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sekretärs entspann sich wieder die herkömmliche allgemeine Diskussion. Dieselbe berührte im ferneren Verlaufe der Montagssitzung den Crimmitschauer Streik und die Fort- sührung der Sozialreform; in letzterer Beziehung stellte Staatssekretär Graf Posadowsky besonders die weitere Ausdehnung der Krankenversicherung in Aussicht. Die sog. große landwirtschaftliche Woche in Berlin, in welcher vornehmlich Sitzungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft stattfinden, ist auf den 15.—20. Februar angesetzt. Vom 9.—12. Februar tagt der Deutsche Landwirtschaftsrat. Auf seiner Tagesordnung steht unter anderem: Verbot des Verkaufs von sog. Viehpulvern und anderen Geheimmilteln durch Hausierer und Kaufleute. Cs ist ferner beabsichtigt, die 8. Plenarversammlung der tierärztlichen Vereine Preußens auf Anfang oder Ende der landwirtschaftlichen Woche einzuberufen. Der am 21. Januar nachmittags mit dem ersten Teile des südwestafrikanischen Expeditionskorps von Wil helmshafen nach Swakopmund abgegangene Lloyddampfer „Darmstadt" passierte bereits am Nachmittag des 23. Januar die Insel Quessant, an der nordwestlichsten Küste Frankreichs. In Kroatien sind neue gegen Ungarn gerichtete Un ruhen ausgebrochen. Ihre Schauplätze sind hauptsächlich die mit ungarischen Beamten besetzten Stationen der Staats bahn. Bis jetzt gelang es der Gendarmerie ohne Mili tärische Hilfe, die Mcutererhaufen wieder auseinander zu treiben. Die Brandkatastropbe, welcher die norwegische Hafenstadt Aalesund fast gänzlich zum Opfer gefallen ist, hat in weiten Kreisen namentlich auch im deutschen Norden, lebhafte Teilnahme hervorgerufen und zur Organisation einer umfassenden Hilfsaktion geführt. Dank der ener gischen Initiative Kaiser Wilhelms beteiligte man sich deutscherseits in kräftigster Weise an der Hilfeleistung für Aalesund. Das hochherzige Eingreifen des Kaisers zu Gunsten Aalesund wird in ganz Norwegen gefeiert und dient nur dazu, die Beliebtheit des beim norwegischen Volke schon so populären deutschen Herrschers noch mehr zu steigern. König Oskar dankte dem deutschen Kaiser telegraphisch wärmstens für dessen Hilfeleistung für Aalesund. Zur Kriegsgefahr im fernen Osten ergehen sich die englischen Sensationsmeldungen in allerhand Schreck lichkeiten. Aus dem blühenden Unsinn derselben seien hier kurz folgende herausgegriffen: In Wladiwostok sollen rus- fische Offiziere und Soldaten 20 Stunden lang „Amok" gelaufen sein, d.h. die dort ansässigen Japaner in brutaler Weise mißhandelt haben; 24 Häuser sollen zerstört, Frauen, Kinder und Greise an Bajonetten aufgespießt sein usw. Was für Leistungen wären von dem Erfinder dieser blutigen Meldung noch zu erhoffen, wenn es gelänge, ihn als Mit arbeiter eines Verlages von Kolportageromanen zu ge- Winnen. Und so etwas servieren die „Times" ihren braven Lesern als „Privattelegramm aus Tokio". Achnlich wurde bei angeblich vorhandenen Unruhen der Koreaner von einem anderen Korrespondenten des Weltblattes mit allerhand blutigem Matsch gearbeitet. Heute stellt das Reutersche Bureau diese Berichte in einer Meldung aus Tokio als „übertrieben" hin, das heißt auf deutsch: von Anfang bis zum Ende erlogen. Wirklich eine köstliche Berichterstattung, die von neun Zehnteln der gesamten Presse übrigens als bitterernste Wahrheit hingenommen wird, und das nach den Erfahrungen mit englischen Zeitungsdepeschen aus Südafrika. Von kleineren Unfällen, die englische Blätter aus dem fernen Osten melden, seien nur mangelhafte Lager häuser, Docks, Kriegsschiffe, Schiffskessel erwähnt, alles natürlich in Port Arthur und in Wladiwostok. Auf japa nischer Seite passiert dergleichen nie, Japan ist völlig kriegsbereit, alles geht am Schnürchen, nur in der russischen Armee ist alles korrupt, verrottet, oberfaul, denn so wollen es die Leser der Londoner Blätter haben, und ihr Wille ist 8upremu lsx. Aurze Lhrsnik. Lawinen in Tirol. Man schreibt von dort: Da wir Heuer einen ungemein schneereichen Winter haben, so beginnt nun mit den Frühlingsstürmen und mit der von Tag zu Tag wirksamer werdenden Sonne die schreckliche Lawinenplage. Namentlich auf der Südseite der hohen Tauern, im Ahrntal, Jseltal, Defereggen usw. sucht sie die armen Gebirgsbewohner heim. Dort oben in jenen weltentlegenen Tälern ist jetzt das Donnergetöse der La winen etwas alltägliches. Wer das Dorf verläßt, unter nimmt etwas lebensgefährliches: an den himmelhohen, schroffen Berghängen liegen kolossale Schneemassen, die ein leichter Windhauch, ja selbst ein Ruf ins Gleiten bringen kann. Manche Täler sind von allem Verkehr abgeschnitten. Der Förster Hyazinth Gaspari unternahm es, den unter Lawinenschnee begrabenen Weg zwischen Ampezzo und Ospitale freizuschaufeln; aber der Mann kam nicht weit: ehe Lawine brach los und schlenderte ihn in die tiefe Felizonschlucht, wobei er den Tod fand; die Leiche wurde von vier Burschen unter den größten Ge fahren geborgen. Wo die Hänge 1000 bis 2000 Meter tief glatt zur Talsohle abfallen, entwickeln die Lawinen eine unbeschreibliche, alles zermalmende Gewalt. Aber auch kleine Lawinen sind gefährlich. Der Kaufmann Agosti aus Caprino, der nach San Zeno gehen wollte, geriet auf dem Monte Baldo in eine ganz kleine Lawine und verrenkte sich den Fuß. Der Mann konnte dann die nächste Ortschaft nicht mehr erreichen und erfror im Ge birge. Ein Tauferer Bauernbursche wurde von einer Windlawine weggefegt, hielt sich aber an den Zweigen einer riesigen Tanne fest, die dem Schneestrome standhielt; der Bursche konnte sich dann retten. Am Tage ihrer Vermählung starb zu Riebnig in Schlesien eine junge Frau. Sie klagte nach dem Hoch zeitsmale über Unwohlsein und suchte Erholung in der frischen Luft. Ihr längeres Verweilen machte schließlich den jungen Gatten besorgt; er ging nach und fand sie am Boden liegen — ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein Ziel gesetzt. Der Long-Jsland-Sund vorNew-Uork ist jetzt zu einem Eisfeld gefroren. Das Eis bildet eine feste Brücke von der Insel bis zum Festland. Hunderte See schiffe und Schleppdampfer liegen im Eise fest. In der Nordsee ging der Geestemünder Fisch dampfer „Doggerbank" mit 10 Mann Besatzung unter. In Paris erschoß ein Mechaniker nach einem Streit seine Verlobte vor ihrer Haustür; dann tötete er sich selbst. Im Artilleriedcpot Dietrichsdorf bei Kiel brach infolge Selbstentzündung der Schießbaumwolle Feuer aus. Die Bestände wurden vernichtet. Selbstmord aus gekränktem Ehrgeiz. — Konitz, 25. Jan. Der hiesige Stadtkämmcrer und Beigeordnete Bertchahn, Rendant der hiesigen Vorschußkasse, erschoß sich gestern abend. Das Motiv soll gekränkter Ehrgeiz fein. Brand einer Celluloidfabrik. Kattowitz, 25. Jan. Die Celluloidfabrik von Lander in Czenstochau ist nieder gebrannt. 2 Arbeiter verbrannten, 16 wurden schwer verletzt. Unglücksfälle durch den Nebel. Der starke Londoner Nebel von Freitag und Sonnabend hat die Hospitäler der Metropolis mit Leuten gefüllt, die überfahren wurden oder sonst Schaden erlitten. Auch Todesfälle sind zu verzeichnen. Auf der Great Western Railway wurde ein Bahnbeamter von einem Zuge, den er nicht sah, getötet. In Greenwich trat der Kapitän eines Segelschiffes an der vom Quai herunterführenden Treppe vorbei und schlug so fest auf das Deck seines Schiffes auf, daß er nach wenigen Minuten starb. Ferner liefen in der Dunkelheit zwei Arbeiter in das Wasser und ertranken. — Ein Eisenbahnzug, der von Londonbridge mit Verspätung abfvhr, wurde von einem Zuge von Viktoria angerannt. Zwei Damen erlitten schwere Verletzungen. Auch bei Clapham Junction und auf einer Station der London und North Western Railway kam es zu Zusammenstößen von Passagierzügen. Beinahe gelyncht wurde in München bem Begräbnis seines von ihm zu Tode mißhandelten Söhnchens der Kaufmann Lohr. Schutzleute mußten ihn im Hause des Totengräbers verbergen, während vor seiner Wohnung im Stadtteil Giesnig eine andere aufgeregte Menge zum Empfange bereit war. Die Staatsanwaltschaft ist bereits beschäftigt mit dem Falle. Frankfurt a. M., 26. Jan. Das Grubenunglück in Pennsylvanien. Die „Frkf. Ztg." meldet ausNew- Aork: Es wurden bisher nur wenig Ueberlebende entdeckt, indessen fanden die Reiter noch einen Seitenstollen, in welchem noch 80 Mann sein müssen- Der Zugang zu diesem Stollen ist jetzt nicht zu erreichen. Ein Bergmann, welcher auf der Sohle des Schachtes zur Bedienung des Förderkorbes angestellt war, erzählt, er habe plötzlich eine Flammenwand gesehen und sich umgewandt, sei aber im nämlichen Augenblick ohnmächtig geworden. Die Zahl der Ueberlebenden ist vermutlich sehr gering. Das Unglück ist teilweise dem Leichtsinn der Bettiebsgesellschaft zuzuschreiben, da der Bcrgwerksdirektor bereits vor einem Monat bemerkt haben will, daß viel Gas den Gruben entsteige. Chicago, 26. Jan. Nach Vernehmung von etwa 100 Zeugen über den furchtbaren Theaterbrand hat das Gericht die Verantwortlichkeit für das Unglück den Erbauern und der Leitung des Theaters zugefprochen. Die Unter suchung ergab in Uebereinstimmung mit den seinerzeit veröffentlichten Berichten, daß das Gebäude bei dem Aus bruch des Brandes noch nicht vollendet war, und daß die Notausgänge verschlossen waren. Kattowitz, 26. Jan. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich bei Dombrowa. Als die Erbauer der Zweigbahn Zabkowitz-Mortimer Schlacke von der Schlacken halde der Paulinenhütte nach dem neuen Bahnkörper ab fahren ließen, löste sich plötzlich eine Schlackenwand und begrub gegen 30 Arbeiter unter sich. Nach zweistündiger angestrengter Rettungsarbeit wurden 7 Leichen heraus geschafft. Die Bergungsarbeiten werden fortgesetzt. Zum Brande der norwegischen Stadt Aale sund wird weiter berichtet: Wie schon gemeldet, sind alle öffentlichen Gebäude dem Brande zum Opfer gefallen, so zwei Kirchen, ein Bethaus, ein Missionshaus, die Gebäude der Temperenzlervereinigung, das Jünglingsvereinshaus, alle Banken, das Amtmannshaus, die Bürgermeisterei, das Polizeigebäude, das Gefängnis, beide Apotheken, das Zoll- amt, die große Volksschule und das Feuerwehrgebäude. Nicht zerstört sind das Zollwachthaus, die Expeditions packhäuser, sowie die kleinste Volksschule, einige Privat häuser und ein Teil der von Arbeitern und Fischern be wohnten Häuser. Auf der Insel Buholmen stehen noch 10 Privathäuser, 4 Fabriken und einige Packhäuser. — Das Feuer hatte sich mit rasender Schnelligkeit verbreitet. Feuerfunken, groß wie eine Männerfaust, flogen umher und zündeten gleichzeitig an vielen Slellen der Stadt. Die Dampfspritze, welche auf einem Dampfer aufgestellt war, wurde vom Feuer vernichtet. Das Telegraphenamt mußte zweimal an einem anderen Ort errichtet werden. Man weiß auch jetzt noch nicht sicher, ob Menschen umge- kommen sind, vermutet aber, daß drei Personen das Leben einbüßten. Hier und da stehen noch einzelne Häuser, u. a. einige ganz kleine Geschäfte und eine Bäckerei. Von Molde und Bergen ist jetzt Hilfe eingetroffen; Brot, Butter und Konserven werden ausgeteilt, auch ist eine Hilfsapotheke errichtet worden. Die Leichenkapelle des neuen Kirchhofes, der eine viertel Meile von Aalesund enfernt liegt, wird als Krankenhaus benutzt. Die Gewölbe der Kreditbank sind eingestürzt. — Vier in Stockholm ansässige Norweger haben dem Staatsminister Hagerup je 5000 Kronen zur Abhilfe der dringendsten Not in Aalesund zugestellt. — Kopenhagen, 24. Jan. DieVereinigteDampfschiffsgesell- schaft entsendet Montag den Dampfer Cimbria zur Hilfe leistung nach Aalesund. Das Kriegs- und das Marine ministerium schicken soviel Zelte, Betten und Kochapparate mit, wie entbehrlich sind. Ein Hilfskomitee, das sich hier gebildet hat, hat im Laufe des Tages soviel Geldmittel gesammelt, daß es 1000 Sack Mehl und andere Vorräte kaufen konnte, welche die Cimbria mitnehmen soll. — Christiania, 25. Jan. „Verdens Gang" schreibt: „Die kühne, sympathische Persönlichkeit des Kaisers Wilhelm II. ist schon längst in unserem Lande volkstümlich. Der Kaiser zeigte wiederholt, daß er die Naturbevölkerung des- selben liebt. Bei uns sucht er von Jahr zu Jahr Er holung von den Lasten seiner hohen Verantwortlichkeit. Nichts ist natürlicher, als daß dies ihm die guten Gefühle unseres Volkes zuwendet. Das warmherzige, rasche, ent schlossene Auftreten des Kaisers aber in dem Augenblicke, wo das Unglück Norwegen getroffen hat, hat, soweit die Kunde davon gedrungen ist, das norwegische Volk tief ge rührt und hat die Herzen in Dankbarkeit höher schlagen lassen. Die Spende, die er unter freigebigem Anschluß seitens seines Volkes der notleidenden Bevölkerung von Aalesund gewährt hat, ist an und für sich groß und mächtig durch das Beispiel, das sie gibt. Der Name des Kaisers Wilhelm ist in aller Mund und in Norwegen wird seine edle Hilfe in diesen traurigen Tagen nie vergessen werden." — Kiel, 25. Jan. Der kleine Kreuzer „Niobe" ist heute Vormittag gleich dem großen Kreuzer „Prinz Heinrich" zu den Rettungsarbeiten nach Aalesund in See gegangen. Die „Niobe" hat eine ähnliche Ausrüstung wie „Prinz Heinrich". Von einem tollen Hunde gebissen. Lemberg, 26. Jan. In Brody wurden 18 Personen, darunter zwei Offiziere, von einem tollen Hunde gebissen. Alle Verletzten werden in das Pasteur'sche Institut nach Wien gebracht. Ein Millionenkonkurs istbeimAmtsgerichtMünchen soeben angemcldet worden. Es handelt sich um den Zu sammenbruch des Baugcschäfts von Josef Klöppl, das mit 2^ Millionen Passiven und sehr geringen Aktiven fallierte, nachdem ihm seit 1891 große Grundstücksspekulationen in Schwabing (Nord-München) geglückt schienen. Pesterkrankungen in Petersburg. Außer dem Leiter des Laboratoriums Wischnekevltsch auf dem Fort Alexander in Petersburg sind noch zwei Feldscherer an der Pest er- krankt. Eine große Weinpantscherei hat in Bamberg durch das Einschreitten der Staatsanwaltschaft ihr Ende gefunden. Bei einer in Stuttgart im Hause eines Pantschers vorgenommeuen Haussuchung fand sich unter den Kunden auch die Bamberger Firma, die sich seit Jahren eines famosen Rufes als „Apfelkelterei" erfreuen durfte. Jetzt ist festgestellt worden, daß sie aus Stuttgart die zur Wein- sabrikation nötigen Chemikalien «n ^ros bezog, Glycerin als — Schmieröl eingeführt, Apfelsäure, Hollunderblüte und Kouleur faßweise bezog. Die Strafe eines Kurpfuschers. Eine sehr milde Strafe hat der „Bader" und Bauer Schüssel aus Büchen bach von der Bayreuther Strafkammer erhalten, weil er durch Quacksalberei den Tod zweier an Diphtheritis er krankten Knaben verursachte: 14 Tage Gefängnis. Die „Praxis" dieses Medizinmannes erstreckt sich über ganz Franken. Unglück in einem Bergwerk. Dortmund, 25. Jan. Auf der Zeche Kaiser Friedrich ließ der Maschinist einen mit Bergleuten besetzten Förderkorb in den mit Wasser gefüllten Schachtsumpf gehen; drei Mann retteten sich und drei konnten ins Leben zurückgerufen werden. Ein Steiger ist ertrunken. Vaterländisches. (Mitteilungen auS dem Leserkreise sind der Redaltton stets willkommen. Der Name deS Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimnis der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, den 27. Januar 1904. — Der Geburtstag unseres Kaisers ist heute in herkömmlicher Weise auch in unserer Stadt gefeiert worden. Die Tages-Arbeit des Nährstandes kann an diesem Tage nicht ruhen, aber gern gedachte ein jeder deutscher Bürger des tatkräftigen Oberhauptes des deut schen Reiches und wünschte seinem Kaiser von Herzen Segen und Gesundheit im neuen Lebensjahr. Die Schul jugend, Behörden und Freunde unserer Kinder, lauschten in der festlich geschmückten Turnhalle einem tiefdnrchdachten Vortrag des Herrn Oberlehrer Hofmann über den Lebens lauf unserer Hohenzollernherrscher, dabei die hohen idealen Ziele des Geburtstagskindes vorherrschend feiernd. Auf diese Feier kommen wir in nächster Nr. nochmals zurück. Unsere Stadtkapelle erfreute aus Anlaß des Festtages durch Morgenreveille und am Mittag durch Marktkonzert. Unser Militär-Verein aber findet sich heute abend zu einer angemessenen Feier im Hotel Adler ein, um des hohen Geburtstagskindes zu gedenken. Möge Kaiser Wilhelm n. im neuen Lebensjahre nur Gutes und Erfreuliches zur Freude des ganzen Kaiserlichen Hauses und zum Heil und Segen seines treuen Volkes wie des deutschen Vaterlandes beschieden sein. — Den Kollekteuren der außersächsischen Lotterien, welche sich bisher, dank der an immer nenen Triks reichen Reklame, eines annehmbaren Kundenkreises im schönen Sachsenlande zu erfreuen hatten, werden am Montag die Ohren geklungen haben. Die Zweite Kammer erklärte sich mit dem neuen Lotteriegesetz einverstanden. Unsere säch sischen Kollekteure können sich ins Fäustchen lachen. Die böse Konkurrenz wird demnächst den Landesverweis er halten. Daß sie einen Freund fand — Herrn Günther natürlich — kann ihr nicht viel nützen, er hat ja trotz seiner Bedenken für das Gesetz gestimmt, weil er von der Zukunft etwas erhoffte. Aber was nützt das? Der säch sische Kollekteur mit der Pauke in der Hand läßt ohne Neid seine reichsausländischen Kollegen sehnsüchtig nach dem Sperling auf dem Dache schauen. — Frauenstein, 25. Januar. Bei der heute statt gefundenen Wahl eines Cantors und Lehrers für hiesige Schule und Kirche wurde Herr Lehrer Geißler aus Wilsdruff einstimmig gewählt. Außer diesem Herrn probte noch Herr Lehrer Opitz aus Höckendorf. — Kesselsdorf. Am 23. Januar hielt der hiesige landwirtschaftliche Verein eine gut besuchte Versammlung in seinem Vereiuslokale hier ab, in welcher Herr Professor vr. Röder von der tierärztlichen Hochschule zu Dresden einen Vortrag hielt über erste Hilfe im Kuhstall vor Ein treffen des Tierarztes. Der geschätzte Redner entledigte sich seiner Aufgaben in bekannter verzüglicher Weise und gab den anwesenden Landwirten viele anwendbare Mittel und gute Lehren bekannt, wie erkrankte Tiere vor Ein-