Volltext Seite (XML)
MME sd Marandt, Hlossen, Sieöentehn und die Hlmgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Aleiszen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadlrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burk;ardtswalde. Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, KesselSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltttz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorfi Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KesselSdorf, Steinbach bei Mohorn. Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittag» 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuSzeile. Druck uns Verlag von Marltu Berger tu MSdrun. — Verantwortlich für die Redaktion Marti» Berger daieM. No. 2t». Dienstag, den 8. März 1W4. «3. Jahrg. Bekanntmachung die König-Albert-Stift««g betr. In diesem Jahre sind erstmalig die Zinsen aus der unter Verwaltung des hiesigen Stadtgemeinderats stehenden König-Albert-Stiftung hier zur Verteilung zu bringen. Der Zweck der Stiftung ist der, „befähigten, würdigen und bedürftigen Gewerbsgehilfen und Lehrlingen die Söhne hiesiger Bürger sind und bei hiesigen Gewerbetreibenden gelernt haben müssen, zu ihrer weiteren Ausbildung Beihilfen in Gestalt von Stipendien zu gewähren. Sollten sich keine oder nur ungeeignete Bewerber finden, so können auch solche Gewerbsgehilfen und Lehrlinge bedacht werden, welche zwar Söhne hiesiger Bürger sind, aber nicht bei hiesigen Gewerbetreibenden gelernt haben. Finden sich auch unter diesen keine oder keine geeigneten Bewerber, so sollen auch sonstige Bürgerssöhne hiesiger Stadt, die sich hier oder in aus wärtigen höheren Schulen wissenschaftlich weiterbilden oder weiterbilden wollen, bedacht werden. Die Verleihung des Stipendiums erfolgt nur an einen Bewerber und immer auf zwei hintsreinanderfolgende Jahre, jedesmal am Geburtstage Sr. Majestät des Hochseligen Königs Albert, also am 23. April. Auswahl unter den Bewerbern steht dem Stadtgememderat, der auch stiftungs- gemäß weiter das Recht hat, einem Bedachten, der nachträglich unbefähigt ober nicht mehr bedürftig und würdig erscheint, das Stipendium für das zweite Jahr wiederum zn entziehen, zu. Indem wir solches hiermit bekannt machen, fordern wir zur alsbaldigen und längstens binnen 4 Wochen vom Tage der Veröffentlichung an gerechnet, zu be wirkenden Einreichung von Bewerbunasgesuchen, die durch Zeugnisse der Lehrherren pp. über die Befähigung der Bewerber, sowie ev. durch behördliche Zeugnisse über Würdig- keit und Bedürftigkeit unterstützt sein müssen, auf. Wilsdruff, am 4. März 1904. Der Stadtgeineinderat. Kahlenberger. Bekanntmachung. Der diesjährige Frühjahrsmartt findet Donnerstag, den w. und Freitag, den Marz dieses Wahres, Wilsdruff, am 29. Februar 1904. Der Stadtrat. Kahlenberger. Bekanntmachung den Verkehr in offenen Verkaufsstellen während des Jahrmarktes betr. Die vorgesetzte Regierungsbehörde hat mit Rücksicht auf den am 10. und 11. dss. Mts. hier stattfiudenden Jahrmarkt genehmigt, daß an beiden Tagen die Ge schäftszeit für den Verkauf in den Läden der Stadt und auf dem Muckte bis sO Uhr abends ausgedehnt werde. Solches wird andurch bekannt gemacht. Wilsdruff, am 5. März 1904. Der Bürgermeister. 173. n.Aahlenberger.Jgr. politische Rnndschan. Vom Kaiserhofe. Der Kaiser hat in tiefster Er schütterung die Kunde vom Tode des Grafen Waldersee vernommen, doch wird durch die Teilnahme an der Bei setzungsfeier in Hannover eine Verschiebung des Antrittes der geplanten Mittelmeerreise voraussichtlich nicht stattfinden. Der deutsche Kronprinz dürfte eventuell seinen kaiserlichen Vater nach Hannover begleiten. Das deutsche Heer und das deutsche Vaterland haben einen schmerzlichen Verlust erlitten: Generalfeldmar schall Waldersee ist amSonnabend abend tnHan- nover nach kurzem Krankenlager im 72. Lebens- fahre verschieden. Mit dem Grasen Waldersee ist einer der bewährtesten deutschen Heerführer heimgegangen, der all- gemeiner Annahme auch zum Oberbefehlshaber des deut- scheu Heeres für den Fall eines Krieges bestimmt gewesen sein soll. Einen weit über Deutschlands Grenzen hinaus- gehenben Ruf erlangte aber Graf Waldersee besonders durch seine Ernennung zum Oberkommandierenden der ver bündeten Truppen im Kriege gegen China, in welcher all gemein schwierigen Stellung sich der Verstorbene hervor- ragend auszeichnete, obwohl es ihm in derselben weniger vergönnt war, besondere militärische Lorbeeren zu pflücken. Ec bekundete indessen hierbei eine bewundernswerte diplo matische Gewandtheit, durch welche es ihm in Verbindung Mit sicherem Takt und großer, persönlicher Liebenswürdig keit gelang, alle aus den Eifersüchteleien zwischen den ein zelnen Verbündeten entspringenden Schwierigkeiten zu über winden und das begonnene Unternehmen zu einem guten Ende zu führen. — Graf Alfred Waldersee wurde am 8 April 1832 in Potsdam geboren, empfing seine mili tärische Erziehung im dortigen Kadettenkorps und trat 1850 als Artillerieleutnant in die preußische Armee ein. Bis 1866 fand er bei verhältnismäßig nicht allzurasch steigendem Avancement in verschiedenen Dienststellen Ver- Wendung, im Frühjahr des genannten Jahres wurde er Mm Major ernannt und in den großen Generalstab ver setzt. In dieser Stellung nahm Graf Waldersee am Feld- rüge in Böhmen teil. Nach dessen Beendigung kam er zum Generalkommando des 10. Armeekorps in Hannover, worauf er kurz vor Ausbruch des deutsch-französischer, Krieges zum Militärattache in Paris ernannt wurde. Im Kriege selbst fungierte er dann als Chef des General- Aabeo vom Großherzog von Mecklenburg befehligten Armeeabteilung, wobei er sich durch Scharfblick und Umsicht auszelchnete. Vom Juni bis September 1871 war Graf Waldersee deutscher Geschäftsträger bei der Regierung der französischen Republik, dann wurde er Oberst des 13. Ulanenregiments, 1873 erfolgte seine Ernennung zum Chef des Generalstabes des 10. Armeekorps, 1876 wurde er Generalmajor, 1880 General ä la suite, 1882 General quartiermeister und Vertreter des Chefs des Großen Gene ralstabes und noch im gleichen Jahre Generalleutnant. Kaiser Friedrich ernannte den Grafen Waldersee zum General der Kavallerie, unter dem jetzigen Kaiser erfolgte bald nach dessen Regierungsantritte die Ernennung Wal- dersees zum Chef des Großen Generalstabes der Armee als Nachfolger Molktes. Doch schon 1891 schied er wieder aus dieser wichtigen Stellung, um kommandierender General des 9. Armeekorps zu werden. Das Jahr 1895 brachte ihm die Beförderung zum Generalobersten der Kavallerie, 1898 wurde er zum Generalinspekteur der 3. Armeeinspek tion (Hannover) und 1900 zum Generalfeldmarschall ernannt. Infolge Uebereinkommens zwischen den verbündeten Mächten fungierte Graf Waldersee als Oberstkommandierender der verbündeten Truppen in China von September bis Juni 1901. Nach seiner Rückkehr aus China übernahm Graf Waldersee wieder die dritte Armeeinspektion. Der Reichstag trat am Freitag in die Beratung des Militäretats ein, welche sich alsbald recht lebhaft ge staltete. Die Debatte zum Etate und zu den hierbei von verschiedenen Seiten gestellten Resolutionen wurde vom Zentrumsabgeordneten Müller-Fulda eröffnet, der im all gemeinen recht verbindliche Töne gegenüber der Regierung einschlug. Um so mehr stachen hiervon die scharf oppo sitionellen Ausführungen des nächstfolgenden Redners, des Abgeordneten Bebel (soz.) ab, der in seiner temperament vollen Weise gegen die fortdauernden Soldatenmißhand lungen, die Liebesmahle und den zunehmenden Luxus im Offizierskorps, die vielen Uniformänderungen, die großen Kavalleriealtacken u. s. w. wetterte; natürlich berührte er auch die Sensationsaffäreu von Forbach u. s. w. Stürmische Heiterkeit rief es im Hause hervor, als Bebel mit dem Tone tiefer Ueberzeugung von der höheren Intelligenz der Soldaten mit sozialdemokratischen Gesinnungen sprach. Ebenso energisch wie gewandt trat der preußische Kriegs minister v. Einem den Darlegungen des sozialdemokratischen Führers entgegen, dieselben zum guten Teil als krasse Uebertreibungen kennzeichnend. Im weiteren sprach der Kriegsminister die Sachkenntnis in vielen militärischen Dingen Herrn Bebel ab, betonte, daß Verhältnisse im Heere, wie sie in dem Roman „Jena oder Sedan" geschildert worden seien, in Wirklichkeit gar nicht existierten, streifte flüchtig die Pirnaer Duellaffäre und verteidigte die schweren Strafen im Heidelberger Meutereiprozeß. Lebhaft setzte sich der Kriegsminister mit den Sozialdemokraten über die eigentliche Bedeutung des Tages von Jena und die Nach wirkungen desselben auseinander. Oesters wurde er in seiner Rede durch mißfällige Zwischenrufe von sozialdemo kratischer Seite unterbrochen; geradezu Entrüstung herrschte bei den Sozialdemokraten, als der Minister offen erklärte, ein königslreuer Soldat sei ihm lieber, als ein sozialdemo kratischer Soldat, selbst wenn ersterer in seinen militärischen Leistungen letzterem nachstehen sollte. Zuletzt bekämpfte der Kriegsminister scharf die abfälligen Aeußerungen Bebels über den deutschen Offiziersstand und über die Manöver. Der nächste Redner, Abg. v- Heyl zu Herrnsheim (nat.-lib.), drückte sein Vertrauen in die Amtsführung des Kriegs ministers aus, Abg. v. Normann (kons.) polemisierte gegen verschiedene Ausführungen Bebels und Abg. Müller- Meiningen (fr. Volksp.) kritisierte abfällig die steten Uniform- änderungen in der Armee. Kriegsminister v. Einem suchte nachzuweisen, daß es mit dielen Uniformänderungen durch aus nicht so schlimm bestellt sei, worin er vom bayerischen Generalmajor Ritter von Endres unterstützt wurde. Mit einer Auseinandersetzung zwischen dem lothringischen Abg. Jaumez und dem Geheimrat Halley vom elsaßlothringischen Ministerium schloß dieser erste Tag der Militärdedatte. — Die Reichstagskommission zur Vorberatung der Vorlage, betr. die Errichtung von Kaufmannsgerichten, beendete am Freitag die zweite Lesung derselben. Die Regierungsvorlage hat in der Kommission mehrfach erhebliche Abänderungen erfahren. — Die Budgetkommission des Reichstages führte am Freitag die Beratung des Marineetats weiter und vertagte sich dann bis 8. März. Der Reichstag führte amSonnabend die allgemeine Debatte über den Militäretat in breiter Weise weiter; zur Erledigung irgendeiner Position desselben kam es auch in dieser Sitzung noch nicht. Die peinliche Affäre des Prinzen Prosper Arenberg ist nunmehr erledigt. Das Kriegsgericht der Garde du Korps zu Berlin verhandelte am Donnerstag und Freitag im Wiederaufnahmeverfahren gegen den Prinzen Arenberg, welcherwegen eines in Südwestafrika an einem Eingeborenen begangenen Tovschlages zum Tode verurteilt worden war, welches Urteil der Kaiser dann in eine Zuchthausstrafe und schließlich in eine Gefängnisstrafe von 15 Jahren um gewandelt hatte. Die jetzige neue Verhandlung endete mit der Freisprechung des angeklagten Prinzen, dessen geistige Unzurechnungsfähigkeit von sämtlichen als Sach verständigeivernommenen Psychiatern festgestellt worden war. Das preußische Abgeordnetenhaus begann am Freitag die Beratung idrs Etats der Eisenbahnverwaltung.