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» . - Ein ideales Schullokal besitzt das thüringische Dorf Nieder-Kopfstedt. Kürzlich erzählte der Lehrer den Kindern gerade von der Schlacht bei Sedan, da — ein lautes Prasseln und Krachen an der Decke, und im Nu füllen dichte Wolken von Lehm- und Kalkstaub die Schulstube. Als sich die Luft wieder klärt — einige Kinder waren entsetzt zum Fenster hinausge fluchtet —, sieht man die Scheuerfrau unter einem großen Loch in der Decke im Klassenzimmer stehen. Die arme Frau, die durch die altersschwache Decke htndurchgebrochen war, zum Glück, ohne Schaden zu nehmen, murmelte ein paar Worte der Entschuldigung und ging hinaus. Der Herr Lehrer sammelte seine Schar und suchte sich ein neues Schullokal. Er fand es im Tanzsaal der Gc- meindeschänke. Der Herero-Aufstand. Ueber die Truppenbewegungen und neue Zusammen stöße mit den Herero liegen keine Nachrichten vor, dagegen wird wieder folgende amtliche Verlustliste veröffentlicht: Reiter Karl Lichtenacker, früher Jnfanterieleibregiment Nr. 117 ist auf dem Rücktransport bei Ombuatjipiro am 10. August an Tyhus gestorben. Am 30. August fielen, wie bereits gemeldet, Leutnant Stempel und Sergeant Stolle in der Gegend von Plattbeen gegen den Rebellen Moronga. Außerdem fiel auch ein Gefreiter. Verwundet wurden 2 Gefreite und ein Reiter, vermißt werden 3 Reiter. Namen folgen nach Feststellung der Personalien. Gefreiter Karl Franz Kabitschke, geb. am 22. April 1882 in Laute, Kr. Neumark, früher Füsilierregiment Nr. 38, ist am 29. Aug. auf dem Transport von Omutjatjewa nach Waterberg gestorben. Reiter Ponelis, geb. am 15. November 1882 in Pozegen, Kr. Niederung, Ostpreußen, verwandt mit Martin Povelis in Blausden, Kr. Tilsit, ist am 9. September im Lazarett zu Waterberg an Typhus gestorben. Zur Ermordung der katholischen Missionare in Deutsch-Neuguinea. Ueber den bereits kurz gemeldeten Ueberfall werden nachstehende Einzelheiten gemeldet: Der Dampfer „Walde mar" vom Norddeutschen Lloyd meldet, daß am 13. Aug. auf dem Bainingerberge bei Herbertshöhe die katholischen Missionen Sankt Paul und Nacharmap von Eingeborenen der Bergstämme und befreiten Sklaven überfallen worden sind. AlleMissionare wurden niedergemetzelt und für 60000 Mk. Vorräte geplündert. Den Anlaß gab angeblich der Freikauf von Sklaven. Der Ueberfall erfolgte unerwartet um 9 Uhr morgens. Die Missionare wurden bei ihrer Arbeit überrascht. I» Sankt Paul wurde der Vorsteher Pater Mathias durch einen Gewehr schuß von dem von ihm befreiten und aufs beste behan delten Sklaven Tomari ermordet, ebenso der herbeieilende Bruder Joseph Bley und die Schwester Anna. Die Brüder Eduard Plarchärt und Schellekens, die Schwestern Sophia und Amatha wurden durch Beilhiebe, die Schwester Agnes auf der Hausveranda und die Schwester Angela an der Rückwand des Altars durch Keulenhiebe getötet. In Nacharmap wurde Pater Heinrich Rutalar geköpft. Die ferner geplante Ermordung der Missionare von Marien burg wurde durch deren Abwesenheit vereitelt. Von der von Herbertshöhe abgesandten Polizeitruppe wurden sech- zehn der Mörder erschossen, zwanzig gefangen. Die Ver folgung dauert fort. Der Kapitän des „Waldemar" er zählt, ein Komplott zur Niedermachung aller Weißen sei im Juli entdeckt und vereitelt worden. An amtlicher Stelle in Berlin werden diese Mitteilungen bestätigt. Daß ausschließlich Mitglieder der katholischen Mission der Blutgier der Eingeborenen zum Opfer gefallen sind, dürfte auf die isolierte Lage ihrer Stationen zurückzuführen sein; die Absicht, allen Weißen das Leben zu nehmen, scheint an der Wachsamkeit der Deutschen gescheitert zu sein. Zum letzten Male hatten sich auf den Admiralitätsinseln die Eingeborenen einer Auflehnung gegen die Weißen schuldig gemacht, indem sie sich im März dieses JahreS eines Schoners bemächtigten und einen Teil der Besatzung töteten. Die Bestrafung erfolgte prompt durch S. M. S. „Condor". Zu gleicher Zeit wurde auf der Durourinsel, im Norden von Kaiser-Wilhelms-Land, die Station der Firma Heresheim L Ko. überfallen, wobei der Händler Reimers und zwei Chinesen getötet wurden. Auch auf dem englischen Nachbargebiet kamen mehrfach Ausschrei tungen gegen Europäer vor. Die Wiederkehr derartiger Greueltaten wurde damals von dem Kapitän des Lloyd- Kampfers „Prinz Sigismund", der aus der Südsee heim kehrte, für unwahrscheinlich gehalten, jetzt ist dieser Opti- mismus durch die Ereignisse Lügen gestraft worden. Die ermordeten Missionare dürften ebenso wie die getöteten Schwestern entweder der „Kongregation zur Ausbreitung des göttlichen Wortes" angehören, die in Steyl domiziliert, oder zu den Pallotinern in Limburg zuständig sein. Ausland. Tschechischer Fanatismus. Wie weit oft der Haß der Tschechen gegen deutsche Vorkämpfer geht, mag folgendes Beispiel beweisen: In dem hart an der Sprachgrenze gelegenen Orte Röscha bei Saaz, wo der Deutsche Schulverein eine deutsche Schule unterhält, wurde von einem bisher noch unbekannten Täter durch das Fenster in das Wohnzimmer des Schulleiters geschossen. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Als die Gendarmerie am nächsten Tage den Befund aufuahm, wurde folgender tschechisch geschriebener Zettel gefunden: „Sollte es heute wieder nicht gelingen, so juble nicht zu früh, du deutscher Hund, kalt machen werden wir dich doch. Auch Koß (der Gemeindevorsteher) soll sich in Acht nehmen." Zur Ermittelung des Täters wurde ein Betrag von 100 Kronen ausgesetzt. Das sind die Annehmlichkeiten der Deutschen an der Sprachgrenze! Der Krieg zwischen Rußland nnd Japan. Bei der Dürftigkeit der Nachrichten vom Kriegsschau plätze tauchen natürlich wieder die gewohnten Phantasie meldungen aus Tschifu auf. Nach einer von ihnen soll General SassuLtsch mit 4000 Mann in japanische Gesangen ¬ schaft geraten sein, nach einer anderen soll General Lincwitsch in Nordkorea im Rücken der Japaner stehen. Beide Meldungen bedürfen wohl kaum einer Dementierung. Nach einer weiteren Depesche wollen die Japaner die Russen nördlich von Mukden schlagen. Auch hier ist natürlich der Wunsch der Vater des Gedankens. Warum aber solche überflüssige Depeschen überhaupt nach Europa gekabelt werden? Die weiteren Meldungen über die Kämpfe bei Liaujang enthalten nichts neues mehr. Eine Depesche Oyamas schildert die gegenwärtigen Stellungen der Russen vor Mukden folgendermaßen: Danach steht eine bedeutende russische Kavallerieabteilung bei Pingtaitze, etwa 24 eng lische Meilen östlich vom Bahnhöfe Jantai. Eine andere Abteilung hält Htlingtschai, nördlich von Pingtaitze an der Straße von Fuhav, besetzt. Von der Artillerie begleitete Kavallerieabteilungen werden in Huangschantin an der Straße östlich von Mukden gemeldet, sowie in der Nähe von Rumentsuschan, das von Japanern besetzt ist. Kleine Abteilungen Kavallerie befinden sich bei Fartschiatun, Kuschutzno und Kensukufu, längs der Eisenbahn zwischen Jantai und Mukden. Diese Abteilungen stehen offenbar in Fühlung miteinander und sollen den Feind überwachen. Ein weiterer Bericht der mandschurischen Armee beklagt sich über den Zustand der Nichtkombattanten in Liaujang. Die Russen hätten die Entfernung der Nicht- kombattanten, von denen viele getötet und verwundet seien, gehindert. Die Lage der Nichtkombattanten sei schrecklich und spotte jeder Beschreibung. — Aus Petersburg wird depeschiert: Als Prinz Louis von Battenberg in Vertretung des Königs Eduard der Taufe des russischen Thronfolgers beiwohnte, sprach er dem Zaren gegenüber vom Krieg und von der Möglichkeit eines baldigen, für Rußland ungünstigen Friedensschlusses. Darauf erhob sich der Zar und er widerte mit großem Nachdruck: „So lange noch ein russischer Soldat auf den Beinen und noch ein Rubel im Staatsschatz ist, werde ich diesen Krieg gegen die Japaner, die mich zur Ergreisung der Waffen zwangen, fortsetzen. Keine Unfälle im Felde können diesen meinen Entschluß erschüttern." Bombenattentat. New-Jork wurde durch eine neue Schandtat der „Schwarzen Hand" in Aufregung versetzt. 6 Italiener zertrümmerten mittels Bomben den Laden eines italienischen Barbiers, weil der Besitzer die Erlegung von 50 Dollars verweigerte. Die Bomben verursachten einen Brand, der 20 Familien in drohende Lebensgefahr brachte. Arrrze Lhrsnik. Meuterei. „Daily Telegraph" berichtet, daß an Bord des Dampfers „AndromLde" eine Meuterei unter der Mannschaft ausbrach. Die Offiziere mußten die Waffen gebrauchen, wobei 2 Matrosen getötet wurden. Automobilunglück. Madame Melba, die be rühmte Sängerin, Halle in Paris das Unglück, mit ihrem Automobil während einer Spazierfahrt auf dem Boule- vard Päreire einen 84 Jahre alten Greis zu überfahren. Der Verunglückte war auf der Stelle tot. Hühnerjagd im großen Stile. Aus Grünberg in Böhmen wird geschrieben: Bei den auf den Grünberger Revieren abgehaltenen Hühnerjagden des Besitzers des New-Aork-Herald, Gorden-Bennett, wurden in den ersten drei Tagen 8161 Rebhühner geschossen. Unter den Jagd gästen befinden sich auch der durch Tiger-, Elefanten- und Bärenjagden bekannte Marquis de Bretuil. Die Hühner jagden finden in den nächsten Tagen ihren Abschluß. In den Bergen abgestürzt. Aus Salzburg wird gemeldet: Der Hausbesitzer Georg Reiter aus Grossart ist in die Lichtensteinklamm 200 Meter tief abgestürzt. Er wurde tot aufgefunden. Ein Pulverturm ausgeflogen. Trautenau, 12. Sept. Das massive Pulverhaus am großen Stein- bruch ist infolge Explosion des dort in großer Menge lagernden Zündstoffes in die Luft geflogen. Eine Person wurde getötet. Zwei in der Nähe befindliche Häuser wurden arg verwüstet. Ein Großfener äscherte in Gonzerath an der Mosel 15 Gebäude ein. Ueber 70 Personen sind obdachlos. Aus Studt und Lund. Wilsdruff, 14. September 1904. - 5083 Tonnen Kohlen, das sind fast 1017 Wagenladungen zu je 100 Zentner, gingen im letzten Jahre auf dem Bahnhof Wilsdruff ein. Es handelte sich um 3733 Tonnen Braunkohlen (2013 aus Böhmen, 1720 aus anderen Schächten) und 1350 Tonnen Stein kohlen (1340 aus dem Plauenschen Grunde, 10au8Schle- sien). Gegen das Jahr 1902 stieg die Zufuhr um 72 Tonnen. Die Station Potschappel mit Deuben erhielt 168887 Tonnen, Grumbach 1348 (im Vorjahr 1767), Kesselsdorf 400 (i.V.245), Herzogswalde215 (i.V. 190), Mohorn 1500 (i. V. 1435) und Tharandt 8894 (i. V. 9078). — Postverkehr in Wilsdruff. Nicht weniger als 290000 Briese wurden im Jahre 1903 beim Postamt Wilsdruff aufgegeben, während 347000 Briefsendungen von auswärts hier eingingen. Ferner wurden hier auf gegeben: 10035 Paketsendungen ohne Wertangabe, dagegen gingen von auswärts ein 17797 derartige Sendungen; mit Wertangabe gab Wilsdruff 1159 Sendungen auf, erhielt dagegen 860 solcher Sendungen. An Postnach nahmesendungen gab Wilsdruff 3819 Sendungen zu 39789 Mk. auf; von auswärts gingen ein 5107 Nach- nahmesendungen zu 73585 Mk. Die Anzahl der zur Geldeinziehung und Accepteinholung beim Postamt Wils druff aufgegebenen Postaufträge betrug 833, die von hier emgeganzenen auf 1231 zu l.77200 Mk. Auf 22051 Postanweisungen wurden in Wilsdruff 1287500 Mk. eingezahlt, von auswärts gingen dagegen 13761 Postan weisungen mit 981800 Mk. hier ein. Für 1930 hierauf gegebene Telegramme und für Porto wurden in Wilsdruff 35273 Mk. vereinnahmt. Bon auswärts wurden 1974 Telegramme nach Wilsdruff aufgegeben. — 4030V Gespräche wurden im Jahre 1903 bei dem Fernsprechamt Wilsdruff ausgeführt, im Jahre 1902 34800 Gespräche. Darunter befanden sich im letzten Jahre 6500 auswärtige Gespräche. Die Zahl der Teil nehmer beim hiesigen Fernsprechnetz stieg von 40 im Jahre 1902 auf 42 im Jahre 1903. — Wir werden — unter Bezugnahme auf eine rühere Notiz unseres Blattes — darauf aufmerksam ge macht, daß der Besuch der städtischen Anlagen sich iedeutend gebessert habe. Namentlich sei dies zutreffend m Bezug auf den oberen Park. Leider sei es aber nicht die fiesige Bürgerschaft, die den Park jetzt mehr zu schätzen wüßte, als früher, sondern Gänse her den. Die Martins vögel tummeln sich, wie man uns schreibt, unter der Hut der jugendlichen Gänschirten auf den Rosenplätzen des oberen Parkes, als ob das ihr verbrieftes Recht wäre, und die äußere Verfassung der Wege und Anlagen verrät, daß die Retter des Kapitols auf die äußerliche Verfassung der Anlagen wenig Rücksicht nehmen. — Der Geflügelzüchterverein „Dresden-West" unternahm am verflossenen Montag eine Exkursion nach unserer Stadt. Ca. 40 Herren waren teils perOmnibus, teils per Bahn hier eingekehrt und seitens des Vorsitzenden des hiesigen Geflügelzüchtervereins, Herrn Privatus Eduard Rost, im Lass Windschüttel herzlichst bewillkommnet worden. Der Verein „Dresden. West" hat es sich zur Aufgabe gestellt, durch solche Exkursionen seinen Mitgliedern wettere Anregungen zur Geflügelzucht zu geben und ferner auch das Band der Einigkeit der Nachbarvereine zu stärken. Man unternahm deshalb einen Rundgang durch die Stadt und besuchte mehrere hiesige hervorragende Freunde des Ge flügelsports. So besichtigte man die hervorragende Mal- teser- und Kröpferzucht des Herrn Windschüttel und sprach man sich ob der schönen Tiere und namentlich auch der den Tieren angetanen Pflege sehr lobend aus. Ferner besichtigte man die gelbe Orpington-Zucht des Herrn Kny, die weiße Wyandottenzucht des Herrn Beyrich, die Peking entenzucht des Herrn Paul Krippenstapel, die Silber- Wyandottenzucht des Herrn Birkner, die Malteser- und schwarze Minorkazucht des Herrn Busch und die Silber- Wyandottenzucht des Herrn Werner- Voll befriedigt von den Zuchtfortschritten im hiesigen Verein, schritt man in den Abendstunden zu einem gemütlichen Beisammensein und tauschte hierbei seine gegenseitigen Erfahrungen aus. Ernste und heitere Reden hielten die Versammelten bis in die elfte Abendstunde zusammen und traten die lieben und fröhlichen Gäste voll befriedigt sodann ihre Heim- reise an. — Die Mostzeit in der Meißner Pflege beginnt! Wenn in diesem Jahre der Ausschank des süßen Mostes etwas früher als sonst erfolgt, so hat dies seine Ursache in der früheren Reife der Trauben. Selbstverständlich werden jetzt nur Auslesen in den Bergen gehalten und vor allen Dingen die frühreiferer. Spaliertrauben ver wendet. Die Güte des Mostes ist vorzüglich und es ist seit vielen Jahren ein derartig gehaltreicher Traubensaft nicht gepreßt worden. Der nächste Sonntag wird schon zahlreiche Mostgäste von auswärts bringen, da einige Dresdner Vereine bereits Ausflüge nach Meißen beschlossen haben. — Selbstmordversuch. Die bei einem Guts besitzer in Limbach bedienstete Magd R. suchte auf dem Boden ihres Dienstherrn ihrem Leben durch Erhängen ein Ziel zu setzen. Die Lebensmüde wurde aber durch Arbeiter aus der Schlinge befreit und ins Leben zurück- gerufen. Die Magd war wegen eines Diebstahls zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das mag die Veranlassung zu dem Selbstmordversuche gegeben haben. Aus Sachsen. Wilsdruff, den 14. September 1904. Die Beweisaufnahme gegen den Geh. Kommerzien rat Hahn in Dresden verlief am Montag sehr be lastend für den Angeklagten, so daß der Vorsitzende sich zu der Aeußerung veranlaßt sah: daß der Inhalt der Briefe Hahns bewußte Lügen enthalte. Auch konnte nicht aufgeklärt werden, wo die 150000 Mark von der Lö- bauer Bank geblieben sind. Zu Gunsten Hahns sagt gestern eine Anzahl Entlastungszeugen aus, u. a. der Stadtverordnete Dornauer, der frühere Inhaber des Fischhauses, welcher Hahn sofort 200000 Mark gegeben haben würde, ebenso der Rentier Kühnel in Strehlen. Seit 1901 ist der Zeuge Konsul Jasmatzi bis zur Ein leitung der Liquidation der Rockschbank mit Hahn in Verbindung gewesen. Unbedenklich hat der Zeuge 1901 der Bank 1300000 Mark bar zur Verfügung gestellt und ohne Schwierigkeiten die ganze Summe zurückerhalten. Als es zur Liquidation kam, seien seine Freunde zusammen getreten, um eine Sanierung der Bank vorzunehmen; sie hätten ohne weiteres zu dem zu gründenden Kon sortium 200000 Mark gegeben. Durch die Berhaftung Hahns sei die Sozietät nicht zu stände gekommen. Von einigen Geschäftsfreunden Hahns seien in wenigen Tagen 1650000 Mark gezeichnet worden. Unter großer Spannung des Publikums erklärt der Zeuge, er habe ge hört, daß Peter Spreckels, der Schwiegervater Hahns, und Justizrat Schubert die Rockschbank nicht wieder hochkommen lassen wollten. Ganz wider Erwarten ver zichten darauf die Verteidiger auf die Vernehmung von 19 weiteren Entlastungszeugen. Mittags 1 Uhr begannen bereits die Plaidoyers, die sich bis zum Abend hinzogen. Das Urteil, welches V^IO abends verkündet wurde, lautet für Geh. Kommerzienrat Viktor Hahn auf 4 Jahre Gefängnis und3000 MarkGeldstrafe wegen Untreue und Unterschlagung, für Fritz Hahn auf 100 Mark Geldstrafe oder 10Tage Gefängnis wegen Beihilfe und Begünstigung, für den Prokuristen Kühn auf 200 Mark Geldstrafe oder 20 Tage Gefängnis wegen Beihilfe und Begünstigung. Das Urteil wurde vom Publikum, welches bis zur Tür hinavsstand, mit Schweigen ausgenommen. Das neue Ministerialgebäude am Königsufer in Dresden ist nunmehr auch im inneren Ausbau unv