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politische Rundschau. Die Reise unseres Kaisers, in welcher vielfach ein Zeichen dafür erblickt wird, daß in der internationalen Politik neue, weitere Störungen nicht zu erwarten sind, verläuft nunmehr programmmäßig. Am Sonntag fand Gottesdienst an Bord statt, der Kaiser hatte abends zuvor, sowie Sonntags zur Tafel eine Reihe von seinen Gästen geladen. An den Prinz-Regenten von Bayern hatte der Monarch mittels drahtloser Telegraphie ein Glückwunsch- telegramm zu dessen Geburtstag gesandt. Außer dem kurzen Aufenthalt in der englischen Hafenstadt Dover erfolgt unterwegs bis zur spanischen Küste keine weitere Landung, im Bereich der Möglichkeit liegt nur noch eine Begegnung mit dem König Leopold von Belgien, der ebenfalls eine Mittelmeerreise angetreten hat, auf hoher See. In dem spanischen Hafen Vigo, wo König Alfonso von Spanien bekanntlich den deutschen Kaiser begrüßen will, werden große Vorbereitungen für Festlichkeiten getroffen. Der Aufenthalt wird aber nur kurz sein. Der Kaiser bewohnt an Bord des Lloyddampfers „König Albert" vier Zimmer, die ziemlich einfach und ohne allen äußeren Prunk einge richtet sind. Große Spiegelscheiben in seinem Arbeitszimmer ermöglichen dem Monarchen, von seinem Arbeitstische aus den Blick über das Meer schweifen zu lassen. Die Tafeln im großen Speisesaal sind mit dem schweren Prunkgeschirr des Norddeutschen Lloyd besetzt. — Das Wetter ist sür die Kaiserfahrt prächtig. Im Reichstage gab der bayrische Generalmajor Ritter von Endres am Freitag vor Eintritt in die Tages ordnung eine Erklärung ab, durch welche er die persön lichen Spitzen in seinen Reden gegen den freisinnigen Ab geordneten Müller-Meiningen in der vorangegangenen Sitzung zurücknahm. In der darauf fortgesetzten Be ratung des Militärctats besprach der Zentrumsabgeorduete Dasbach wiederum dasThema der Soldatenmißhandlungen; alsdann ließ sich Abg.Müller-Meiningen vernehmen, um seine Genugtuung über die Erklärung des Generalmajors von Endres zu bekunden. Abg. v. Kardorff (freikons.) drückte seine unbedingte Zustimmung zu den Ausführungen des Generalmajors v. Endres über das Heer aus, während Abg. Schrader (freis. Verein.) die Darlegungen des Abg. Meist (soz.^ und Payer (südd. Volksp.) in der vorange- gangenen Sitzung billigte. Schließlich kam es zu einer nochmaligen Diskussion über die Soldatenmißhandlungen, an welcher hie Abg. Meist (soz.), Barbeck (freis.) und Stadt hagen (soz.) beteiligten. Nunmehr bewilligte das Haus das Kapitel „Militärjustizverwaltung" unter mehreren Streich ungen, lehnte die von freisinniger und sozialdemokratischer Seite gestellten Resolutionen betreffs der Soldatenmiß handlungen ab, und genehmigte dafür eine dieselbe Materie behandelnde Resolution der Kommission. Diskussionslos wurde die Position „Besoldung für höhere Truppenbefehls haber" bewilligt, ebenso die Zulage für die Oberstleut nants auf Grund der betreffenden Kommissionsbeschlüsse. Weiterhin fanden die Forderungen für die Militärärzte und die Militärbeamten Annahme; bei der Debatte über die Forderungen zur Vermehrung der Unterofftziersstellen trat Vertagung ein. Der Reichstag setzte am Sonnabend die Debatte über die Forderung zur Vermehrung der Unteroffizierstellen beim Militäretat fort. Nach etwa zweistündiger Diskussion wurde über den Antrag des Abgeordneten Grafen Oriola (nat.-lib.) die ursprüngliche Regierungsforderung, welche in der Budgetkommisston erheblich abgekürzt worden war, wieder herzustellen, abgestimmt. Es machte sich hierbei die Auszählung des Hauses notwendig, welche bei 74 für und 78 gegen den Antrag Stimmenden die Beschlußun- sähigkeit des Hauses ergab, die Sitzung mußte daher ab gebrochen werden. Der überraschende Beschluß des Bundesrats, betr. die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes, ist mit be merkenswerter Schnelligkeit vom „Reichsanzeiger" ver öffentlicht worden und hat somit Gesetzeskraft erlangt. Im übrigen ist der Verlauf dieser bedeutungsvollen Bundes ratssitzung noch immer in den Schleier des Geheimnisses gehüllt, doch gilt es schon jetzt als zweifellos, daß der Be schluß gegen eine erhebliche Stimmenminderheit gefaßt wurde. Nach vorliegenden offiziellen Erklärungen haben Sachsen, Württemberg, Weimar, Braunschweig und Reuß j. L. gegen die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengcsetzes gestimmt, doch ist offenbar die Zahl der verneinenden Bundesstaaten eine weit größere gewesen. In einigen Land- tagen sind bereits Interpellationen hinsichtlich dieser Bundes ratsentscheidung eingebracht worden. In Ungarn herrscht wieder gutes politisches Wetter. Ministerpräsident Graf Tisza und die Obstruktionsgruppe im Abgeordnetenhouse haben sich wieder mit einander vertragen, infolgedessen daselbst die Rekrutierungsvorlage am Freitag glatt angenommen wurde. So weit ist man in Oesterreich freilich noch lange nicht, vielmehr erscheint uns das Zustandekommen der Rekrutierungsoorlage wegen der sich im Abgeordnetenhaus«: erneut bereitmachenden rücksichtslosen Obstruktion der Tschechen ernstlich gefährdet. Außerdem bereitet man tschechischerseits dem Ministerium Körber auch durch die neue Deulschenhetze in Prag Ver legenheiten; die Zustände in der Hauptstadt Böhmens haben allmählich einen aufruhrartigen Charakter ange nommen, es wird wirklich Zeit, daß da die Behörden den tschechischen Straßenrebellen endlich die eiserne Faust zeigen. Am Freitag abend blieb es in Prag merkwürdiger weise einmal ruhig. In der französischen Deputiertenkammer geht der Kampf zwischen der Regierung und der Opposition wegen des Gesetzentwurfes, welcher den Kongregationen die Erteilung von Unterricht verbietet, noch unentschieden weiter. Die Spionagegeschichte im Marineministerium ist nun so weit geklärt, daß nach den gepflogenen Vorerhcbungen dem Marineattachä Japans in Paris von dem inzwischen verhafteten Schreiber Martin gewiße Anerbieten gemacht worden sind, welche der Attachö aber abgelchnt hat. Eine immerhin wichtige Nachricht kommt aus Kon stantinopel. Der „Politischen Korrespondenz" wird von besonderer Seite aus Konstantinopel gemeldet: Die Ver ständigung zwischen der Türkei und Bulgarien ist zum Abschlusse gelangt. Das betreffende Vertragsinstrument dürfte bereits unterzeichnet sein. Das Einverständnis erstreckt sich auf die Amnestie- und Repratriierungsfrage, sowie auf die gegenseitigen Handelsbeziehungen. Außerdem verpflichtet sich die türkische Regierung, die für die mazedonischen Wilajets vorgesehenen Reformen auch auf Adrianopel auszudehnen. Bulgarien verzichtet dagegen vorläufig auf die Regelung der schwebende» bulgarischen Kirchen- und Schulfragen in der Türkei und verpflichtet sich, mit äußerster Strenge gegen die aufrührerischen Komites vorzugehen, sowie die Ausfuhr aller Explosionsstoffe nach der Türkei zu verhindern. Der neue Prozeß in Kischineff wegen der in dieser südrussischen Stadt stattgefundenen schweren Ausschrei tungen gegen die Juden ist am Freitag beendet worden. Von insgesamt 54 Angeklagten waren 18 des Mordes, die übrigen der Teilnahme daran beschuldigt. Das Gericht verurteilte zwei der Angeklagten, Rußnak und Bordiam, wegen Ermordung des Ehepaares Fonarschi zu 4 Jahren, bez. zu 8 Monaten Zwangsarbeit, 15 andere Angeklagte erhielten Freiheitsstrafen von 4 Monaten bis zu einem Jahre Gefängnis, die übrigen Angeklagten wurden frei- gesprochen. Die Zivilforderungen der Juden wurden ab gewiesen. Das Urteil erhält am 25. April d. I. endgiltig Rechtskraft. Der Getreidemarkt. (Berichtswoche vom 4. bis 11. März 1904 nach den Märkten von Berlin, Leipzig, London und Newyork.) Die Ueberspekulation, die sich infolge des ostasiatischen Krieges auch auf dem Getreide- markt breit gemacht hatte, ist nun gänzlich wieder ver flogen, und der Getreidemarkt flaute in letzter Woche gründlich ab, wozv allerdings auch das milde Wetter und der gute Saatenstand noch beitrugen, Weizen und Roggen gingen daher Wiederholtum 1Mark pro Tonne im Preise zurück, und Gerste, Hafer und Mais waren auch im Preise gedrückt. Inländischer Weizen kostete 167 bis 173 Mk. pro Tonne je nach der Güte, ausländischer 145 bis 147 Mark, Braugerste 148 bis 159 Mark, Mahl- und Futler- gerste 120 bis 140 Mark, Hafer 133 bis 138 Mark, amerikanischer Mais 123 bis 126 Mark, runder 121 bis 126 Mark, Ctnquantin 144 bis 150 Mark. Aus Deutsch-Mvweft-Afrika. Die Verstärkung für Südwest-Afrika, welche sich als notwendig in Folge der weiten Ausdehnung des Aufstands gebietes erwiesen hat, soll sobald wie möglich abgehen und aus 800 Mann und 1000 Pferden bestehen. Die Hälfte Pferde soll — nach der Berl. Tägl. Rdsch. — aus Ost preußen bezogen werden, während die andere Hälfte aus gedienten Kavalleriepferden bestehen würde. Zwei deutsche Frauen, die von den Hereros getötet sein sollten, sind erfreulicherweise gerettet. Es ist die Gattin des ermordeten Farmers Pilet und ihre Schwester Fräulein Dömsky, beides Berlinerinnen, die sich unter vielen Mühsalen haben retten können und jetzt völlig in Sicher heit sind. Einen interessanten Brief aus dem Aufstandsgebiet, welche eine Farmerfrau Wiese an ihre Mutter in Hamburg gerichtet hat, veröffentlicht die Vossische Ztg. Wir ent- nehmen daraus folgendes: „Die Hereros plünderten die ganze Farm und kamen dann zu mir ins Schlafzimmer. Ich saß bei dem schlafenden Peter (ihrem Sohn) auf dem Bette. Gewehr und Patronen hatte ich nicht, also war ich der wilden Horte gänzlich preisgegeben und mußte ruhig warten, was die Hallunken mit mir und dem Kinde an- fangen würden. Nachdem die Herero alles, was da stand, genommen hatten, packten sie den Jungen an. Da wurde ich aber giftig, schlug um mich, so gut ich konnte, wurde indessen bald überwältigt. Drei Herero-Weiber packten mich, hielten mich fest und schlugen mit mehreren Männern auf mich ein. Dann hielten sie draußen Rat und mit einem Male steckten sie mir das Haus über dem Kopfe in Brand. Ich nahm mein Kind auf den Schoß und blieb ruhig sitzen, sterben mutzten wir ja doch, dachte ich, und der Flammentod ist besser als ermordet zu werden. In der letzten Minute, als schon alles voll Rauch war, kam ein alter Eingeborener, nahm mich bei der Hand und führte mich hinaus. Sobald ich Luft atmete, wurde mein Kopf wieder klar; der Junge schlief fest auf meinem Arm und hat von der ganzen Sache nichts gemerkt. Es war stockdunkle Nacht, ich flüchtete weiter ins Feld, brach aber bald zusammen, denn den schweren Jungen zu tragen ist nicht leicht, auch hatte ich mir die Hände blutig geschlagen und ein paar Keuleuhiebe auf den Kopf bekommen. Als ich wieder zu mir kam, fand mich ein-treuer Hottentotte, der schon 10 Jabre bei uns arbeitet und der mich zu einer ihm bekannten Eingeborenen-Familie brachte. Am andern Morgen wurden wir von Herero's gefangen und konnten erst nach vierzehn Tagen fliehen. Ich Habenichts als den Jungen und das nackte Leben gerettet." Auch andere Privatbriefe schildern, wie die Aufständischen die Häuser der Weißen, die flüchten mußten oder ermordet wurden, gräulich ausgeraubt und was sich nicht fortbringen ließ, demolierten. Ein den Dresdner Nachrichten zur Verfügung gestellter Brief, den der Sergeant der Landsturm-Kompagnie W. Abraham an die Adresse des Schuhwarenfabri!. M. Sommer, Dresden, gerichtet hat, besagt folgendes: „Hier ist jetzt Krieg. Bei dem Aufstand der Hereros sind einige Hun dert Deutsche ermordet worden. Wir mußten fliehen und haben nur das nackte Leben gerettet. Unsere Farm in Hafsamas, die ich mir durch Unermüdliche Tätigkeit er worben hatte, ist vollständig von den Hereros geplündert worden. Das Haus ist demoliert, Kleider und Wäsche und das ganze Vieh gestohlen, die Möbel zertrümmert: ebenso wie uns geht es fast sämtlichen Ansiedlern. Nur wenige von den Farmern find am Leben geblieben. Die Hereros haben die Gelegenheit benutzt, da unsere Sol daten im Süden bei den Bondelzwarts sind; wir haben nur durch Zufall unser Leben gerettet. Wir hoffen, daß die Regierung uns helfen wird. Gestern trafen 250 Mann hier ein und wir hoffen, daß in den nächsten Tagen mehr Verstärkung aus Deutschland kommt; an Verkauf der Farm ist vorläufig nicht zu denken." — William Abraham, der als Oberlazarettgehilfe bei der Artillerie in Dresden seine 12 Jahre gedient halte, zog mit dem Chefarzt Dr. Lippert als Oberaufseher des Jmpfamts nach Südwest afrika. Er hatte sich durch seinen Fleiß und unermüdliche Arbeit eine Farm erworben, die jetzt, wie eben beschrieben, von den Hereros vernichtet worden ist. Der riW-MmW Krieg. Die Kämpfe vor Port Arthur hören fast garnicht mehr auf. In der Nacht vom 10. März hat nach einem Bericht des Admirals Makarow ein heftiger Kampf zwischen sechs russischen Torpedobooten, die von Port Arthur aus gelaufen waren, und japanischen Torpedobooten, denen Kreuzer folgten, stattgefunoeu, bei welchem ein japanisches Torpedoboot durch eine Witchead-Mine zum Sinken gebracht wurde. Auf der Rückfahrt der russischen Torpedoboote erlitt das Torpedoboot „Stercgutschy" Havarie und begann zu kentern. Hilfe konnte ihm wegen der japanischen Ueber- macht nicht gebracht werden, sodaß cs schließlich sank, wo bei ein Teil der Besatzung ertrank, ein anderer in die Gefangenschaft der Japaner geriet. Später erfolgte ein mehrstündiges Bombardement eines starken japanischen Ge- schwllders auf Port Arthur, das aber fast gar keinen Schaden anrichtete. Der japanische Kreuzer „Takassago" soll erhebliche Beschädigungen erlitten haben. Der Kom mandant von Port Arthur, General Stössel, meldet noch verschiedene Einzelheiten über diese Aktion. Einer Mittei lung der „Daily Mail" zufolge landeten die Japaner innerhalb 10 Tagen 16 Truppentransporte in einem von ihnen Kaidschu genannten Hafen an der koreanischen West küste. — Der fitzt im Wortlaut veröffentlichte japanisch, koreanische Vertrag erklärt u. a. alle von Korea an Rußland gewährten Konzessionen für ungiltig. In Tokio wurde am Sonnabend eine Kabiuettssitzung unter Teilnahme der „alten Staatsmänner" abgehalten. Dieselbe führte zu dem Beschlusse, 50 Millionen Den durch Aufschiebung öffentlicher Arbeiten und 70 Millionen Jen durch Auferlegung einer Kriegssteuer aufzubringen. Der „Köln. Ztg." sind aus chinesischer Quelle Nach richten zugegangen, wonach die Japaner bei Tatuukan ge- landet seien, dort die russischen Truppen geschlagen und Kintienschau und Antung besetzt hätten. Die „Kölnische Zeitung" bemerkt hierzu, wenn sich die Nachrichr bewahr heite, würden die Japaner nahezu im Rücken der russischen Ausstellung stehen. Ueber das jüngste Bombardement Port Arthurs durch die Japaner werden russischerseits eine Reihe von Einzelheiten gemeldet. Die Arbeiten an der Baikal-Ringbahn schreiten rüstig fort, bis zum 14. April wird die Strecke Tanchoi-Kultuk fertiggestellt sein. Am 15. August erfolgt die Verbindung Kuttuks mit der Station Baikal. Für die Fertigstellung der Bahn bis zum bestimmten Termin ist eine Zuschlags- Zahlung im Betrage von 756000 Rubel angewiesen. Anrze Lhrsnik. Felssturz infolge Erdbebens. Infolge eines Erdstoßes ging bei Birchbruck im Eggental in Tirol ein Felssturz nieder. Die Talstraße ist versperrt. Von einem Bergstürze bedroht. Aus Mailand wird geschrieben: Die Ortschaft Riva unweit Voghera in den Apenninen schwebt seit einigen Tagen in der größten Gefahr. Ein über Riva aufragender Berg hat sich näm lich gespalten und ungeheuere Gesteinsmaffen drohen auf die Ortschaft herabzustürzen. Der Spalt erweitert sich langsam. Die Behörden haben daher die ganze Bevölkerung der gefährdeten Gegend aufgefordert, sich zur sofortigen Flucht bereit zu halten. Gendarmen und Ingenieure be obachten den Berg. Man schätzt die abbiuchdrohende Mässe auf etwa vier Millionen Kubikmeter. Die dem Berge zunächst gelegenen Häuser mußten bereits geräumt werden, weil sie Risse zeigten. Dies verrät eine ständige Erdbewegung. Die Katastrophe des Sturzes wird in etwa vierzehn Tagen erwartet. Berlin, 12. März. Hofprediger vr. Rogge ver öffentlicht eine scharfe Erklärung über die Aufhebung des §2 des Jesuitengesetzes, warnt vor den Folgen derselben und fordert zum Beitritt zum evangelischen Bunde auf. In der Frankfurter Mädchenhändler-Affäre wurde nach der Frks. Kl. Pr. jetzt auch noch der 28 Jahre alte Kaufmann Richard Klaß m Haft genommen, der die Korrespondenz besorgt hat. Klaß war längerer Zeit in Hamburg und ist dort vorvesiraft. Die bis jetzt vernommenen Mädchen sind alle geständig, sie blieben nur kurze Zeil in den verrufenrn Häusern. Es steht fest, daß sich die Ver mittelung nicht nur auf gewerbsmäßige Mädchen beschränkte, sondern daß durch verlockende Inserate auch bisher unbe scholtene Mädchen angeworben wurden. Unternehmer durchgegangen. Aus Wiesbaden wird gemeldet: Der aus Berlin stammende Unternehmer, dec in der Gemeinde Limbach mit der Herstellung der Drainage beauftragt war, ist nach der „Frkf Ztg." unter Mitnahme des Lohnes der Arbeiter seit einigen Tagen verschwunden. Donnerstag nachmittag zogen die Arbeiter, etwa 40 Mann vor die Bürgermeisterei und forderten ihr Geld. Dabei kam es zu heftigen Tumulten, so daß die hiesige Gendarmerie telefonisch herbeigerufen werden mußte. Ein verschwindendes Meer. Das Asowsche Meer, dessen größte Tiefe schon vor 20Jahren nur noch 16 w betrug, nimmt immer mehr an Inhalt ab. Nach sorgfältigen Messungen haben sich in den letzten fünf Jahren (der Köln. Ztg. zufolge) allein 1200000 da seiner Wasser fläche in Sumpf verwandelt, so daß der Verkehr von den Häfen Taganrog und Rostow nach dem Schwarzen Meer wegen der Seichtigkeit verschiedener Stellen immer schwieriger wird. Das Niveau des Asowschen Meeres bei der Meer enge von Jenikale oder Kertsch liegt 1,45 m höher als das des Schwarzen Meeres, wodurch ein ständiger Abfluß seines Wassers nach diesem erfolgt. Neuerdings plant die rus sische Regierung, an der Straße von Kertsch ein System von Dämmen und Schleusen zu errichten, um jenen Ab-