; das Geschäft soll sehr gut gegangen sein. Geständiger Mörder. Der Wilderer, der in Blumenberg bei Berlin den gräflich Arnimschen Förster Strempel erschoß, wurde in Berlin in der Person des 32jährigen Hausdieners Josef Bummlack verhaftet. Er leugnete anfänglich, räumte aber bald die Tat ein be hauptet jedoch, in der Notwehr gehandelt zu haben ' Nach Verbüßung von 31 Jahren 3 Monaten Zucht- Haus begnadigt und aus der Strafanstalt in Crone a. Br. entlassen wurde der 58jährige Tischler Ludwig wurde und keinerlei Verantwortung für all das Unheil trage, das über uns kommen wird . . . Für mich heißt A Und er hat nie lügen gelernt. Ich bm überzeugt, daß er, so lieb ihm die Arbeit des Diplomaten war, sich niemals in die Wilhelmsstraße zuruckjehnt^ Botschafter in London: Das hätte ihm ?bvagt- Da hatte er Verwandte und Freunde, da, auf a erstem Erfolge, im großartigen Stil britischer nobility, Übte er gern. Seine Vergangenheit sperrte ihm die en Weg: er konnte nicht das Werk- zeug einer Politik werden, die er, als Sohn seines Vaters, verdammen mußte. .. „^m^anuar 1894 hätte er, aus Sorge für den über- schwanglich gellebten Vater, die Stcinbergerflasche am liebsten schnell wieder zugekvrkt. Kurz vorher aber hatte die Hoffnung, dem gekränkten Vater eine Freude zu schaffen, ihn zu einem Schritt verleitet, an den er später nicht gern mehr dachte. Von Höflingen wurde ihm zuge- tragen, der Kaiser lechze nach der Gelegenheit, die ihm erlaube, ohne seiner Würde etwas zu vergeben, den in stürmischen Märztagen abgerissenen Faden wieder anzu- knüpsen. Wie aber könne er's, wenn der Vater grollend im Walde sitzt und der Sohn den Hof wie das Fegfeucr meidet? Sobald er Herbert sehe, werde alles in Ordnung sein. Zureden half. Graf Bismarck ging zur Cour (oder wie die Sache heißt) und ließ sich vom Oberhofmarschall auf einen Platz stellen, wo der Kaiser ihn gar nicht über- sehen könne. Da wartete er; wohl nicht in behaglichster Stimmung. Der Monarch kam, sprach, wenige Schritte vor Herberts Platz, Herrn Alexander Meyer an — und kehrte dann um, ohne semen ersten Staatssekretär auch nur, wie er es gern tat, mlt winkender Hand zu grüßen. Er soll, als er in den Mienen ringsum Enttäuschung las:, aesaat haben' „Dann wende ich mich schon lieber direkt anden^l E n^ seinen Flügeladjutanten Moltke nach Friedrichsruh. Dem Grafen Bismarck aber wurde von der Hoflmgsschar nach- nerikebplk -V habe sich vergebens ans Licht ge- dränat Drei Jahre nach der Schloßvisite strich ihn Wilhelm II von ^er Liste der D Wedel-Piesdorf geladenen Hochzeitsgäste; unter achtzig nicht sein, trotzdem er den Brau lgam Vetter nannte. Wieder war Spott sein Tafelteil. Und wieder Aß er sich als die erste Hitze verrauscht war, sacht ^vfttgen und ward seitdem manchmal noch im Weißen Saal gsh - auszustoben schien, einen Peitschenknall und ein rohes Hü, hü! wie man es den Pferden zuzurufen pflegt. Ein paar Schritte weiter bot sich mir folgende Szene: Eine fast nackte Frau sie harte nur ein Hemd an — wurde barfuß, mit aufgelöstem Haar und in ein Ocbsenjoch ein gespannt, von einem Manne angetrieben, der, knirschend vor Zorn, immerzu wiederholte: „Hü, hü! Verdammte, führe meinen Jammer hinaus!" Und wieder mit einer Stimme, mit der die Händler Waren auszurustn pflegen: „Kaufet die verfl— Stute! Wer will sie? Ich geb' sie umsonst." Dem sonderbaren Paare folgte ein aus Männern, Frauen und Kindern gemischter Haufe. Die Männer suchten den Antreiber noch zu ermutigen: „Nur zu, Iwan Paramonowitsch! Nur recht fest drauf los! Damit sich das auch unsere Frauen zu Herzen nehmen!" Die Frauen dagegen weinten und baten: „Laß sie in Frieden, Iwan Paramonowitsch! Tust Dir ja nur selber Schande an!" Iwan Paramonowitsch hieb indessen un- aufhörlich auf das Opfer ein, so daß auf dem Rücken der Fran das Blut durch das Hemd sichtbar wurde. Schon wollte ich mich auf den Peiniger losstürzen und der Frau zu Hilfe kommen, als mich ein Bekannter warnend davon zurückhielt. „Um Gottes willen," sagte er, „Sie setzen sich der größten Gefahr aus und der Unglücklichen werden Sie doch nicht Helsen. Alle Bauern werden über Sie herfallen und es droht Ihnen vielleicht der Tod. Das ist der bekannte Fuhrmann Paramonowitsch, der seine Frau für begangene Untreue straft. Es ist dies hier eine alte, geheiligte Sitte. Kommen Sie, wir wollen lieber einen Schutzmann holen, der wird vielleicht mehr aus richten können." Wir haben aber keinen Schutzmann ge funden und die Prozession bewegte sich ungehindert weiter fort. Politischer Mord in Marokko. Aus Tanger (Marokko) wird gemeldet: Der Gouver neur der Nachbarstadt Arsila, der Schwiegervater des früheren Kriegsministers El Menebhi, ist dort von Leuten aus den Stämmen der Nachbarschaft aus Rache dasür, daß er mehrere Angehörige dieser Stämme hat verhaften lassen, ermordet worden. Die Mörder befreiten nach der Tat alle Gefangenen und töteten viele Bewohner von Arsila, wo jetzt große Aufregung herrscht. Die Behörden haben sich mit der Bitte um Hilfe an den hiesigen Ver treter des Sultans Muhammed-el-Torres gewandt.