Volltext Seite (XML)
80000 Mk. abgeschlossen, in 1000 Tagen 40000 Kilometer zu Fuß zurückzulegen. — Einen Monat ohne Vollmond wird das Jahr 1904 aufweisen, und zwar ist dies der Februar. Dieses Vorkommnis wiederholt sich nur etwa aller 19 Jahre. So gab es 1847 im Februar keinen Vollmond, dagegen im Januar und März je zwei. Auch in den Jahren 1866 und 1885 trat derselbe Fall ein und er wird sich nun 1904 wiederholen. Vermischtes. * Ueber die Vergiftungen in der Darmstädter Kochschule wird noch folgendes berichtet: Es ist sehr schwierig, den Ursprung des Giftes festzustellen, das sich in den zu Salat verwendeten konservierten Bohnen be funden hat. Zur Bereitung des Bohnensalats wurde nämlich der Inhalt mehrerer Büchsen zusammengeschüttet, die verdorbenen Bohnen vermischten sich mit unschädlichen, und weitere Zersetzungen fanden statt. Die gifthaltige Büchse selbst war nach der Füllung nickt zugelötet worden, sondern trug einen Deckel mit Kautschukrand, und nur dessen Druckstange hatte man verlötet; demnach erscheint eine Bleivergiftung ausgeschlossen. Sämtliche jetzt ver nommenen Zeugen stellten wiederum fest, daß der ge fahrbringenden Büchse beim Oeffnen ein penetranter Ge ruch entströmte. Deshalb ist es unerklärlich, daß die Leiterin der Kochschule trotzdem die Bohnen für gut er klärte und selbst davon aß; durch ihr Beispiel wurden mehrere Tischgäste gleichfalls zum Essen der Bohnen ver leitet und in den Tod gebracht. Auch die leere Büchse verbreitete noch mehrere Tage lang einen geradezu ent setzlichen Geruch. Das heute Nacht verstorbene achte Opfer der unseligen Affäre war die dreizehnjährige Tochter Elise der Witwe Hüfner, welche selbst am Donnerstag der Vergiftung erlag. 'Ein Lesebuch aus dem Jahre 1607. Das „Strand Magazine" reproduziert einige Stellen aus einem Lesebuch über „Vierfüßige Tiere," das für den ältesten Sohn des englischen Monarchen James I. gedruckt wurde. Darin heißt es u. a.: Laßt uns mit dem König der Tiere anfangen. Löwenknochen sind so hart, daß sie alsbald mit einem Schwamm zum Feuerschlagen benutzt werden können. Sie haben kein Mark. Der Hals besteht aus einem Knochen ohne Knorpeln. An den Hinterfüßen hat der Löwe fünf Klauen, und die Pupillen seiner Augen sind pechschwarz. Löwen fressen und trinken nur einmal alle zwei Tage. Früher konnte in England ein Löwe edles von unedlem Blute unterscheiden. Das Kamet hat einen doppelten Bauch, entweder weil es einen großen Leib hat oder weil es Gesträucher und Kräuter frißt. Das Tier liebt stinkendes Wasser und trinkt Flußwasser nicht eher, als bis es den Fuß benäßt hat. Es lebt 100 Jahre, wenn es die Luft vertragen kann. Man schlägt nicht ein Kamel, sondern man singt ihm etwas vor. Es läuft dann so schnell, daß ein Mensch ihm kaum folgen kann. Ziegen können bei Tage und bei Nacht sehen. Wenn ein Blinder sehend werden will, so soll er eine Ziegenleber essen. Eine Ziege atmet durch die Nase und die Ohren. Der Biber vermag am stärksten zuzubcißen, und was er einmal gepackt, läßt er nicht wieder fahren. Seine Hinterfüße ähneln denen der Gans, und seine Vorder süße gleichen denen des Affen. Mit seinem Schwänze rudert er wie ein Fisch. Es ist sehr amüsant und lehr reich, mehrere Biber an der Arbeit zu beobachten: Einer der Kameraden legt sich auf den Rücken, nimmt mehrere Sträucher zwischen die Zähne, und seine Genossen schleppen ihn am Schwänze nach ihrer gemeinsamen Behausung. Humoristisches. In der Schule. Der Lehrer fragt den kleinen Moritz Rosenbaum: „Wieviel Füße hat denn der Mai käfer?" „Andere Sorgen Ham Se nix, Herr Lehrer?!" ist die Antwort des hoffnungsvollen Jünglings. (Scherer.) Vom kleinen Heimar. Es sind Gäste zu Tisch geladen. — Der kleine Heimar hat seinen Braten artig gegessen. Dann zeigt er auf die Schüssel und sagt: „Mama, ich will noch ein Stück." „Kinder haben kein „will," meint Mama verweisend. Der kleine Heimar nach kurzem Schweigen: „Aber sie haben ein „möchte", nicht wahr, liebe Mama?" (Scherer.) Im klimatischen Kurort. Kommerzieurätin: „Willibald, öffne doch's Fensier, damit das Klima herein kommt." Am Telephon „Verzeihen, Herr Ne'mentsadjutant! War morjens nich im Dienst und wollte mich nur erkun- dijen, ob Mäntel von jesteru noch vorschriftsmäßig sind?" (Münchener Jugend.) Stimme aus England. „Der Krieg zwischen Rußland und Japan ist Gott sei Dank leider noch immer nicht ausgebrocheu!" (Münchener Jugend.) Fatale Bestätigung. A.: „. . Als Du mich um die 100 Mark angingst, sagtest Du mir doch, daß Du die- selben blos für eine kurze Zeit brauchtest!?" — B.: „Ge wiß! In einem Abend hab' ich dieselben ganz aus gegeben!!" Höchster Grad. A.: „Du, ist Euer Amtsvorsteher immer so grantig?!" — B.: „Das glaub' ich! Wenn der einmal lachen will, geht er in den Keller, damit es nie mand sieht!" NchnisMWi MSm Deckt. Königliches Opernhaus. DienStag, 2. Februar. Mignon. Anfang '/.,8 Uhr. Mittwoch, 3. Februar. Samson und Dalila. Anfang '/z8 Uhr. Donnerstag, 4. Februar. Alpenkönig und Menschenfeind. Anfang ','28 Uhr. Freitag, 5. Februar. Tosca. Anfang ^8 Uhr. Sonnabend, 6. Februar. Joseph von Egypten. Anfang 1/28 Uhr. Sonntag, 7. Februar. Der Freischütz. Anfang '/>,8 Uhr. Königliches Schauspielhans. Dienstag, 2. Februar. Novella d' Andrea. Anfang */z8 Uhr. Mittwoch, 3. Februar. Der Strom. Anfang h'28 Uhr. Donnerstag, 4. Februar. Zum ersten Mal: König Saul. Anfang 7 Uhr. Freitag, 5. Februar. Novella d' Andrea. Anfang 7-8 Uhr. Sonnabend. 6. Februar. König Saul. Anfang 7 Uhr. Sonntag, 7. Februar. Stella und Antonie. Anfang ^28 Uhr. Montag, 8. Februar. Novella d' Andrea. Anfang ftz8 Uhr ALrchennachrichten a. Aeffelsdsrf. (November und Dezember 1903.) Getauft: Ein Sohn: Dem Bergarb. M. E. Wagner, Kieinopitz; d. Gutsbesitzer A. H. Rump, Kaufbachs d Bergarb. R. B. Zimmer, Kieinopitz: d. Bergarb. E. R. Fischer, Oberhermsdors; d. Gutsbesitzer O. F. Henker, Kesselsdorf; d. Handelsmann P. O. Kotsch, Kesselsdors; d. Bergarb. E. N. Bode, Oberhermsdorf; d. Bergarb. P. H. Sauer, Ober- Hermsdorf; d. Kutscher K.A. Küche, Kieinopitz; d. Bergarb. F. O. Pietzsch, Wurgwitz: d. Wirtschaflsbesitzer E. I, Eibing, Wurgwitz; d. Bergarb. H. E. Rühle, Wurgwitz; d. Bergarb. H. E. Franz, Oberhermsdorf; d. Bergarb. E. B. Scharfchuch, Oberhermsdors; d. Bergarb. B. R. Nikolai, Kesselsdors; d. Bergarb. B. H. Moriack, Braunsdorf: d. Bergarb. M. E. Rothe, Wurgwitz; d. Bergarb. E. M. Mehlig, Braunsdorf ; d. Glas macher A. O. Hendreschke, Wurgwitz. Eine Tochter: Dem Gutsbesitzer W. A. Hermsdorf, Kaufbach; d. Gußstahlfabrikarb. A.B. Henker, Rieder- Hermsdorf; d. Fuhrwerksbesitzer F. O. Göpfert, Braunsdorf; d. Bergarb. H. G. Rose, Kaufbach; d. Tagearb. F. P. Breischneider, Oberhermsdorf; d. Lagerhalter M. E. Thiersch, Braunsdorf: d. Bergarb. F. E. Rost, Braunsdorf; d. Geschästsbesitzer E. W. M. Rosenkranz, Kesselsdors; d. Milchhändler E. R. Wedermann, Wurgwitz; d. Milchhändler E. A. Bierig, Niedcrhermsdorf; d. Bergarb. K. A. Schefter, Wurgwitz; d. Berg arb. B. N. Gürtner, Kesselsdors; d. Bergarb. E. M. Kühn, Kesselsdorf; ). Hausbesitzer und Restaurateur F. O. John, Mederhermsdors; d. Ge- chirrsührer K. H. Kahl, Braunsdorf; d. Gutsbesitzer I. G. E. Schramm, Mederhermsdors; d. Bergarb. P. A. Erfurt, Braunsdorf; d. Bergarb. E. B. Reichardt, Oberhermsdors; d. Bergarb. A. B. Beyer, Kesselsdors; d. Bergarb. O.E. Zieger, Oberhermsdors; d. Glasfabrikarb. K. F. Schiffel, Wurgwitz. Getraut: K H. Heinrich, Bergarb. in Kesselsdors mit L. I. geb. Wacker daselbst; M. E. Gruner, Stallschweizer in Kesselsdorf mit E. P. geb. Baumann daselbst; E. P. Tittel, Zimmermann in Dresden mit A. M. geb. Gnauck, Hebamme in Kesselsdors; E. M. Schlegel, Kutscher in Waldheim mit M. L geb. Benisch, Mederhermsdors; A. Th. Zimmer mann, Buchdrnckmaschinenmeister mit E. S. geb. Richter, Wurgwitz. Bestattet: Frau A.P. Knebel geb. Meißner, Schuhmacherswüwe, Braunsdorf (49 I. 3 Mon. 19 Tg ); O. E. Rumberg, Berginvalidens- tochter, Wurgwitz (13 Tg.): G. O. Göpsert, Fuhrwerksbesitzerstochter, Braunsdorf (1 Mon. 14 Tg.); Frau A. F. verw. Starke, geb. Reimer, Pensionärin, Niederhermsdorf (83 I. 19 Tg.): G. E. Dreißig, Berg arbeiterstochter, Wurgwitz (4 Mon.); H. A. Starke, Maurersfohn, Rieder ¬ hermsdorf (8 Mon. 6 Tg.); E. G. Bretschneider, Schachtmeisterstochter, Niedcrhermsdorf (1 I. 3 Msn. 18 Tg.); F. A. Kießling, Berginvalide, Niederhermsdorf (66 I. 7 Mon. 2 Tg.); H. M.Börner, Glasschleisers- sohn, Wurgwitz (7 Mon. 21 Tg.); H. B. Mildner, Fabrikarbeiterssohn, Wurgwitz, (7 Mon. 21 Tg.); Fran I. M. Dörfel, geb. Eitonkel, Oberlehrersgattin, Niederhermsdors (49 I. 2 Mon. 15.); K. A. Börner, Bergarbeiter, Niederhermsdorf (59 I. 5 Mon. 19 Tg.) Kathreiners Malzkaffes hat sich überall dort besonders eingebürgert, wo msn bei Auswahl der Speisen und Getränke den Hauptwerk auf deren gesundheitsfördernde Eigenschaften legt: in der Familie, in Erziehungs-Anstalten, in geistlichen Ge meinschaften, in Krankenhäusern, in Sanatorien u. s. w. Das ist selbstverständlich keinZufall, sondern einfach die natürliche Folge der ausgezeichneten Erfahrungen, die man mit Kathreiners Malzkaffee als täglichem Ge- nußmittel überall gemacht hat. Geschäftliches. „Vauernfreude" hat nicht den Zweck, als Er satz für Futter zu dienen, wird überhaupt nicht als Futtermittel, sondern lediglich als anregendes Würz mittel angeboten und erfüllt als solches seinen Zweck in der glänzendsten Weise: „Bauernfreude" steigert die Freßlust, stärkt die Verdauungskräfte und erhöht so die Ausnützung des Futters bis zur möglichsten Höhe. Wir empfehlen daher, jegliches Futter bei jeder Mahlzeit mit einer ganz geringen Menge — etwa einigen Messer spitzen voll — zu bestreuen; auf diese Art werden alle Jung tiere, insbesondere die Schweine, von Verdauungsstörungen frei bleiben und durch rasches, gesundes Heranwachsen und entsprechende Körperzunahme die verhältnismäßig geringen Ausgaben vielfach ersetzen. Schlachtvi-Hpreif- auf dem Dresdner Viehmarkte am 28. Januar 1904. Marktpreise für 50 Kß in Mark. Tiergattung und Bezeichnung. Lebend- Schlacht- Ger sicht Ochsen: a vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwertes b. bis zu 6 Jahren Oesterreicher desgleichen 2. junge fleischige, nichi ausgemästeie — ältere ausgem. 3. mäßig genährle junge, — gut genährte ältere 4. gering genährte jede» AlterS Kalben und Kühe: r. vollfleischige, ausgemästeie Kalben höchsten Schlacht- wertes 2. vollfleischigs, ausgemästete Kühe höchsten Schlacht wertes bis zu 7 Jahren 3. ältere ausgeinästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. mäßig genährte Kühe und Kalben 5. gering genährte Kühe und Kalben Bullen: 1. vollfleischige höchsten Schlachtwertes 2. mäßig genährte jüngere und 'gut genährte ältere 3. gering genährte Kälber: 1. feinste Mast- (Bollmilchmast) und beste Saugkälber 2. mittlere Blast- und gute Saugkälber 3. geringe Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fresser^ Schafe 1. Mastlämmer 2. jüngere Masthammel 3. Aeltere Masthammel 4. mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafej Schweine 1. s) vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuz ungen im Sliter bis zu l'/st Jahren 1. d) Fettschweine 2. fleischige 3. gering entwickelte, sowie Sauen 4. Ausländische Auftrieb: Zusammen 3180 Tiere und zwar: Kalben und Kühe, 18 Bullen, 1020 Kälber, 38 Schafe, Gef chäftSgang: Bei Kälbern fehl langsam, bei S Mk. 37-40 38-41 34-36 30-32 25-27 35-37 32 - 33 29-31 26 -28 37-39 33 35 29 - 31 45-48 42-44 38-40 39 -40 37-38 35 -36 38 - 39 39-40 36 -37 34-35 20 Ocl 2062 S chweincr Mk. 67-70 69-72 65-67 60 -62 50—53 62-65 58 -60 54—56 50-52 48 63—67 58-62 54-56 68—72 65-67 60—63 75—76 72-74 68—69 64-66 51—52 52-53 48—50 46-47 yeu 22 chweine. schlecht. WrumMde. 4 Roman von Gersegg. Damit nahm er seine Dienstmütze und verließ das Zim mer! „Ich gehe nach dem Hafen." Marie saß eine Zeitlang nachdenklich. Der Vater hatte recht, wenn er sie ein stolzes Mädchen nannte, wie er von einem schönen Dreimaster gesagt haben würde, es sei ein stolzes Schiff. Sie war 24 Jahre alt, groß und schlank und von wunder bar schönen Formen! ihr braunes volles Haar, das ihr bis zu den Knieen reichte, umrahmte ein eoles, vornehmes, etwas blasses Gesicht; im Ganzen eine Gestalt, von der Goethe den Diplomaten läßt: „Fürstinnen hab ich dieser Art gesehen." Seltsam waren ihre Augen: Wenn sie ihren Kutter steuerte den scharfen Blick auf Wind und Wetter gerichtet, dann waren sie hellgrau wie Stahl; in eifriger, ernstlicher Unterhaltung dunkel, fast schwarz;- wenn sie freundlich lächelte — aber sie lächelte selten —, dann warer sie tiefblau, wie der Himmel. Dianas Geburt hatte ihrer Mutter das Leben gekostet, während der Vater auf seinen Afrikareisen war. Eine unver heiratete Schwester der Verstorbenen sührte dem Schwager Vann den Hausstand, bis auch sie starb — Maria war da mals acht Jahre alt — und Capitän Hartungg, der zu jener Zeit endgiltig die Seefahrt aufgegeben hatte und sich nicht wieder verheiratete, übernahm nunmehr als erfahrener See mann, der Alles kennt und Alles kann, die Führung des Haus haltes selbst, er machte den Küchenzettel, stellte Dienstboten an und jagte sie wieder fort — letzteres recht häufig — aber die Sache mußte gehen, und sie ging. Frühzeitig schon leitete er auch Maria in diesem Sinne an, und als sie ihr siebzehntes Jahr vollendet hatte, eröffnete er ihr: Sie hätte jetzt ausge lernt, sie sei ein tüchtiges Mädchen, und er träte ihr den Hausstand ab — er l'ätte genug davon. Hartungg war ein Diann von wenig Worten, aber ein Diann von Wort: Er überlieferte ihr die Schlüssel, er über lieferte ihr die Kasse und kümmerte sich von Stund an nicht weiter uni den Hausstand. Als Maria aus ihren Träumereien erwachte, setzte sie ihren Hut auf, ging in die Küche, um den Hausmädchen einige Ickweisungen zu erteilen, da sie einen Ausgang machen wolle, von dem sie in einer Stunde zurückkehren würde, und trat durch die Hintertür in den Garten; diesen durchschreitend ge langte sie zu einem Bollwerk, das ihr Vater an dem vorhin erwähnten Steinmall hatte aufführen lassen, und an dem der Kutter angekettet lag. Sie war länger als acht Tage nicht gesegelt; woher ihr gerade heute der Gedanke kam, wieder einmal hinaus zu iabreu, wußte sie nicht, legte sich auch keine Rechenschaft da rüber ab: Sie lebte in einer sovo. mdigen Unabhängigkeit, daß es für sie, selbst ihrem Vater gegenüber, keines andern Notws für irgend ein Tun oder ein Unterlassen bedurfte, als ihres Willen?. — Das junge Mädchen trat in das Fahrzeug, nachdem sie die Schutzhüllen entfernt hatte, zog sie mit kräftigem Armen die Segel hoch, eins nach dem anderen, nach allen Regeln der Kunst, überzeugte sich, daß alles laufende Tauwerk glatt durch die kleinen Blöcke tief, daß Niemen und Dollen gebörig zur Hand seien, nnd löste dann die Keite, nn; mit kräftigem Stoße des Bootshakens den Kutter in sreies Wasser zu bringen. Dann setzte sie sich an's Steuer, holte die Schoten an, und das elegante kleine Fahrzeug, sich leicht zur Seite neigend, glitt behende vorwärts nach Norden zu. — Kapitän Hartungg hatte das Boot vor einigen Jahren nach seinen eigenen Ideen und Plänen in Danzig bauen lassen, und seine Tochter hatte es „Brunhilde" getauft. Der alle Herr war verdrießlich: „Brunhilde", was war das für ein Name! Wer heißt „Brunhilde"? Eher schon Mathillde. Oder warum nicht einfach „Maria"? Das junge Mädchen be hielt aber ihren Willen, und „Brunhilde" las man in goldenen Buchstaben zn beiden Seiten des Buses. — Es ivar ein schöner, frischer Herbstmorgen; der gestrige leichte Nordwesi batte sich zum Westen gedreht und schob nnn mäßig hohe, gleichmäßige Wellen vor sich her, der Küste ent lang; im Südweften hatten sich allerdings einige dunkle, Wolken zusanimengeballt, sonst aber war der Himmel klar und die Sonne glitzerte munter im Kielwasser des Bootes; im Norden zog unter vollen Segeln ein Dreimaster seine einsame Straße — wohl der Segler, der gestern Abend auf der Rhede lag — und ganz, ganz fern ein Nauchwölkchen — ein Dampfer ans St. Petersburg. Sonst nichts auf 1>er endlosen klaren Wasserfläche vor ihr so weit das Auge reichte; die Fischer waren wohl, besseren Fanges wegen, weiter nach Osten gegangen: Aber wo war Klappenbart mit seiner Sloop? — Wo war der Maler?— Die „Brunhilde" machte rasche Fahrt voraus, und die Küste entschwand langsam den Blicken; der Wind kam auf, und Maria erhielt ein paar Spritzer in's Gesicht; aber gerade als sie einen Augenblick daran dachte aus der kleinen Cajüte einen wasserdichten Seemannsrock ihrs Vaters zu holen, um ihn über die Schultern zu werfen, erblickte ihr scharfes Auge, recht voraus, in weiter Entfernung ein Segelboot, das in irgend einer Weise Havarie erlitten zu haben schien, denn das Segelwerk schlug unruhig im Winde hin und her- Das junge Mädchen warf einen prüfenden, bedenklichen Blick ins Wetter, dann holte sie die Schoten etivas straffer an und hielt sest ans das fremde Fahrzeug zu. Auch in diesem waren vier scharfe Augen, die das nahende Boot beobachten: Schiffer Klappenbart und der Maler. Sie waren, wenn auch nicht gerade in Not, doch einiger maßen in Verlegenheit; das Fall des Großsegels, durch langen Gebrauch zerschlissen und nicht in Stand gehalten, war plötz lich gebrochen, die schwere Gaffel mit dem Segel war zur Hälfte heruntergesunken, und unter Flüchen nnd abwechselnd unter Rechtfertigungen gegenüber seinem Fahrgast mühte Klappenbart sich vergeblich ab, .das im Winde wütend hm und her schlagende Segel gänzlich herunter zu bringen. . -