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54 Pf. 1772 v. A. Während des Urlaubes des Herrn Branvversicherungs<Jnspektors Florey hier vom 24. Juli bis mit 14. August dieses Jahres ist die Verwaltung des Brandver- sicherungs-Jnspektionsbeziiks Meißen Herrn Jnspektorals-Assistenten Mosebach hier übertragen worden. Meißen, den 16. Juli 1904. Königliche Amtshanptmannschaft Lossow. Aonkuvsvevfahven. Das Konkursverfahren über bas Vermögen des Kaufmanns Otto Richard Weise, früher in Wilsdruff, jetzt in Dresden-Striesen wird nach Abhalmug des Wenn der Bericht schon wieder von künftigen Kämpfen spricht, „bei denen die Arbeiter immer den günstigsten Zeitpunkt heraussuchen und während des Kampfes die Politik des Gegners mehr beachten werden", dann trollen wir schon heute verraten, daß es den Hetzaposteln schwer werden wird, die Wilsdruffer Tischler wieder in einen solchen Lohnkampf hineinzuführen. Man hat ein Haar in der Suppe gefunden und es ist allgemein bekannt, daß zwischen den Streikenden und der Streikkommission ernste Zerwürfnisse bestehen. Wenn der verständige Teil der Arbeiterschaft nicht auf Beendigung des Streikes drängte, — dann hätte die Streikleitung sicher nicht in den sauren Apfel gebissen! Und wieviel Elend und Sorge der Streik über zahlreiche Familien gebracht hat, das geht aus den Briesen hervor, die jetzt die Frauen der nicht wieder eingestellten Tischler an die früheren Arbeitgeber richten. Vielleicht sorgen die Herren Zschoke und Genossen für die Familien, die sie um Brot und Lohn gebracht haben! politische Rundschau. Wilsdruff, 18. Juli 1904. Deutsches Reich. Der deutsche Kronprinz als Kompagniechef. Wie Berliner Blätter erzählen, unternahm der Kron prinz dieser Tage nachmittags mit der 2. Kompagnie des 1. Garde-Regiments zu Fuß, deren Hauptmann er ist, eine Dampferpartie nach Kladow, wo in dem auf dem Berge gelegenen Restaurant eingekehrt wurde. Nach dem Esten begaben sich die Soldaten in den Saal und tanzten dort eifrig mit den Dorfschönen. Der Kronprinz schaute dem frohen Treiben der Krieger zu. Aus einem vor dem Tanzsaal aufgestellten Schokoladenautomaten zog der Kron prinz eine große Anzahl von Schokoladentafeln und ver teilte sie an die sich dicht an ihn drängende Kladower Dorfjugend. Krieg mit Frankreich! Man schreibt den „L. N. N." aus St. Johann: Ueber einen deutsch-französischen Krieg kursierten in den letzten Tagen hier und in der Saarpresse alarmierende Gerüchte, weiter auch in den Reichslanden und in der Pfalz, und sie wurden trotz ihrer Ungeheuerlichkeit allen Ernstes sogar geglaubt. Der Ausbruch eines deutsch französischen Krieges wurde als unmittelbar bevorstehend bezeichnet und als Ursache des welterregenden Konfliktes der — Herero-Aufstand angegeben. Die Ursache war recht weit hergeholt. Frankreich sollte den Herero Waffen und Munition gegen Deutschland geliefert haben, das sei der deutschen Regierung bekannt geworden, darauf ein rvetanntmachung. Die anhaltende große Trockenheit veranlaßt uns, an die hiesige Einwohnerschaft das dringende Ersuchen zu richten, Entnahme von Wasser aus der städtischen Leitung und den Brunnen bis auf Weiteres zum Sprengen der Gärten und des Trottoirs tunlichst einzuschränken. Wilsdruff, am 18. Juli 1904. Dev Ktadtvat. Kahlenberger, B vetanntmachung. Für die Schlemmungsarbeiten im Saubach werden noch Arbeiter gegen guten Stundenlohn gesucht. Meldungen nimmt der Straßenwärter Petzschke entgegen. Wilsdruff, am 18. Juli 1904. Dev Kta-tvat. Kahlenberger, B Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk.5 Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuSzeile, Dienstag, den 2H. dss. Mts., I vormittags V-12 Uhr findet im hiesigen Rathause, Sitzungszimmer Nr. 32, Eingang Burgstraße, öffentliche ' Sitzung des Bezirksausschusses statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge tm Hausflur des amthauptmannschaft lichen Dienstgebäudes zu ersehen. Meißen, am 15 Juli 1904. Königliche Amtshauptmannfchaft. Lossow. Amtsblatt t Ar die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdrnsf sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burk^ardtswalde. Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Kestelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kestelsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wilvoerg. würde, was auch die Arbeiter nicht wünschen, gingen letztere nach 16 wöchentlichem ehrenvollen Kampfe den Vergleich ein." Wie freundlich! Die Gründe sind ganz andere gewesen! Wir werden, wenn's gewünscht wird, gern darauf zurückkommen. Die zarte Rücksichtnahme der Streikleitung gegenüber den Wilsdruffer Fabrikanten ist übrigens allerneuesten Datums. Bisher hatte man doch an der Erhaltung der „Wilsdruffer Schundkonkurrenz", wie sich die „Sachs. Arb.- Zlg." auszudrücken beliebte, nicht das mindeste Interesse! „In Anbetracht dessen, daß viele Unternehmer in der langen Zeit einen großen Teil ihrer Kundschaft verloren haben, konnten die Gehilfen nicht darauf bestehen, sämtlich sofort wieder eingestellt zu werden." Sand in die Augen! In Anbetracht dessen, daß die Arbeitgeber Herr im Hause sein wollen, stellen sie ein, wen sie wollen; sie fragen aber nicht nach der Streikleitung! „Die hiesigen Unternehmer haben sich chrenwörtlich ver pflichtet, nach Bedarf sämtliche Streikende wieder ein zustellen, ehe sie auswärtige Arbeitskräfte einstellen." Erstunken und erlogen! Die Arbeitgeber haben sich in dieser Beziehung zu gar nichts verpflichtet, am allerwenigsten ehrenwörtlich. Eine ganze Anzahl Streikführer werden in Wilsdruff nie und nimmer be schäftigt. Man hat die Streikkommisston keinen Augen blick darüber im Zweifel gelasfen, daß die Arbeitgeber sich auch in dieser Beziehung von Niemandem Vor- schriften machen lassen — am allerwenigsten von der Kommission! „Wenn alle Streikenden eingestellt sind, ist es selbst verständlich, daß die Sperre aufgehoben wird." Nein, die Sperre ist sofort aufzuheben! Der Vorsitzende der Streikkommission hat sogar sein Wort gegeben, daß die Sperre bei Wiederaufnahme der Arbeit, aso am 10. Juli, erfolgt, — trotzdem besteht die Sperre heute noch. Die Arbeitgeber haben keine Lust, sich von der Streikkommission an der Nase herum- führen zu lassen. Sie haben denn auch die Kommission davon unterrichtet, daß die bereits eingestellten Verbandsmitglieder sofort und ohne Kün digung wieder entlassen werden, wenn die Sperre vereinbarungsgemäß nicht sofort aufgehoben wird. Die beteiligten Tischler mögen sich dann bei der Kommission für die neue wirtschaft liche Schädigung bedanken, die sie ihnen zufügt. Die sozialdemokratische Presse und der Ausgang des Wilsdrusser Streiks. Wir haben uns im Interesse der Beteiligten darauf beschränkt, ^urz den Ausgang des Tischlerstreiks zu re gistrieren und vermieden es dabei, die in mancher Be ziehung interessanten Interna zu registrieren, die die Streik- kommission veranlaßten, Hals über Kopf die Beilegung des Lohnkampfes anzustreben. Nur mit der sozialdemo- kratischen Berichterstattung — oder richtiger: Nicht-Be richterstattung — haben wir uns in letzter Nummer etwas ausführlicher befaßt. Heute liegt der Bericht der „Sächs. Arbeiter-Zeitung" vor. Wir hätten kaum Veranlassung, uns nochmals mit der sozialdemokratischen Berichterstattung zu befassen, wenn der Artikel nicht den Gipfel dessen bildete, was man in dem Rahmen einer kurzen Zeitungs notiz an Verlogenheit und Verdrehung der Tat sachen zu leisten vermag. In dem Artikel wird auch nicht ein Satz den Tatsachen gerecht. Wir lassen ihn hier im Wortlaut folgen und korrigieren ihn auf Grund der protokollarisch festgelegten Vereinbarungen. Die „Sächs. Arb.-Ztg schreibt: „Der Tischlerstreik in Wilsdruff ist durch beider seitigen Vergleich bejgelegt." Der „beiderseitige Vergleich" wurde einseitig von der Streikleitung angestrebt. Die Arbeitgeber ver- ^"gten die bedingungslose Wiederaufnahme der Arbeit auf Grund des von ihnen ausgestellten Lohntarifs, was die Streikleitung ohne Weiteres akzeptierte. Von einem „Vergleich" aber kann keine Rede sein. Durch den Vergleich erhalten die Arbeiter 7 bis 8 Vror Zuschlag auf die jetzigen Preise." Das ist nicht wahr! Der Zuschlag beträgt 1 bis 8 Prozent, im Durchschnitt höchstens 5 °/„. „Ferner erhallen die Arbeiter 25 Proz. Zuschlag auf Ueberstundeu- und Sonntagsarbeit, auch wurde ihnen der Durchschnittslohn bei außertariflichen Arbeiten garantiert." Auch nicht wahr! Diese Punkte sind gar nicht Gegenstand der Beratungen gewesen! „Betreffs der Lohnarbeiter wurden bindende Zugeständ nisse nicht gemacht, ihnen aber eine Lohnerhöhung zugesichert." Vollkommen erlogen! Verhandlungen hierüber sind überhaupt nicht gepflogen worden. Oder hat etwa die Streikleitung die Lohnerhöhung zugesichert? „In Erwägung ziehend, daß bei einem noch längeren Streik wohl nicht viel mehr zu erzielen sein würde und die Wilsdruffer Holzindustrie gänzlich lahm gelegt werden , Schlußtermins hierdurch aufgehoben. i Wilsdruff, den 14. Juli 1904. Aonigliches Amtsgericht MMWSW Warandt, Wassen, Siebenlehn und die Hlmgegenden. Ro. 84 «erger VL ^rleorlH m Lvusoiuss. — für unv oen -vcrtjrr, für rpvttttr Dienstag, -en iS. Juli LSS4. «3. Jahrg.