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Latte, dsm bet der Maskerade sein glatt rasiertes Gesicht wirksam zur Hilse kam, Frauenkleider an, setzte einen großen Hut nach der neuesten Mode auf den Kopf, den er vorher durch eine Damenfrisur für die Kopfbedeckung passend gemacht hatte und folgte vorsichtig den Spuren der Gattin. Dieser Tage fiel einem Geheimpolizisten diese merkwürdige Dame auf. Wie sie hinter einem Herrn ging, wähnte er sie auf unerlaubten Pfaden der Galanterie und sistierte die Verdächtige. Auf der Polizeiwache gestand der Kauf mann, warum er diese Verkleidung gewählt, und der Polizei- kommiffar, der sich eines Lachens nicht erwehren konnte, entließ den Eifersüchtigen mit der Mahnung, das Pro menieren in Fraucnkleidern zu unterlassen, da er sich sonst strafbar mache. * Ueber die Ermordung der Pariser Halb weltdame Eugenie FongSre und die Verwendung der bei ihr geraubten Schmucksachen fördert die vor dem Geschworenengericht von Savoyen eröffnete Gerichtsver handlung interessante Details zutage. Die Dienerin und Vertraute der Ermordeten Giriat, welche geknebelt und angeblich halb erdrosselt aufgefunden wurde, war, weil entfernt ein Opfer zu sein, die eigentliche Anstifterin des Raubmordes. Sie sollte jedoch von ihrer Untat ebenso wenig Nutzen haben, wie ihre Mitschuldigen, der Gelegen- heitsarbeiter Bassot und der Lyoner Schneidergeselle Ca- dermann, der sich im Augenblick seiner Verhaftung er- hängte. Cadermann und Bassott begaben sich mit dem Schmuck der Fougsre, welcher mehrere hunderttausend wert war, nach Paris. Hier überzeugten sie sich jedoch, daß es fast unmöglich war, aus dem so geschickt durchge führten Verbrechen irgend einen Gewinn zu ziehen, da die Kleinodien bereits so bekannt waren, daß kein Juwe lier sie zu erwerben wagte. Mit größter Mühe gelang es ihnen, Schmucksachen im Werte von 100000 Fr. um 10000 Fr. zu verkaufen. Der Besitz der übrigen Klei nodien wurde so gefährlich, daß die Raubgesellen sich ihrer unter allen Umständen zu entledigen beschlossen. Cader mann reiste nach Lyon zurück. Unterwegs stieg er in Neuville ab und warf Brillanten und Perlen im Werte von etwa 70000 Fr. in ein Gebüsch am Ufer der SaSne. Einige Wochen später fand ein Erdarbeiter diesen Schatz. Beglückt barg er ihn in seiner ärmlichen Kammer und versuchte, da er ein Verbrechen ahnte, unauffällig ein Stück nach dem anderen an den Mann zu bringen. Man verhaftete ihn trotzdem, und nun hat er sich neben Bassot und der Giriat vor den Richtern zu verantworten. * Lie Frau an der Kette. Im Süden von Rußland, in Nikolajew, wandte ein Fabrrkarbeiter ein originelles Mittel an, seine Frau von der Trunksucht zu heilen. Nach seinen eigenen Worten zog er ihr ein Paar „Manschetten" an und befestigte daran eine Kette, mit der er ihr die Hände fesselte. Einen eisernen Ring befestigte er an den Füßen und kettete die Frau in aller Gemütlichkeit an einen festen Pfahl. So mußte das unglückliche Weib tagelang gefesselt verharren. Angeblich bat die Frau selbst um diese furchtbare Maßregel, sobald sie merkte, daß ihr „Quartal" herange kommen und sie ohnmächtig sei, dem Drange nach Wuttki zu widerstehen. Dieser Tage nun riß sie sich einfach von der Kette los, wie der besorgte Ehemann erzählte, und sei verschwunden. Die Nachbarn glaubten ihm nicht so recht und begaben sich auf die Suche nach der Verschwun denen. Nach langem Bemühen entdeckte man das unglückliche Weib. Das Gesicht war nur eine geschwollene Fleischmasse, die Augen total verschwollen, an Händen und Füßen tiefe Wunden von den Fesseln. Nach ihren Angaben trank sie freilich hin und wieder eine Wutdischka, doch bot dieses kleine Vergnügen dem Manne durchaus keinen Grund zu seinem unmenschlichen Verfahren. In solchen Momenten pflegte er sie bis zur Ermattung zu prügeln und tagelang an die Kette zu legen. Letzthin bat sie ihre kleine Tochter um eine Feile und feilte damit die Fesseln durch, da sie diese nicht mehr ertragen konnte. Der Frau wurde sofort medizinische Hilfe zu teil, gegen den Mann das Gerichts Verfahren eingeleitet. hätten Sie noch auszusprechen?" — Delinquent: Ich möchte es noch erleben, daß Bebel den Schwarzen Adlerorden kriegt. (Luftige Blätter.) Aus dem Gerichtssaale. „Erziehungsmethode" u i« Dippold. Im April d. I. wurde bekanntlich in Hamourg ein junger Mann verhaftet unter der Beschuldigung, ähnliche straf bare Handlungen an einem Knaben vorgcnommen zu haben, wie seinerzeit der Hauslehrer Dippold. Dem Verhafteten wurde zur Last gelegt, daß er den Knaben häufig auf entblößte Körperteile geschlagen hat. Jetzt gelangte die Angelegenheit zur gerichtlichen Verhandlung. Der Ange klagte „Schriftsteller" Martin Ludwig Greiner, der Sohn eines Offiziers, ist im November l871 in Berlin geboren, ist Landwehrosfizier und war zuletzt Redakteur an der Fachschrift „Der Zuckermarkt". Er wohnte früher in der Nollendorfstraße in Berlin bei einer Frau Grone, deren 11 jährigem Knaben er Nachhilfestunden erteilte. Der Knabe soll nach den Angaben des Angeklagten sehr nach- lässig in der Schule gewesen sein, und auf die Klagen der Mutter darüber habe er sich veranlaßt gefühlt, dem Knaben Nachunterricht zu erteilen. Sckon in Berlin soll nun der Angeklagte den Knaben hinter dem Rücken der Mutter schwer mißhandelt haben. Im Dezember zog der Angeklagte von Berlin nach Hamburg und ließ später den Knaben nachkommen. Er brachte ihn bei einer Frau W. in Pension unter, mietete aber extra noch ein Zimmer in der Postllraße, wo er dem Knaben angeblich „Nach hilfeunterricht" erteilen wollte. Dieser Frau stil das Ge baren des Angeklagten auf, und als sie den Knaben weinen hörte, kam sie ins Zimmer, wo ihr der Mieter mitteilte, daß sie nicht beunruhigt zu sein brauche, wenn sie einmal den Knaben weinen hörte, da er häufig gezüch tigt werden müsse. Der Angeklagte gibt an, daß in Berlin die Züchtigungen mit Einverständnis der Mutter erfolgt seien, weil der Knabe in der Schule nachlässig war. Er gibt zu, daß er seinen Zögling bei den Züchtigungen mehr fach entblößt habe, bestreitet aber entschieden den Vorwurf, daß er den Knaben des Nachts aus dem Bette geholt habe und bestreitet auch, daß ihn eine sträfliche Regung bei den Züchtigungen geleitet habe. Der als Zeuge vor- nommene mißhandelte Knabe machte mit großer Bestimmt heit seine Angaben und gibt auch auf ausdrückliche Fragen an, daß er in der angegebenen Weise von dem Angeklagten behandelt worden sei. Der Angeklagte verdeckte die Spuren der Züchtigung mehrfach mit Vaselin und verbot dem Knaben bei Androhung von Strafe, der Mutter von den Prügeln zu erzählen. Der Frau W., bei der der Knabe später hier in Pension war, erzählte der Angeklagte, daß er auch noch ein kleines Mädchen bei ihr in Pension unter bringen wolle, und er stand auch niit einer Kellnerin in Chemnitz zu dem Zwecke in Unterhandlung. Auf Befra gen gibt der Angeklagte an, daß es sich bei dieser Sache nur um einen Scherz (?) gehandelt habe, wogegen die Zeugin mit Bestimmtheit behauptet, daß ihr von dem Angeklagten die Angabe gemacht worden sei, sie würde in nächster Zeit auch noch ein kleines Mädchen in Pension bekommen. Der Staatsanwalt sah nach dem Verlauf der Beweisaufnahme als erwiesen an, daß der Angeklagte nicht nur die Absicht verfolgt hatte, den Knaben zu er ziehen und ihm Unterricht zu erteilen, sondern andere Zwecke verfolgte. Er beantragte deshalb gegen den Angeklagten 18 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 1 Jahr Gefängnis und 2 Jahren Ehrverlust. — Von einer anderen Kinder erziehungsaffäre wird aus Braunschweig berichtet: Gegen die Gattin des Hauptmanns v. Sydow vom 92. Jnfan- Markt-VerZcht. Dresden, 6. Ium. Praduitenpreise. Preise in Marl. Wetten Schön. Stimmung: Still. Wetzen, pro 1000 Kg. netto: Weißer, 173—176, brauner 76—78 Kg- 171—175, do. neuer 74—76 Kg. OM—OM, do. neuer 74—75 Kg.. 000—000, russischer rot 175—133. do. weißer 179—185, amerikan. Kan sas 178-182, argentinischer 175—180. Roggen, pro 1000 Kg. netto: 'ächsischer, 74-76 Kg., 126-128, do. 72—73 Kg., 133-121, preußischer neuer 000— 000, russischer 137—140. Gerste, pro 1000 Kg. netto: süchs. neue 146 -155, schief, und Posen, do. 150—155 böhni. u. möhr. do. 160—175, Futtergerste 111—128. Haser, pro 1000Kg. netto: sächs., alt. 000-000, do. neuer 125—128, schief. 000- 000, russ. 114—124. Mais, pro 1000 Kg. netto: Cinquantinc, 134—138, rum. 000 -000, russischer 000—000, La Plata gelber 114—118, do. abfallende Ware, 000—000, amerikanischer mixed 122—125, amerik. mixed, abfallende Ware, 000-000. Erbsen, pro 1000 Kg. netto: Saat- u. Futterw. 150—160. Wicken, Pro 1000 Kg. netto: 130— 140. Buchweizen, pro 1000 Kg. netw: inl. u. fremd. 140—148. Oelsaatcn pro 1000 Kg. netto: Winterraps, süchs. feucht 000—000, do. trocken 000 bis 000, do. per September 000—000, Winterrübsen OM—MO. Leinsaat, pro 1000Kg.netto: feinste, besahsreieOOO—000, seine190—205, mittlere 180 bis 190, La Plata 160—165, Bombay 175—180, Rüböl,pw l OOKg. netto: (mit Fkß> raffin. 49,—. Rapskuchen, pro 100 Kg: lange 10,00, müde 10.00, Leinkuchen Pro 100 Kg. I. Qualität 14,50,11. Qualität 13,50. Malz, pro iM Kg. netto (ohne Sack). 25—29. Weizenmehl, pro 100 Kg. netto, ohne Sack (Dresdner Marken): exkl. der städtischen Abgabe: Kaiferauszug 29,00—29,50, Grieslerauszug 27,50—28,00, Semmelmehl 26,50—27,00, Bäckermundmehl 25,00—25,50, Grieslermundmehl 19,50—20,00, Pohl- mehl 15,00—15,50, Noggenmehl pro 100 Kg. netto ohne Sack (Dresdner Marken), exklusive der städtische» Abgabe: Nr. 0 21,00 -21,50, Nr. 0/1 20,00—20,50, Nr. 1 19,00—19,50, Nr. 2 16,00—17,00 Nr. 3 13,50—14,50, Futtermehl 12,20 bis 12,40. Weizenkleie pro 100 Kg. netto, ohne Sack, «Dresdner Marlens grobe 9,20-9,40, seine 9,00—9,20. Roggenkleie, pro 100 Kg. netto, okne Sack (Dresdner Marken); 10,20—10,40. (Feinste Ware über Notiz.« Die für Artikel pro 100 Kg. notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 Kg. Alle anderen Notierungen, einschließlich der Notiz für Malz, gelten für Geschäfte mindestens von IO 000 Kg. Aus dem Markte: Kartoffeln (SO Kg.): 2,50—2,70. Butter Kg.) 2,55—2,65. Heu, (50 Kg.) 2,80—3,10. Stroh (Schock) 24—27. Schlachtvtehpreise auf dem Dresdner Viehmarkte am 6. Juni 1904. Marktpreise für 50 llA in Mark. Tiergattung und Bezeichnung. Lebend- ! Schlacht- Gewicht Ochsen: s. vollsieischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwertes bis zu 6 Jahren b. Oesterreicher desgleichen 2. junge fleischige, nicht ausgemästete — ältere ausgem. 3. mäßig genährte junge, — gut genährte ältere 4. gering genährte jede« Alters Kalben und Kühe: 1. vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht wertes 2. vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlacht wertes bis zu 7 Jahren 3. ältere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. mäßig genährte Kühe und Kalben 5. gering genährte Kühe und Kalben Bullen: 1. vollfleischlge höchsten Schlachtwertes 2. mäßig genährte «üngcre und gut genährte ältere 3. gering genöhrte Kälber: 1. feinste Mast- (Vollmilchmast) und beste Saugkälber 2. mittlere Mast- und gute Saugkälber 3. geringe Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fresser) Schase 1. Mastlämmer 2. Mgere Masthammel 3. Aeltere Masthammel 4. mäßig genährte Hammel und Schase (Merzschase) Schweine 1. a) vollfleischige der jeincren Rassen und deren Kreuz ungen im Alter bis zu 1^ Jahren 1. b) Fcltschweine 2. fleischige 3. gering entwickelte, sowie Sauen 4. Ausländische Austrieb: 355 Ochsen, 223 Kalben und Küh 350 Kälber, 775 Schase, 2270 Schweine; zusammen 41t Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben und Kühen, nen sehr langsam, bei Kälbern mittel und bei Schafen lc Von dem Austriebe sind 229 Rinder österreich. -ung Mk. 37-39 38-40 34-36 31-32 25—27 35-38 32 -34 28-30 24-27 36-38 32 -35 28 -30 50-52 47 -49 44-46 38 -37 34-35 32-33 !8-39 37—38 15—37 32-34 , 226 19 Tiere owie bei mgsam. irischer l Mk. 67-69 68-71 63-66 58 -60 50-52 63-66 59-62 54-57 49-52 48 63-66 58-61 53 -55 73-76 69—72 66-68 70-71 66-69 63-65 51-52 50—51 48-50 45-47 Bullen, Schwei- öerkunft. terie-Regiment hier hat die herzogliche Staatsanwaltschaft wegen Ueberschrcitung des Züchtigungsi echtes Anklage er hob, n Nach den „Br. N N." hat Frau v. Sydow ihre schulpflichtige, körperlich zurückgcbliebeue Tochter derart miß- I handelt, daß das Kind den Eltern genommen und in « Wernigerode bei der Großmutter untergebracht werden Galgenhumor. Anstaltsdirektor: „Welchen Wunsch mußte. es Getrennte Kerzen. Original-Roman von C. Matthias. S (Nachdruck verboten.) „Amerika", wiederholte die Frau zaghaft. „Das ist so weit, so fern dem Vaterlande." „Deine Bestimmung soll maßgebend sein, mein süßer Lieb", sprach Edmund, sie an sich ziehend. „Ich gebe den Plan auf, sobald ich sehe, daß Du Dich vor der Seereise fürchtest. Doch bedenke wohl, das; wir im Vaterlande sobald nicht zur Ruhe gelangen möchten. Der Vater wird alle Mittel aufbieten, um unsere neue Ehe zu hintertreiben, und er ist der Mächtigsten einer, ihm stehen, Böses zu stiften, uw- fassende Mittel zu Gebote. In Amerika aber oder auf dem Wege dorthin wird unserer Wiederverbindung nichts in der Weg gestellt werden, und ich werde dort außerdem eine sichere, ehrenhafte Stellung finden." Carola legte die Hand um Edmuud's Hals. „Ja, Du hast Recht", sagte sie, „jenseits des Wassers werden wir am schnellsten dar Glück finden. Nicht nur mich, auch Kurt wird der Vater an sich zu ziehen, suchen, so lange er lebt. Ich kenne seine unruhige, intriguanteNatur. Wohlan, ich reise mit Dir und will nicht einen Augenblick klagen, daß ich Deinetivegen das Vaterland aufgeben mußte." „Nicht wahr, Papa, dann schenkst Du mir auch einen Indianer?" fragte Kurt, auf die Knie des Vaters kletternd. „Ja, mein Knrt, ein indianisches Reitpferd sollst Du haben, und eine Flinte, mit der Du schießen lernen sollst. GefälltDir dar?" „Ach so sehr", erwiderte das Kind, „und wenn der Groß vater kommt, schieße ich ihn todt und nehme Mama aus meinen Sattel, um sie vor ihren Verfolgern in Sicherheit zu bringen." „Still, sprich nicht io", verwies ihm die Mutter. Aber das Kind phantasirte fort und fort, wie es seine Mama schützen wolle. Es mochte sich wohl mancher Szene erinnern, welche zwischen Vater und Tochter in der Roonstraße gespielt hatte. Die Wiedervereinigten saßen viele Stunden zusammen im trauten Vereine, plaudernd, kosend, überlegend. Die Sicher heit Edmund's gab der jungen Frau den Muth wieder. Dir Dämmerung brach herein, Kurt war auf dem Schoße der Mutter eingeschlummert. Da klopfte es an die Thür. „Ein Herr ist draußen", meldete Frau Eisermann mit eigen- thümlich zitternder Stimme. „Ach, Neumann", meinte Below. „Lassen Sie ihn nur eintreten." Er erhob sich, nm dem Iünglina, den er mit der Bries- tgiche erwartete, entgeaenzugehen, aber ervrallteentieht zurück, als die hohe, breitichusiriae Gestalt des Regierungkralhes von Wartenberg im Thürrahmen erschien. „Sie sckewen mich zu erkennen, Herr von Below", sprach dieser mit tiefgrollender Stimme, indem er die Thure hinter sich offen ließ. „Nun, dann werden Sie wohl auch nicht im Zweifel sein, was mich hierherführt?" Bei dem Klange seiner Worte erwachte Kurt, heftig zu- sammeniahrend. „Der Großpapa", rief er, sich furchtsam an die selbstzitternde Mutter klammernd, „ich will nicht zu ihm, er wird mich wieder schlagen!" Edmund fühlte Angesichts der Gefahr seinen ganzen Muth, seine vo lle Widerstandskraft. Auch er pchtete sich hoch empor und trat schützend zwischen den Schwienervater und seine Gattin, als ob er einen persönlichen Angriff zuriickweisen wollte. „Ich glaube annehmen zu dürfen, daß Sie in der Hoffnug bierhergekommen sind, diese Beiden, welche unter meinem Schutze stehen, von hier sortzuholen", entgegnete er rulng. „Aber Ihre Macht ist zu Ende, mein Herr. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß Sie sich vergeblich bemüht haben." „Was mir Ihr Ehrenwort gilt, brauche ich Ihnen w»hl nicht klarzulegen", erwiderte Wartenberg verächtlich, „Sie werden es brechen, wie Sie er so ost gebrochen haben. War dagegen diest Beiden anbetrisst, auf die Sie definitiv Verzicht geleistet haben, wird wohl ein Befthl von mir genügen, um sie zu* Pflicht zurnckzuführen. Also, machen Sie Platz!" „Verricht! ? Ich habe mich bereit erklärt, in eine Scheidung von meiner Frau Carola zu willigen, unter der ausdrücklichen Bedingung, daß die Kinder, welche damals noch Beide lebten, bei der Mutter blieben. Sie aber haben Kurt von Carola getrennt. Er befand fick, in der Obhut eine? Mannes, dessen Ruf und Erziehungsmethode mir nicht gefällt, darum nahm ich ibn zu mir, zu seinem Vater, ^as ist mein Recht, welches mir kein Gericht absprechen wird. Carola aber, die aus eigenem Antriebe, geängstigt und vergewaltigt von ihrem unbarmherzi gen Vater, zu mir zurückkehrte, Hat freie Wahl zu gehen oder zu bleiben, da sie selbstständig und mündig ist. Sir, Herr Regierungsrath, haben keine Gewalt über sie." „Sie irren sich meine Tochter ist nicht mündig, weil sie geisteskrank ist", rief Wartenberg rücksichtslos. „Ick, bin ihr natürlicher Vormund. Ich zwinge Sie, von Ihnen zu geben, mit dem fir kein Band mehr vereint. Ich reiße sie mit Ge walt an mich, falls sie sich nicht meinem Willen unterwirft." „Nein, Papa, das wirst Du nicht", sprach Carola, sich langsam und furchtlos erhebend. „Du irrst Dich. Ich bi« nicht mehr wahnsinnig. Durch die Wiedervereinigung mit Edmund bin ich geheilt worden. Mein Geist, den Du syste matisch verwirrt hattest, denkt wieder klar und logisch. Ich lehne mich aus gegen Deinen Willen, mich zu unterjochen, ge gen Deine Pläne, mich nun anderweitig zu vcrheirathen, gegen Deinen Berechnungen, durch meine Opferung Deine« Reichthum zu vermehren. Ich kehre nicht mehr zu Dir zu rück, sondern bleibe bei meinem Gatten und Kinde." „Er ist Dein Gatte nicht mehr, ihr seid geschieden", tobt» der aerekte Vater.