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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 14.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-190401148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-19040114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-19040114
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1904
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Monat
1904-01
- Tag 1904-01-14
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Monat
1904-01
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Jahr
1904
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zahn, spiegelte sich in seiner skulpturalen Form am Himmel in violettenen Tinten. Tamgout, Lala Kadidja und ganz hinten der Polizeihut zogen mit ihren cederdüstern Malvern bis zum Tal herab. Hellgrün gluckste das klare Wasser des Eddou, in dem sich die flinke Forelle und kleine Bar ben tummelten. Quellreich war das Tal. Die Wohnung lag in einem Blumengarten von be zaubernden Farben. Ein Onkel, der vor Jahren auf diesen Posten verschlagen war, hatte mit dem Talente eines Künstlers den ganzen Reiz afrikanischer Flora hierhin ver pflanzt. Tellila, die wasserfrohe Quelle, spendete den Wurzeln und Schößlingen das erquickende Naß. In diesem Idyll sah ich die junge Messaouda, keine Prinzessin, sondern das Kind afrikanischer Erde. Sie kannte ihre Mutter nur dem Namen nach, der Vater war in die Wüste gezogen. Dort bleichten seine Gebeine im weißen Sand. Sie gehörte in D' El Kharroubas Hans. Niemand wußte warum. Damals war sie zwölf Jahre all, eine Frau für die Männer ihres Volkes. In ihren klassischen Formen glich sie einer Bronzestatue. Zierlich und doch voll, wiegend im Tanz, bewegte sie sich mit sel- teuer Grazie. Ihre schwarzen Augen hielten, gleich Edel- steinen, den Blick fest. Messaouda wurde bald meine Freundin. Sie wußte sich stets angenehm zu machen. Ich malte ein Bild von ihr. Leicht ist der Araber zum Modellstehen nicht zu haben. Obgleich sie nicht begriff, was ich auf die Lein wand brachte, schmeichelte es ihr, zu etwas brauchbar zu sein. An den Tagen, an denen ich nicht arbeitete, wanderten wir miteinander hinab zum Kabylendorf. Dann schmückte sie sich, wie zvm Feste. In purpurnem Mantel mit silber nen Spangen, eine mattblaue Schleife um den schlanken Leib und kupferroten, winzigen Pantoffeln, schritt sie neben mir her. Die Augen leuchteten in stärkerem Glanze, von der jchwarzen Masse des Koheul gehoben, und auf Wangen und Stirne waren kleine, blaue Kreuze gemalt. Ein anderes Rial, wenn ich tief ins Innere zog, um den pittoresken Reiz jener wilden Landschaftsbilder zu genießen, an denen Kabylen so überaus reich ist, folgte sie auf kleinem Maultier, welches meine Malutensilien und Lebensmittel trug. Dann saß sie zu meinen Füßen und beobachtete jede meiner Bewegungen, als ob sie etwas neues für sie seien. In diesen Augenblicken erinnerte sie mich an einen Hund, den ich besaß, welcher während meiner Mahlzeiten kein Auge von mir verwandte. Messaouda war eine Blumenbinderin, die mit seltenem Geschick, Morgen für Morgen, einen Strauß von Blumen für mich band, der an Form und Farbe alles übertraf, was ich in Europa sah. Das duftige Blau des afrika nischen Himmels, das tiefe Rot der untergehenden Sonne, das satte Grün unseres Flusses waren ihre Grundfarben, Braune und gelbe Gräser, bizarre Blattformen und spitz zackige Palmen, aus denen goldene Blüten schossen, malten ein farbenglühendes Bild. Nie werde ich das anmutvolle Mädchen vergessen. Eines Tages kehrte ein vornehmer Araber bei EI Kharrouba ein: Sidi ben Sclah, Messaouda gefiel ihm. Jeder lobte ihre Eigenschaften. Die Heirat wurde be schlossen. Sie fragte man nicht. Sidi ben Salah kaufte seine Frau zu folgendem Preise: Seiner Schwiegermutter gab er eine goldene Brosche, ein zierliches Schmuckstück, 200 Douros (800 Mark), 10 lebende Hammel und eine Anzahl Hühner, die man am Tage der Hochzeit verspeißte. Dann ging es zum Kadi und die Festlichkeit begann. Arme Messaouda! Der Abschied von der Heimat war kalt. Aber in den Augen perlten sich Tränen, als ich ihr die Hand reichte. In der Nacht brach die Karawane auf, wüstenwärts. Nach Temerin im Gebiete der Sahara. Tage, Nächte, einen ganzen Monat dauerte der Wanderzug. Messaouda sang einförmige arabische Lieder auf der endlosen Straße durch den dürren, feinkörnigen Sand. Ein paar Tage fehlte mir etwas. Ihre kleine afri kanische Seele, die ihren Flug über die Berge genommen hatte Vermischtes. * Blutiger Kampf mit Wilderern. Wie man aus Kaiserslautern gemeldet, erschoß im Staatswalde bei Erbach der Jagdaufseher Leiner aus Jägersburg zwei Wilderer namens Graf und Meyer aus Erbach. Der Bruder des Aufsehers, der diesen begleitet hatte, wurde schwer verletzt. * UnfallimMünchenerZentralbahnhof. Heute morgen kurz nach 8 Uhr überfuhr ein von Lindau kommender Zug, der anscheinend nicht genügend gebremst worden war, bei der Ankunft im Zentralbahnhof zu München einen Prellbock. Darauf geriet der Zug auf den Bahnsteig und drang bis zur Perronsperre vor. Dort wurde ein Reisender von der Maschine des entgleisten Zuges erfaßt und schwer verletzt; eine Dame erlitt leichtere Kontusionen. * Ein schwarzer Sonntag für den Berliner Eissport. Eine Reihe von schwerer Unglücksfälle hat sich am Sonntag beim Eislauf auf den Gewässern in der Umgebung Berlins zugetragen. Fünf blühende Men- schenleben find vernichtet, in zahlreichen anderen Fällen gelang die Rettung der Verunglückten. — Die Toten des gestrigen Sonntags sind: Fräulein Luise Kirmse, die 18jährige Tochter des Kunstverlegers Otto Kirmse aus Halensee, Georg Swital, Bülowstraße 53, Fräulein Schnei der aus Rummelsburg, Portier Max Gelting, Kochstr. 5, und ein Schulknabe aus Spandau, dessen Name noch nicht 1. Etatte 145. K. S. Landes-Lotterie. Alle Nummer», hinter welchen lein Gewinn verzeichnet ist, sind mit ISO Mark gezogen worden. (Ohne Gewähr der Richtigkeit. — Nachdruck verboten.) Ziehung am 12. Januar 1904. 3V0VV Nr. 17W2. Adolf Hebenstreit in Leipzig. «»So» Sir. S47VS. Franz Kind L Co., Leipzig. äov« Nr. 2CtW. Emil Glänzel, Netzschkau i. V. 9166 856 808 866 455 411 900 810 662 668 (200) 120 583 (200) 233 1831 950 974 902 374 122 547 229 (200) 565 671 59 (200) 95 187 301 79 321 810 306 654 2055 986 353 422 384 780 202 249 557 889 700 436 3390 162 617 898 721 581 743 465 820 278 49 610 786 877 944 938 55 824 453 4606 103 743 955 370 732 507 (1000) 590 182 328 5916 781 15 753 237 270 601 748 214 2 (200) 914 559 «890 939 337 418 669 166 191 552 137 201 (1000) 610 290 578 791 7722 (200) 332 652 769 628 753 768 902 182 454 859 472 738 334 349 465 242 342 881 48 258 8069 708 194 787 805 892 (200) 949 722 (500) 339 890 383 559 381 8077 192 86 726 474 826 163 4 172 589 624 731 519 367 957 (200) 596 278 79 811 X9413 850 84 (1000) 753 365 11454 138 719 4 443 (200) 559 534 655 69 337 732 693 220 12 334 1S977 691 955 (200 132 548 621 365 350 822 353 110 13629 353 123 684 (200) 622 552 926 734 614 14194 (500) 104 336 503 30 986 871 318 (200) 874 765 277 714 933 57 413 17 813 401 (200) 679 199 15093 842 311 722 514 607 795 675 815 963 226 760 330 (200) 234 197 778 19761 851 98 326 180 596 575 123 157 559 701 64 191 1^197 441 830 595 117 884 819 52 826 778 1 868 67 304 92 857 18069 840 519 839 506 216 745 688 464 843 677 134 841 450 19110 374 679 381 (2000) 708 982 579 816 593 802 902 667 238 587 791 843 S9673 618 910 88 453 147 463 (5000) 616 (2000) 74 (200) 529 557 (200) SI949 602 105 753 871 488 848 567 (500) 704 778 865 725(200! 63 L2773 615 405 483 909 920 359 170 S3962 827 801 319 419 102 810 85 831 780 269 93 98 (200) 351 83 (1000) 125 669 286 440 899 770 111 589 818 S4901 451 42 711 858 729 963 324 379 853 758 660 260 (500) 525 5 85736 402 308 891 ä68 299 131 611 712 218 758 216 226 716 364 306 194 231 202 2 6359 440 334 721 472 447 5 (200) 411 149 244 585 942 177 623 760 681 268 521 27786 (200) 488 830 946 715 74 839 474 554 27 (200) 751 104 450 722 95 7 382 681 28744 262 388 684 959 507 242 597 75 687 978 852 (200) 644 166 655 366 997180112 311(200) 29828 357 178 390 965 29 81 272 74 131 (200) 825 401 708 »0333 340 635 451 213 (500) 568 948 581 208 12 196 63 194 648 910 320 (500) 629 718 »1767 176 172 280 (20M 245 575 317 459 989(500) 818 397 23 721 62 32095(200) 728(500) 686 222 398 798 384 167 144 427 278 622 36 (200) 28 379 298 883 »3343 195 24 (500) 263 551 (500) 413 158 952 666 498 853(200) 254 641 50 390 »4682 249 374 164 889 331 551(200) 48 744 431 603 909 559 653 811 3S163 416 454 33 617 383 624 (200) 312 (200) 985 489 868 803 40 756 970 369 80 36809 976 401 997 794 677 499 255 515 966 779 357 535 252 191 213 704 578 (200) 870 37758 211 (200) 176 452 701 65 194 (500) 728 128 (200) 577 524 510 »8818 379 732 798 801 482 (200) 727 233 213 835 39538 956 310 60 797 508 973 367 27 86 262 191 497 124 247 (500) 702 728 311 418 781 46431 133 554 335 229 701 (200) 915 313 397 172 695 175 731 810 478 222 899 321 503 41650 172 582 190 (200) 220 709 668 979 836 731 321 895 414 534 42L25 138 653 (200) 206 259 278 665 609 147 780 642 43608 (500) 517 132 924 107 749 951 328 511 100 411 44824 (200) 50 700 692 375 484 93 523 667 357 989 4»832 850 992 936 869 286 259 43 891 799 267 (200) 723 108 176 558 429 365 66 745 434 »6221 (200) 324 287 555 festgestellt ist. Unter den Geretteten befindet sich ein Justizra aus Berlin, seine Frau und seine 17jährige Tochter. Humoristisches. Monumcntopolis. Erster Berliner: „Merkwürdig auf diesem Platze steht ja noch kein Denkmal?" — Zweite'- Berliner: „Das soll wahrscheinlich ein Schmuckplatz bleibei z Im Ehekrieg. Mutter: Wenn Du einmal mu Deinem Manne Differenzen bekommst, gibst Du mir doch' gleich Nachricht?" — Tochter: „Jawohl, Mama, Du sollst sofort die Siegesdepesche erhalten." Mechichlm der Mim UM. Königliches Opernhaus. Donnerstag, 14. Januar. Carmen. „Carmen": Frl. Kann a G- » „Jose": Herr Sommer a. G. Ans. 7 Uhr. Freitag, 15. Januar. IV. Sinfonie-Konzert S. B. Solistifche Mit ¬ wirkung: Herr E. ä' Albert. Anfang 7 Uhr. Sonnabend, 16. Januar. Die Walküre. „Brünhilde": Frau Berger a. G. Auf. 6 Uhr. Sonntag, 17. Januar. Der Ratlcnscinger von Hameln. Ans. ^8 Uhr. Königliches Schauspielhaus. Donnerstag, 14. Januar. Zum ersten Mal: Der Strom. Ans. ( r8 Uhr. Freitag, 15. Januar. Der Strom. Anfang ^z8 Uhr. Sonnabend, 16. Januar. Nur kein Leutnant. Ans. ^8 Uhr. Sonntag, 17. Januar. Nachmittags 3 Uhr. Heilfried. Abends «Z8 Uhr. Der Strom. Montag, 18. Januar. Stella und Antonie. 879 904 80 325 909 905 373 338 47116 (200) 146 101 405 949 248 622 (30000) 716 36 821 552 29 780 958 672 453 694 23 19 48226 (200) 854 667 366 80 224 189 449 (2000) 325 586 345 41 560 498 458 151 4S286 (500) 877 638 216 805 98 220 (500) 550 381 880 568 841 731 569 620 (200) 181 467 774 609 532 14 »0460 (200) 730 408 73 750 204 991 719 (200) 29 434 179 51211 643 478 282 845 401 12 495 140 52446 51 685 588 (200) . 405 735 111 878 134 305 (200) 496 706 154 648 5S868 374 698 595 (200) 793 830 85 692 941 (200) 388 461 654 515 211 520 558 185 469 (200) 641 201 97 54537 408 497 437 860 30 44 899 777 (200) 522 712 785 354 572 128 608 753 251 (200) 560 189 55290 882 121 294 427 179 103 119 586 (200) 235 (500) 704 811 788 937 998 (200) 637 817 56932 732 606 629 273 516 500 902 958 294 346 451 672 413 370 534 487 57174 71 216 899 773 (200) 378 920 (1000) 983 (200) 874 129 849 343 58467 794 946 103 566 182 634 818 55 365 354 846 (200) 680 158 88 522 31 (200) 751 59562 826 428 672 892 957 23 146 317 950 622 186 60692 160 344 225 359 659 213 758 21 752 984 949 «1464 (200) 405 58 865 64 130 936 394 448 329 970 542 279 675 776 334 106 (200) 589 557 62455 226 34 683 649 770 380 403843 860 421 196 392 6 3697 851 670 497 529 98 598 921 (200) 213 572 (200) 624 699 (200) 811 (200) 196 124 64241 110 842 567 190 854 56 100 137 876 182 (200) 1S5136 (200) 158 (200) 968 693 903 (200) 811 961 427 177 937 557 474 991 65 955 933 66709 227 938 490 229 947 86 447 96 630 763 67601 (500) 796 106 248 120 285 955 602 433 344 214 379 (200) 107 111 (500) 189 (500) 644 682 6 8330 7.78 185 842 544 498 850 295 717 594 450 146 211 (200) 213 66257 (200) 410 844 609 551 568 174 982 (1000) 975 771 389 808 874 930 941 579 286 779 76076 769 173 602 154 202 386 (1000) 323 316 7 1503 (200) 242 347 86 513 138 709 (200) 134 40 539 579 382 72649 (500) 786 115 715 114 446 415 868 261 177 944 700 330 146 7»658 149 280 946 318 940 413 932 755 (500) 51 57 396 94 679 (500) 741 38 364 457 (200) 74994 233 888 740 735 (200) 189 215 444 866 322 634 518 (200) 75621 652 882 505 234 203 232 65 619 76750 917 593 181 333 (200) 321 60 502 526 644 257 129 681 144 334 111 125 20 991 824 77199 570 961 791 656 151 140 (200) 350 264 675 670 9Ü 88 996 207 662 474 419 617 97 761 217 797 884 78761 18 726 709 620 362 76 (200) 293 256 272 585 731 834 68 352 190 161 463 70958 406 785 . 412 6^0 /ooM 49 " 80496 983 128 197 116 147 870 399 440 10 81209 333 969 24 951 36 660 452 (200) 747 72 750 864 536 82883 746 631 739 817 231 949 685 495 147 103 955 127 808 869 930 317 69 236 772 726 (200) 83973 682 310 152 524 594 758 38 53 817 386 (200) 196 804 81 801 84954 53 708 (20000) 395 440 247 783 906 319 839 218 83851 (200) 707 693 113 (1000) 42 557 235 157 924 371 960 231 934 505 8 6675 (500) 32 247 100 329 700 209 (200) 659 259 64 238 845 777 87381 (200) 315 891 296 577 279 156 563 618 281 422 60 240 8 8852 297 691 79 505 566 832 684 311 785 712 (2000) 892 89284 67 299 591 (3000) 412 (500) 346 115 264 455 782 662 261 829 328 637 (200) 659 90608 896 276 47 430 804 437 491 591 199 893 736 598 665 91932 361 655 376 69 707 310 977 (500) 335 604 514 973 961 819 342 704 674 88 95 113 9S416 145 57 201 396 614 304 2 275 469 411 441 472 9 3577 794 832 942 686 910 233 77 112 (200) 978 268 208 261 368 94626 148 198 731 357 268 605 75 603 964 914 376 204 652 (1000) 922 93750 390 364 374 650 163 422 264 895 721 491 959 144 520 (500) 635 332 (200) 550 441 798 638 767 9K750 20 301 106 226 42 724 (200) 7 99 557 599 196 163 381 92351 544 387 243 391 332 827 878 929 344 907 550 396 670 (500) 252 574 740 815 933 9 8000 (200) 151 715 203 982 744 951 803 432 628 99551 346 (200) 49 75 (500) 161 301 150 15 955 363 123 650 406 882 644 248 676 (200) 643 378 707 910 423 82 (500) Die letzten Tuge von 8t. Werre. Erzählung aus der Katastrophe aus der Insel 1 Martinique von Tony Kellen. I. ria»e. Die Villa der Frau Alice Garrick in den Elyseeischen Ge filden in Paris bildet gewissermaßen eine exotische Kolonie in der französischen Hauptstadt. Man trifft dort das ganze Jahr hindurch vornehme Amerikaner an, die auf kürzere oder längere Zeit der Weltstadt an der Seine einen Besuch ab- statten. Frau Garrick ist eine Südamerikanerin, die sich auch nach dem Tode ihres Mannes nicht hat entschließen können, nach der neuen Welt zurückzukehren. Sie hat ein bedeutendes Ver mögen, das ihr erlaubt, in dem vornehmsten Viertel von Paris ein sorgenfreies Dasein zu führen. In ihrem gastfreundlichen Hause sind ihre Bekannten stets der herzlichsten Ausnahme sicher. Seit kurzem mohnt eine reiche junge Dame aus Westindien, Fräulein Liane Picard, bei Frau Garrick. Sie ist der ver hätschelte Liebling des Hauses. Obschon sie jetzt bald zwanzig Jahre zählt und nach amerikanischer Sitte eine ziemlich freie Erziehung genossen hat, besitzt sie einen wenig selbständigen Charakter. Sie ist launenhaft und verwöhnt und will jeder zeit ihre Wünsche erfüllt sehen. Die Mittel dazu stehen ihr ja auch zu Gebote, denn ihr Vater hat ihr, seinem einzigen Kinde, nie eine Beschränkung auferlegt. Sie stammt von der Insel Martinique, einer der fran zösischen Antillen, die zwischen Nord-und Südamerika liegen. Ihr Vater, Rogar Picard, war einer jener Industriellen, die jetzt auf der Insel die Stelle der einst so herrschjüchtigen Pflanzer einnehmen; kühn und unternehmungslustig wie er war, hatte er es zu einem großen Reichtum gebracht, der es ihm somit ermöglichte, einen großen Teil des Jahres in Paris zuzubringen. Liane hatte ihre Mutter früh verloren Md war in. einem vornehmen Pensionat erzogen worden, in welches ihr Vater sie geschickt hatte, da er selbst nicht imstande war, ihr das nötige Wissen und die nötige Bildung beizubringen. Nicht als ob er nicht die Kenntnisse dazu gehabthätte, aber erwußte wohl, daß er nicht die Fähigkeit dazu hatte. Er war ein Weltmann durch und durch und für einen gemütlichen Haus halt und für eine geregelte Kindererziehung hatte er nie Sinn gehabt. Auch als Liane das Pensionat verließ, wollte er sie noch nicht in ihre Heimat zurückberufen. Er ließ sie vielmehr bei Frau Garrick in Paris, wo sie in das gesellschaftliche Leben eingeführt wurde. Hier sollte sie sich den Schliff und die Eleganz aneignen, die ihr als die Erbin eines großen Ver mögens dereinst erlauben sollte, auch in der Gesellschaft den ihr zukommenden Rang einzunehmen, denn auch auf Martinique haben Kultur und Sitte längst ihren Einzug gehalten, und Ein heimische wie Kreolen, die den besseren Kreisen angehören, wollen durchaus nicht hinter dem feinen Ton der Franzosen zurück stehen. Picard hatte große Zuckerplantagen auf der Insel Marti nique und eine Zuckerfabrik in einem Vorort von St. Pierre, aber seitdem diese Industrie infolge der erhöhten Arbeitslöhne und der gesunkenen Zuckerpreise nicht mehr so rentabel war wie früher, hatte er seine Numbrennerei vergrößert, die jedes Jahr einen hohen Gewinn abwarf. Er fuhr in der Regel zweimal im Jahre nach Frankreich, um die Handelshäuser zu besuchen, mit denen er in Verbindung stand. Die übrige Zeit widmete er in Paris seiner Tochter und seinen Vergnügungen. Mehrmals hatte ihn ein jüngerer Landsmann begleitet, Frank Thomson, den ebenfalls die Geschäfte und das Amüsement nach Frankreich führten. Thomson war ein Nachkomme jener Pflanzer, die vor der französischen Revolution das Land bebauten. Dieses einst so stolze Geschlecht ist seit der Abschaffung der Sklaverei beinahe ganz ausgestorben; es leben nur mehr wenige und diese tragen ihre Armut mit Stolz. Thomson pflegte dagegen sehr nobel aufzutMn, mit jener Sicherheit, wie sie dem richtigen Amerikaner eigen ist. Er be saß einen großen Grundbesitz, aber es hieß, er sei verschulde' Er hatte von Anfang an mit unzulänglichen Mitteln gewirt- schäftet und er war auch nicht der Mann, um sich aus den Schwierigkeiten herauszuhelfen, mit denen er zu kämpfen hatte Statt auf seinen Plantagen zu bleiben und selbst den Be trieb zu leiten und zu überwachen, brachte er einen großen Teil des Jahres in Paris zu. Er lebte hier auf großem Fuße, wie so mancher seiner Landsleute von Martinique, deren Mittel das zuließ. Schon lange suchte er durch eine reiche Heirat seine Ver hältnisse wieder in Ordnung zu bringen, aber er hatte damit keinen Erfolg. Zuletzt hatte er sein Augenmerk auf Fräulein Picard geworfen, und diese schien ihm auch keineswegs abhold zu sein. Aber als sie von ihrem Vater näher über seine Ver mögenslage unterrichtet worden war, behandelte sie ihn bald mit vornehmer Reserviertheit, bald mit spöttischer Ueberlegen- heit, wie einen Mann, dessen Liebeswerben nicht ernst zu nehmen sei. Eines Tages gab Frau Garrick eine intime Soiree. Es war eigentlich kein besonderes Fest, denn in ihrem Hause fand sozusagen jeden Tag Empfang statt. In den mit einem ge wissen exotischen Luxus ausgestatteten Räumen ihres Hauses bewegte sich eine teils aus Franzosen, teils aus Amerikanern bestehende Gesellschaft. Es waren Leute von den verschiedensten Ständen, denn es herrschte dort eine sehr freie Geselligkeit und es war gar nicht schwer, dort eingeladen zu werden. In dieser ungezwungenen Gesellschaft, in der Französisch und Amerikanisch durcheinander schwirrte, je nachdem sich gerade Gäste zusammenfanden, denen die eine oder die andere Sprache geläufiger war, war Georg Esparmont vielleicht der einzige, der sich etwas unbehaglich fühlte. Er war ein junger Elsässer, der aber als Franzose naturalisiert worden war und der das Französische wie seine Muttersprache beherrschte.
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